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Rico
07.01.2011, 15:46
Genau diese Aussage muss man ganz stark differenzieren, damit sie richtig ist.
Grundkenntnisse in der Anatomie braucht man natürlich, um alles andere zu verstehen. Detailkenntnisse sind die, die meiner Meinung nach vollkommen überbewertet werden. (Ausnahme: Neuroanatomie) Das ist ja interessant, als ich Deinen vorangegangenen Post gelesen habe, habe ich das erst so interpretiert, dass Du Neuroanatomie für noch unwichtiger als Anatomie hälst so, aber jetzt lese ich das irgendwie andersrum. :-nix
Wieso hälst Du Details ausgerechnet in der Neuroanatomie für um soviel wichtiger? Das ist doch nochmal spezieller und für die breite Mehrheit der Mediziner im Alltag noch weniger relevant, oder?

Natürlich muss man den Aufbau des Herzens können. Aber was bringt dem typischen Kliniker die detailierte Kenntniss über alle Koronargefäße? Wenn der typische Kliniker ein Internist ist, der Echokardiographie macht (z.B. AvD in jedem Feld-Wald-und Wiesenkrankenhaus), dann z.B. dass er bei V.a. eine Ischämie beim Echo schauen kann ob die hypo-/kinetischen Areale von der Lokalisation her zu den Ischämiezeichen im EKG passen oder ob es nicht doch eher alte narbige Veränderungen sind.

Nenn mir mal ein Beispiel, wo ein Internist im Alltag breite Detailkenntnisse in der Anatomie braucht. Ich meine jetzt nicht punktuelle Besonderheiten (z.B. IVAN bei der BE in der Leiste) oder Detailfakten für einzelne Spezialuntersuchungen.Ganz banal: z.B. Sono-Abdomen.
Wer die Leitstrukturen und ihren Verlauf nicht kennt der wird den Schallkopf kaum an der richtigen Stelle aufsetzen und sich mit der Orientierung schwer tun.

Relaxometrie
07.01.2011, 15:51
:-D Made my day...
Von wem ist der?
Weiß nicht mehr. Habe ich irgendwo mal gehört.

flopipop
07.01.2011, 16:40
nach der breiten und tiefen anatomie-ausbildung darf später jeder kliniker selbst entscheiden, in welchem umfang welches anatomie wissen er braucht und was an gelerntem stoff er vergessen darf. das problem ist nur, dass man nur das vergessen kann, was man jemals gewusst hat. wenn man nix wusste, kann man auch nix vergessen. um die freiheit zu haben, was man nun vergessen darf, muss man eben die anatomie in vollem umfang wenigstens einmal gelernt haben. was man in der vorklinik ja auch tut. insofern wäre deine empfehlung, anatomie sei überbewertet, für einen approbierten arzt vielleicht ok, aber einem studiumsanfänger kannst du nicht an den kopf knallen, anatomie wär unwichtig (so kams zumindenst rüber). und ja, er wird alle möglichen abgänge lernen müssen, um die prüfungen zu bestehen und später wird er entscheiden ob er sie braucht oder nicht.

FipFlip
07.01.2011, 17:30
liebe leute wie ihr euch hier die blöße gebt ist echt unglaublich. so einen schwachsinn liest man sonst nur in der bild...

Wenn jemand meint er muss den Benninghoff auswendig lernen, dann soll er seine freizeit damit verbringen, ob das sinnvoll ist will ich nicht entscheiden, nur ich mache das mit sicherheit nicht. Das Ziel ist durch die Prüfung zu kommen, wenn man das schafft, reicht das gelernte anscheinend aus. Wieso denkt hier jeder, er könnte das besser beurteilen als die Prüfer?

Im Endeffekt hat jeder ähnliche Prüfungen, bzw. am Ende der Vorklinik sogar eine identische. Ob man genug gelernt hat merkt man spätestens im Physikum.

Ehemaliger User 05022011
07.01.2011, 17:55
Die Aussage, man würde durch das alleinige Lernen mit Kurzlehrbüchern, womöglich mit der Einstellung, die Klausur nur bestehen zu wollen, später zum Schmalspurarzt, halte ich doch für eher realitätsfern.


das wurde auch nicht so gesagt, sondern dass man, wenn man immer nur das Nötigste macht - z.B. im Studium nur ins KLB schaut, in der Hoffnung das reicht, um durch die Klausur zu kommen - später auch kein guter Arzt ist, weil generell Menschen, die nur das Nötigste machen - und das zählt für andere Berufe genauso - nicht gut in ihrem Beruf sind

In unseren Anatomietestaten wurden damals hingegen sogar die Handmuskeln gefragt.


