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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Eignung zum Chirurgen - Selbstzweifel



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MRSA
19.01.2011, 22:02
Und ja...jeder kann nach einigem Training solch einen Tumor ektomieren, aber den Mut und die Weitsich nach Öffnung des Situs die Situation richtig einzuschätzen und "einfach" wieder zuzumachen, hat nicht jeder.

gruesse, die niere

Soll also heißen, dass jemand, der zumacht, nicht automatisch der Schlechtere ist?

Ich habe übrigens bemerkt, dass die Anzahl an Titeln indirekt proportional zur Wahrscheinlichkeit, dies tatsächlich zu tun, ist. Ab einem gewissen Rang in der Hierarchie scheint es die Option "Zumachen" einfach nicht mehr zu geben.

Rico
19.01.2011, 22:16
Ich habe übrigens bemerkt, dass die Anzahl an Titeln indirekt proportional zur Wahrscheinlichkeit, dies tatsächlich zu tun, ist. Ab einem gewissen Rang in der Hierarchie scheint es die Option "Zumachen" einfach nicht mehr zu geben.:-sleppy Es gibt einfach inoperable Befunde, wo auch ein C4 besseres mit seiner Zeit anzufangen weiss als den halben Menschen auszuweiden.
In der Tumorchirurgie ist nämlich das nötige Ausmass der OP zum Erreichen eines R0-Status indirekt proportional zum Langzeiterfolg.
Ein guter Arzt weiß und repektiert das.:-meinung

Bärentöter
19.01.2011, 22:28
Ein guter Arzt weiß und repektiert das.:-meinung

wäre schön. In meiner kurzen Zeit, in der ich Einblick in eine Chirurgie in einer Uniklinik hatte, stellte sich das anders dar. Da gingen die Herren Professoren über Leichen.

tine74
20.01.2011, 06:15
Ich sag noch mal was zum Thema "Eignung zum Chirurgen" (obwohl ich zum anderen auch was beitragen könnte):

Mir hat während des Studiums mal ein Chefarzt gesagt, es gibt zwei Typen:
1. Sieht eine OP und kann das bei seiner ersten direkt umsetzen (see one, do one, teach one)
2. lernt eine OP während des Selbermachens und der ewigen Wiederholung
und beide Wege würden nach Rom führen.

ich selbst gehörte am Anfang definitiv zu Typ 2.
Beispiel Knieprothese, meine erste wirklich größere OP, die ich damals gemacht habe ("damals" im 3. Weiterbildungsjahr klingt lustig, aber ich durfte meine erste nach 6 Monaten machen): Unmengen vorher Haken gehalten, theoretisch kannte ich die Schritte im Schlaf und dann stand ich da mit dem Skalpell und der Säge in der Hand wie der letzte Depp. Nach ungefähr 12 Stück war dann der Knoten geplatzt und mittlerweile habe ich zumindest das Gefühl, ich weiß, was ich mache.
Was sich aber verändert hat: Je mehr praktische Erfahrung man beim operieren gewinnt, umso leichter und flüssiger klappt das auch bei anderen Operationen. Mittlerweile stehe ich öfter mal für Sachen drauf, die ich noch nicht mal gesehen habe, ich lese es mir vorher mehrfach durch und durch ein wenig (manchmal auch ein wenig mehr) Unterstützung durch den OA oder wer auch immer assistiert geht das ganz gut.

Die Lernkurve besteht also nicht für jede einzelne Operation, sondern sie umfaßt schon die Gesamtheit, und für die hat man nun mal 6 Jahre Zeit, die man gut nutzen kann, wenn man in ein Haus geht, in dem man gefördert wird. Ansonsten wären wir alle nach dem Studium Fachärzte.

Ob man dann ein "brillianter" Chirurg wird... *schulternzuck*... sollte vielleicht nicht das vorrangige Ziel sein, sondern solide Arbeit, wenn man das kann, ist es schon viel.
Der brillianteste Chirurg, den ich kenne (Viszeralchirurg) hat übrigens gesagt: "Erst als ich Oberarzt wurde, wurde mir klar, was ich da beim operieren überhaupt mache, vorher immer Schema F, wenn man dann aber auf einmal alleine da steht, sieht das ganz anders aus".

John Silver
20.01.2011, 11:54
Ich möchte dem Herrn Professor einfach mal gepflegt widersprechen. Leute, die eine OP einige Male gesehen haben und plötzlich diese OP selbst korrekt durchführen können, wenn sie mal dran sind, gibt es nicht. Gibt's einfach nicht, so weit lehne ich mich definitiv aus dem Fenster. Mir bescheinigen alle meine Ausbilder, dass ich sehr schnell lerne und ein talentierter Operateur sei, aber ich habe es noch nie geschafft, eine OP, die ich vorher vielleicht sogar 100 Mal gesehen habe, gleich ohne jedes Problem umzusetzen (ich rede selbstverständlich nicht von irgendwelchen popeligen Kleinigkeiten). Ich habe bei meiner 3. Galle ein Können an den Tag gelegt, welches viele erst nach einem Dutzend erreichen (Aussage des OA) - das hat mich aber nicht daran gehindert, bei der 4. ein Loch in die Gallenblase reinzupräparieren, und zwar schlicht weil ich einen Fehler gemacht habe. Es gibt kein angeborenes chirurgisches Genie, Übung macht den Meister. Einer lernt schneller, der andere ist etwas langsamer; einer erreicht letztlich ein Niveau, das anderen eher verwehrt bleibt; aber von 0 auf 100 gleich der Obermacker ist lediglich die Ausgeburt der Fantasie entsprechender Professoren, die sich das von Herzen wünschen, damit sie sich zurücklehnen und die Mängel ihrer Ausbildung an die Assistenten abschieben können, die halt keine Genies seien, naja, was soll man machen, sind halt andere Zeiten, aber früher, zu ihrer Zeit... :-kotz Früher waren sie alle Helden.

