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Kackbratze
28.11.2010, 18:51
Hallo,

ich hab mich gerade ein wenig durch die Wikileaks-Veröffentlichungen durchgeklickt und bin einerseits verwundert über das "Sicherheitsleck" bei den Amerikanern, andererseits auch interessiert-bestürzt über die Depeschen, die da geschrieben wurden.

Klar, internationale Diplomatie ist kein Hallenhalma, aber manche Depeschen sind schon starker Tobak, bzw. wenn man dann liest, wie die Informationen entstehen und dann weitervermittelt werden. (z.B. über Westerwelle)

Diese Aktion ist eine weitere grosse Delle in der amerikanischen Karosserie und wird definitiv internationale Auswirkungen haben.
Eine internationale Isolation wird es nicht geben, aber ich glaube, dass bestimmte Verbündete doch einen Schritt wieder zurückgehen werden und sich nur als "Bekannte" den Amerikanern nähern werden.
Gerade im Nahen Osten und für uns in der EU zusätzlich noch mit der Türkei ist da gewaltiger Sprengstoff an die Öffentlichkeit gekommen.

Für alle Interessierten:
www.wikileaks.org

Wie seht Ihr das Ganze? Viel Lärm um (fast) Nichts oder wird das Auswirkungen haben, die wir auch bemerken werden? (neben den randvollen Titelblättern)

Sebastian1
28.11.2010, 20:02
Schwierig. Es wird jede Regierung ihre eigenen, undiplomatischen Einschätzungen anderer Länder und Politiker treffen und diese vermutlich ungern veröffentlicht wissen. Dass es für die USA jetzt so weit gekommen ist, ist wenig verwunderlich; die Einschätzungen dürften insgesamt vermutlich wenig überraschendes enthalten; ein diplomatischer GAU ist es natürlich dennoch.

Ich frage mich eher, wie Wikileaks selbst beurteilt wird. Ich teile ja durchaus den Gedanken der Informationsfreiheit, frage mich allerdings auch, ob das eine vollständige Offenlegung aller Staatsgeheimnisse erfordert, oder ob das eher schädlich ist. Ob es einen konkreten Gewinn für die Welt bedeutet, was WL veröffentlicht vermag ich nicht einzuschätzen.

Evil
29.11.2010, 11:55
Was da veröffentlicht wurde, ist ja nun wirklich kein großes Geheimnis: Westerföhnwelle ist eitel und hat wenig Ahnung von Außenpolitik, Super-Sehofer einen "eher beschränkten Horizont", das Merkel ist hauptsächlich an ihrer innenpolitischen Machtsicherung interessiert und sitzt alles andere in bewährter Kohl-Manier aus, die Busenfreunde Putin und Berlusconi machen gemeinsam krumme Geschäfte, in der Türkei gibt es jede Menge Korruption und Vetternwirtschaft, die arabischen Anrainer können den Iran nicht ausstehen, etc.

Ein wenig peinlich, daß durch die Veröffentlichungen sämtliche Höflichkeits-Etikette verletzt wurden, aber mehr auch nicht.
Viel schlimmer finde ich, daß die deutschen Politiker maximal zweit-, überwiegend aber eher drittklassig sind; aber das ist leider keine Neuigkeit.

WackenDoc
29.11.2010, 12:01
Wobei das alles wohl auf Gegenseitigkeit beruhen dürfte.
Will gar nicht wissen, was unsere Diplomaten z.B. damals über Busch geschrieben haben.

Aber die großen Geheimnisse sind das wirklich nicht.

Hoppla-Daisy
29.11.2010, 13:16
Jetzt mal ehrlich, ist doch im Grunde wie auf ner großen Party. Man lächelt sich an, macht ein bißchen Smalltalk - und hintenrum wird gelästert auf Teufel komm raus. Soweit nix Neues, wie ich finde.

