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Anne1970
26.11.2010, 06:06
Dies an alle, die zur Zeit im PJ sind oder schon im PJ waren:
Was haltet Ihr von folgendem aktuellen dpa-Artikel?

"KORR-Inland/Gesundheit/Medizin/
Den Umgang mit Patienten lernen - Arzt im Praktischen Jahr
Von Tanja Liebichen, dpa

.....

Dass Studenten im PJ in der Regel kein Gehalt bekommen, findet der
junge Mann nicht schlimm. Arzt sei vielmehr ein Beruf, der nichts mit
der Entlohnung zu tun habe. Respekt, Dankbarkeit und Anerkennung
zählen für ihn mehr als Geld. Er würde das PJ sogar auf zwei Jahre
verlängern, wenn er könnte. «Den theoretischen Unterricht könnte man
zusammenschrumpfen und dafür lieber länger in einer Klinik arbeiten.
Denn das PJ ist für mich der essenziellste Bestandteil des
Medizinstudiums», sagt er.


.....

Was haltet Ihr davon (besonders den kursiv markierten Textlock)?

Schönen Gruß
Anne

airmaria
26.11.2010, 07:19
Was haltet Ihr davon
kurzversion: mir rollts die fussnägel weg...

längere version:

blablablablabla...

«In der Theorie lernt man unheimlich viel, aber Patienten von A-Z zu betreuen und zu behandeln ist eine völlig andere Nummer.»
welch bahnbrechende erkenntnis, respekt!


Besonders in den ersten Monaten sei das aufregend, sagt der 29-Jährige.
wie bei vielen anderen dingen des lebens...


Die erste eigenverantwortliche Aufgabe im Operationssaal hat er noch bildlich vor Augen. Der auffordernde Satz des Operateurs «Machen Sie mal zu», ließ seinen Blutdruck steigen und sein Herz klopfen. Der Druck, alles richtig zu machen, wurde stärker. «Das war schon ziemlich aufregend. Im OP ist immer Zeitdruck, doch eine feine Hautnaht erfordert eben Zeit, wenn sie gut sitzen soll.»
hach, was liebe ich diese beiträge aus der kategorie: "was ich so toll an mir finde..."


Dass Studenten im PJ in der Regel kein Gehalt bekommen, findet der junge Mann nicht schlimm. Arzt sei vielmehr ein Beruf, der nichts mit der Entlohnung zu tun habe. Respekt, Dankbarkeit und Anerkennung zählen für ihn mehr als Geld. Er würde das PJ sogar auf zwei Jahre verlängern, wenn er könnte. «Den theoretischen Unterricht könnte man zusammenschrumpfen und dafür lieber länger in einer Klinik arbeiten. Denn das PJ ist für mich der essenziellste Bestandteil des Medizinstudiums», sagt er.
wie wäre es denn mal mit richtig arbeiten im beruf?


Welche Fachrichtung er einschlagen wird, weiß er noch nicht sicher. «Eigentlich wollte ich Pediatrie machen, aber jetzt fühle ich mich ein bisschen wie nach dem Abi.»
junge, nur weil du nicht klar kommst, musst du den leuten net nen zweites jahr pj aufschwatzen, dann nimm lieber wieder mamas geld und versuchs damit:


Nach dem Abi bin ich ein Jahr auf Weltreise gegangen und da habe ich erst gemerkt, was ich will.»

airmaria

Lava
26.11.2010, 08:16
Ich hab jetzt nur den kursiven Teil gelesen und mir kommt da auch die Galle hoch. OK, ich hatte im PJ auch meinen Spaß und bin auch gern länger geblieben, aber diese Einstellung ändert sich ganz ganz schnell, wenn man erstmal angefangen hat zu arbeiten. Dankbarkeit und Anerkennung sind einen SCHEI* wert, wenn man nachts die Besoffenen zusammenflickt oder von Patienten angeschrien wird, weil ihre OP aufgrund von Notfällen verschoben wurde und und und. :-?

eXiland
26.11.2010, 09:26
mit einem 2jährigem, bezahltem PJ wäre ich aber seh einverstanden:-D

sdae
26.11.2010, 11:53
Dass Studenten im PJ in der Regel kein Gehalt bekommen, findet der
junge Mann nicht schlimm. Arzt sei vielmehr ein Beruf, der nichts mit
der Entlohnung zu tun habe. Respekt, Dankbarkeit und Anerkennung
zählen für ihn mehr als Geld.



Meine Mutter ist auch Ärztin, die hatte nie viel Freizeit. So was wollte
ich nicht. Nach dem Abi bin ich ein Jahr auf Weltreise gegangen und
da habe ich erst gemerkt, was ich will.

Wer aus sehr guten wirtschaftlichen Verhältnissen stammt und nie zu spüren bekommen hat, was es heisst, wenn das Geld mal knapp ist, kann sich eine solche Einstellung leisten. Ich mutmasse einfach, dass er sich die Weltreise, die wohl sehr viele fertige Abiturienten gerne gemacht hätten, nicht selbst bezahlt hat.