tine74
20.01.2011, 12:20
Ich glaube nicht, dass er das wirklich so krass gemeint hat, sondern eher: Manche lernen vorher schon durch zugucken und können es besser umsetzen, andere müssen es eben zig mal selbst gemacht haben..ich seh das an mir und meinem Lieblingskollegen, der etwas gesehenes wesentlich schneller umsetzen kann als ich

Lava
20.01.2011, 15:23
Man kann auch einfach Unfallchirurgie machen. Da muss man keine Menschen ausweiden. In der Regel repariert man sie nur. Das ist schön. :-)

Kackbratze
20.01.2011, 17:34
Ausnahmen stellen Leber/Milz oder Lungenrupturen dar. Da kann auch ein Unfallchirurg mal was ausweiden.

Evil
20.01.2011, 19:16
Ausnahmen stellen Leber/Milz oder Lungenrupturen dar. Da kann auch ein Unfallchirurg mal was ausweiden.
Das dürfte ein FA für Ortho und Unfall nach der neuen WBO nicht mehr beherrschen, common trunk hin oder her.
Es werden halt nur noch Fachidioten produziert :-nix

Kackbratze
20.01.2011, 20:55
Leider.

John Silver
20.01.2011, 23:40
Das dürfte ein FA für Ortho und Unfall nach der neuen WBO nicht mehr beherrschen, common trunk hin oder her.
Es werden halt nur noch Fachidioten produziert :-nix

Das ist korrekt, es sei denn, man macht zwei Facharztweiterbildungen. Bei uns macht beispielsweise jeder erst den Allgemeinchirurgen, und dann macht man die Spezialisierung (Viszeral, Gefäße oder Thorax, geht alles in der Abteilung). Insbesondere was die Weiterbildung zum Viszeralchirurgen betrifft, verliert man dadurch nicht mal Zeit, denn die Vorgabe von 4 Jahren nach CT ist für einen Viszeralchirurgen sowieso utopisch und nicht zu schaffen. Dadurch wird eine viel zu enge Spezialisierung vermieden; aber das können nur "richtige" allgemeinchirurgische Abteilungen machen, und davon gibt es kaum noch welche.

tine74
21.01.2011, 06:10
Alsso ich hab in drei Jahren zwei mal eine Milzruptur (bzw. einmal eine Durchspießung) gesehen. Hintergrund hatte der Viszeralchirurg (fachübergreifend, da klarerweise noch den alten Facharzt, und beides mal der gleiche) und ich kann nur sagen: Gottseidank! Ich denke, das hat das outcome der Patienten deutlich verbessert!
Obwohl auch die unfallchirurgischen Oberärzte noch den alten Facharzt haben, hätten sie es 100% nicht so souverän handeln können, als ein Viszeralchirurg, der tagtäglich mit Organen zu tun hat.

SarahT.
29.04.2011, 16:48
Ich bin total gefrustet. Chirurgie macht mir richtig viel Spaß, Knoten, Nähen, Saugen usw. gehen mir mittlerweile leicht von der Hand und ich habe wirklich das Gefühl, eine Hilfe zu sein. Und nun habe ich mir schon zum 100. Mal anhören müssen, dass ich vom Typ her nicht in die Chiurrgie passen würde, da zu freundlich, intelligent (!!!), selbstkritisch, zurückhaltend und lieb zu den Patienten. Für mich sind das gute Eigenschaften, wieso macht mich das denn bitteschön als Chirurgin ungeeignet?!?! Ich hab das wirklich oft zu hören bekommen, sowohl von Chirurgen als auch Nicht-Chirurgen, denen ich erzählt habe, dass ich mich für Chirurgie interessiere... irgendwas muss da ja dran sein. Oder haben diese Leute einfach noch das "alte" resp. "klassische" Bild eines Chirurgen im Kopf und die zukünftige Chirurgengeneration ist ganz anders?
:(

flopipop
29.04.2011, 16:51
intelligent (!!!)


lool...intelligent sein und chirurg seinschließen sich gegenseitig aus? wer behauptet denn sowas?:-)):-))

SarahT.
29.04.2011, 16:53
Komme wohl als "Streberin" rüber, stimmt auch in gewisser Weise.

SarahT.
29.04.2011, 16:54
Ach so, und was mich ja am meisten aufregt: Wenn ich dann frage, zu welchem Fach ich vom Typ her denn passen würde, kommt immer: "Keine Ahnung, weiß ich irgendwie auch nicht.". :(

flopipop
29.04.2011, 16:58
ja und? ich veretehe nicht, warum man als streberin nicht chirurgin werden kann...ich würde mir zwar aso viele meinungen wie möglich anhören, aber auch intelligent sieben, denn nicht alle ratschläge sind gleich gut...

SarahT.
29.04.2011, 17:00
Ich hab's nur schon von so vielen verschiedenen Ärzten gehört. :(

flopipop
29.04.2011, 17:03
mit welcher begründung denn? das waren aber sicher keine chirurgen oder? )) also kein chirurg der welt wird sagen man dürfe nicht intelligent sein um chirurgie zu machen, oder :-))

SarahT.
29.04.2011, 17:07
mit welcher begründung denn? das waren aber sicher keine chirurgen oder? )) also kein chirurg der welt wird sagen man dürfe nicht intelligent sein um chirurgie zu machen, oder :-))

ne... das war nur eine zusammenfassende Auflistung dessen, was so an "Argumenten" vorgebracht wurde. Ach, ich will mich gar nicht aufregen. :-oopss