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Lava
30.12.2010, 17:22
Wollte mal fragen, was ihr so für Wartezeiten in euren unfallchirurgischen Ambulanzen habt. Bei uns gibt es nämlich dauernd Beschwerden über die langen Wartezeiten und das stößt usnerem Geschäftsführer mittlerweile sauer auf. OK, es ist ja auch ärgerlich, wenn man als Patient 4 oder 6 oder 8 Stunden warten muss. Sowas kommt bei uns immer wieder mal vor. Ich kann keine Zahlen liefern, ich kann nur gefühlte Zahlen nennen. Im Schnitt sind die Wartezeiten nicht so extrem. Aber es gibt eben auch Tage, Montage nach einem Feiertag gehören z.B. dazu, wo es halt deutlich mehr ist. Regt sich unser Geschäftsführer da jetzt zurecht auf oder kommt es anderswo auch vor, dass es so lange Wartezeiten gibt?

Problem bei uns ist halt, dass unsere Klinik genau in Stadtmitte liegt und die kleineren Kliniken im Umkreis gerne mal nachts nicht röntgen können oder wollen etc. Außerdem sind wir im Dienst halt doch oft allein, weil der zweite Assistent im OP steht oder auf der Station liegengebliebene Arbeit machen muss.

Relaxometrie
30.12.2010, 17:27
Bei uns gibt es nämlich dauernd Beschwerden über die langen Wartezeiten und das stößt usnerem Geschäftsführer mittlerweile sauer auf.
Dann sollte der gute Mann entweder etwas am Stellenschlüssel ändern, oder Plakate aufhängen, die den Patienten mitteilen, daß es politisch gewollt ist, daß nicht mehr Personal eingesetzt wird.
Irgendwie muß doch mal dieser Teufelskreis aus "Anspruchshaltung der Patienten" und "nicht noch mehr Geld in die medizinische Versorgung pumpen" mal durchbrochen werden. So macht das Arbeiten ja keinen Spaß :-((:-((:-((

Lava
30.12.2010, 17:33
Du sprichst mir so aus der Seele.... den Stellenschlüssel muss er gar nicht groß ändern! Es müssen nur mal die freien Stellen besetzt werden!

Relaxometrie
30.12.2010, 17:35
Wieviele Stellen sind denn aktuell unbesetzt?

alex1
30.12.2010, 17:56
Neben der Stellenbesetzung wäre zu prüfen inwiefern ihr die Organisation der Ambulanz verbessern könntet.
Notfälle sind Notfälle, aber vielleicht kann man gewisse Routinetermine (Verbandskontrollen?) so planen, dass sie an Tagen stattfinden wo die Ambulanz nicht gerade überläuft.

Ich arbeite nicht in der Unfallchirurgie, aber wir machen z.B. Montags & Freitags keine Nachsorgeuntersuchungen, weil erfahrungsgemäss an diesen Tagen die meisten dringenden Konsile angemeldet werden.

WackenDoc
30.12.2010, 18:05
@Lava: Gehören bei euch Notaufnahme und Ambulanz zusammen? Sind das echte Notfälle von draussen, die so lange warten, oder Ambulanzterminpatienten?

Eilika
30.12.2010, 19:16
Ich finde ja, dass die Patienten bei uns in der Notaufnahme viel zu wenig warten. Wenn ich mit meiner Erkältung lieber ins Spital gehe, weil ich da schneller dran komme als beim Hausarzt, dann läuft was falsch!!
Bei uns wird ja in der interdiszipliären Notaufnahme/Notfallambulanz triagiert. Klar kommt da der akute Bauch schneller dran als die Grippe oder das verdrehte Sprunggelenk, aber im Normalbetrieb wartet im Wartezimmer keiner länger als ne halbe Stunde, maximal ne Stunde. Klar, in der Koje geht es dann nochmal ein Stück, aber bei Lappalien finde ich das eben zu wenig :-meinung

