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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Was als Zivi mitnehmen?



MD/PhD
23.11.2010, 18:46
Hallo,

ich mache derzeit Zivildienst auf Station im KH und frage mich, wenn ich da schon 6 Monate meines Lebens lasse, dann sollte ich doch versuchen, aus der Sache soviel fürs Med Studium herauszuholen wie möglich.

Gut, ich kann inzwischen Blutdruck und BZ messen, kenne ein paar Namen von Medikamenten, weiß wie Ärzte bei der Visite mit Patienten reden etc. aber so richtig sticht da nichts heraus.
Theoretisch habe ich zu sehr viel medizin. Informationen Zugang (Patientenkurven, Befunde, Blutbilder etc.) weiß aber nicht worauf ich da mal achten sollte und verstehe vieles auch gar nicht. Die Schwestern brauch ich gar nicht erst fragen :-keks

Klar, ich habe nicht vor den Zivildienst ins erste Semester Humanmedizin zu verwandeln, aber irgendwie muss man doch diesen 6-monatigen Einblick in die Medizin richtig nutzen können.
Daher mal die Frage an euch Mediziner: Worauf hättet ihr jetzt im Rückblick auf den Zivildienst (oder Krankenpflegepraktikum) eurer Meinung nach stärker achten sollen?

Vielleicht habt ihr ja auch nen guten Büchertip wie etwa das Kurzlehrbuch "Klinische Chemie", um beispielsweise Blutbilder besser verstehen zu können o.Ä.

Ich warte gespannt :-sleppy

freakobob
23.11.2010, 19:07
das problem ist ja, dass zivis oft die dreckarbeit machen müssen und deshalb nicht so viel wahl haben..wenn du die möglichkeit hast geh in den op...oder versuch auf eine intensivstation zu kommen, da bekommst du am meisten mit...sinnvoll vll mal blut abgenommen zu haben, nen zugang zu legen, maskenbeutelbeatmung, das wären schomal sachen die echt sinnvoll wären...

snuppy_86
23.11.2010, 20:35
Hallo,
lass es erstmal ruhig angehen! Verbring so viel Zeit du kannst und willst mit den Patienten! Quatsch mit denen oder mach sonst was! Ich hab lebst Zivi im KH gemacht, war damals Stoke Unit, und was ich jetzt mit einigem Abstand am meisten mitgenommen habe, ist der menschliche Umgang! bzw. auf Patienten zugehen! und vor allem genieß die Zeit! du wirst nie mehr so unbekümmert und gechillt im KH sein!
und klar wird man von Schwestern als Putze missbraucht (und ich weiß was das heißt, extremer Durchlauf auf Stoke!!!!), aber da muss man drüber stehen! man lernt den umgang mit der Pflege und das kommt einem im späteren immer zu gute! hab ich jetzt erst in der Famulatur gemerkt!!

Blutbilder etc lernste später auch noch.....

Keenacat
23.11.2010, 20:46
Kapieren, was die "Bettpfannenschubser" alles so leisten den ganzen Tag und dass Patienten vor allem Menschen sind.
Für den ganzen anderen Kappes ist im Studium mehr als genug Zeit, aber den Umgang mit Pflege und Patienten kannste dann kaum noch üben.
Gibt schon genug Ärzte, die Krankenpflege für ein billiges Hilfsfach halten und gute Gesprächsführung nicht mal aus der Ferne gesehn haben.
:-dafür:-meinung

konstantin
24.11.2010, 08:28
Vielleicht habt ihr ja auch nen guten Büchertip wie etwa das Kurzlehrbuch "Klinische Chemie", um beispielsweise Blutbilder besser verstehen zu können o.Ä.

