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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Rötelmaus-Hantaviren



Lizard
19.12.2010, 12:46
Hallo!

Ich habe gestern eine Rötelmaus in meinem Keller gefangen.
Rötelmäuse sind ja bekanntermaßen Überträger des Hanta- bzw. Puumala-Virus
Nun ist es so, dass dieses Tier reichlich Hinterlassenschaften in meinem Keller verteilt hat.
Ist evtl. jemand virologisch bewandert und weiß wie lange das Virus umweltstabil ist ?
Wäre es anzuraten während der Putzaktion im Keller eine FFP-3 Maske o.ä. zu verwenden?
Oder sind meine Bedenken übertrieben?

Lizard

Alcyon
19.12.2010, 13:42
RKI-Empfehlung in Kooperation mit der Charité:

Empfehlungen für die Beseitigung von toten
Mäusen, Mäuseausscheidungen und die abschließende
Säuberung
 Zum Schutz vor Hantavirus-Infektionen müssen
tote Mäuse sicher beseitigt werden und kontaminierte
Flächen (Böden, Arbeitsflächen und andere
Oberflächen) sorgfältig mit Haushaltsreiniger gereinigt
werden.
 Tragen Sie Gummihandschuhe und bei Staubentwicklung
möglichst einen eng anliegenden
Mundnasenschutz. Empfohlen wird eine Atemschutzmaske
(FFP3-Maske).
 Lüften Sie vor Beginn der Reinigung von Räumen
mit Mausbefall gut durch, indem Sie alle Fenster
und Türen für mindestens 30 Minuten öffnen.
 Vermeiden Sie es, bei der Entfernung von Mäusekot
und Nestmaterial Staub aufzuwirbeln. Benutzen
Sie keinen Staubsauger, weil Viren über
die Abluft abgegeben werden könnten.
 Besprühen Sie Mäuse, belegte Fallen und Mäuseausscheidungen
zunächst gründlich mit einem
handelsüblichen Reinigungsmittel. So verhindern
Sie, dass bei diesen Aktivitäten virusbeladener
Staub aufgewirbelt wird.
 Geben Sie die toten Mäuse oder die belegte
Mausefalle in eine Plastiktüte, verschließen und
entsorgen Sie diese mit dem Hausmüll
 Reinigen Sie alle gebrauchten Fallen nach der
Benutzung.
 Waschen Sie sich abschließend die Hände
gründlich mit Wasser und Seife.

http://www.charite.de/virologie/hantapraev.pdf

http://www.rki.de/cln_169/nn_468090/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber__Mbl__Hanta.html#doc208464bodyText14

Lizard
19.12.2010, 13:49
Vielen Dank!:-)

Da habe ich ja ordentlich was zu tun über die Feiertage.:-keks

Justy
19.12.2010, 21:25
Wie lange sind denn Viren eigentlich im Kot/ Ausscheidungen aktiv?
Wenn der da jetzt zb seit 10-12 Monaten rumliegen würde (was in verlassenen Bauernhäusern usw der fall sein könnte)? Müsste man dann diese Vorsichtsmaßnahmen auch beachten?

FataMorgana
20.12.2010, 09:52
Bunyaviren wird in der Fachwelt eine hohe Tenazität, also Resistenz gegenüber Umwelteinflüssen, nachgesagt. Ich gehe davon aus, dass die eingetrockneten Viren im Staub über mehrere Wochen infektiös bleiben können. Typisch ist ja z. B. das Gartenhaus, in dem eine Rötelmaus überwintert hat. Wenn man das im Frühjahr auf der schwäbischen Alb ungeschützt ausfegt, dann erkrankt man typischerweise an einer Puumalavirus-Infektion.

Relaxometrie
20.12.2010, 09:59
Interessant, was man hier lernen kann.
Ich hätte die Rötelmaus wahrscheinlich gar nicht als solche erkannt. Oder sehen die echt so typisch aus und unterscheiden sich deutlich von grauen Mäusen? Vorsichtshalber habe ich mir jetzt mal ein paar Bilder angesehen.
Und an diese abgefahrenen Infektionen hätte ich nie gedacht :-blush
Also krame ich jetzt das MiBi-Buch raus und lese nach.

Rico
20.12.2010, 10:24
Nachdem wir letztes Jahr praktisch ständig Hantanephritiden auf Station liegen hatten habe ich neulich beim Ausfegen des Kellers tatsächlich erstmalig und zum Amüsement der Nachbarn einen Mundschutz getragen.
Is zwar jetzt nephrologisch nicht so das schrecklichste Krankheitsbild, kann ich aber gut drauf verzichten...