:-nix erklär doch mal, warum du die Handmuskeln für so unwichtig hältst

FipFlip
07.01.2011, 18:02
das wurde auch nicht so gesagt, sondern dass man, wenn man immer nur das Nötigste macht - z.B. im Studium nur ins KLB schaut, in der Hoffnung das reicht, um durch die Klausur zu kommen - später auch kein guter Arzt ist, weil generell Menschen, die nur das Nötigste machen - und das zählt für andere Berufe genauso - nicht gut in ihrem Beruf sind

bisschen mehr arroganz bitte...

Laut deiner Schlussfolgerung wäre ich ein guter Staatsanwalt, wenn ich das Staatsrecht auswendig kann :-wow

Ehemaliger User 05022011
07.01.2011, 18:10
Anatomie ist wichtig, keine Frage, aber wie bei jedem medizinischen Fach ist doch die Detailtiefe das Entscheidende. Ich kann mir kaum vorstellen, dass ein brillanter Gynäkologe deswegen weniger brillant ist, weil er vergessen hat, dass ....


Versteh ich dich richtig - bist du der Meinung, die Details werden sowieso wieder vergessen, also sollte man sie auch gar nicht erst lernen oder je in seinem Leben mal was davon gehört haben ? Klar vergessen Menschen viel, von dem was sie im Studium alles mal lernen mussten ( das trifft nicht nur für Mediziner zu), aber daraus die Schlussfolgerung zu ziehen, dass das alles gar nicht erst gelehrt werden sollte kommt einer Forderung nach Abschaffung der Universitäten gleich :-))

Ehemaliger User 05022011
07.01.2011, 18:12
Laut deiner Schlussfolgerung wäre ich ein guter Staatsanwalt, wenn ich das Staatsrecht auswendig kann :-wow

nee, wärst du nicht, weil Staatsanwälte sich vor allem mit dem Strafrecht auskennen müssen ;-)

Coxy-Baby
07.01.2011, 18:37
Um vielleicht doch nochmal zum Thema zurückzukommen,

ich liebe die KLBs von Thieme:

KLB Ana+ Tillmann mehr brauchte ich nicht für Anatomie
KLB Physio war ausreichend
KLB Biochemie, hätte auch gereicht dazu gabs den kleinen Löffler

Vorklinik wunderbar abgedeckt....inklusive Physikum.

KLB MiBi (hat mir echt den Arsch gerettet) wunderbar geschriebenes Buch
KLB Pharma relativ handlich und auch gut geschrieben und nicht son Schinken ala
Lüllmann,Aktories etc.

Und ob man bei den KLBs Innere und Chirurgie vom Seitenumfang her noch von KLBs sprechen kann wage ich fast zu bezweifeln, da hat der Müller weniger Seiten und der Herold nur ein paar mehr....

Zusammenfassend, KLBs wunderbar um nen Überblick zu erhalten und gut die Klausuren zu bestehen, bei Interesse am Fach holt man sich eh etwas Größeres.....

nur so meine Meinung...

saipro
07.01.2011, 18:38
liebe leute wie ihr euch hier die blöße gebt ist echt unglaublich. so einen schwachsinn liest man sonst nur in der bild...

Wenn jemand meint er muss den Benninghoff auswendig lernen, dann soll er seine freizeit damit verbringen, ob das sinnvoll ist will ich nicht entscheiden, nur ich mache das mit sicherheit nicht. Das Ziel ist durch die Prüfung zu kommen, wenn man das schafft, reicht das gelernte anscheinend aus. Wieso denkt hier jeder, er könnte das besser beurteilen als die Prüfer?

Im Endeffekt hat jeder ähnliche Prüfungen, bzw. am Ende der Vorklinik sogar eine identische. Ob man genug gelernt hat merkt man spätestens im Physikum.

