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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Fachrichtungen mit guter Zukunftsperspektive?



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SarahT.
28.12.2010, 15:13
Hi,
ich habe noch gar keine Ahnung, was ich später einmal machen soll. Jetzt versuche ich mal, etwas rational an die Sache heranzugehen:

Welche Fachrichtungen haben denn besonders gute, welche eher schlechte Zukunftsperspektiven? Insbesondere interessieren würde mich eure Meinung zu:

- Chirurgie
- Neurochirurgie
- Herzchirurgie

- Pädiatrie

- Augenheilkunde

- Kardiologie

Hoffe auf interessante Antworten.

MissGarfield83
28.12.2010, 16:41
Was meinst du genau mit Zukunftsperspektiven ... könntest du das näher ausführen ? Was interessiert dich genau ? Die Stellensituation im Fach, die Möglichkeit sich Niederzulassen, die Möglichkeit in Zukunft viel Geld damit zu verdienen ?

mainzer
28.12.2010, 18:07
Was meinst du genau mit Zukunftsperspektiven ... könntest du das näher ausführen ? Was interessiert dich genau ? Die Stellensituation im Fach, die Möglichkeit sich Niederzulassen, die Möglichkeit in Zukunft viel Geld damit zu verdienen ?

berechtigte fragen...!:-top

Kackbratze
28.12.2010, 18:11
Prestige? Der Sexappeal?

SarahT.
28.12.2010, 18:37
Ich meine Dinge wie z.B.:

- Stellensituation in der Zukunft (z.B. habe ich gehört, dass in der Onkologie immer mehr Ärzte gebraucht werden)

- Wo wird's bahnbrechende Innovationen geben?

- Verdienstmöglichkeiten

Über die Kardiologie sagt man ja z.B., dass sie immer mehr von der Herzchirurgie übernehmen wird.
In der Gastroenterologie werden ja auch schon immer häufiger Dinge übernommen, die früher Sache der Chirurgen werden.

Lohnt es sich also noch, Herzchirurgie zu machen oder ist es ratsam, sich lieber gleich für die Kardiologie entscheiden?

MissGarfield83
28.12.2010, 18:52
So wie ich das sehe sind alle Fächer die du aufgeführt hast Fächer mit Zukunft ( auch wenn ich persönlich glaube dass die Herzchirurgie als eigenes chirurgisches Fach eventuell in der Thoraxchirurgie aufgehen wird und somit mit dieser ein gewichtiges Pendant zum Viszeralchirurgen darstellen wird ).

Pädiatrie, Augenheilkunde und Kardio sind Fächer in denen du dich niederlassen kannst - ob sich dies lohnt sei mal dahingestellt. In allen Fächern wirst du in der Klinik nach vorherrschendem Tarifvertrag, den geleisteten Diensten und wenn du OÄ werden solltest mit einer eventuellen Pool-Beteiligung bezahlt werden - wobei je weiter du die Karriereleiter hinaufkrabbelst deine Vertragbedingungen immer mehr Verhandlungssache werden. In der Inneren und großen chirurgischen Fächern hast du die Qual der Wahl, in Nischenfächern wie Herz oder Neurochirurgie scheint doch einiges anders zu laufen ... in beliebten und/oder kleinen Fächern wie Pädiatrie können dir eher Vertragsbedingungen diktiert werden.

Letztendlich muss dir das Fach Spaß machen und du solltest dir darüber klarwerden ob du ein Fach machen willst was nur in der Klinik stattfindet oder ob du das Risiko einer Niederlassung nicht scheust ...

Ob es in einem Fach bahnbrechende Innovationen gibt, liegt auch an dir ... forsche und schaffe welche :)

So long ... wenn ich falsch liegen sollte möge mich bitte einer der klinisch tätigen Kollegen korrigieren :)

WackenDoc
28.12.2010, 19:00
Ich finde, das wichtigste ist, ob einem das Fach Spass macht und einem liegt. Erst dann lohnt es sich darüber Gedanken zu machen, wie die weiteren Möglichkeiten sind.

alex1
28.12.2010, 19:10
Liebe Sarah, ein paar Gedanken:

1. Mir fällt auf, dass du viele kleine Fächer auflistest. Ich glaube kaum, dass mehr als 30% der Fachaertze für Herzchirurgie dir sagen würden, dass sie auch Herzchirurgie gleich nach dem Studium machen wollten.
So ein Wunsch entwickelt sich im Verlauf. Um den Herzchirurgie-Fachärztin zu machen braucht man heutzutage so um die 8 (?) Weiterbildungsjahre, oder?

