PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Arbeitszeitmodelle



Merlins Erbe
07.01.2011, 18:26
Hallo liebe Kollegen,

wir hatten im letzten Sommer aus Personalnot wieder auf 24-Std-Dienste umgestellt. Jetzt ist die Stellenmisere behoben, wir sollen wieder von den 24ern runter. Den vorigen Modus, bestehend aus 6 Nächten am Stück (So-Sa) alle 6 Wochen und montags im "normalen Dienst" wieder anfangen sowie rund alle 10 Tage einen Spätdienst dazu wollen wir nicht wieder haben. Jetzt reden wir uns die Köppe heiß. Ein ähnliches Modell (5 Spätdienste am Stück, dann 7 Nächte, dann 1 Woche frei als Ausgleich) ist nicht erwünscht, weil man 3 Wochen aus der Weiterbildung raus ist. Wie ist an anderen KHs? Teilt doch bitte mal Erfahrungen mit verschiedenen Systemen mit, wie läufts bei euch? Suchfunktion gab keinen Aufschluß.
Achso: haben eine Hausdienst-, eine Intensivdienstgruppe und besetzen alle 2 Wochen anteilig unser NEF.

Coronavirus
10.01.2011, 15:22
Hallo, wir haben das von dir genannte Modell... und ich bin unzufrieden.
Machen 1 Woche Spätdienst (Beginn Montags, immer bis 23.30), haben dann in der Folgewoche 6 ! Nächte am Stück (Beginn Sonntags) bis Samstag Morgen und müssen dann am kommenden Montag (also de facto 1 Tag Ruhezeit) wieder mit dem regulären Dienst starten.
Je länger ich darüber nachdenke, umso mehr wundere ich mich, dass das so zulässig ist. Diese 2 Wochen sind wirklich hart.
Was ich fragen möchte, wie wollt ihr denn die freie Woche nach der Nachtschicht berechnen. Sind das angefallene Überstunden, die dann abgefeiert werden? Andernfalls wäre man ja schnell im Minus..

Merlins Erbe
10.01.2011, 15:50
Hallo Coronavirus,

im Rahmen der 5 Spät- und 7 Nachtdienste fallen 40 geplante Überstunden an, die in der Freiwoche abgefeiert werden. Spätdienst 9.15 - 20.12, Nachtdienst 19.30 - 8.30.

Gruß,

Merlins Erbe

Leelaacoo
10.01.2011, 16:45
Hi Merlin...welches Fach ist denn gemeint? Wahrscheinlich was chirurgisches? Ich kann nur dringend davon abraten, so viele Langdienste und Nachtdienste am Stück zu machen! Hatten wir zeitweise auch, aber man geht danach echt auf dem Zahnfleisch..die Woche frei ist zwar schön...aber erst mal dahin kommen, ohne krank zu werden...und dann nach 2-3 Tagen zur Puste kommen nach 1-2 Tagen "richtig frei" wieder bald in der Klinik starten...und in der Urlaubssaison oder bei vielen Neuen eventuell mit dem nächsten Marathon...

Wir haben einiges vesucht und am gesundheits- und nevenverträglichsten ist die Variante 3 Nächte, 4 Tage frei (Mi, Do, Fr Nacht, vorher frei) und 4 Nächte, 3 Tage frei (Sa, So, Mo, Di Nacht, danach frei). Damit sind 2 Diensthabende in der Nacht/ Nachtfrei...die Nächte gehen von 19.45 Uhr bis 8.30 Uhr...da lasen sich 4 davon gerade so machen! 7 Nächte haben mich früher cht fast umgebracht, und ich bin nicht der sensibelste Charakter!
Und die Langdienste (9.30 Uhr bis 20.30 Uhr) verteilen wir tageweise...ist zwar anstrengender...aber glaube mir, es gibts nicht besseres, als zu wissen, dass nach deinem besch**** Langdienst am nächsten Tag jemand anders ran muss!:-top

Wo Enden sind natürlich weiter 12 h Tagdienste...