Meine Meinung, ich akzeptiere wenn jemand die Ausdauer hat den dicksten Schinken zu lernen und Interesse an dem Fach hat. Aber ansonsten gilt für mich, dass man es sich ruhig leicht machen sollte und mit KLB lernen kann, wenn dies ausreicht. Pauschale Aussagen, dass diese Bücher nicht ausreichen sind definitiv falsch!


das wurde auch nicht so gesagt, sondern dass man, wenn man immer nur das Nötigste macht - z.B. im Studium nur ins KLB schaut, in der Hoffnung das reicht, um durch die Klausur zu kommen - später auch kein guter Arzt ist, weil generell Menschen, die nur das Nötigste machen - und das zählt für andere Berufe genauso - nicht gut in ihrem Beruf sind


Ich habe während meines Krankenpflegepraktikums und während des Zivildienstes im Rettungsdienst auch nur das Nötigste gemacht? Also bin ich nun ein fauler Mensch der niemals ein guter Arzt werden kann? Ich glaube es ehrlich gesagt nicht, und ich hoffe es auch nicht. Ansonsten könnten nahezu alle Kliniken dicht machen. Es gibt nahezu niemand der sich für jedes Fach in der medizinischen Ausbildung interessiert. Manche haben auch noch andere Verpflichtungen neben der Uni und sind froh wenn sie das Lernen eingrenzen können.
Die altruistische Einstellung jedem helfen zu können und sich für seinen Beruf aufzuopfern ist ja nett gemeint, aber ich glaube nicht, dass man damit auf Dauer glücklich wird.

Ehemaliger User 05022011
07.01.2011, 18:42
Ich habe während meines Krankenpflegepraktikums und während des Zivildienstes im Rettungsdienst auch nur das Nötigste gemacht? Also bin ich nun ein fauler Mensch der niemals ein guter Arzt werden kann? Ich glaube es ehrlich gesagt nicht, und ich hoffe es auch nicht. Ansonsten könnten nahezu alle Kliniken dicht machen. Es gibt nahezu niemand der sich für jedes Fach in der medizinischen Ausbildung interessiert. Manche haben auch noch andere Verpflichtungen neben der Uni und sind froh wenn sie das Lernen eingrenzen können.
Die altruistische Einstellung jedem helfen zu können und sich für seinen Beruf aufzuopfern ist ja nett gemeint, aber ich glaube nicht, dass man damit auf Dauer glücklich wird.
davon hat niemand gespochen
schon mal was vom goldenen Mittelweg gehört ?

Giant0777
07.01.2011, 19:39
lustige diskussion hier :-top

ich persönlich freue mich sehr, wenn ich nach dem studium endlich in die richtung kann, die mich interessiert ( bei mir orthopädie ). dann kann ich mir endlich mal einen dicken wälzer holen und mich intensiv mit dem fach beschäftigen ( zumindest ist so meine verklärte ansicht )!

wenn ich heute jedoch in der klinik versuchen würde auf jede klausur nur mit ausgewählten dicken büchern zu lernen, dann würde ich wohl nicht mehr in der regelzeit liegen. skripte, vorlesungsfolien und klb sind zumindest in der klinik die für mich geeignete strategie, um klausuren zu bestehen.

manchmal ist es echt schade, dass die themen so durchgeknüppelt werden, dass man eher rudimentär lernt, als wirklich in die breite. aber so ist es wohl gewollt.

was die vorklinik anbetrifft - wir hatten alle grosse werke, aber ob ich jetzt heute mehr weiss, als die an anderen unis mit klb, wage ich zu bezweifeln!

also, jeder hier mag seiner anspruch selbst definieren, spätens im job ist es sicher wieder alles anders!

grüsse, giant

DoctorNew
07.01.2011, 19:39
@Khiri
Also zuersteinmal würde ich behaupten, dass die meisten KLB das relevante Wissen der Fächer kurz und prägnant zusammenfassen. Auch ein großes Lehrbuch lernt man (hoffentlich) doch nicht einfach so auswendig, sondern filtert mit Verständnis das Wichtigste heraus. Beim KLB hat das einfach schon ein (hoffentlich) erfahrener Autor erledigt. Wieso diese Lernmethode dann schlechtere Ärzte erzeugen soll, ist mir schleierhaft. Ein gutes KLB verschweigt doch keine essentiellen Fakten, sondern filtert Unwichtiges. Macht es mich jetzt zu einem besseren Arzt, wenn ich die Muzine, die die Nebenzellen produzieren, nach Lektüre des Benninghoff noch genauer benennen kann, oder ist diese Information vielleicht für Nicht-Anatomen doch eher irrelevant?