2. Du solltest entscheiden, ob für dich Selbstständigkeit wichtig ist, oder nicht. Wenn du von einer Praxis als Fachärztin träumst, dann hast du eher schlechte Karten mit Herzchirurgie, z.B.
Und die niedergelassenen Neurochirurginnen beschäftigen sich eher mit WirbelsäulenOPs und keine Hirntumorchirurgie.
Also, wenn Praxis unbedingt, dann kannst du Augenärztin, Pädiaterin oder Kardiologin werden.

3. Du solltest dir Gedanken machen, was dir gefällt. Wenn du Herz&Gefässe magst dann mache Kardiologie. Werde aber nicht Herzchirurgin nur weil du Herz&Gefässe magst, aber eigentlich keine Chirurgin werden willst.
Ein schönes Fach (in meinen Augen total unterschätzt) ist Pneumologie. Damit kannst du auch gut Geld verdienen und wirst genug zu tun haben.
Es hat auch einige Parallelen zur Kardiologie und einen interventionellen Teil.

4. Geschlecht. Es klingt chauvinistisch und heutzutage sollte es eigentlich kein Thema sein, aber das Geschlecht spielt definitiv eine Rolle bei einigen Fächern. Es gibt wenig Frauen in Fächern wir Herz- oder Neurochirurgie.
Ich hoffe, dass dies sich in den nächsten Jahren ändern wird, jedoch ist es aktuell die Realität und die Zusammenarbeit nur mit Männern kann auf längere Sicht für manche Frauen weniger schön sein. Oft gibt es auch blöde Kommentare von der Seite bzw. der Ton ist nicht passend.

Kackbratze
28.12.2010, 19:21
In einer modernen chirurgischen Klinik spielt das Geschlecht keine Rolle. Wenn das Geschlecht schon eine Rolle spielt, sollte man sich von so einer Weiterbildungsstätte fernhalten, ewig gestrige bilden auch aus wie ewig gestrige.

Keenacat
28.12.2010, 19:48
4. Geschlecht. Es klingt chauvinistisch und heutzutage sollte es eigentlich kein Thema sein, aber das Geschlecht spielt definitiv eine Rolle bei einigen Fächern. Es gibt wenig Frauen in Fächern wir Herz- oder Neurochirurgie.
Ich hoffe, dass dies sich in den nächsten Jahren ändern wird, jedoch ist es aktuell die Realität und die Zusammenarbeit nur mit Männern kann auf längere Sicht für manche Frauen weniger schön sein. Oft gibt es auch blöde Kommentare von der Seite bzw. der Ton ist nicht passend.

Uuund die Lösung ist dann, Frauen unterschwellig von dem Fach abzuraten? :-oopss Die Lösung ist, gerade Frauen in diese Fächer zu bringen und dafür zu sorgen (auch gern durch Eigeninitiative, liebe Männer...), dass die spackigen Seitkommentare und ganz generell Das Patriarchat (tm) möglichst schnell der Vergangenheit angehören.
Feminismus 101.

Bille11
28.12.2010, 19:56
In einer modernen chirurgischen Klinik spielt das Geschlecht keine Rolle. Wenn das Geschlecht schon eine Rolle spielt, sollte man sich von so einer Weiterbildungsstätte fernhalten, ewig gestrige bilden auch aus wie ewig gestrige.

:-meinung

(danke für die gute vorlage)

SarahT.
28.12.2010, 20:06
Danke für die Beiträge.
Also, Spaß machen würden mir die genannten Fächer auf jeden Fall, habe auch schon in einigen famuliert. Ich kann mich nur nicht richtig für ein Fach entscheiden, ich habe einfach ein sehr breit gefächertes Interesse. Wollt eigentlich in der Kardio eine Dr. Arbeit machen, bin dann aber irgendwie in der Chirurgie gelandet und hatte sofort eine Zusage. Und seitdem kann ich mir auch Chirurgie sehr gut vorstellen.