Dass Dossiers über jeden einzelnen Politiker oder sonstige wichtige Repräsentanten angefertigt werden, sollte eigentlich jedem klar sein. Und verwerflich finde ich sowas auch nicht. Meist sind da klare Worte, die es kurz und prägnant auf den Punkt bringen, besser als jede Oper, die da verfasst wird. Was es in meinen Augen problematisch macht, ist die Tatsache, dass sowas rauskommt. Ist im Grunde wie beim Alltagslästern: Wenn's rauskommt, ist derjenige, der's gesagt hat, der Dumme. Dass sowas nun im politischen Miteinander seine Plattform gefunden hat, ist natürlich schon peinlich. Aber ob das jetzt zu großen Krisen führt untereinander, weiß ich nicht. Dafür ist das in meinen Augen eher echt Kinkerlitzchen-Kram.

Ich finde aber, dass da ganz viel Lärm um (im Grunde) nix gemacht wird :-nix.

WackenDoc
29.11.2010, 14:51
Ich denke, dass es eher weniger mit Lästerei zu tun hat, sondern damit, dass man sein Gegenüber analysiert, um sich bei Verhandlungen in eine bessere Position zu bringen.

Toffiwesen
29.11.2010, 15:43
Ich finde Wikileaks leistet einerseits tolle Arbeit. Andererseits kann die Organisation ihre Macht auch leicht missbrauchen.
Mich bestürzt es allerdings, dass die Veröffentlichung der Dokumente über den Afghanistan und Irak Krieg wirklich kaum sichtbare Auswirkungen auf die Realpolitik hatten. Als die Afghanistan Dokumente im SPIEGEL waren, gabs einen kurzen Aufschrei, aber die Irakdokumente haben kaum etwas ausgelößt. Das ist jedenfalls mein Empfinden.

Hoppla-Daisy
29.11.2010, 18:30
Ich denke, dass es eher weniger mit Lästerei zu tun hat, sondern damit, dass man sein Gegenüber analysiert, um sich bei Verhandlungen in eine bessere Position zu bringen.
Der von mir gewählte Begriff war auch nur im übertragenen Sinne so zu verstehen ;-)

papiertiger
29.11.2010, 18:32
Und die Zielsetzung bei normaler Alltagslästerei ist sooo anders? :-))

Hoppla-Daisy
29.11.2010, 18:35
Nö :-))

Schimmelschaf
29.11.2010, 18:40
Angeblich hat der Wikileaks-Gründer jetzt auch die CIA am Hals, er wird der Vergewaltigung beschuldigt, ohne etwas davon zu wissen.
Dass die Amis von dieser Internetseite nicht erbaut sind, kann man sich ja vorstellen... Ich kenne Wikileaks nur vom Hören-Sagen, bin aber, so wie viele in meiner Umgebung, auch nicht sonderlich neugierig, was da wohl so stehen mag.
Vielleicht siehts in D anders aus, in der CH hört man nur wenig davon, was natürlich auch mit den momentanen Intiativen und Abstimmungen zusammenhängen mag.
Jedoch könnte sich das Ganze ändern, wenn der Gründer (zu Unrecht??) verurteilt und dadurch eine entsprechende Medienpräsenz erzeugt wird.

Dr.Hackenbush
29.11.2010, 19:12
Und was ist an dieser Wikileaks Geschichte so aufregend?
Da steht doch nix drin was wir nicht vorher schon wussten. Guido ist arrogant
und neigt zu aggressivität... Merkel ist "teflonbeschichtet" :-D
Niebel ein schräger Vogel usw.

Ich fand schon die vorrangegangenen Veröffentlichungen nicht gerade atemberaubend.

Da schwillt mir bei der schweizer "Ausschaffungsinitiative" schon eher der Kamm :-?

Keenacat
29.11.2010, 19:42
Ich fand schon die vorrangegangenen Veröffentlichungen nicht gerade atemberaubend.

Öh.. Guantanamo? Kunduz? Scientology?