LG Lee (die nie nie nie nie nie wieder 7 Nächte am Stück macht....macht verückt und asozial...und gefährlich....mich zumindest:-)))

John Silver
10.01.2011, 18:02
Ich habe schon alle möglichen Systeme mitgemacht, und wenn ich mich entscheiden sollte, würde ich mich für das 24-Stunden-System entscheiden. Die Dienste können manchmal sehr anstrengend sein, aber bei ausreichender Besetzung der Dienstmannschaft ist es normalerweise kein allzu großes Problem; dafür fehlt man nur einen Tag in der Weiterbildung und bekommt, sofern die Verträge eingehalten werden, deutlich mehr Geld als im Schichtdienst.

7 Nächte am Stück sind meiner Meinung nach der reine Wahnsinn. Wer so etwas mitmacht, ist selbst schuld. 3, maximal 4 Nächte kann man am Stück noch schaukeln; aber spätestens in der 6. Nacht kriecht man nur noch auf dem Zahnfleisch, und die 7. absolviert man vollständig im Autopilot-Modus. Das ist weder im Sinne der eigenen Gesundheit noch im Sinne der Patienten, und über Jahre hinweg hält kein Mensch so etwas unbeschadet durch. Außerdem fällt man weiterbildungstechnisch für mindestens 2 Wochen aus; wenn sich das alle 2 Monate wiederholt, verbringt man umgerechnet ca. 25% der Weiterbildungszeit mit reinen Nachtschichten oder ist im Dienstfrei. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das keinen negativen Effekt auf die Weiterbildung und vor allem auf die Dauer derselben hat.

Ich bin dafür, dass die Verwaltungsfuzzis, die sich solche Modelle ausdenken, diese zuerst an sich selbst testen sollen. Schön ausgiebig.

Annika1
10.01.2011, 20:31
In der Klinik, wo ich derzeit (noch) bin, hat man häufig 7 ITS-Nächte am Stück. Sa geht los, von 20-8. Sonntag das gleiche. Montag-Freitag dann von 24-9 Uhr. Dann hat man das, was vom WE übrig ist, frei und den folgenden Montag. Dienstag (an dem man sich noch nicht mal ansatzweise regeneriert hat) gehts dann regulär wieder los, häufig dann auch gleich wieder mit einem 24h-Dienst. In dem kommt man ja im Gegensatz zu den ITS-Diensten mit viel Glück zu ein paar Stunden Schlaf, aber das Ganze ist trotzdem unheimlich kräftezehrend. Mit ein Grund, warum ich nach noch nicht mal 3 Monaten wieder gehe.

Merlins Erbe
10.01.2011, 21:12
[QUOTE=Leelaacoo;983250]Hi Merlin...welches Fach ist denn gemeint? Wahrscheinlich was chirurgisches?

Hallo Leelaacoo,
Nö, Innere Med. Eine Gruppe Hausdienst, eine Gruppe Intensivdienst.
Wie ist das denn von der Bezahlung her, wenn man euer System fährt? Ist in der Nacht volle Arbeitszeit oder Bereitschaftsdienst?

Schonmal vielen Dank für die Info!

Leelaacoo
11.01.2011, 12:04
Hi Merlin!

Die Nächte sind bei uns für die Hausmanschaft (2 Diensthabende, da 2 med. Kliniken - Häm/Onko und Allg.Innere/Endokrinologie/Diabetologie) Bereitschaftszeit von 22 Uhr bis 7.30 Uhr...von 20-22 Uhr und von 7.30-8.30 Uhr ist volle Arbeitszeit...ich habe jetzt nicht den kompletten Überblick, da ich meine Abrechnung auch nicht bis in Detail durchschaue:-wow...aber bei 4 Nächten kommt man ca. +/- Null heraus, bei drei Nächten macht man einige Stunden minus...was sich aber ausgleicht durch Spätdienste, Wochenenden und 1 reguläre Überstunde pro Tag wenn man normal arbeitet (Arbeitszeit 7.54 Uhr bis 17 Uhr)...ich habe damit über die Jahre trotz immer mal wieder 1 Woche Überstundenfrei oder einzelnen freien Tagen trotzdem immer ein Überstundenpolster von 20-50 Überstunden gehabt...die Assis in der anderen Klinik bekommen die nicht genommenen Überstunden nach 3 Monaten ausbezahlt (haben die so entschieden), wir fahren meist das 100 h-Konto, erst darüber hinaus wird ausbezahlt...kann man mögen oder auch nicht...