Eine Praxis möchte ich zum jetzigen Zeitpunkt auf gar keinen Fall, das spricht aus meiner Sicht also nicht gegen Herzchirurgie. ABER: In der Herzchirurgie gibt's ja in der Tat nur wenige Zentren, d.h. man ist in der Klinikwahl vergleichsweise stark eingeschränkt.
Wenn ihr mir jetzt noch sagt, dass die Herzchirurgie in Zukunft stark an Boden verlieren wird bzw. mit der Thoraxchirurgie fusionieren muss, dann würde ich mir das noch einmal sehr stark überlegen.

Und Pädiatrie? Stimmt es, dass das die am schlechtesten bezahlte Fachrichtung in der Medizin ist? Ich weiß nicht, ob ich mich dann unbedingt dafür entscheiden würde, da ich mich ja auch noch für einige andere Fachrichtungen interessiere.

Feuerblick
28.12.2010, 20:10
Was genau möchtest du denn später täglich tun? Möchtest du operieren? Möchtest du eher konservativ arbeiten? Es klingt ja eher so, als würdest du dich für chirurgische Fächer interessieren, wenn ich das hier so lese. Warum also nicht erst mal in der Chirurgie starten (Common trunk braucht man ja sowieso) und dann sehen, was dir im Laufe der Zeit zusagt.
Zur Not wechselst du das Fach nochmal...

SarahT.
28.12.2010, 20:24
Was genau möchtest du denn später täglich tun? Möchtest du operieren? Möchtest du eher konservativ arbeiten? Es klingt ja eher so, als würdest du dich für chirurgische Fächer interessieren, wenn ich das hier so lese. Warum also nicht erst mal in der Chirurgie starten (Common trunk braucht man ja sowieso) und dann sehen, was dir im Laufe der Zeit zusagt.
Zur Not wechselst du das Fach nochmal...

Ich finde Pädiatrie oder Kardiologie an sich ja auch sehr interessant. Oder ein Fach wie Augenheilkunde, wo operative und konservative Behandlung beide wichtig sind (deswegen finde ich Auge ja auch sehr interessant). Die Wahrheit ist einfach, dass ich mich noch nicht entscheiden kann, ob ich nun lieber operativ oder konservativ tätig sein möchte.

Ah, vielleicht kannst Du ja mal kurz was zur Augenheilkunde erzählen.
Mich interessiert vor allem, was Dir an Deinem Fach NICHT gefällt.

Feuerblick
28.12.2010, 20:39
Wenn du in der Augenheilkunde operativ tätig sein möchtest und Praxis fürs Erste ausschließt, wirst du eine mehr oder weniger lange Durststrecke vor dir haben. Die meisten Eingriffe (sprich: Katarakt-Operationen oder gar Netzhaut-/Hornhauteingriffe) wirst du erst als Facharzt lernen. Es gibt Kliniken, die hier eine Ausnahme sind und schon ihren Assistenten den operativen Teil nahebringen, aber das sind nur sehr wenige. Dafür dürfte es ein recht zukunftssicheres Fach sein, denn insbesondere die operative Behandlung von Augenerkrankungen wird so schnell keine andere Fachrichtung übernehmen. Zumindest kann ich mir das nicht vorstellen, wenn ich mir anhöre, wie sich alle Fachrichtungen (auch die Götter unter den Chirurgen) gruseln, wenn man von Augenoperationen berichtet :-))
Familientauglich ist das Fach allemal, der Frauenanteil ist gerade richtig und Spaß macht es auch. Vielleicht auch, weil man alle Altersklassen in seinem Patientenklientel findet.
Was die Forschung angeht: Ich denke schon, dass es Potential für bahnbrechende Entdeckungen gibt, da viele Augenerkrankungen ja bisher nicht endgültig heilbar bzw. eingetretene Schäden nicht reparierbar sind.

alex1
28.12.2010, 21:38
Uuund die Lösung ist dann, Frauen unterschwellig von dem Fach abzuraten? :-oopss
Nein.
Die Konsequenz ist dies als Fakt zu nennen.
Was jede Frau machen nöchte, ist ihre Sache.
Ich habe allerdings Kolleginnen erlebt, die an diesem Problem genau zugrunde gegangen sind und das Fach / die Weiterbildungsstätte gewechselt haben.

