Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Herzverfettung
Hallo ihr Lieben,
ich gehe gerade die Patho Altklausuren durch und bin über eine Frage gestolpert, auf die ich keine Antwort finden konnte:
An welcher Stelle gibt es bei Myokarddurchblutungsstörungen die stärkste Herzzellverfettung?
- linker Vorhof
- rechter Vorhof
- Linke Kammer
- rechte Kammer
Ich hab alles durchforstet. Bin nur auf die Fettvakuolenbildung am venösen Schenkel der Kapillaren (Tigerherz) gestoßen, aber ne Antwort auf die Frage...:-nix
Vielleicht ist ja ein Pathocrack da? :-dance
Ohne es genau zu wissen, aber logisch hergeleitet würde ich den linken Ventrikel nehmen:
1. dickstes Myokard
2. größter O2-Bedarf
3. damit die ausgeprägteste "letzte Wiese"
-> am meisten Herzzellverfettung aufgrund der relativen Koronarinsuffizienz
Ohne Garantie. Hab ich nen Denkfehler?
sehr gut. das ist auch exakt meine überlegung. (aber vllt mag sich ein kardiologe oder pathologe dazu äussern)
Klingt total logisch.. ich hab heute so ein Brett vorm Kopf das ich nicht mehr denken kann! Danke!!!
Flemingulus
25.11.2010, 19:19
Ich hab mal interessehalber ein bisschen gegoogelt...
Bei vermehrung von Fett (Triglyzeriden) im Herzen muss man untercheiden:
1) Bei Adipositas und Hypertriglyzeridämie auftretend: Lipomatosis Cordis = Fettgewebsstränge im Myokard hauptsächlich des rechten Ventrikels durch Umwandlung von Bindegewebe in Fettgewebe, ca. 5 % der west. Bevölkerung (starke Schwankungen in den Schätzungen), klinische Bedeutung i. d. R. gering
2) Fettgewebsbildung in alten Infarktarealen: Lipomatöse Metaplasie = teilweiser Ersatz des Narbengewebes durch Fettgewebe (in ca. 2/3 aller explantierten Herzen bei Tranplantatempfängern mit Ischämischer Herzerkrankung).
3) Bei chron. Koronarinsuffizienz auftretend (vgl. Ausgangsfrage): Myokardverfettung bzw. fettige Degeneration von Herzmuskelfasern = Fettvakuolen innerhalb von Hermuskelfasern auf dem Boden der chron. Hypoxie.
Leider sind die gefundenen Angaben zur Lokalisation widersprüchlich:
Quelle 1: "Häufigste Ursache einer Verfettung des Myokards ist eine Hypoxie [...] Die hypoxische Verfettung sieht man zuerst in den funktionell belasteten Papillarmuskeln und Trabekeln der rechtsseitigen Kammermuskulatur in Form der sog. "Tigerfell-", oder "Schilderhaus-" oder "Drosselbrust"-Zeichnung. (W. Remmele. Pathologie 1 - Zweite Aufl. 1999)
Quelle 2: "[...] Da wir uns der Ansicht Büchners anschließen, nach welcher die Muskelveränderungen in hypertrophen Herzen auf dem Boden einer Coronarinsuffizienz entstehen, glauben wir, daß auch die vacuoläre Verfettung durch eine lokale Versorgungsinsuffizienz der Muskelfasern entsteht. Hierbei ist nicht nur ein Sauerstoffmangel, sondern auch ein vermindertes Angebot der Betriebsstoffe und eine verzögerte Ableitung der Stoffwechselschlacken zu berücksichtigen. [...] Sie konnte bisher fast nur in den linken Kammern sehr stark hyperplastischer bzw. hypertropher Herzen, mit einem Gewicht meist weit über 600 g, in etwa 5 % der Fälle nachgewiesen werden. In den rechten Kammern ist die Veränderung sehr selten." (Linzbach AJ. Virchows Arch 1952; 321: 611-622.)
Ohne nun der recht blumigen historischen Quelle allzu sehr zu nahe treten zu wollen, scheint mir aber die erstgenannte doch die fundiertere. Weiteres können evtl. doch noch hier anwesende Pathologen beitragen. :-)
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