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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Augenfrage



SteffiH
11.12.2010, 13:46
Bräuchte mal Hilfe von den Augenschamanen unter euch :-)
Meine Mama war die Tage beim Augenarzt, und der hat die Papille angeschaut und gemeint, Verdacht auf Glaukom. Der Augendruck war jedoch normal (einmal um 20, bei erneuter Messung 18). Dann musste sie zu irgend ner speziellen Untersuchung bzgl. Hornhautdicke (so hat sies mir erzählt, sie is aber kein Mediziner, also sind die Aussagen vielleicht au net immer 100% richtig...), und da kam dann aber auch nix raus was ein Glaukom bei niedrigem Druck erklären könnte hat der Augenarzt gemeint. Nun war wohl der Augenarzt selber unsicher was der Papillenbefund bedeuten soll und hat mal prophylaktisch Tropfen verordnet. Allerdings hat er dann wohl noch in nem Nebensatz erwähnt, es könnte auch sein dass der Papillenbefund durch nen erhöhten Hirndruck bedingt ist, und sie könne ja auch mal zum Neurologen gehen. Das hat mich persönlich ja dann schon etwas beunruhigt (man denkt ja immer gleich ans schlimmste). Ich hab ja nur sehr rudimentäre Ophthalmologische Kenntnisse ausm Studium aber ich dachte immer das wären zwei unterschiedliche Papillenbefunde bei Hirndruck und Glaukom?

Hab meiner Mama jetz mal geraten, vielleicht einfach nochmal zu nem anderen Augenarzt zu gehen wenn sich der so unsicher war - ne Zweitmeinung kann da ja net schaden...

Ich würd mich echt freuen da von euch mal ne Meinung dazu zu hören!

Grüssle
Steffi

PS: Edit: Der Papillenbefund ist wohl rechts schlechter als links, was ja auch eher gegen die Hirndruckgeschichte spricht oder?

papiertiger
11.12.2010, 13:53
zwei Gedanken dazu:

A) es gibt auch ein Normaldruckglaukom.

B) Stauungspapille (-> Ödem, Vorwölbung) und Papillenexkavation sollte man doch eigentlich gut voneinander unterscheiden können? Oder?

Sollten sich aber lieber die Forenaugenschamanen nochmal äußern.. ich hab da auch nur dürftiges nä-Woche-is-Augenklausur - Wissen ;)

Feuerblick
11.12.2010, 13:55
Huch, da ist einiges durcheinander gelaufen...
Also: Ein Glaukom hat definitionsgemäß gar nicht mehr primär mit dem Augendruck zu tun sondern beschreibt eine Sehnervenschädigung mit Gesichtsfeldausfällen. Man geht aber davon aus, dass ein individuell zu hoher Augendruck (in Zusammenarbeit z.B. mit Blutdruckschwankungen) durchaus die Schäden am Sehnerv mit bedingen oder zumindest verschlechtern kann. Das heisst praktisch gesehen, dass ein Druck von 18 oder 20 für eine vorgeschädigte Papille zu hoch ist... (Stichwort Normaldruckglaukom... danke Tigerchen!)
Eine auffällige Papille mit einem Druck von 20 ist zumindest mal etwas, das man kontrollieren sollte. Eventuell ist es auch sinnvoll, den Augendruck zum Schutz des Sehnervs zu senken. Wurde denn ein Gesichtsfeld gemacht?
Die Messung der Hornhautdicke hat etwas damit zu tun, wie der Augendruck gemessen wird. Bei der Standard-Druckmessung beim Augenarzt wird nämlich ein Messkopf auf die Hornhaut aufgesetzt und der Druck gemessen, den man zum "Plattdrücken" der Hornhaut durch diesen Messkopf benötigt. Ist die Hornhaut nun dicker oder dünner als die dafür angenommene "Standardhornhaut", misst man einen zu hohen oder zu niedrigen Augendruck. Daher möchte man wissen, mit welcher Hornhautdicke man es zu tun hat.

Ein Sehnervenschaden incl. Gesichtsfeldausfällen kann aber auch durch (degenerative) Prozesse im Gehirn verursacht sein. Daher macht es gerade bei relativ schnell fortschreitenden Sehnervenschäden ohne astronomisch hohe Drücke Sinn, ein neurologisches Check-up und eine Überprüfung des Blutdrucks durchzuführen.