Das Beispiel mit den Juristen finde ich übrigens recht gut, um einen weiteren Punkt zu erläutern. Der Jurist lernt eben nicht das Strafgesetz auswendig, das darf nämlich zu jeder Klausur mitgeführt werden. Er lernt vielmehr zu verstehen, wie er das Gesetz auslegt und damit Streitstände auflöst. Der Jurist wird aber nicht dadurch gut, das StGB auswendig zu können. Genau das meine ich auch in Bezug auf die Anatomie. Grundkenntnisse halte ich für wichtig, genauso aber wie ein Grundverständnis, um eben Detailfakten bei Bedarf schnell lernen und anwenden zu können.

In welchem Zusammenhang braucht ein Kliniker denn genaue Kenntnisse über A, U, F, I der Handmuskeln? Mir fällt keiner ein, es sei denn man ist Spezialist für Handchirurgie. Genau das meinte ich aber mit obigem Beispiel. Wer die biomechanischen Prinzipien hinter der Gelenkbeweglichkeit verstanden hat, kann, wenn er in der Handchirurgie arbeit, dann ja auch schnell lernen. Aber wieso müssen Studenten Details lernen, die sie nur in ganz bestimmten Gebieten anwenden können?

@flopipop
Aber sollte eine gute Lehre nicht das lehren, was nötig ist? Der Argumentation folgend, müsste ein Mediziner ja prinzipiell auch Mathe studieren, nur um später dann zu entscheiden, dass er alles bis auf statistische Tests vergessen kann.

@Rico
Bei der Neuroanatomie habe ich persönlich den Eindruck, dass eine etwas detaiiertere Kenntnis hier in der Tat für das Verständnis vieler Krankheitsbilder wichtiger ist, als bei anderen Fachrichtungen.

Also die Kenntnisse der Leitstrukturen im Abdomen würde ich jetzt mal als Grundkenntnisse bezeichnen, die ich ja ebenfalls für wichtig erachte. Aber was bringt z.B. das Wissen um die genauen Verläufe jedes kleinen Arterienabgangs?

Okay, mit Echos bin ich noch nicht so wirklich im Detail in Berührung gekommen. Ich könnte jetzt nur die Versorungsareale den großen Gefäßstämmen zuordnen. Aber sind fürs Echo durch einen Nicht-Kardiologen wirklich Kenntnisse über die Verläufe der kleineren Abgänge der Koronargefäße nötig?

Ehemaliger User 05022011
07.01.2011, 20:03
@DoctorDew
um es ganz schlicht und einfach zu sagen - du sollst im Studium lernen in die Breite zu denken, Zusammenhänge zu erkennen, zu analysieren, wichtige Fakten von unwichtigen zu trennen und das wirst du nicht können, wenn von Anfang an aussortiert wird und stets und ständig gesagt wird "das ist nicht wichtig, jenes auch nicht", "das in der Hand neben Knochen auch noch Muskeln sind, können wir vernachlässigen, dass können die Mediziner immer noch lernen die Handchirurgen werden wollen" ... mit dieser Einstellung kannst du dann die ganze Klinik weg lassen, weil du da ja dann zig Fächer lernst in denen du nie tätig sein willst später als Arzt

und dein Beipsiel des Juristen ist gut, nur falsch erklärt, denn der Jurist lernt auch nicht nur Zivilrecht, weil es ja nur darum geht Gesetze verstehen und anwenden zu können und es dann ja egal ist ob es nun das BGB, das StGB oder die europäischen Richtlinien oder oder ... sind - einmal gelernt Gesetze auszulegen an Hand eines Gesetzes reicht eben für die Juristenausbildung auch nicht aus oder um es ganz einfach auf den Punkt zu bringen:

ein Studium nennt sich deshalb Studium weil der Student sich sowohl hinsichtlich der Tiefe als auch der Breite des Stoffes intensiv mit der Wissenschaft ( egal auf welchem Gebiet ) auseinander zu setzen hat, will er dies nicht oder hält es für unnötig, so kann er eine Ausbildung machen