Respekt, Anerkennung und Dankbarkeit zählen sicherlich mehr als Geld was Selbstbild und Zufriedenheit im Leben und Beruf angeht, allerdings ist Geld die notwendige Bedingung hierfür. Geld macht nicht glücklich, aber kein Geld macht unglücklich, vergleiche auch Maslows Bedürfnispyramide.


Letztendlich ist der ganze Artikel furchtbar uninformativ. Man liest die Meinungen des PJlers Urs und der Ärztin Prof. Harendza.

Kackbratze
26.11.2010, 13:29
Die Mama muss aber lokal bekannt Ärztin sein, damit der Arzt im OP den PJ selbstständig arbeiten lässt.
Gerade wenn ein PJ sagt, dass er nicht Chirurg werden will tendiert die Förderung im OP gegen Null. Meist auch deswegen, weil der PJ garkein Interesse hat.

Insgesamt ein tolles Pamphlet für Krankenhausverwaltungen bei Gehaltsverhandlungen, da ja Dankbarkeit und Respekt wichtiger als Geld sind.

Bei uns haben die Patienten manchmal nach nur 2 Tagen raus wer und vorallem was ein PJ ist. Da hört das mit dem Respekt teilweise auf, so dass wir Stationsärzte da auchschonmal einschreiten mussten.

Lava
26.11.2010, 13:31
Da hört das mit dem Respekt teilweise auf, so dass wir Stationsärzte da auchschonmal einschreiten mussten.

Überhaupt hört das mit dem Respekt bei Patienten ganz schnell auf. Ist alles nicht mehr so wie früher. ;-)

Evil
26.11.2010, 13:33
Wetten, der Artikel ist ein fake? :-keks

denkstdu
26.11.2010, 17:56
@ Kackbratze da muss ich dir widersprechen. In meinem Chirurgietertial in der Schweiz wussten auch alle, dass ich nicht Chirurgie machen will, war aber trotzdem interssiert und durfte auch allein zumachen. Der Operateur hat schon diktiert. Es hieß du machst das schon. Kam dann nur noch mal am Ende zum Schauen. Und in der Ortho wars ähnlich.

Zanza
26.11.2010, 18:04
Wollte nur mal anmerken, dass es durchaus auch Leute gibt, die nach dem Abi eine Welt- oder sonstwas Reise machen und sich das nicht von Mama, Papa, Oma oder sonstwem finanzieren lassen, sonder dafür sparen und/oder arbeiten... Ein Hoch auf Vorurteile...

papiertiger
26.11.2010, 18:10
Wetten, der Artikel ist ein fake? :-keks

Ist er garantiert, ich hab am UKE noch keinen PJler im OP irgendwas anders tun sehen als verloren rumzustehen :-)) *scnr*

(zugegeben, ob es nich vllt. an nem anderen Lehrkrankenhaus war steht nich bei - trotzdem.)

sdae
26.11.2010, 19:25
Wollte nur mal anmerken, dass es durchaus auch Leute gibt, die nach dem Abi eine Welt- oder sonstwas Reise machen und sich das nicht von Mama, Papa, Oma oder sonstwem finanzieren lassen, sonder dafür sparen und/oder arbeiten... Ein Hoch auf Vorurteile...

Stimmt, durchaus auch... aber die Mehrzahl nicht.

Rico
26.11.2010, 20:10
Den Artikel find ich auch weitgehend zum würgen, aber mit den zwei Jahren PJ muss man schon genau hinlesen, denn da steht:
Er würde das PJ sogar auf zwei Jahre verlängern, wenn er könnte. «Den theoretischen Unterricht könnte man zusammenschrumpfen und dafür lieber länger in einer Klinik arbeiten.Das interpretiere ich so, dass das Studium sechs jahre lang bleibt und man halt schon nach dem vierten Jahr ins PJ startet.
Natürlich hat das auch Nachteile wie z.B. eine längere Phase in der man schlecht was dazuverdienen kann und die Abflachung der Lernkurve mit zunehmender Dauer, aber es ist jetzt nicht unbedingt der blödeste Vorschlag zu dem Thema.
Ich bin ja bekennendermassen sehr zufrieden mit meinem PJ gewesen (v.a. mit dem Tertial in meinem späteren Fach Innere), aber gelernt hab ich da sicher mehr als in den Semestern mit dem Öko-Stoffgebiet oder dem fast leeren Semester vor dem (damals noch) 2. Stex alter Bauart - von daher kann ich schon verstehen, den Tausch hätt ich jetzt nicht ganz doof gefunden. :-meinung

Relaxometrie
26.11.2010, 20:26
Wo soll der Artikel denn erschienen sein? "dpa" bedeutet ja nur "Deutsche Presseagentur". Aber wo ist das Glanzstück des Altruismus denn zu lesen, außer hier im Forum :-))
Meine Meinung? Naja........entweder kommt der gute Herr schnell auf den Boden der Tatsachen zurück, wenn er mal im klinischen Alltag angekommen ist, oder er steuert zielsicher auf ein Burn-Out zu :-nix