dreamchaser
30.12.2010, 20:46
Bei uns in der Inneren müssen die Leute schonmal aufs Labor etwa 2 h warten. Die akuten Fälle kommen natürlich gleich dran und werden gleich anbehandelt, aber die ganzen grippalen Infekte, die sich auf unser Anraten auch noch weigern in die Notfallpraxis der KV zu gehen, die müssen dann eben auch länger warten (da schaue ich mir dann erstmal das Labor an, bevor ich zu denen gehe, gerade wenn viel los ist). Und wer nur im Entferntesten ein Ziehen in der Brust angibt oder in die Richtung fasst, der hat sowieso eine 2.Runde Trop und CK nach 4-6 Stunden gebucht (+ Wartezeit auf das Eregebnis). Ab und zu gehen solche Leute dann auch mal gegen ärztlichen Rat - die Tür steht gegen Unterschrift immer offen. Durchschnittlich denke ich, warten die Leute bei uns 2-3 Stunden (dann ist Labor, Röntgen etc. fertig), Zeit bis sie einen Arzt sehen kann je nach Dringlichkeit und Patientenaufkommen zwischen Minuten und 2 Stunden sein (in der Zeit gibts aber schonmal erste Medikamente/Infusionen).

Rico
30.12.2010, 22:17
In unserer NA wurde inzwischen ein Triagesystem eingeführt, zumindest im Tagdienst schaut eine speziell geschulte Schwester jeden Patienten sofort an, erhebt den potentiellen Aufnahmegrund und die Vitalparameter und klassifiziert den Patienten dann in eine von glaub vier Klassen zwischen "muß sofort vom Arzt gesehen werden" und "eilt gar nicht".
Und bei denen, die den blauen Punkt für "eilt gar nicht" kriegen, da kann das schon echt dauern, schon allein weil sich ja jeder höher klasssifizierte auch wieder davorschiebt.

John Silver
30.12.2010, 23:13
Bei uns gibt es noch kein Traigesystem, aber Patienten werden in der Aufnahme schon mal ausgefragt und der Hauptbefund in eine Liste neben dem Patientennamen eingetragen; so kann man vom Arztzimmer aus sehen, weshalb ein Patient kommt, und selbst "triagieren". Unsererseits ist die Besetzung üblicherweise gut bis sehr gut, und die Wartezeiten sind tagsüber nur deswegen länger, weil momentan nur Anfänger ihre ZNA-Rotation haben. Es kann auch schon mal vorkommen, dass ein Patient 3-4 Stunden warten muss, um von einem Arzt gesehen zu werden, wenn in der Anmeldung etwas von "Rückenschmerzen seit 2 Wochen" steht.

Wenn der Geschäftsführer aufgrund der Patientenbeschwerden verärgert ist, dann würde das mir an Deiner Stelle nur ein müdes Lächeln entlocken, Lava. Solange die Stellenbesetzung nicht ausreicht und somit auch die Dienstmannschaft über das übliche Maß eines Dienstes hinaus mit liegengebliebener Arbeit belastet wird, soll der Herr Geschäftsführer schlicht die Fresse halten; und wenn er es nicht kann und meint, es läge einzig und allein an faulen und unfähigen Ärzten, dann kann ich euch nur nachdrücklich empfehlen, möglichst oft Überlastungsanzeigen zu stellen, nach Möglichkeit verbunden mit einer Statistik der tatsächlichen Dienstbelastung (wieviele Patienten, wieviele Operationen, wie lange haben die OPs gedauert etc.). Das wird dem feinen Herrn einigen Wind aus den Segeln nehmen. Irgendwie sind im Großraum Frankfurt die Geschäftsführer kommunaler Häuser einer dümmer und dreister als der andere.

Sebastian1
30.12.2010, 23:23
Ich habe es im PJ im Notfallzentrum des Inselspitals CH (Innere wie auch Chirurgietertial) sehr zu schätzen gewusst, dass dort Qualifikationen für das Pflegepersonal existieren, von denen D leider nur träumen kann. Die Triagierung (von "Nachkontrolle" über "nicht dringlich" bis hin zu "dringlich", "lebensbedrohlich", "Reanimation" und "Polytrauma") lief da hervorragend. Dementsprechend war die Besetzung und Aufteilung. Zu wirklich langen Wartezeiten kam es eigenltich nur dann, wenn mehrere Katastrophen gleichzeitig passierten und entsprechend Personal gebunden haben.
In meinem aktuellen Haus bin ich als Anästhesist mit der Ambulanzarbeit ja nur wenig in Kontakt (allenfalls eben, wenn was im Schockraum läuft oder man für ne Schulterrepo oder ähnliches einen Anästhesisten braucht), die Wartezeiten dort sind allerdings in Stoßzeiten auch durchaus nicht zu unterschätzen.