Kackbratze
29.11.2010, 20:13
Wenn man nur die Veröffentlichungen betrachtet, die es in die "reale" Presse geschafft haben stimmt das, aber die vom Vorposten genannten Berichte sind ein anderes Kaliber gewesen.

Auch die Berichte zu der Finanzkrise in Europa, speziell Island, waren "Augen öffnend", das jetzt Wikileaks durch die Politik und auch durch die "seriöse pro Regierungs"-Presse schlecht gemacht wird, ist auch logische Konsequenz.

Die DOS-Attacke auf den wikileaks-Server sagt eigentlich alles aus, was es dazu noch zu sagen gibt.

Dr.Hackenbush
29.11.2010, 20:30
Aber Guantanamo, Afgahnistan und Irak wussten wir doch schon insgeheim.

Ich würde mal gerne sehen ob Wikileaks was zu den Vorgängen des 11. Septembers heranschafft.
War ja angeblich laut "loose change" ein inside job des CIAs.

Keenacat
29.11.2010, 20:51
Aber Guantanamo, Afgahnistan und Irak wussten wir doch schon insgeheim.

Ich würde mal gerne sehen ob Wikileaks was zu den Vorgängen des 11. Septembers heranschafft.
War ja angeblich laut "loose change" ein inside job des CIAs.

"Loose change" sind ein Haufen Verschwörungstheoretiker. Wikileaks hat in der Tat Dokumente von 9/11, die sind aber noch nicht wieder zugänglich.

airmaria
29.11.2010, 21:23
früher nannte man so etwas HOCHVERRAT und die strafen waren enstprechend hoch angesetzt...
ich verstehe nicht, warum es heutzutage cool sein soll, wenn barrierefrei jedem alle informationen vollumfänglich bereitgestellt werden. das kann auf dauer nicht gut gehen!
airmaria

Ehemaliger User 05022011
29.11.2010, 21:30
ich verstehe nicht, warum es heutzutage cool sein soll, wenn barrierefrei jedem alle informationen vollumfänglich bereitgestellt werden. das kann auf dauer nicht gut gehen!
airmaria

ganz genau und um auf den aktuellen Fall zurück zukommen: nicht umsonst ist die hohe Kunst der Diplomatie eine Grundvoraussetzung für den Kontakt und das Verhältnis der Staaten untereinander gewesen

Ehemaliger User 05022011
29.11.2010, 21:37
Jetzt mal ehrlich, ist doch im Grunde wie auf ner großen Party. Man lächelt sich an, macht ein bißchen Smalltalk - und hintenrum wird gelästert auf Teufel komm raus.

auf was für Partys treibst du dich denn so rum, na da wär mir meine Zeit aber zu schade für einen solchen Zeitvertreib

Kackbratze
29.11.2010, 22:09
früher nannte man so etwas HOCHVERRAT und die strafen waren enstprechend hoch angesetzt...
ich verstehe nicht, warum es heutzutage cool sein soll, wenn barrierefrei jedem alle informationen vollumfänglich bereitgestellt werden. das kann auf dauer nicht gut gehen!
airmaria

Es ist nicht cool, es ist immernoch Hochverrat, aber es zeigt der Allgemeinheit mit welchen Mitteln und mit welchen Ideen die amerikanische (vermutlich auch weltweite) Diplomatie arbeitet und handelt.
Die Frage dabei ist nur, wie reagiert die Welt, wenn sie bei ihrem kleinen Spielchen quasi mit der "Hand in der Keksdose" erwischt wird?

Vergleichbar mit den Veröffentlichungen zum Iraq-Krieg oder zu Afghanistan sind diese Nachrichten nicht, da sie ein ganz anderes Parkett bzw. eine andere Spielwiese bedienen, aber sie sorgen durch die persönliche Betroffenheit div. Teflon- oder Föhnpolitiker für einen komischen Beigeschmack, da man daran erst richtig erkennen kann, wie sehr Politik von Einzelpersonen und deren Agendas abhängt und nicht einem "grossen besserem Ganzen" unterworfen ist.