Lizard
20.12.2010, 10:39
Ich hätte die Maus auch nicht als Rötelmaus erkannt; ein Kumpel aus der Biologie hat das für mich gemacht ;)


@ Rico
Also ist das tatsächlich nicht so selten. Die Verläufe sind hier in der Gegend also eher mild? Macht ihr da einen Virusnachweis oder geht ihr rein nach Anamnese und Klinik ?
Ich werde mir also sicherheitshalber eine Maske besorgen und irgendein Flächendesinfektionmittel.

drafadoitscha
20.12.2010, 10:41
RKI-Empfehlung in Kooperation mit der Charité:

Empfehlungen für die Beseitigung von toten
Mäusen, Mäuseausscheidungen und die abschließende
Säuberung
 Zum Schutz vor Hantavirus-Infektionen müssen
tote Mäuse sicher beseitigt werden und kontaminierte
Flächen (Böden, Arbeitsflächen und andere
Oberflächen) sorgfältig mit Haushaltsreiniger gereinigt
werden.
 Tragen Sie Gummihandschuhe und bei Staubentwicklung
möglichst einen eng anliegenden
Mundnasenschutz. Empfohlen wird eine Atemschutzmaske
(FFP3-Maske).
 Lüften Sie vor Beginn der Reinigung von Räumen
mit Mausbefall gut durch, indem Sie alle Fenster
und Türen für mindestens 30 Minuten öffnen.
 Vermeiden Sie es, bei der Entfernung von Mäusekot
und Nestmaterial Staub aufzuwirbeln. Benutzen
Sie keinen Staubsauger, weil Viren über
die Abluft abgegeben werden könnten.
 Besprühen Sie Mäuse, belegte Fallen und Mäuseausscheidungen
zunächst gründlich mit einem
handelsüblichen Reinigungsmittel. So verhindern
Sie, dass bei diesen Aktivitäten virusbeladener
Staub aufgewirbelt wird.
 Geben Sie die toten Mäuse oder die belegte
Mausefalle in eine Plastiktüte, verschließen und
entsorgen Sie diese mit dem Hausmüll
 Reinigen Sie alle gebrauchten Fallen nach der
Benutzung.
 Waschen Sie sich abschließend die Hände
gründlich mit Wasser und Seife.

http://www.charite.de/virologie/hantapraev.pdf

http://www.rki.de/cln_169/nn_468090/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber__Mbl__Hanta.html#doc208464bodyText14

Besprühen Sie die Mäuse... Mausi, komm doch mal her, ich will dich desinfizieren:-))
Vielleicht kann mir die Scharitee auch mal verraten, wie ich meinen Keller gut durchlüften soll.

Ich habe nur eine Empfehlung dagegen: Katzen. Leute, besorgt Euch Katzen! In unserem Hauseingang wohnen vier Katzen. Und gebt Ihnen kein Dosenfutter, sie sollen selbst auf Nahrungssuche gehen. So bleibt das Haus Mausfrei!

Rico
20.12.2010, 14:05
@ Rico
Also ist das tatsächlich nicht so selten.Naja, wahnsinnig häufig in absoluten Zahlen ist es nun auch nicht, aber auf nephrologischen Stationen sammelt sich sowas natürlich und letztes Jahr war eine deutliche Zunahme im Vergleich zum langjährigen Mittel.
Die Verläufe sind hier in der Gegend also eher mild? Macht ihr da einen Virusnachweis oder geht ihr rein nach Anamnese und Klinik ?Also der bei uns vorherschende Typ ist der Pumaala, der ja eigentlich eher einer der aggressiveren ist. Nichtsdestotrotz geht es oft ohne Dialyse, allerdings hängen die Leute da teilweise echt in den Seilen.
Wir machen den IgG/IgM-Nachweis, grad wenn Du im Endemiegebiet lebst, dann ist die Anamnese oft recht unspezifisch weil auf der Alb ja praktisch jeder irgenein Gartenhäuschen, eine Garage oder einen Keller hat und den als guter Schwabe natürlich auch fegt.
Die Antikörper übrigens auch deshalb weil ja da zunächst ein Patient mit ANV vor Dir steht und Du ja wissen willst, was los ist. Der könnte ja auch eine andere Form der Nephritis oder andere Ursachen eines ANV haben, was unter Umständen forciertere Diagnostik- und Therapiebemühungen erforderlich machen könnte. Da wäre es doof, wenn man erstmal nach Anamnese ne Woche das vergleichsweise gemütliche Hanta-Regime (Wasser und Elyte und zur Not Dialyse) fährt und erst bei ausbleibender Besserung feststellt, dass z.B. eine akute Glomerulonephritis vorlag, deren spezifische Diagnostik und Therapie man jetzt tagelang verdüdelt hat.
Hat man den AK-Nachweis, idealerweise noch mit IgM, dann weiß man woran man ist.
Außerdem kann man glaub DRG-technisch die Hantanephritis nur mit Nachweis abrechnen.

Rico
20.12.2010, 14:13
Besprühen Sie die Mäuse... Mausi, komm doch mal her, ich will dich desinfizieren:-))ich glaube die meinten tote Mäuse...

Vielleicht kann mir die Scharitee auch mal verraten, wie ich meinen Keller gut durchlüften soll.Hierfür hat sich das Öffnen des Fensters bewährt, bei gleichzeitigem Öffnen der Tür kommen zusätzlich Synergieeffekte zum tragen. :-top

siehe auch "Different stategies to ventilate a closed room - a review" Febreze PI, Airwick J Journal of Room Ventilation, 93, 156-8

Ich habe nur eine Empfehlung dagegen: Katzen. Leute, besorgt Euch Katzen! In unserem Hauseingang wohnen vier Katzen. Und gebt Ihnen kein Dosenfutter, sie sollen selbst auf Nahrungssuche gehen. So bleibt das Haus Mausfrei!Es soll ja auch Katzen geben, die stolz ihre Beute anschleppen...