Sebastian1
26.11.2010, 20:56
Meine Meinung? Naja........entweder kommt der gute Herr schnell auf den Boden der Tatsachen zurück, wenn er mal im klinischen Alltag angekommen ist, oder er steuert zielsicher auf ein Burn-Out zu :-nix

Sehe ich ja genauso. Aber wenn ich immer wiederkehrende Postings hier sehe, dann gibt es ja durchaus viele Kollegen, die durch den Job an sich oder die Arbeitsbedingungen (an der jeweiligen Klinik) im Speziellen nach der Approbation ziemlich auf dem Allerwertesten gelandet zu sein scheinen. Eine gewisse Altruismus/Realitäts-Kollision scheint es also durchaus auch nach 6 Studienjahren noch zu geben.

Relaxometrie
26.11.2010, 21:14
Eine gewisse Altruismus/Realitäts-Kollision scheint es also durchaus auch nach 6 Studienjahren noch zu geben.
Direkt nach dem Studium gibt es diese Kollision bestimmt noch häufig. Bei vielen Ärzten weicht sie dann wohl, wenn sie mal in der Realität angekommen sind.
Eine gewisse altruistische Ader ist ja nicht verkehrt. Aber mir scheint es so zu sein, daß das Gesundheitssystem nur deswegen noch nicht total vor die Wand gefahren ist, weil die Selbstlosigkeit der Ärzte/Pfleger (klingt jetzt sehr pathetisch, ich weiß) irgendwie als selbstverständlich hingenommen wird und somit auch nicht änderungsbedürftig erscheint :-nix

John Silver
26.11.2010, 22:08
Ach Leute, worüber regt ihr euch auf? Das ist ein typischer Zuckerguss-Mist, der sich eben gut verkauft - also wird er gedruckt. Das ist nichts anderes als episodisches schwachsinniges Gelaber, welches in praktisch allen Ärzte-TV-Serien wöchentlich über die Bildschirme flimmert. Die Menschen wollen die Realität nicht sehen - sie wollen nur das sehen, was sie - nun ja - sehen wollen. Sie wollen nicht sehen, dass ein Arzt auch mal eine Kaffeepause braucht, müde oder schlecht drauf sein kann, einen verdienten Feierabend machen will oder am Ende des Monats ein Gehalt auf dem Konto sehen will, welches seinen Vorstellungen entspricht, und nicht denen der Krankenhausverwaltung. Sie wollen den tollen Doktor wie im Fernsehen, der sich für seine Patienten aufopfert - dummerweise wollen das alle, und 24 Stunden eines Tages reichen nicht, um sich für mindestens 20 Leute aufzuopfern.

Ich bezweifle nicht, dass es diesen PJler gibt, der solch gequirlten Blödsinn von sich gibt. Solche Exemplare sind mir schon begegnet. Der wird sich schon noch auf die Fresse legen, das tun sie alle. Dann kommen sie hierher und weinen sich aus, ach Gott ach Gott, mein Chef ist ja so ein Popoloch, meine Vorgesetzten machen mich fertig, die Patienten nerven, ich bin ja soo überarbeitet, Maaammmiiii! In Deutschland ist es eben üblich, noch mit 29 Jahren und als (fast) fertiger Arzt noch so richtig knackeinfantil zu sein, dass die Schwarte kracht - und dann wird man erwachsen. Ach aje.

Außerdem werden solche Artikel und Stereotypen von der Politik und der Krankenhausgesellschaft sehr gerne und großzügig gesponsort und gefördert - damit man bei jeder Diskussion im Medizinwesen, bei der die Sprache unweigerlich aufs Geld kommt, immer mit der Moralkeule kommen und auf diese Weise jede konstruktive Diskussion abwürgen kann.

EKT
27.11.2010, 08:10
Wo soll der Artikel denn erschienen sein?

http://www.quickborner-tageblatt.de/nachrichten/norddeutschland/artikeldetail/article/1751/den-umgang-mit-patienten-lernen.html

LasseReinböng
27.11.2010, 12:44
Für einen 29jährigen klingt das etwas sehr naiv... naja, die BWLer von Asklepios, Helios und Co. wirds freuen.

daCosta
03.12.2010, 15:33
http://www.quickborner-tageblatt.de/nachrichten/norddeutschland/artikeldetail/article/1751/den-umgang-mit-patienten-lernen.html

...dann soll er doch noch 2 Jahre freiwillig Famulatur machen, insgesamt ist die nicht angemessene Bezahlung des PJ für mich eine entsprechende Nichtwertschätzung der Arbeit, die dann auch dementsprechend motiviert ausgeführt wird

...insgesamt kann man in dem Studium viele Praktika streichen: Blockpraktikum, PJ, 4 Monate Famulatur, 3 Monate KPP...alles brauch man davon sicherlich nicht
und auch manche "kleinen" Fächer wie Urologie, Reha, Radiologie brauchen keine Klausur.