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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Studiengang "Physician Assistant/Medizinassistenz" startet



kra-
21.12.2010, 12:12
Ab dem SS2011 gibt es in Rheine (Münsterland) einen neuen Studiengang, der so genannte Medizinassistenten ausbilden soll. Das Studium wird mit dem Bachelor of science beendet. Aufgabe der Medizinassistenten soll es sein, die Schnittstelle zwischen Ärzten und Pflegenden zu schließen. Dazu gehören - neben abrechnungstechnischen Aufgaben - auch Anamneseerhebung, Aufklärung & Beratung sowie weitere delegierbare ärztliche Tätigkeiten.

Zwar sollen Medizinassistenten nicht den Stationsarzt ersetzen. In Zeiten des Ärztemangels halte ich so eine Entwicklung aber für bedenklich, weil im Extremfall viele ärztliche Aufgaben an diese neue Berufsgruppe delegiert werden können wenn das entsprechende ärztliche Personal fehlt.

Stehe ich mit der Meinung alleine da? Was haltet ihr davon?

Hier ein paar Links:

http://www.mhrheine.de/index.php?option=com_content&view=article&id=24&Itemid=54
http://www.westfaelische-nachrichten.de/home/homepage_thema_2/1466521_Kein_Arzt_kein_Pfleger_Bachelor_als_Medizi nassistent.html

LG,
kra-

Muriel
21.12.2010, 17:37
Schwierig. Auf der einen Seite klingen solche Dinge wie "delgierbare äzrtliche Aufgaben", die dann auch tatsächlich delegiert werden sollen an diesen Berufsstand, natürlich toll. Wer will nicht die 20 BEs morgens loswerden, wer freut sich nicht darüber, wenn Briefe vorgefertigt werden und wer ist zu guter Letzt nicht froh darüber, wenn man nicht jeden Eingriff selber aufklären muss und sich stattdessen (denn so klingt es ja an) um urärztliche Dinge kümmern könnte. Das Problem, das ich sehe, geht in die Richtung, die viele Länder mittlerweile mit den Optometristen haben. Jeder Augenarzt ist zwar tendenziell froh, wenn er keine Brille verschreiben muss und gibt das gerne ab, genauso ist die Augeninnendruckmessung nicht besonders spannend und gehört nicht zu meinen Lieblingsaufgaben. Aber es gehen in vielen Ländern immer mehr Tätigkeiten in die Hand von Optometristen, so dass ein konservativ tätiger Augenarzt dort praktisch nicht mehr existiert. Das ist zum Einen für diejenigen Augenärzte doof, die keine Lust auf das operative Spektrum haben, was bisher nie ein Problem war, zum Anderen ist die medizinische Versorgung bzw. Vorsorge einfach so für den Patienten nicht mehr optimal gewährleistet. Wenn der Arzt überflüssig gemacht wird durch Leute, die ähnliche Aufgaben weitaus billiger anbieten können, ist irgendwann ein Punkt erreicht oder wird überschritten, der weder für den Arzt noch für den Patienten tragbar ist. Von daher ist so ein Weg schwierig umsetzbar meiner Meinung nach.

eXiland
21.12.2010, 19:02
So werde der Physician Assistant all das übernehmen, was der Arzt guten Gewissens delegieren könne. Als da wären die Erhebung der Krankengeschichte, vorbereitende Aufklärung und Beratung. Und die Bedienung komplexer werdender Gerätschaft.

Juhu, dann haben die Ärzte ja mehr Zeit Briefe zu shreiben und zu kodieren...

Übrigens find ich es schon komisch die Anamnese, den Status und die Beratung einfach als nicht unbedingt dem Arztberuf zugehörige Aufgabe zu bezeichnen, besonders in Fächern wie der Inneren, der Neuro und der Allgemeinmedizin!

JanK
21.12.2010, 19:04
So werde der Physician Assistant all das übernehmen, was der Arzt guten Gewissens delegieren könne. Als da wären die Erhebung der Krankengeschichte, vorbereitende Aufklärung und Beratung.
i lol'ed.

Anamnese, Aufklärung und Beratung delegieren. Super Plan.


Von daher, was halte ich davon?

Nix. Aber auch so gar nix. Ich seh hier nicht mal eine gute Idee.
Nur das altbekannte, innig verhasste Prinzip "Kosten senken, koste es, was es wolle".

kra-
21.12.2010, 19:20
Muriels Beispiel der Optometristen passt wie die Faust aufs Auge: auf den ersten Blick sieht es so aus, als würden uns viele unangenehme Aufgaben abgenommen werden. Auf den zweiten Blick werden bestimmt einige Arztstellen gestrichen werden können, wenn ärztliche Tätigkeiten an günstigeres Personal abgeschoben werden.

Außerdem: wofür brauchen wir denn bald die Medizin-Bachelors, wenn wir schon Medizinassistenten haben? :-D

eXiland
21.12.2010, 21:25
Wenigstens müssen die Medizinassistenten vorher eine Ausbildung zum Krankenpfleger inkl. Berufserfahrung vorzuweisen haben.Bei solchen Voraussetzungen dürften wir erstmal nich mit einer großen Konkurrenz zu rechnen haben...

