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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Erfolgsfaktor überdurschnittliches Chemie-Wissen?



Freund der Medizin
17.12.2010, 15:58
Hallo liebe Gemeinde!

Ich bin noch Schüler, möchte bald Medizin studieren und habe mich für die höhere Runde eines Chemie-Wettbewerbs qualifiziert. Nun stehe ich vor der Entscheidung, meine Vorbereitung auf diese zu planen. Eigentlich sind die beiden Optionen klar:
Entweder ich belasse es bei meinem jetzigen Chemie-Wissenstand und habe wenig Chancen auf nochmaliges Weiterkommen. Oder ich setze mich ab heute regelmäßig hin und pauke diszipliniert den Stoff, was mich in die nächste Runde bringen könnte.

Weil letzteres ein recht zeitintensives Unterfangen wäre und ich damit einige Privataktivitäten zurückfahren müsste, bin ich hierzu nur bereit, wenn ich auch im späteren Leben von dieser Qualifikation profitieren würde. Mir ist der potentielle Ertrag im Medizinstudium aufgrund des Chemie-Teils dort bewusst aber ganz allgemein möchte ich euch fragen:

1. Wie hoch ist der Nutzen von einem breiten Verständnis von Chemie für das Verständnis der Funktionsweise des menschlichen Körpers und - auch wenn ich hier keine Pauschalurteile erwarte - für erfolgreiches ärztliches Handeln in Zukunft?

2. Wie sehr sind Chemie und Biochemie verwandt? Ich habe mal ein Biochemie-Lehrbuch überflogen und festgestellt, dass hier chemische Formeln und quantitative Darstellung von biochemischen Phänomenen rar sind. Ist also die auch die Methodik zwischen diesen beiden Fächern verschieden?

papiertiger
17.12.2010, 16:04
Was du im Studium an tatsächlichen Chemie-Wissen brauchst geht über Grundkursniveau eher nicht hinaus ;) Also allein dafür würde dir das jetzt nicht so schrecklich viel bringen.

Allerdings können solche Wettbewerbe durchaus mal etwas sein, was man im Auswahlverfahren der Hochschulen einbringen kann, was dann unter Umständen die Chance auf den Wunschstudienplatz erhöht.

Ähnliches gilt ggf. auch für Bewerbungen auf Stipendien.

Meine Meinung: Wenn der Aufwand einigermaßen vertretbar ist - mach es.

konstantin
18.12.2010, 10:01
Zur Biochemie im Speziellen kann ich jetzt auch nichts sagen, aber ich kann dir sagen, was wir in der Chemie gemacht haben in diesem Semester (Jahaa, ist ja schon fast gelaufen - 7 von 8 Chemietestate geschrieben \o/, danach gibt's den Chemieschein und das war's dann erstmal), und da hat der Papiertiger durchaus recht: Grundkurs-Niveau. Ich habe selbst bis zur 13/I den Chemiegrundkurs besucht, allerdings ziemlich erfolglos (war ein Ueberhangkurs und ich hatte auch nicht so wirklich Lust...) und dementsprechend ging mir ordentlich die Muffe wegen des Fachs, drum bin ich auch zu jeder Vorlesung hingerannt und habe mehr als nur noetigste fuer die Testate gepaukt - und das dauerte jeweils einen halben Tag.

Im Ernst, es wird halt bei Null angefangen, das heisst in den ersten ein, zwei Testaten schreibst du erst einmal die Ordnungs- und Massezahl an ein Atom dran, schreibst irgendwelche Orbitalkonfigurationen auf oder bastelst ganz simple Molekuele nach LEWIS zusammen. In den Testaten danach ging es dann weiter mit pH-Wert-Berechnung und sowas - und im letzten Testat sollte man ein paar Kohlenwasserstoffe benennen.

Selbst fuer mich, als totalen Chemie-Laien und jemand, der auch nie wirklich verstanden hat, wie das Ganze funktioniert, war es ueberhaupt kein Problem die Chemie zu ueberstehen (zugegeben, das letzte Testat ist noch nicht geschrieben...) - das liegt meiner Meinung nach vor allem daran, dass es in der Chemie immer die gleichen Aufgaben sind! Irgendwelche Stoffmengen berechnen, Konzentrationen, pH-Werte, Molekuele nach irgendwelchen Modellen basteln, ... man kann das alles wunderbar ueben, und muss dafuer nicht einmal besonders schlau sein oder sich viel Muehe geben.