Die Niere
31.12.2010, 08:43
Reden wir von Wartezeiten >1h bevor der Patient von einem Arzt gesehen wurde oder von der gesamten Verweildauer auf der Notfallstation?

gruesse, die niere

Leelaacoo
31.12.2010, 10:05
Bei uns ists genau anders herum...meiner Meinung nach warten die Leute, die keinen Bock haben, in die Notfallpraxis zu gehen (die üblichen Verdächtigen mit "hab da nen Pickel am Unterschenkel seit 1 Woche und bin jetzt nach der Kneipentour bei euch vorbeigeschlappt") viel zu kurz. Das liegt zum einen daran, dass unsere Ambulanz insgesamt nicht furchtbar überlaufen ist aber auch daran, dass die Ambulanzschwestern sich gerne in ihr Zimmer zum Fernsehen zurückziehen, das halt aber erst, wenn ich den Pat. angeschaut und entlassen oder aufgenommen habe. Wenn der RD kommt bin ich auch schnell von Station da...aber bei manchen Pat. wünschte ich mir schon, ich würde nicht gleich beleidigte Mienen von den Schwestern ernten, wenn ich den 15 Minuten (!) warten lassen muss, weil ich auf Station nach echt kranken Leuten schaue oder noch ne Chemo anhänge...da bekommt man dann Anrufe im 1 Minuten-Abstand, wo man denn bliebe...um dann festzustellen, dass der gute Patient eben nur einen gelben Schein für den nächsten Tag wollte, den wir aber garnicht ausstellen können...:-?

6-8 h Wartezeit finde ich aber dennoch deutlich zu lang, bis man einen Arzt zu Gesicht bekommt...das sind Organisationsmängel und da muss der Geschäftsführer eben schauen, wie er mehr Personal ranschafft...basta. Jeden Tag eine Überlastungsanzeige, und zwar nicht erst dann, wenn man komplett dekompensiert sondern schon, wenn man die normale Arbeit in den Dienst verlagert! Dass Ärzte grundsätzlich erst mal selbst an die Grenzen gehen und dies auch für ihre Aufgabe halten, den Laden unter ALLEN Bedingungen zu schmeißen spart dem Gesundheitssystem unheimliche Summen...seien wir mal ehrlich, die Pflege ist da viel strikter...und zu recht!


LG Lee

tine74
31.12.2010, 10:34
In meinem jetzigen KH finde ich die Wartezeiten auch manchmal zu kurz und bei Schulterschmerzen seit 3 Wochen sagt mir die anfunkende Ambulanzschwester schon immer, ich solle mir Zeit lassen.

In meinem vorherigen KH war das anders, da hatten wir eine zentrale Notaufnahme, vorne die Patienten, die warten mußten, der Rettungsdienst kam von hinten, so dass die Patienten das nicht mitbekommen haben und oftmals richtig Aufstand machten. Ich verstehe das ja auch, dass es nervt, wenn man auch mal drei Stunden warten muss, aber mehr als arbeiten geht nun mal nicht. Und wenn Euer Verwaltungschef da Aufstand macht, soll er doch mal so einen Tag in der Ambulanz mitmachen...

Lava
31.12.2010, 20:12
Reden wir von Wartezeiten >1h bevor der Patient von einem Arzt gesehen wurde oder von der gesamten Verweildauer auf der Notfallstation?

gruesse, die niere

Bevor von einem Arzt gesehen. Wenn die Patienten mal an der Reihe sind, geht es eigentlich recht schnell in der Unfallchirurgie (angucken->Röntgen->Gips->fertig). Bei den Internisten ist das anders. die gucken sich jeden Patienten sofort an, es kann aber sein, dass es dann Stunden dauert, bis sie wieder mal nach ihm schauen :-D

Eine Triageschwester soll es bald geben. Aber inwiefern das irgendwas ändern soll, ist mir schleierhaft. Die Anzahl der Patienten nimmt ja nicht ab und pillepalle Sachen werden dann weiterhin stundenlang warten...