Mr. Pink online
27.12.2010, 14:59
Hmm.... ähnliches gibt es in den USA schon seit längerem. Studierte Schwestern, die zwischen Pflege- und Arztpersonal vermitteln. Im Endeffekt bestimmt wieder eine Kostenfrage ob sich dieser Beruf durchsetzt, schliesslich muss eine solche Stelle im KH erstmal geschaffen werden.

SuperSonic
27.12.2010, 17:45
(...) und wer ist zu guter Letzt nicht froh darüber, wenn man nicht jeden Eingriff selber aufklären muss und sich stattdessen (denn so klingt es ja an) um urärztliche Dinge kümmern könnte.
Aufklärung und auch Anamnese und körperliche Untersuchung sind urärztliche und in Deutschland nicht deligierbare Tätigkeiten!

Linda.1001
27.12.2010, 18:34
Ab dem SS2011 gibt es in Rheine (Münsterland) einen neuen Studiengang, der so genannte Medizinassistenten ausbilden soll. Das Studium wird mit dem Bachelor of science beendet. Aufgabe der Medizinassistenten soll es sein, die Schnittstelle zwischen Ärzten und Pflegenden zu schließen. Dazu gehören - neben abrechnungstechnischen Aufgaben - auch Anamneseerhebung, Aufklärung & Beratung sowie weitere delegierbare ärztliche Tätigkeiten.


So nen Beruf gibts schon, nennt sich Teamassistent.

Tut mir leid, aber Das hört sich irgendwie eher nach Weiterbildung für Teamassistenten und/oder Case Managern als nach einem Studiengang an....irgendwie unsinnig....:-???:-meinung

WackenDoc
27.12.2010, 18:37
Ich wär ja schon froh, wenn ich die Aufklärungen nicht jedes Mal selber ausdrucken müsste.

Ich finde Blutentnahmen und auch Viggo-Legen müssten keine ärztlichen Tätigkeiten sein-aber die sind ja auch heute schon delegierbar.
Ebenso wäre es nicht schlecht eine Arzt Stationsarzthelferin oder so zu haben, die sich z.B. auch um Befunde vom Hausarzt etc. kümmert.

John Silver
27.12.2010, 19:51
Für meine Begriffe ist der Beruf überflüssig. Alle ärztlichen Aufgaben, die delegierbar sind, kann man auch an Krankenschwestern, Kodierfachkräfte, Sekretärinnen, wissenschaftliche Aushilfen etc. delegieren. Dann können wir uns auf die nicht delegierbaren Aufgaben konzentrieren, zu denen, wie bereits angemerkt wurde, die Anamnese und die körperliche Untersuchung unbedingt gehören! Ich würde mich schlicht weigern, diese Aufgaben zu delegieren. Der Sinn der Einführung dieser Berufsgruppe, ebenso wie die Ausbildung der chirurgisch-technischen Assistenten und der Narkosepflegekräfte für "Parallelnarkosen", liegt einzig und allein darin, dass die Krankenhäuser hoffen, dadurch einige ärztliche Stellen zu ersetzen und so weniger Geld fürs Personal auszugeben. Ich erinnere mich an eine ähnliche Diskussion über die Zukunft der Anästhesie und der Chirurgie. Kein Krankenhaus wird damit das Ziel einer vernünftigen Aufgabenverteilung verfolgen, um die Arbeitsbedingungen von Assistenzärzten zu verbessern, denn dieses Vorhaben kann man auch heute ohne neuartige Berufsbilder umsetzen, wenn man nur will.

BoBWheeler
27.12.2010, 21:21
Wie soll das denn in 30 Jahren aussehen? 1 Arzt pro Station, der 10 "Fachkräfte" supervidiert?

Warum wehrt denn niemand der Anfänge? :-nix

dreamchaser
02.01.2011, 09:33
Wir haben (in manchen Abteilungen mehr, in anderen weniger) Arzthelferinnen, die Sachen wie Blut abnehmen, Viggos legen, Ports anstechen, Befunde anfordern vom HA und anderen Kliniken und die Akten sortieren übernehmen. Ausserdem assistieren sie bei Punktionen. Somit brauchen wir diese neue Berufsgruppe gar nicht. Kodieren machen sowieso nochmal andere. Und Briefe schreiben macht das Schreibzimmer, das bereitet die Briefe auch vor, ohne dass ich etwas diktiere und fügt schonmal Untersuchungsbefunde ein.
Aufnahmen und Aufklärungen sind einfach meine Aufgaben, für die bin ich ja eingestellt worden.

mottzi
03.09.2017, 12:30
An die Vorbilder aus der Klinik: hat sich bzg. den "physician assistants" in den letzten Jahren was getan? Haben die sich in euren Häusern etabliert? Hab neulich 'ne interessante Doku zu dem Thema gesehen, bin mir noch nicht so sicher was man davon halten sollte, bin ja auch noch ganz am Anfang :)

fallenangel30487
05.09.2017, 20:08
An die Vorbilder aus der Klinik: hat sich bzg. den "physician assistants" in den letzten Jahren was getan? Haben die sich in euren Häusern etabliert? Hab neulich 'ne interessante Doku zu dem Thema gesehen, bin mir noch nicht so sicher was man davon halten sollte, bin ja auch noch ganz am Anfang :)

Bei uns an der Klinik gibt es einen in der Neurochirurgie...keine Ahnung was der genau macht. Hab bisher nur mitbekommen, dass er bei Visite dabei ist und im OP assistiert. Soweit ich weiß darf/macht er selbstständig nichts.