So gesehen wuerde ich sagen, dass es vergeudete Liebesmueh ist, sich taeglich an den Schreibtisch zu setzen um Chemie fuer einen Wettbewerb zu pauken, andererseits ist die Teilnahme oder gar ein Platz auf dem Treppchen bei solchen Wettbewerben Gold wert, wenn du dich spaeter auf ein Stipendium bewerben moechtest oder auch nur bei einem Auswahlgespraech fuer deine Wunschuni punkten willst. Wenn's ein halbwegs großer Wettbewerb ist, kannst du das bis an dein Lebensende in dein CV reinklatschen und zeigen, dass du bereits in der Schule außerordentlich engagiert gewesen bist. Nicht ohne Grund gibt es eine Menge Unis, die Siege bzw. 2. oder 3. Platz bei "Jugend forscht" krass bonieren.

Currywurstesser
18.12.2010, 16:27
Vorteil ist es sicher, wenn man fit in Chemie ist- viele haben massive Probleme damit und müssen viel Zeit in das Fach investieren bei uns.

Wenn du Spaß an dem Wettbewerb hast, dann mach es.

mezzomixi
18.12.2010, 22:32
ich kann ja bis heute das periodensystem nicht lesen :-oopss

Inelein
18.12.2010, 23:45
Ich denke, dass kommt immer auf die Uni an, in Mannheim sind die Vorbereitungswochen und das erste Modul sehr chemie-/biochemielastig und wenn man dann nur rudimentäres Chemiewissen hat, hat man es eindeutig schwerer. Besonders die Warter haben damit echt Probleme und müssen sich total abmühen. Man hat die ersten drei Wochen Vl dann eine Woche Blockpraktikum und dann Klausur, wenn man da vorher nichts weiß ist das trotz machbaren MC-Fragen ein harter Brocken, vorallem da ja Physik noch die meiste Zeit parallel läuft. Und die Lücken ziehen sich dann ja auch durch Modul I, mit Stoffwechsel etc..

perro
19.12.2010, 00:47
naja aber der threadsteller hat ja definitiv ahnung von chemie ^^ er fragt ja lediglich, ob er es noch viel mehr ausbauen soll (über den eigentlichen schulstoff hinaus, oder?)

Die Niere
19.12.2010, 01:49
Da du bereits ein gutes Wissen in Chemie zu haben scheinst, ist ein Mehraufwand für solch einen Wettbewerb wahrscheinlich vollkommen unnötig um im Medizinstudium einen Vorteil zu haben. Nur im Auswahlverfahren (wie von tiger geschrieben) kann es dir VIELLEICHT einen KLEINEN Vorteil bringen. Wenn du sowieso ein sehr gutes Abi haben wirst, dass du das ADH nicht brauchst, würde ich den Mehraufwand lassen.

lg,n

Linda.1001
19.12.2010, 02:16
Kleinen Vorteil? Das wird derzeit ziemlich gut boniert beim AdH. Mein Rat daher: Hau rein! :-top

Obwohl, besser wäre es natürlich du schaffst es mit nem guten Abi rein- zukommen. :-)

Freund der Medizin
19.12.2010, 22:11
Mein Fazit nach den Antworten (lieben Dank dafür) und dem Eindruck einer "Chemie für Mediziner"-Klausur:

Das, was ich vorhabe, wird im Studium wohl nicht das Zünglein an der Waage sein. Aber irgendwie reizt mich die Herausforderung schon und sollte es bei mir zu einem Auswahlgespräch kommen könnte ich die Wettbewerbsleistung hochhalten. Also werde ich es versuchen.

Bis dann

Kackbratze
19.12.2010, 22:40
Man versagt schon, indem man es nicht versucht.

Ich weiss, 5€ ins Phrasenschwein, aber es passt doch immer im Leben. Alles was man nicht versucht, auch wenn man es könnte, ist eine verlorene Gelegenheit.