SteffiH
11.12.2010, 14:10
Hallo,

zuerst mal danke für die schnelle Antwort :-) jetzt seh ich einiges schon klarer! Also, das Gesichtsfeld war laut meiner Mama wohl in Ordnung (fällt also vermutlich eher nicht unter "schnell fortschreitenden Gesichtsfeldausfall", oder?). Zuletzt war sie vor ca. 2,5 Jahren beim Augenarzt gewesen, und da war auch die Papille noch in Ordnung gewesen. Ein leichter Bluthochdruck ist bei ihr bekannt, sie ist da auch beim Kardiologen in Betreuung und wohl recht gut eingestellt.
Du denkst also dass ein neurologischer Checkup schon Sinn machen würde? Im Hinblick auf erhöhten Hirndruck bei evtl. Tumor o.ä.?
Bzw. würde man denn, wenn sie jetz brav anfängt die Tropfen zu benutzen, in absehbarer Zeit eine Verbesserung des Papillenbefundes erwarten, wenn das Glaukom die richtige Diagnose war?

Feuerblick
11.12.2010, 14:16
Also, auf der Suche nach HirnDRUCK muss man nicht gehen (akuter Hirndruck macht eine Stauungspapille - also eher das Gegenteil einer Papillenexcavation, Z.n. Hirndruck macht eher eine blasse Papille...). Eher auf die Suche nach degenerativen Veränderungen.
Der Papillenbefund wird sich nicht mehr bessern. Es soll eine Verschlechterung verhindert werden! Wenn vor zwei Jahren alles okay war und jetzt ein auffälliger Befund besteht, ist das auf jeden Fall verdächtig.
Was unbedingt stattfinden sollte, ist eine 24-Stunden-Augendruckmessung, bei der in definierten Zeitabständen der Augendruck gemessen wird. Oft genug findet man dabei Augendruckschwankungen, die für einen Papillenschaden Ursache sein können und die man bei den einmaligen Messungen beim Augenarzt gar nicht gefunden hat.

SteffiH
12.12.2010, 14:22
Ja so eine mehrfach-Augendruckmessung über den Tag verteilt wurde auch gemacht, laut meiner Mama kam da aber wohl auch net wirklich was überzeugendes bei raus.
Versteh ich das richtig dass aufgrund des Papillenbefundes trotz nicht eingeschränktem Gesichtsfeld und "normalen" Druckwerten dann die Diagnose eines Normaldruckglaukoms gestellt wird und es richtig ist, dass sie ab jetzt diese Tropfen nimmt?
OK ich bin ja dann beruhigt dass ich da net total verkehrt lag dass Hirndruck eigentlich genau nen anderen Befund macht als Augendruck ;) Was mich jetz aus purer Neugier noch interessieren könnte: Wieso können degenerative Hirnveränderungen auch ne Papillenexcavation machen? Weil dann durch geschrumpfte Hirnmasse der Hirndruck niedriger ist und die Papille sozusagen rauszieht?
Vielen Dank für die ganzen Antworten!
Steffi

Feuerblick
12.12.2010, 14:33
Mehrfach über den TAG verteilt reicht nicht aus. Wichtig ist gerade bei Verdacht auf Normaldruckglaukom eine Nachtmessung und eine 24Std-RR-Messung. Tropfen zu geben ist sicherlich nicht falsch - man möchte ja nicht unbedingt warten, bis Gesichtsfeldeinschränkungen die Diagnose einer Sehnervenschädigung beweisen... Ach ja: Wer Glaukompatienten in der Familie hat, sollte sich unbedingt auch screenen lassen!
Was die Neurologie angeht: Degenerative Hirnerkrankungen können eben auch den Sehnerv betreffen - er ist Teil des Gehirns...:-nix Man forscht sogar momentan daran, ob es das Glaukom, wie es Jahrzehnte lang gelehrt und klassifiziert wurden, so überhaupt gibt oder ob es sich eher um eine degenerative Hirnerkrankung per se handelt.