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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : gastroskopie?



frage
25.12.2010, 01:26
frohes fest!

junge frau anfang 30, seit 08/10 plötzlicher beginn von diffusen oberbauchbeschwerden. anfangs übelkeit, dann völle- und druckgefühl (permanent bestehend!), mal tagelange inappetenz, mal starke hungergefühle, gelegentlich leichter kneifschmerz.
11/10 für ca einen monat fast vollständige beschwerdefreiheit, lediglich leichtes völlegefühl, normale ernährung möglich. dann erneut plötzliche akute, anhaltende beschwerden. gewichtsverlust seit beginn 4 kg.
leider überempfindlichkeit gegen ppi. schonkost, frei verkäufliche medikamente offensichtlich ohne erfolg. blutwerte seit beschwerdebeginn unverändert in der norm! abdomen weich, kaum druckschmerz.
(wichtig: relativ zeitgleich beginn ambulante psychotherapie)

folgende frage: wäre eine gastroskopie hier angebracht? da die symptomatik in den akutphasen permanent besteht, zwischenzeitliche beschwerdefreiheit, blutbild unverändert gut..psychosomatisch?

Keenacat
25.12.2010, 08:54
folgende frage: wäre eine gastroskopie hier angebracht? da die symptomatik in den akutphasen permanent besteht, zwischenzeitliche beschwerdefreiheit, blutbild unverändert gut..psychosomatisch?

Reizmagen, Reizdarm u.ä. sind AUSSCHLUSSdiagnosen. D.h. da muss auch definitiv ein Ausschluss anderer Ursachen (Ulcus z.B.) gemacht werden. Also reingucken mit Biopsien (H.p.? M. Whipple?) bevor die Beschwerden als psychosomatisch einsortiert werden und die Patientin ggf. irgendwann mit akut blutendem Ulcus in der Notaufnahme aufschlägt. :-) Patienten haben gern auch mal Läuse und Flöhe. Zudem würde ich Laktose-, Fruktose- und Sorbittoleranztests machen, Dauerbeschwerden sind gern auch mal ernährungsbedingt - kurzfristige Beschwerdefreiheit hängt dann ggf. mit veränderter Ernährung zusammen, z.B. eine Diät o.ä.

Kackbratze
25.12.2010, 09:38
Ultraschall?
=> Cholezystolithiasis? Pankreas?

WackenDoc
25.12.2010, 10:24
Auf jeden Fall reinschauen- ist ne risikoarme Untersuchung, die schnell gemacht ist. Dann weiss man schon mal, was an dem Ende los ist.

Und wenn da nix bei raus kommt, sollte man auch ne Colo in Erwägung ziehen.

Zur sonstigen Diagnostik aben die anderen beiden schon mal was geschrieben.

John Silver
25.12.2010, 13:45
Gescheite Anamnese wäre für den Anfang nicht schlecht. Sonstige Symptome, Vorerkrankungen, wieso bekommt sie eine Psychotherapie, welche Medikamente nimmt sie regelmäßig, Zusammenhang mit bestimmter Nahrung, Stuhlfrequenz und -aussehen, Blut- oder Schleimbeimengungen, Haemoccult, digital-rektale Untersuchung, Miktionsauffälligkeiten, familiäre Anamnese, berufliche Exposition etc. Wenn man das alles abgeklappert hat, dann fängt man an, irgendwelche invasiven Untersuchungen in Betracht zu ziehen; und bevor man eine ÖGD macht, ist ein Abdomen-Sono allemal indiziert, insbesondere mit der bereits erwähnten Fragestellung "Cholezystolithiasis".

frage
25.12.2010, 20:36
Gescheite Anamnese wäre für den Anfang nicht schlecht.
yep das wäre was feines.:-top nur dürfte nicht ganz unbekannt sein, dass hausärzte bei magenbeschwerden lange warten, wenig anamnese machen, ppi verschreiben um dann noch länger zu warten um dann als zweite untersuchung (nach standart blutbild) zur ÖGD überweisen.
und dieser vorgang wird, wenn patient bekannt als empfindlich, ängstlich, emotional gesstresst natürlich verlängert, die anamnese dementsprechend kurz...
bis auf oberbauchbeschwerden und psychische auffälligkeiten hat sie keine beschwerden, keine stuhl- miktionauffälligkeiten. vor ca 1 1/2 jahren wurde ein abdomen-sono gemacht: o.b., leichter gallensludge.
jedoch sind ap, got, gpt, amylase, lipase aktuell gemacht, normwertig. Cholezystolithiasis, pankreas trotzdem in betracht ziehen?
vorerkrankung gehen nicht in die beschwerderichtung. medikamente ist eine langjährige kaliumeinnahme bekannt (soweit ich weiß zusammenhang mit ulcus möglich). ursache hypokaliämie unbekannt.
nahrunsmittelunverträglichkeit ist aufgrund eingehaltener unterschiedlicher diäten, zeitweilig kompletter nahrungskarenz auszuschließen.