P.S.: darf man fragen in welchem Semester du bist ?


l

manchmal ist es echt schade, dass die themen so durchgeknüppelt werden, dass man eher rudimentär lernt, als wirklich in die breite.

seh ich auch so



wenn ich heute jedoch in der klinik versuchen würde auf jede klausur nur mit ausgewählten dicken büchern zu lernen, dann würde ich wohl nicht mehr in der regelzeit liegen. skripte, vorlesungsfolien und klb sind zumindest in der klinik die für mich geeignete strategie, um klausuren zu bestehen.


ja das ist bei uns leider auch so

Rico
07.01.2011, 20:24
Also die Kenntnisse der Leitstrukturen im Abdomen würde ich jetzt mal als Grundkenntnisse bezeichnen, die ich ja ebenfalls für wichtig erachte. Aber was bringt z.B. das Wissen um die genauen Verläufe jedes kleinen Arterienabgangs? Da nach Deiner Definition der IVAN ja schon eine "Besonderheit" war, war ich davon ausgegangen, dass nach dieser Lesart Verläufe von Strukturen wie der V. lienalis eher nicht den Grundkenntnissen zuzurechnen sind.
Nach meinem Verständnis sind das in der Tat Grundkenntnisse, aber da scheinen wir uns ja einig zu sein.

Fundierte anatomische Kenntnisse sind auch immer dann hilfreich, wenn man versucht die Lage atypischer Strukturen zu beschreiben... bei einer wenig prominenten Struktur sind Informationen wie "linker Unterbauch" oder "medialer, proximaler Oberschenkel" wenig hilfreich, die Benennung benachbarter Strukturen ist oft exakter und erleichtert das Wiederauffinden auch für andere Untersucher.

Ob man das jetzt im Studium lernt oder dannach und erst recht aus welchem Buch, das sei nun wirklich jedem selbst überlassen - meine Meinung dazu ist, dass man in der Vorklinik mehrere Semester lang Zeit eingeplant hat Anatomie zu lernen, also kann man die auch nutzen.
Wenn man später mal sonographieren lernt, dann hat man genug damit zu tun und muss nicht noch nebenher Anatomie büffeln. :-meinung

Mr. Pink online
07.01.2011, 21:09
Um auch nochmal was zum eigentlichen Thema loszuwerden:
KLB können reichen, in bestimmten Fächern! Nur dann muss es meistens auch noch ein besonderes KLB sein (es stehen ja oft viele zur Auswahl). Ich hab KLB gesehen, da war wirklich viel Information auf kleinsten Raum zusammengefasst, sprich der Inhalt eines dicken Lehrbuchs komprimiert auf KLB-Format. Ein solches KLB ist dann prima für die kurzfristige Rekapitulation vor einer Prüfung, zum erstmaligen Lernen aber gänzlich ungeeignet.
Dann gibt es noch KLB die inhaltlich unzureichend sind und lediglich dazu dienen einen groben Überblick über ein bestimmtes Themengebiet zu erhalten. Ich habe in Histo mal so ein Buch in der Hand gehabt. Ich hab dann dankend wieder den Lüllmann genommen, denn mit diesem KLB hätte ich zurückblickend kein Histotestat bestanden.
Also hängt es zum einen vom Klb ab, zum anderen von der Art des Fachs und natürlich auch vom Anspruch der Prüfer. Ausschließlich mit KLB kann man die Vorklinik nicht packen, die Meinung halte ich. Aber ein paar Scheine kann man damit locker abhaken (Für Chemie, Physik habe ich z.B. nie ein Buch genommen).
Empfehlungen kann ich fast keine aussprechen. Das Thieme KLB für Anatomie und Embryologie fand ich ganz gut in Ergänzung zum Prometheus. Es gibt von Elsevier auch noch ein Embryo-KLB das ich mal gelesen habe. Begleitend zum Präpkurs und dem entsprechenden Thema wirklich gut. Ohne vorherige Anatomiekenntnisse aber nicht zu empfehlen.