Gehalttechnisch ist natürlich die 24h-Variante attraktiver...ich habe pro Monat so 200-300 Euro raus aufgrund Bereitschaftsdiensten und Nächten...udn nochmal etwa so 300-400 Euro wegen Notarzt...brutto natürlich. Da ich im 5ten WBJ bin kommt man zwischen 2600 und 3000 Euro netto raus....ich finde das vollkommen ausreichend, ich würde nie mehr 24 h machen wollen oder diese 7 Nächte, 1 Woche Langdienste und 1 Woche frei.

Ersteres (24h) fand ich super anstrengend, und zwar nicht wegen den Diensten...sondern wegen der Station...du versuchst am Tag vorher möglichst alles vorzubereiten, weil du nicht weißt, ob du am nächsten Tag im Dienst dazu kommst (weil bei uns ab 13 Uhr die Ambulanz vom AVD gemacht wird und nach 16 Uhr die Aufnahmen, damit die anderen pünktlich rauskommen)...am Dienst- Tag stapelt sich die Stationsarbeit, die Patienten sind unzufrieden, weil du keine Zeit hast (der Arzt hat Dienst...diese Aussage wird nie verstanden), du rennst nur rum...und musst eigentlich auch alles für den nächsten Tag vorbereiten, da du ja nach Hause gehst und ein anderer Assi deine Pat. macht...also dreifach Arbeit samt Übergabe...never ever!!!! In der Inneren ist das tödlich auf Dauer, in der Anä und Chirurgie mag es aber besser gehen...das bessere Gehalt macht den Streß nicht wett, ist aber meine Meinung...:-top

Die zweite Variante (wir hatten 5 Langdienste Mo-Fr und ab Sa in die Nacht mit 7 Nächten und dann ne Woche frei) ist, wie andere schon bestätigt haben, der absolute Horror...klar kann man manchmal schlafen, aber hab mal 3-4 Nächte ohne Ruhe mit vielen Zugängen (bei uns macht 1 Diensthabender seine Klinik - je 3 Stationen- und jeweils entweder Ambulanz ODER ITS)... da ist man wirklich wirklich am Ende...und ich hatte es oft vor, in der Phase hinzuschmeißen...wir haben nach nicht mal einem halben Jahr umgestellt, weil es keiner mehr aushielt!

Seit kurzem (ok, seit 2 Wochen:-)) ) haben wir die ITS rausgenommen und komplett auf autonomen Schichtdienst umgestellt (2 feste Assis, 4 Rotationsassis aus der Inneren, 3 Rotationsassis aus der Neuro, wobei eine Neurostelle noch vakant ist), da sie erweitert und interdisziplinär wurde...trotzdem bleiben die Diensthabenden im Haus so bestehen wie bisher, weil man nachts oft Hilfe braucht auf ITS...alleine schafft man das oft nicht mehr (vor allem für die Neuros muss noch ein "ansprechbarer" Internist im haus sein).

Schreib mal, für was ihr euch entschieden habt! Man kann sich die Arbeitszeitmodelle ja auch von der verwaltung durchrechnen lassen..dann sieht man die Arbeitsbelastung und die finanziellen Vor- und Nachteile oft besser!

LG Lee (schichtet jetzt:-party )

Merlins Erbe
13.01.2011, 19:08
Hallo Leelaacoo,

bin dabei, euer System mal mit unserem Personalschlüssel aufzurechnen. Mal gucken, ob es breite Akzeptanz findet. Ich find's ganz gut.
Vielen Dank für den Tip.

Leelaacoo
13.01.2011, 20:38
Aber gerne doch...wie gesagt, wir haben uns auch die Köppe heißgeredet...aber jetzt klappts seit 3 Jahren so ganz gut...