Falls du meine "Gedanken" als "unterschwelligen Rat" empfunden hast tut es mir für dich leid. Ich wollte lediglich diese Problematik schildern.

Ich habe bislang in zwei grossen Uni-Klinika gearbeitet und habe lediglich 2 Fachärztinnen und ein paar dutzend Fachärzte für Neuro- oder Herzchirurgie erlebt. Denkst du das dies ein Zufall ist?
Dass Frauen Neuro- oder Herzchirurgie nicht Spass macht?
Oder ist es vielleicht, dass die Arbeitsbedigungen in diesen Fächern für Frauen gerade das Problem sind, so dass wenig von Ihnen es bis zum Facharzt aushalten?



Die Lösung ist, gerade Frauen in diese Fächer zu bringen und dafür zu sorgen (auch gern durch Eigeninitiative, liebe Männer...), dass die spackigen Seitkommentare und ganz generell Das Patriarchat (tm) möglichst schnell der Vergangenheit angehören.
Feminismus 101.
Hättest du mein Kommentar sorgfältig gelesen, hättest du auch erkannt, dass ich deiner Meinung bin:
"Ich hoffe, dass dies sich in den nächsten Jahren ändern wird"

Keenacat
28.12.2010, 21:57
Bisserl in der Defensive heute?
Jedenfalls ist diese Art der Problemdarstellung nicht hilfreich, sondern kontraproduktiv und zementiert den Status quo. Auch bekannt unter "victim blaming", aber ich erwarte nicht mal, dass das Konzept bekannt ist. Wenn du an feministischer Theorie (und hoffentlich Praxis) interessiert bist gibt es ausreichend gute Ressourcen im Web, auch zu diesem Thema. Ich lese leider hauptsächlich englischsprachige Seiten, aber ich empfehle dir gern welche, wenn du magst (bitte schick mir eine PM, wegen OT).

alex1
28.12.2010, 22:00
In einer modernen chirurgischen Klinik spielt das Geschlecht keine Rolle. Wenn das Geschlecht schon eine Rolle spielt, sollte man sich von so einer Weiterbildungsstätte fernhalten, ewig gestrige bilden auch aus wie ewig gestrige.

Ich habe ein paar Links für dich, die ich zufällig ausgewählt habe:

Uniklinik Heidelberg
Chef - ein Mann
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/AErztlicher-Direktor.100916.0.html
Leitende Oberärzte - 5 Männer, 0 Frauen
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Leitung-Oberaerzte.100909.0.html
Sektionsleiter - 6 Männer, 0 Frauen
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Sektionsleiter.100901.0.html
Oberärzte - 17 Männer, 2 Frauen, 1 unbekannt
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Oberaerzte.100879.0.html

Uniklinik Freiburg
Chef - ein Mann
http://www.uniklinik-freiburg.de/chirurgie/live/mitarbeiter/1.html
Oberärzte - 16 Männer, 0 Frauen
http://www.uniklinik-freiburg.de/chirurgie/live/mitarbeiter/oberaerzte.html

Uniklinik TU-München
Chef - ein Mann
Oberärzte - 16 Männer, 0 Frauen
http://www.chir.med.tu-muenchen.de/mric/content/e88/e166/index_ger.html


Das ist die Realität einer "modernen" chirurgischen Klinik in Deutschland.
Traurig aber wahr.

Wie gesagt, das waren Zufallstreffer.
Kennst du eine deutsche chirurgische Uniklinik mit einem Antel von Frauen in Oberarztpositionen > 30% ?

Feuerblick
28.12.2010, 22:01
Naja, Chirurgie muss man ja nicht zwingend an einer UNIKlinik lernen, oder?

alex1
28.12.2010, 22:06
Bisserl in der Defensive heute?
Keinesfalls.
Ich habe bloss grundsätzlich etwas gegen Leute, die Einem die Worte im Munde verdrehen, um populistische Argumente zu pushen und selber schlau zu erscheinen.
Das Problem ist da und ich war mutig genug es auszusprechen.


Ich bin keinesfalls an feministischer Theorie oder Praxis interessiert, es gibt Wichtigeres gerade für mich zu lesen.