Lass den Quark. Im Ernst, das machst du im Studium noch bis zum vergasen, und ist im Grunde auch keine Abendlektuere, die man sich als Zivi nebenbei so reindruecken kann. :-))

Versuch viel mit den Patienten zu machen, beschaeftige dich mit ihnen, schau im OP oder bei irgendwelchen interessanten Untersuchungen zu und sowas... Mach dir Lust auf Medizin und versuch so viele Krankenhauseindruecke wie moeglich mitzunehmen - davon wirst du im Studium naemlich erstmal nicht mehr viel sehen, und wenn du dann wochenlang vorklinische Faecher bueffelst, ist ein zurueckblickend mieser Zivildienst im Krankenhaus nicht gerade der beste Motivator. :-oopss

Strodti
24.11.2010, 08:41
Hab ich was nicht mitbekommen? Haben sich die originären Zivi-Tätigkeiten geändert? Rollstuhlrennen auf dem Krankenhausflur, in der Cafete verkrümmeln und Kaffee saufen und einfach mal den Zivi-Pieper Pieper sein lassen :-)) Oder bei den Wohnheimpartys mit Schwesternschülerinnen flirten :-love
Mach dir eine schöne Zeit und rede viel mit den Leuten. Rede mit den Patienten und nutze den Bonus, dass du einfach noch keine Ahnung hast/haben mußt. Die Patienten quatschen auch gerne mal mit jemanden, der so gar nichts mit der Therapie zu tun hat. Die haben sogar oft sehr interessante Geschichten zu erzählen und als Pflegekraft oder Arzt hat man einfach keine Zeit mehr, sich eine Viertelstunde nebens Bett zu setzen. Rede mit Kollegen aus der Pflege. Auf jeder Station gibts auch 1-2 nette Pfleger, die einen mal was erklären oder sich auch über nette Dinge abseits der Medizin unterhalten können.
Ich kann dich schon verstehen, dass du gerne Blutbilder lesen können möchtest... aber das ist wirklich noch nicht so wichtig. Diese Dinger machen Spaß, wenn du die Physiologie des Blutes verstanden hast und danach im Studium die Pathologien kapiert hast. Das lernst du auf jeden Fall besser in Famulaturen.

eXiland
24.11.2010, 09:26
Ich geb allen anderen Recht das man alles im Studium lernt, weil man da auch mehr als genug Praktika und natürlich den zugehörigen theoretischen Unterricht hat. Aber wenn du unbedingt was lernen willst, dann such dir ein paar nette Studenten/Pfleger/Ärzte, irgendwen gibts da immer und frag sie halt über die Dinge die dich interessieren. Allerdings darf man da auch nich zuu viel erwarten, weil die ja noch arbeiten müssen nebenbei ;)
Rückblickend würde ichs auch wieder so machen: Im Dienst so viel wie möglich mitkriegen, also über Fragen usw. und dann in der Freizeit Klinik Klinik sein lassen und das Leben genießen. Keine Panik man hat mehr als genug Zeit das alles zu lernen (du musst sogar ^^) und du wirst während deines Studiums auch 1000sende von Patienten sehen

PS: solltest du jetzt wirklich noch diesen unstillbaren Wissensdurst haben
bist du auf der Chirurgie-->kein Buch, gibts nix zu verstehen
bist du auf der Inneren--> Silbernagl Taschenatlas Physiologie/ Faller der Körper des Menschen/irgendein Lehrbuch für Pflegekräfte da steht alles gebündelt und schnell erarbeitbar drin

THawk
24.11.2010, 11:09
Ich hatte als Zivi auf der Unfallchirurgie mir ein Buch "Pflege in der Chirurgie" oder so ähnlich geholt (Thieme Taschenbuch glaub ich). Einfach um zu verstehen was der Unterschied zwischen einer pertrochantären und einer medialen Schenkelhalsfraktur ist.
Diese Pflegebücher finde ich für einen fach-interessierten Zivi ganz ordentlich geeignet zum Nachlesen. Ansonsten kann ich nur die Aussagen der anderen unterstreichen - lerne Patienten-Umgang, Umgang in einem größeren Pflege-Team, Problemklärung etc. Das wird dir als Arzt später einiges erleichtern!