WackenDoc
25.12.2010, 20:43
Sono würd ich natürlich zuerst machen.
Wenn da vor 1 1/2 Jahren Sludge zu sehen war, können das gut Steine sein auch wenn das LAbor unauffällig ist.

Wenn dann nix wegweisendes bei raus kommt ist die ÖGD fällig.

John Silver
26.12.2010, 15:23
Was Hausärzte machen, weiß ich nicht. Tatsache ist, dass eine gescheite Anamnese in 5 Minuten meistens problemlos zu erheben ist, wenn man weiß, was man fragen soll, und worauf diese Fragen abzielen. Die Unfähigkeit, schnell und gezielt eine gute Anamnese zu erheben, ist in meinen Augen gleichsetzbar mit allgemeiner Inkompetenz, weil eine gute Anamnese eine wesentlich höhere Sensitivität und Spezifität als alle apparativen Untersuchungen zusammen zeigt.
"Psychische Auffälligkeiten" ist ein dehnbarer Begriff. Auf jeden Fall ist eine psychosomatische Ursache der Beschwerden möglich, das ist aber eine Ausschlussdiagnose. Denken muss man auch an eine larvierte Depression, die sich ebenfalls so äußern kann, oder auch an unerwünschte Wirkungen irgendwelcher Medikamente oder Drogen, z.B. SSRI.
Eine symptomatische Cholezystolithiasis läuft häufig ohne Hyperbilirubinämie oder Erhöhung der Cholestaseparameter. Wenn also die Anamnese anderweitig unergiebig ist, macht man ein Sono, gefolgt von einer ÖGD mit Biopsien zwecks Ausschluss einer Zöliakie bzw. Helicobacter pylori - Besiedlung, einen Laktoseintoleranz-Test, Haemoccult, Pankreaselastase im Stuhl, und verfährt weiter nach Befund.

Medimatze
27.12.2010, 10:25
Ultraschall?
=> Cholezystolithiasis? Pankreas?

Danke!!!

Hatse denn ein paar "F"s?

MissGarfield83
27.12.2010, 11:41
Danke!!!

Hatse denn ein paar "F"s? Mindestens 2 :D

Relaxometrie
27.12.2010, 12:18
Die "F"s sind ja nur eine Eselsbrücke bzw. eine Beobachtung, welche Patientengruppe am ehesten zur Cholezystolithiasis neigt. Bei entsprechender Symptomatik ist es egal, ob die "F"s erfüllt werden, um auf jeden Fall in die entsprechende Richtung zu denken und zu diagnostizieren.

John Silver
27.12.2010, 21:32
Das stimmt, aber die ist etwas zu jung für eine klassische Galle, deshalb empfehle ich da Zurückhaltung mit der OP-Indikation und erstmal den Ausschluss aller von mir genannten Erkrankungen. Erst wenn wirklich nichts anderes außer der Galle im Raum steht, kann man eine Indikation diskutieren.

frage
28.12.2010, 00:02
yep es wären 2-3 "F"s ;-)
aber, heute wurde aufgrund zunehmender oberbauchschmerzen/druckgefühl abdomensono gemacht. keine auffälligkeiten:-nix, evtl könnte man erwähnen das die gallenblase wenig gefüllt war. ( sie ißt ja auch nicht wirklich was z.zt.)
neu ist eine starke morgendliche übelkeit, die aber nach kurzer zeit von allein vergeht (gravidität negativ). und schmerz ist jetzt nicht mehr nur diffuser druck, sondern "ein reißen in der magengegend". schmerz aber nur in bewegung und aufrechter position.
ögd termin anfang januar.

Rico
28.12.2010, 00:11
evtl könnte man erwähnen das die gallenblase wenig gefüllt war. ( sie ißt ja auch nicht wirklich was z.zt.)Der Zusammenhang stimmt so nicht ganz:
Die Gallenblase ist ja das Reservoir für die Galle, die (relativ) konstant von der Leber produziert wird und speichert sie bis zur nächsten Mahlzeit um sie dann abzugeben.
Ergo erwarten wir bei nüchternen Patienten eine gut gefüllte GB und postprandial eine kontrahierte.

ögd termin anfang januar.Find ich gut, mach das. :-top