Viel Glück und Erfolg!

Relaxometrie
19.12.2010, 23:14
Alles was man nicht versucht, auch wenn man es könnte, ist eine verlorene Gelegenheit.
Es wäre aber ganz hilfreich, wenn man über die ein oder andere Gelegenheit, die man nutzen könnte, nochmal kritisch nachdenkt.
Ich hätte ja jetzt durch aus die Möglichkeit, bei meiner Nachbarin zu klingeln und sie zu fragen, ob sie nicht ein bißchen Schokolade, die ich vergessen habe zu kaufen, rausrückt. Naja, was hätte ich mit dieser genutzten Gelegenheit gewonnen? Wahrscheinlich ein wenig Zoff :-))
Außerdem hätte ich auch durchaus die Gelegenheit dazu, mir ein bißchen Heroin zu kaufen, um es dann zu konsumieren. Aber irgendwie habe ich da gerade gar keine Lust drauf. Soll ich das jetzt als verlorene Gelegenheit oder gar als Versagen betrachten?

Kackbratze
19.12.2010, 23:17
Äh, ja.
Gerade der Heroin-Teil.

Jetzt im Ernst, ich denke, die, die gerade nicht auf Turkey sind, wissen, wie ich das gemeint habe. ;-)

][truba][
19.12.2010, 23:33
Ich würde sagen, wenn das Lernen für diesen Wettbewerb, die Gefahr birgt das deine Abschlussnote sinkt, lass es.

Wenn das nicht der Fall ist, mach es!


MfG Thomas

Bensona!
20.12.2010, 23:46
Ich habe dank Chemie-Leistungskurs im ersten vorklinischen Semester mehr Counterstrike gespielt, als gepaukt =)
Daher würde sich Chemie auf jedenfall lohnen, wenn man locker in das Studium einsteigen möchte!

konstantin
21.12.2010, 12:45
Ich habe dank Chemie-Leistungskurs im ersten vorklinischen Semester mehr Counterstrike gespielt, als gepaukt =)

:-top Sehr geil. Bei mir war es aber Star Craft II. :-))

Theriak
21.12.2010, 15:14
Mach den Wettbewerb wenns dir Freude bereitet. Ich hab auch an nem Biowettbewerb mit Erfolg teilgenommen. Hat mir gar nix gebracht außer Egoaufbau, aber nichts desto trotz hats halt Spaß gemacht, da man sich auch mal mit schwierigen Aufgabenstellungen befassen konnte. Über den Tellerrand blicken ist nie verkehrt.

Außerdem bringt gerade die Chemieolympiade (falls es dieser Wettbewerb ist an dem du teilnimmst) gute Boni ein, da diese sich vom Niveau her auf ner ziemlich krassen Ebene abspielt.

Tipp: Ich bin immer froh wenn Leute sich um eine anständige Schreibweise bemühen, aber in einem Forum brauchste nicht ganz so hochgestochen schreiben/sprechen hier herrscht ein lockerer Umgangston ;-)

Freund der Medizin
22.12.2010, 19:33
@Theriak
Den Tipp nehme ich gerne auf, es sollte keine "akademische Wichtigtuerei" sein ... :-D

Tanita
22.12.2010, 20:13
@Theriak
Den Tipp nehme ich gerne auf, es sollte keine "akademische Wichtigtuerei" sein ... :-D

Es wurde glaub ich auch nicht so aufgefasst. Wenn's so gewesen wäre, dann hättest du das wahrscheinlich doch recht schnell gemerkt;-)

John Silver
25.12.2010, 13:51
Es gibt nur wenige chemische Gesetzmäßigkeiten, die man in der Medizin wirklich verstehen muss. Sie alle versteht man mit dem chemischen Grundwissen.

1. Chemisches Gleichgewicht. Extrem wichtig: der ganze Körper ist im Grunde ein extrem komplexes System chemischer Gleichgewichte, mikro- und makroskopisch. Wenn man dieses Prinzip versteht, hat man schon viel gewonnen.

2. Osmose, Membranpotentiale. Auch sehr wichtig.

3. Hydrophob/hydrophil/lipophil.

Alles andere ist mehr oder weniger irrelevant für den Alltag.