Keenacat
24.11.2010, 11:14
und du wirst während deines Studiums auch 1000sende von Patienten sehen

lol? :-notify
Wo hast du denn studiert?
Davon mal abgesehen ist sehen ungleich umgehen. :-oopss

eXiland
24.11.2010, 16:14
lol?
Wo hast du denn studiert?

bin in Wien, aber bei den Famulaturen/im PJ kommt ja dann doch einiges zusammen.....
ansonsten bin ich ganz bei THawk:


Diese Pflegebücher finde ich für einen fach-interessierten Zivi ganz ordentlich geeignet zum Nachlesen. Ansonsten kann ich nur die Aussagen der anderen unterstreichen - lerne Patienten-Umgang, Umgang in einem größeren Pflege-Team, Problemklärung etc. Das wird dir als Arzt später einiges erleichtern!

Jutti
24.11.2010, 18:42
Ich kenn Zivis auch eher als Laufburschen. ;-)
Kann nur von meinem KPP berichten: Ich habe wirklich viel im Umgang mit Patienten gelernt, was mir jetzt in den Famulaturen immer geholfen hat einen guten Zugang zu ihnen zu finden.
Ansonsten, aber das kommt halt auf die Schwestern drauf an und wie gesagt war es KPP und nicht Zivi habe ich Verbandstechniken gelernt und durfte sie üben. Das brauchte ich z.B. im Blockpraktikum und da hat kein Doc Lust es einem zu zeigen, was darin resultierte, dass einige Studis Verbände abmachten und einfach versuchten das vorher runtergerissene neu zu bauen. Nur gibt es da auch einiges drüber zu wissen, wie man z.B. aseptische und sepitsche Wunden behandelt usw. Vielleicht findest du ja eine Schwester, die dich mal mitnimmt und dir etwas zeigt und vielleicht lässt sich dich dann ja auch mal machen...
Viel Erfolg und hör auf zu lernen, ohne Vorlesung quält man sich da durch und behält nix, und später geht es von allein. ;-)

MD/PhD
25.11.2010, 19:56
Hm, Danke für die inzwischen zahlreichen Antworten.

Nun frage ich mich, warum die meistens von euch davon abraten, als Zivi das Med-Textbook in die Hand zu nehmen. Es ist ja nicht so, dass man sich beim täglichen Lesen von 2-3 Seiten Unistoff extremen Stress macht. Außerdem wirke ich damit der bekannten "postabituriellen Neuronendegeneration" entgegen ;-)

Dass Gespräche mit Patienten wichtig sind, ist ja richtig, aber davon hat man bei 8 Stunden Dienst reichlich. Das kann als ja Stationszivi fast gar nicht vernachlässigt werden. Abgesehen davon habe ich auch irgendwann Feierabend und dann? Es ist bestimmt manchmal ganz nett, wenn man nach der Arbeit getrost abschalten kann, aber in der jetzigen Situation ist das einfach unbefriedigend. Ich gehe ins Krankenhaus und verlasse es nach 8 Stunden, ohne etwas neues (medizinisches) gelernt zu haben. Das reicht mir irgendwie nicht, zumal ich mit dem Hintergedanken eines Med-Studiums in den Zivildienst gegangen bin (hätte mich ganz leicht ausmustern lassen können)

ABER letztlich spielt noch die Tatsache eine Rolle, dass ich mir gar nicht wirklich sicher bin, ob ich wirklich Medizin studieren soll. So dachte ich wäre es hilfreich, ich würde schon mal schauen, wie man "Medizin lernt" und ob mir das überhaupt liegt... naja schaden würde mir der Aufwand zumindest nicht.

Konkrete Fragen habe ich für den Thread zwar nicht mehr, aber an eventuell folgende Kommentare und Anregungen wäre ich trotzdem sehr interessiert.

Keenacat
25.11.2010, 20:02
Hm, Danke für die inzwischen zahlreichen Antworten.

