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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Dissertation in der Physiologie oder Pharmakologie



DrNolte
11.11.2010, 20:26
Ich bin im Moment intensiver dabei, mich mit dem Thema Dissertation auseinander zu setzen. Um einfach mal Forschungsluft zu schnuppern, würde ich gerne eine klinische/experimentelle Arbeit machen, wobei ich auch nicht mehr als ein Freisemester nehmen will.

Zuerst hatte ich mit der Anästhesie oder der Inneren als Gebiet geliebäugelt, weil mich die Fächer auch für die spätere Facharztwahl reizen. Nun kam mir auch die Idee, evtl. in der Pharmakologie oder Physiologie ein Thema zu suchen. Dort scheint, so höre ich öfter, die Betreuung oft besser zu sein.

Wie unterscheidet sich eine Arbeit in der Pharmakologie bzw. Physiologie von einer in einem akutklinischen Fach? Ist das auch mit einem Freisemester zu schaffen? Ist es später von Nachteil, sofern man später noch forschen will, nicht in dem Fach eine Dissertation geschrieben zu haben, wo man später arbeiten will?

Kackbratze
11.11.2010, 21:07
So doof wie das auch klingen mag, pauschale Antworten gibt es hier nicht, allein schon weil alle deine Fragen von Uni zu Uni, Abteilung zu Abteilung, von Thema zu Thema und vorallem Betreuer zu Betreuer unterschiedlich sind.

Da wo Du bist fragst Du am besten selber direkt vor Ort nach und wendest Dich an die entsprechenden Abteilungen.

Viel Erfolg! :-top

ledoell
12.11.2010, 06:51
bin gerade dabei, meine diss in der physiologie zu organisieren, usus ist es hier wohl, ein freisemester und die angrenzenden semesterferien (also vorher und nachher) dafür zu reservieren....dass das wirklich in jedem fall ganz sicher klappt, kann einem natürlich vorher keiner garantieren, ist halt wissenschaft...

über pharma kann ich nichts sagen....

Kackbratze
12.11.2010, 07:58
und das gilt für Mainz und ist wie schon gesagt, von Uni zu Uni und Betreuer zu Betreuer unterschiedlich.

sdae
12.11.2010, 08:07
Ich hab in der Mainzer Pharma die diss gemacht und bin sehr zufrieden. 1A Betreuungsverhältnis gehabt, und das war auch in den anderen AGs so.

Natürlich kann man das nicht verallgemeinern, wie Kackbratze schon richtig schreibt ist es immer direkt abhängig vom Betreuer, den du hast.

Ich denke, der Vorteil in einem klinisch-theoretischen oder vorklinischen Fach ist jedoch, dass man es mit Leuten zu tun hat, die eigentlich nur Forschung und Lehre machen und aus der Patientenversorgung raus sind. Von daher haben sie vielleicht mehr Zeit sich mit einem hinzusetzen und Dinge durchzugehen, sind die Ausbildung von Diplomanden und Doktroranden gewöhnt und mehr in der Methodik drin, die ja auch sitzen muss.

Ein Pauschalurteil möchte ich nicht abgeben, für mich war es wichtig ein breites molekular und zellbiologisches MEthodenspektrum zu erlernen, und da war ich in der Pharma grade richtig.

Allerdings: 2 Freisemester gemacht und auch sonst viel dagewesen. Geht aber auch mit einem Freisemester.

DrNolte
12.11.2010, 13:32
Mir ist klar, dass man da nie ein Pauschalurteil erwarten kann. Trotzdem sind natürlich auch beispielhafte Einblicke sehr nützlich.

War ihr dann während des Freisemesters und den angrenzenden Ferien den ganzen Tag im Labor?

sdae
12.11.2010, 13:36
10 bis 20 Uhr und oft auch Wochenends.

DrNolte
12.11.2010, 14:01
Ist das denn typisch für die Pharmakologie für eine medizinische Dissertation 2 Freisemester mit solch einer Arbeitsbelastung zu benötigen?

sdae
12.11.2010, 14:40
Nein.


Ich hab's einfach gerne gemacht und deswegen Herzblut reingelegt. Und mich auch drüber gefreut die ganzen mol-biol. Methoden zu lernen. Ist halt genau das, was ich machen will. Es hat mich auch keiner gezwungen, ich hatte einfach mein Projekt frei zur Bearbeitung, keine Kernarbeitszeiten oder irgendeine Verpflichtung, war einfach ein Kommen und Gehen, wann ich wollte. Aber wenn es das eigene Projekt ist, und man eigene Ideen umsetzen kann, dann macht das eben Freude.

Du kommst auch mit weniger Aufwand durch. Ich denke bei einem vernünftigen Thema (Fragestellung klar und nicht "schaun wir mal") sollte 1 Freisemester + Urlaub + noch Arbeit nebenher während der verbleibenden Semester ausreichen.

Wobei halt experimentelle Arbeiten dazu neigen, nicht so zu verlaufen, wie man sich das denkt, Erfolge können sehr lange auf sich warten lassen und generell zweifelt man zwischen durch sehr an sich selbst. 98% der Arbeit ist für die Tonne, aber die 2% machen glücklich. Und es kann halt auch immer schief gehen. In einem der Bücher über Dr-Arbeiten (ich glaube, dem von Springer) stand drin, dass 2/3 der experimentellen Arbeiten wieder abgebrochen werden. Von daher: Augen auf bei der Suche und mit früheren Doktoranden sprechen.

Flemingulus
12.11.2010, 16:33
Ist das denn typisch für die Pharmakologie für eine medizinische Dissertation 2 Freisemester mit solch einer Arbeitsbelastung zu benötigen?

Formaler Erfolg (=erfoglreiche Dissertation) ist bei experimentellen Arbeiten in einem theoretischen Fach nicht planbar aber (wenn die äußeren Voraussetzungen, i. e. Betreuung, Apparative Ausstattung, definierte Fragestellungen) erzwingbar.

Wenn es bei einer solchen exp. Doktorarbeit mit günstigen Rahmenbedinungen (!) normal läuft, kommt bei 1 Freisemester plus vorne und hintendran investierte Semesterferien auch mit einer deutlich geringeren Wochenarbeitszeit als bei sdae genug zusammen, um damit zu promovieren.

Wenn es aber (unvorhersehbarerweise, da Erfolg eben nicht planbar ist) schlecht läuft, kann es trotz eigentlich vernünftigem Thema, etablierter Methodik und guter Betreuung dennoch passieren, dass man vor der Wahl steht, 12-Stunden-Tage plus angeknackstes Wochenende zu investieren oder eben die Brocken hinzuschmeißen. Wenn hingegen Betreuung oder Themenstellung insuffizent sind, ist es von vorneherein nahezu hoffnungslos, außer der Doktorand ist ein richtiger Crack.

Auf einem ganz anderen Blatt als der formale Erfolg steht der wissenschaftliche Erfolg (= Generierung wissenschaftlich verwertbarer Ergebnisse). Da ist ein Einsatz in der Größenordnung von sdae die Regel - und in hochkompetitiven Forschungsfeldern, wo viele Gruppen weltweit miteinander konkurrieren, ist das bei den wissenschaftlich erfolgreichen Doktoranden eher die Untergrenze investierter Zeit.