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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : BFM-ALL-2000 Leukämiestudie



bayazid
24.11.2010, 16:01
hallöchen,
warum gibt man einem ALL Patienten (Kind) denn INITIAL Dexamethason bzw Predni? - also zu einem Zeitpunkt, zu dem KEINE KMT geplant ist?
So ist es Teil der BFM-ALL-2000 Studie...
jemand mit ahnung?

THawk
24.11.2010, 17:28
Ohne jetzt der große päd-Onkologe zu sein: Soweit ich weiß gehts da nicht um Immunsuppression, sondern um Auslösung von Apoptose in den malignen Zellen. Daher ist es regelhaft Bestandteil der Induktionstherapie

vlsime
24.11.2010, 17:35
Hallo!


warum gibt man einem ALL Patienten (Kind) denn INITIAL Dexamethason bzw Predni? - also zu einem Zeitpunkt, zu dem KEINE KMT geplant ist?
So ist es Teil der BFM-ALL-2000 Studie...

Ich kann wenig zur - pädiatrischen - BFM-ALL-2000-Studie sagen, aber Steroide werden bei der Therapie vieler hämatologischer Neoplasien - neben ALL auch bei Lymphomen - eingesetzt. Einerseits gibt es unspezifische Effekte (antiemetisch, appetitsteigernd usw.), die im Rahmen einer Chemotherapie oftmals nicht schaden können, andererseits haben Glukokortikoide eine antiproliferative Wirkung, insbesondere auf Lymphozyten bzw. deren Vorläufer.

Ich weiß nicht, ob das die Frage ausreichend beantwortet ist, da ich Deinen Hintergrund nicht kenne; aber bei weiteren Fragen gehe ich auch noch gerne in die Tiefe...

Grüße!

alex1
24.11.2010, 19:25
Die Kortisontherapie nennt man auch "Vorphase". Damit kann man oft rasch die Leukämie stabilisieren. Die Gründe sind, soviel ich weiss, verschiedene:
1. Man kann damit eine prognostische Aussage zur Leukämie treffen. Patienten, die auf die Vorphase gut ansprechen und peripher blastenfrei werden, haben insgesamt eine gute Prognose (vermutlich, weil die Leukämie, sich relativ einfach bekämpfen lässt). Die Chancen stehen dann gut, mit der Induktionstherapie ein blastenfreies Knochenmark hinzukriegen.
2. Man kann die Chemotherapie erst dann geben, nachdem ein Teil der malignen Zellen abgestorben ist. Das hat den Vorteil, dass das Tumorlysesyndrom weniger ausgeprägt ist. Wenn man gleich mit einer Chemotherapie anfangen würde, würde man alle Leukämiezellen mit der Chemo versuchen umzubringen, was in den ersten Tagen zu einem massiven Zelltod führen würde. Das kann Komplikationen (Tumorlysesyndrom eben) hervorrufen. Ein erwachsener Patient in einer Blastenkrise hat einige Kilo Tumorzellen peripher und im Knochenmark.
3. Man hat einige Zeit, die Ergebnisse der Knochenmarkspunktion abzuwarten, um dann die richtige Therapie einzuleiten. Oft unterscheiden sich die Indiuktionsschemata je nach Subtyp der Leukämie und die genaue Diagnose ist oft erst nach Immunhistochemie, usw. möglich.

Hat jemand noch eine Idee?
Ich bin kein Hämatologe.