Nun frage ich mich, warum die meistens von euch davon abraten, als Zivi das Med-Textbook in die Hand zu nehmen. Es ist ja nicht so, dass man sich beim täglichen Lesen von 2-3 Seiten Unistoff extremen Stress macht. Außerdem wirke ich damit der bekannten "postabituriellen Neuronendegeneration" entgegen ;-)

Weils Kappes is. Bis du das Zeug brauchst (das meiste post Physikum) hastes eh wieder vergessen, da kommt vorher noch genug anderes Zeug, um dass du dich kümmern musst. Wenn du jetzt sagen würdest, du hast echt Probleme mit Bio und Chemie gehabt o.ä., dann wärs eventuell sinnvoll, da was aufzuholen.
Für alles andere hast du im Studium noch genug Zeit, ganz wirklich, versprochen. Zu lang im voraus lernen bringt halt einfach wenig.

Strodti
26.11.2010, 01:26
Schau dir mal in der Buchhandlung das "Mensch-Körper-Krankheit" (http://www.amazon.de/Mensch-K%C3%B6rper-Krankheit-Renate-Huch/dp/3437267914/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1290730800&sr=8-1) von Urban und Fischer an. Das ist ein feines Buch mit guten Grundlagen an Anatomie und Physio, sowie Krankheitslehre. Ich würde an deiner Stelle noch nicht unbedingt Studentenliteratur kaufen, da die Detailfülle ohne Begleitveranstaltungen eher stört.
Mit Semesterliteratur ist das so eine Sache... Viele Unis haben ihre Spezialitäten und da wäre der Rat von Studenten höherer Semester deiner zukünftigen Uni hilfreich. Falls die das Krankenpflegeniveau nicht ausreicht, kannst ja immer noch detailiertere Bücher ansehen.
Vielleicht gibts bei euch ja auch eine UniBib, wo du dir Bücher erstmal ausleihen kannst?

Toffiwesen
26.11.2010, 11:17
Ich bin auch gerade Zivildienstleistender im Krankenhaus. Ich arbeite auf der Unfallchirurgie, da gibt es schon ne Menge mitzunehmen. Die meisten Leute lassen einen auch eine Menge machen, wenn man fragt.
Ich arbeite immer meine täglichen Aufgaben schnell und sauber runter (Also waschen, Essen anreichen, Medis austeilen, Messen, etc) und versuche dann bei der Visite mitzugehen. Da nimmt man immer schonmal ne Menge mit, vor allem, wenn man die verschiedenen Arzttypen sieht und einem irgendwann deutlich wird: So ein Arzt möche ich unbedingt / auf garkein Fall werden. Bei der Visite werden ja die meisten Verbände geöfffnet, da nehm ich der Schwester dann immer die einfachen ab und helf ihr dann bei den schwereren.
Außerdem gibs bei uns sehr nette PJler, mit denen ich Blutabnehmen und Zugänge legen geübt habe/übe und natürlich die netten Assistenzärzte, die sich am Patienten noch die Zeit nehmen, dir Sachen zu erklären oder dich mal ein EKG schreiben lassen, etc.
Außerdem musst du gucken, welche Schwestern und Pfleger "cool" sind, sprich dich Sachen machen lassen, die du eig nicht machen darfst (Natürlich unter Aufsicht! ;) ).
Und natürlich die Ärzte fragen, ob du mit in den OP darfst, das ist immer sehr interessant.
Am Anfang habe ich das immer so gemacht, dass ich auf dem Übergabezettel rote Kreise um die Diagnosen gemacht habe, die ich nicht kannte und dann wenn Zeit war, die Kollegen darüber ausgequetscht. Außerdem hab ich mir so ein Medikamente Taschenbuch gekauft, was allerdings ein Fehlgriff war, darin steht kaum etwas, und so ein Taschenbuch zu Krankheiten, wo ich gerne mal was nachlese abends.
Also ich habe das Gefühl aus meinem Zivi ne Menge mitzunehmen und mache die Arbeit auch sehr gerne. Allerdings nimmt man glaube ich hauptsächlich Pratisches und Menschliches mit und nichts Naturwissenschaftliches :)