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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : IUP nach abruptio?



drafadoitscha
16.12.2010, 13:13
Aus nachvollziehbaren Gründen wünschen Frauen nach einem Schwangerschaftsabbruch in der Regel eine sichere und einfache Verhütung. Um "Pillenfehler" zu vermeiden, bietet sich ja direkt ein IUP an. Soweit ich es selbst erfahren habe, ist es in spezialisierten Ambulatorien in Deutschland und im Ausland auch üblich, direkt nach der abruptio die Spirale zu setzen. Vorteile hat es allemal, da, welcher Art die Anästhesie auch immer ist, die Belastung für die betroffene Patientin vermindert wird. Explizit wird dies ja auch von Patientinnen gewünscht.

Nur gibt es an unserer Klinik das ungeschriebene Gesetz, daß ein IUP nach einer abruptio frühestens beim Eintreten der ersten Monatsblutung gesetzt wird. D.h. im besten Fall bei der Nachkontrolle nach drei Wochen, häufig aber erst viel später. Somit hat die Frau unter Umständen über Monate keine sichere Verhütung und muss gesondert in die Klinik oder zu ihrem Arzt gehen. Der einzige Grund der aus meiner Sicht dagegen spricht ist nur, daß die Spirale nach einer abruptio häufiger abgeht als wenn sie zu einem anderen Zeitpunkt gesetzt wird. Verlässliche Zahlen dazu habe ich aber noch nie finden können. Somit wird es bei uns nur gemacht, wenn die Patientin schriftlich ihr Einverständnis gibt, nachdem ihr noch dementsprechend zugeredet wird, daß sie es lieber sein lassen sollte. Kann jemand mir sagen, ob es zu dieser Thematik besondere Literatur gibt (habe außer Grimez, Lopez, Schulz nichts gefunden) und wie es anderswo gehandhabt wird? Insbesondere würde mich interessieren, ob bestimmte IUPs nach einer abruptio besonders geeignet ist. Ich selbst präferiere in solchen Fällen, in denen die Patientin es wünscht (ich selbst rede das ihr nicht aus) ein IUP mit vier Pessararmen, da die Expulsionsrate geringer ist. Für die Patientin hat es den Nachteil, daß dieses IUP in der Regel in der Apotheke zuerst bestellt werden muss - d.h. sie muss es selbst besorgen. Eine interne Bestellung ist leider nicht möglich, da unsere Klinik nur die klassischen IUPs vorsieht. Würde mich freuen, wenn jemand zu diesem Thema mehr sagen könnte.

Simone_th
16.12.2010, 20:23
Interessante Überlegungen, aber die Antworten gibst dir wohl selbst: Vorteile sind die wegfallenden Termine. Abruptio=IUP setzen, Nachkontrolle zur Abruptio=Kontrolle des korrekten Sitzes. Frau erspart sich damit zwei Konsultationen. Die Verlustrate ist aber klar höher, insbesondere bei späteren Abbrüchen. Ist individuell, wie man die einzelnen Vor- und Nachteile gewichten soll. Das setzen einer Spirale ist ja keine große Sache. Insbesondere bei Patientinnen, die zur mangelhaften Verhütung neigen, ist es sicher sinnvoll, dies im ersten Schritt zu tun.

Ob es speziell für diese Fälle geeignete Spiralen gibt, kann ich nicht sagen. Das 4-Ärmchen-Ding, wir vermeiden hier ja Markennamen, rühmt sich ja einer extrem geringen Verlustrate. Aber wenn der Vorteil so bestechend wäre, weshalb werden Modelle mit 2 Ärmchen überhaupt noch verwendet, obwohl sie nicht mal billiger sind?

Es ist vor allem eine Gefühlssache, ich würde da die Wahl der Patientin lassen. Es sind aber eher seltene Fälle, meist wird so oder so eine hormonelle Verhütung gewünscht, weshalb auch immer.

Ein Nachteil fällt mir noch ein: Falls eine Nachcurettage notwendig ist, verliert die Patientin die Investition in die Spirale, was auch für Ärger sorgen kann.

Edit: Eigentlich wäre die erhöhte Verlustrate ein Argument für die Kupferkette. Da würde man aber einen Arzt benötigen, der sowohl einen Abbruch durchführt, als auch von den netten Belgiern zertifiert worden ist, das Ding zu setzen. Ich glaube aber, eine Frau in der Situation hat vorerst mal andere Sorgen, als so einen Arzt zu suchen.