DoctorNew
07.01.2011, 21:49
@Khiri
Ich denke, wir reden etwas aneinander vorbei. Ich für meinen Teil sehe den Sinn des Medizinstudiums darin, dass die Studenten ein Grundverständnis in allen klinischen Fächer bekommen, um eben sowohl später ihr Wissen in einer Spezialisierung vertiefen oder eben Allgemeinmediziner werden zu können. Deshalb halte ich es natürlich für sinnvoll, alle Fachgebiete zu behandeln, aber eben auch in Gewichtung ihres Anteils am Ganzen. Ein kleines Fach wie Augenheilkunde oder gar Handchirurgie kann dabei nie den Stellenwert eines großen Faches wie Innere bekommen, da das Studium Generalisten und nicht Spezialisten ausbilden will. Ferner kann das Studium deshalb auch nicht das Ziel haben, in jedem der Fächer extrem ins Detail zu gehen. Nun sind Fächer wie Anatomie, Physiologie oder Biochemie eigenständige Wissenschaften, von denen für den (zukünftigen) Arzt gar nicht alles relevant ist. Man darf nicht vergessen, dass Ärzte Medzin und nicht Anatomie studiert haben. Nun wird gerade in Bezug auf die Vorklinik gerne vergessen, dass die dort gelehrten Fächer nicht zum Selbstzweck dienen, sondern eben die relevanten Grundlagen zum Verständnis der klinischen Grundlagen bilden sollen. Insbesondere Anatomie ist dabei ein Fach, wo gerne eine immense Detailfülle auswendig gelernt werden muss, wobei bei vielen Details der spätere Nutzen fragwürdig erscheint. Nur weil ein Handchirurg für seine Operationen die Anatomie der Hand perfekt beherrschen muss, heißt das in meinen Augen nicht, dass der Student dieses auch tun muss. Für die medizinische Basisausbildung des Studiums sind die Kenntnisse jedenfalls nicht relevant, oder waren in Chirurgie bei Euch in den Kursen Operationstechniken an der Hand ein Kernthema? Auswendiglernen von Fakten schult ja nicht den eigenen Geist, wie z.B. die Erarbeitung eines mathematischen Beweises. Genau deshalb sollte man es auch bei dem belassen, was man wirklich braucht.

Natürlich setzt sich ein Student tiefgängig und gleichzeitig breit mit seinem Fachgebiet auseinander. Trotzdem muss das ja nicht das Auswendiglernen von Unmengen spezieller Details bedeuten. In den Ingenieurwissenschaften, denen man generell einen höheren intelektuellen Anspruch als der Medizin zugesteht, dürfen z.B. in vielen Fächern Bücher, Skripte und Formelsammlungen in die Prüfungen mitgenommen werden, eben weil es dort selbstverständlich ist, dass die Studienleistung im Verständnis der Zusammenhänge und nicht im Auswendiglernen besteht.

Der Grund meiner Einstellung ist die mir im Verlauf des Studiums bis hin in den jetzigen Berufsalltag immer mehr klarwerdende Sinnlosigkeit des vielen vorklinischen Detailwissens. Ich habe damals die Handmuskeln, Fußmuskeln u.ä. auswendig gelernt, eben weil sie gefragt wurden. Bringt mir das heute etwas? Nein, denn Auswendig gelerntes Wissen, dass man nicht mehr anwendet, verschwindet wieder. War die Lernzeit dafür sinnvoll genutzt? Über den Gedanken an die Prüfung hinaus, sicherlich nicht. Selbst wenn ich in die Handchirurgie gegangen wäre, hätte ich genau dieses Detailwissen einfach dann lernen können. Schult einen Auswendiglernen intelektuell? Eher nicht, denn Denken lernt man dabei nicht. Sind die, die die Handmuskeln nicht gelernt haben und trotzdem durch die Prüfung gekommen sind, schlechtere Ärzte? Sicherlich nicht, brauchen tun sie dieses Wissen in den meisten Fällen nicht, und wenn doch können sie es mit dem Bruchteil des Aufwandes derer, die alle Details gelernt hatten, wieder aufholen.

@Rico
Nur weil die Zeit im Studium für die Anatomie da ist, heißt das aber doch nicht, dass dies auch so für den Studenten so gut ist. Im angelsächsischen Raum wird die Anatomie meines Wissens nach viel klinischer gelehrt. Sind das schlechtere Ärzte? Wie schon erwähnt, halte ich anatomische Grundlagen gelehrt aus einer klinischen Perspektive für sehr wichtig. Aber was soll ich davon halten, wenn in der Anatomie Ursprünge und Ansätze beinahe stupide gepauckt werden müssen und selbst die Orthopäden meinten, dieses Wissen sei klinisch in diesem Detailgrad nicht notwendig.