Unsere Elektivsprechstunde ist übirgens getrennt von der ZNA. In die ZNA kommen wirklich nur Notfälle. OP Vorbereitungen, Nachkontrollen und sowas läuft extra. Da haben wir allerdings trotz Terminsystem auch gerne mal Wartezeiten von 3 Stunden und mehr :-?

Kackbratze
31.12.2010, 21:10
Wie sind denn heute die aktuellen Wartezeiten? Musste der Hintergrund schon anrücken?

Espressa
01.01.2011, 06:06
Wie sind denn heute die aktuellen Wartezeiten? Musste der Hintergrund schon anrücken?

ca. 2h im Schamanenfach im "echten" Notdienst ohne sonstige Ambulanz.
Hintergrund war da, gut es kam eine zugewiesene Amotio, die musste gemacht werden. Und eine VK-Spülung bei einem unserer Stationären.

War letztlich den ganzen Tag beschäftigt, Abend dann ruhig, um 00:15 eine Feuerwerkskörperverletzung.
That was it.

Man muss dazu sagen, ich hätte "eigentlich" nur Rufdienst, und hab auch die Stationären zu visitieren bzw. nachzugucken wenn was ist. Sind ja insgesamt auch 48 h Bereitschaft, also sollte ich ja auch zur Ruhe kommen.

Aber auch da kam blödsinniges Zeug, wenn ich nicht so ein beherrschter Mensch wäre...
"War vor zwei Tagen beim Augenarzt, der hat Tropfen verschreiben, die Entzündung ist aber noch nicht weg."
"Ich hab ja immer diese Lidrandentzündungen, und Gerstenkörner, und hatte schon ganz viele, und bekam bla bla bla verschrieben und gemacht, und JETZT juckt es mich wieder..."

Meist geht ja bei uns alles mit Termin, wenn untertags vermeintliche Notfälle dazwischenkommen warten die aber meist auch viel zu kurz um es nicht als praktisch zu empfinden und sich zur Gewohnheit zu machen...

Die Niere
01.01.2011, 09:04
Ein Notfall, auf dem es 3, 6 oder sogar 8h dauert bis man einen Arzt zu sehen bekommt, ist eine Frechheit und untragbar.Hab ich hier noch nie erlebt...auch nicht in der Traumatologie. Ich würde einen geschlossenen Brief an die Geschäftsleitung schreiben...da das nicht bringen wird ist danach ein anonymer Artikel wohl Mittel der Wahl. Und über eine Kündigung würde ich auch sehr, sehr nachdrücklich nachdenken.Einfach direkt nach der IPS-Zeit.

Lava
01.01.2011, 10:38
Tja, wenn du einen Notfall so definierst, dass die Anmedlung in der ZNA reicht, hast du wohl recht. Aber ich finde, umgeknickte Finger und angestoßene Kleinzehen sind jetzt nicht sooooo lebensbedrohlich und sowas macht halt das Gros der Patienten aus.

Ach ja, tagsüber war es am 31. recht ruhig, umgefähr so wie an einem durchschnittlichen Sonntag. Und nachts wurde ich zumindest nicht dazugerufen, also war es wohl auch zu zweit machbar.

Fino
01.01.2011, 12:53
Hier muss jeder, der Accident & Emergency aufsucht, innerhalb von 4 Stunden versorgt und entweder entlassen oder aufgenommen/verlegt worden sein. Bei "breaches" muessen die KHs Strafe zahlen. Das Problem hierbei ist nur, dass diese 4-Stunden-Regelung fuer ALLE Patienten gilt: die triefende Nase profitiert genauso davon wie das Kind mit septischem Schock...

Unsere Schwestern triagieren, aber das nutzt nur bedingt was: wenn ein "minor" (nicht dringend) kurz davor steht zu breachen, wird man unter Druck gesetzt, ihn zuerst zu sehen und den "major" warten zu lassen - ich habe waehrend meiner Nachtdienstwoche ueber die Feiertage mehr als nur einmal zu hoeren bekommen, dass der "major" ja gar nicht soooo "major" sei - warum ist er denn zum Geier ueberhaupt entsprechend klassifiziert worden?!?!:-kotz

Wir haben nun viel mehr Personal als noch vor ein paar Jahren wegen der 4-Stunden-Regelung, aber nun stellen wir fest, dass immer mehr Eltern ihre Kinder wegen Pillepallekram vorbeibringen...