Mr. Pink online
07.01.2011, 22:15
Die Vorklinik ist, zumindest im klassischen Sinne, eine eher wissenschaftliche Ausbildung, weniger praktisch orientiert wie nachher in den klinischen Semestern. Deshalb liegt der Anspruch auch im detaillierten Auswendiglernen von, für den prakt. tätigen Arzt vielleicht unnützen Fakten. Ich finde es allerdings befriedigend, dass man als Arzt in spe dennoch dieses wissenschaftliche Grundstudium geboten bekommt. Ansonsten müsste man ja fast Bio studieren um einen tieferen Einblick in, meiner Meinung nach sehr wichtige Themenbereiche der medizinischen Forschung zu bekommen.

Kackbratze
07.01.2011, 22:51
Deshalb liegt der Anspruch auch im detaillierten Auswendiglernen von, für den prakt. tätigen Arzt vielleicht unnützen Fakten.

Spätestens in klinischer Pharmakologie, Innere Medizin und in Pathologie wirst Du Teile der Vorklinik wiederfinden, die, wenn Du sie schon in der VK verstanden hast, ohne Probleme Dir die Scheine bescheren, bzw. das Lernen und Verstehen deutlich erleichtern.

Ich finde es hier immer wieder interessant, wie Grundlagen des menschlichen Körpers (Anatomie besonders) in diesem Thread als "unwichtige Fächer" abgetan werden.
Ausser Humangenetikern und Laborärzten fallen mir aus dem Stehgreif keine weiteren Fachrichtungen ein, die nicht auf ein grundlegendes Anatomie/Physiologie/Biochemiewissen angewiesen sind.

Und die Leute, die behaupten, dass man im klinischen Alltag das alles eh nochmal nachschlagen kann und muss, die wissen nochnicht, wieviel Stress dieser klinische Alltag mit sich bringen wird und dass man froh ist über alles, was man schon weiss und entsprechend nicht nachschlagen und nachlernen muss.
Wenn man erstmal den Zug droht zu verpassen und den Grundlagen hinterherrennen muss, ist der Aufbau durch die definitive klinische Arbeit im Grunde auf Sand gebaut.

:-meinung


Jaja, ich weiss, jetzt redet Opa wieder vom Krieg und so, aber, ich habs ja selber erlebt. Rollt mit euren Augen, fühlt euch weiter von "unwichtigen Sachen" genervt, da es ja am Ende ums "Leben retten" und nicht um sowas laaangweiliges wie Grundlagenfächer geht, aber vergesst nicht, dass man nur retten kann, was man auch versteht.
Sonst gehts euch wie BP mit dem Loch in Golf von Mexico. Tausend beschixxene Ideen und am Ende dauerts unnötig lang und zuviele Leute kommen zu Schaden...

DoctorNew
07.01.2011, 22:54
@Mr Pink online
Also das Auswendiglernen von Fakten hat aber mit richtiger Wissenschaft oder dem Schulen wissenschaftlichen Denkens nicht viel gemeinsam. Auch die wissenschaftliche Methodik ist mir so wirklich in der Vorklinik nicht begegnet.
Was Biochemiker und Co. über die wissenschaftlichen Fähigkeiten denken, die der Mediziner nach der wissenschaftlichen Grundausbildung in der Vorklinik hat, weißt du zudem wahrscheinlich selbst. Vergleichst du zudem den Anspruch der Naturwissenschaften in der Vorklinik, dann hat das mit dem Anspruch im jeweiligen Studiengang doch recht wenig gemeinsam.

@Kackbratze
Ich denke genau um die Unterscheidung zwischen Grundlagen und unnützen Details geht es hier. Grundlagen zum Verständnis klinischer Fächer halte ich für absolut notwendig. Das mit dem Nachschlagen bezog sich auf die Details einzelner Spezialgebiete. Ich glaube kaum, dass der Handchirurg, wenn er sich denn dann mal für diese Richtung entschieden hat, noch die Anatomie der Hand auf dem FF beherrscht.