Ein weiterer Vorteil der gesplitteten Nachtwoche...man kann seinen Urlaub durchaus nett um einige Tage (vorher oder nachher) verlängern...wenn man vor und nach dem Urlaub je einen 4er Nachtblock und danach einen 3er Nachtblock macht, haste 1 Woche länger frei :-D Die Wochenenden sind für die Nachtdiensthabenden übrigens bei uns traditionell frei (d.h. wenn man Sa-Mittwoch früh Nachtdienst hat, ist man bis zum folgenden Montag im Frei...bei einem Dienst von Mittwoch Abend bis Samstag früh hat man das vorangehende WoEnde frei)...manchmal klappt das nicht, aber bisher halten wir uns doch recht strikt daran. Wieviele Assis seid ihr denn?

LG Lee

Merlins Erbe
14.01.2011, 13:13
Hey,

wir sind 21 Assis, 10 aus der Hausgruppe und 11 aus der Intensivgruppe. Wir haben 2 internist. Abteilungen (Gastro/Allg Innere/Hämato-Onko und Kardio/Nephro/Intensiv), mit 10 bzw 11 Assis.

Bis denne!

*medimaus*
28.02.2011, 12:24
Hallo zusammen!

Ich denke, welches System das Beste ist, hängt auch davon ab, wieviel Personal man zur Verfügung hat. unser Haus ist sehr klein, die ITS ist interdispliniär (chir,int,anästh) mit 8 Betten.
Wir sind 13 Assis, wenn alle da sind. Normalerweise sind aber 1-2 im Urlaub.
Bei uns gibt es folgendes System (24h-Dienste)

Der Diensthabende nimmt ab 8:00 Uhr jede neue Aufnahme an und spricht mit den Hausärzten, wenn die jemanden anmelden. Man muss im Dienst also Infos sammeln und entscheiden, wo der Pat hin muss (privat, normal, ITS?) Bis 15:30Uhr verteilt er die Neuaufnahmen auf die Stationen, wo die Kollegen den Pat. dann aufnehmen.

Ab 15:30 Uhr nimmt man den Pat dann selber auf und betreut die ITS, hat aber oft wenig Arbeit mit den ITS-Patienten.

Die Ambulanz hat man den ganzen Dienst lang an den Hacken, was besonders mittwochs ätzend ist, da die Hausärzte ja dicht haben. Nach 22Uhr ist unser Haus sogar offiziell seit ein paar Wochen eine "Notfall-Praxis". Da kommt dann JEDER mit Schnupfen und kopfweh in den einen Ambulanzraum und will was von dir. Für Anfänger wie mich ist jeder ambulante ein Horror, weil ich oft schwer einschätzen kann, wie schlimm das ganze ist. Und alle aufnehmen geht ja bei bis zu 15 Pat. pro Dienst auch nicht. innerhalb der Woche kommen zum Glück meist nur so 3-5 Ambulanzfälle und 3 Pat mit NAW/RTW, die man aufnehmen muss.


Am nächsten Tag gibt man um 8:00 Uhr den Dienst an den nächsten, visitiert seine Patienten und geht dann ca. 10Uhr (bei mir meist 11uhr) nach hause.

Bei der Bezahlung bekomme ich durch so einen Dienst ca. 110 Euro raus, wenn Steuern und die Minusstunden vom Folgetag im Dienstfrei abzieht. Bei 4-5 Diensten ist das sehr einträglich. Demnächst wird es auch noch mehr Geld, da wir jetzt einen Nachtzuschlag bekommen und die Bereitschaftszeit nicht mehr zu 80% sondern zu 90% bezahlt wird.

NAW-Dienste habe ich bisher nicht, da ich noch keinen Schein hab. Die Kollegen besetzen dann den NAW an 3 Tagen die Woche. Den Rest machen die Chirurgen und Anästesisten. Alle fluchen über diese Mehrbelastung im Dienst. Kann ich verstehen.


Habe ich an einem Samstag Dienst, ist das SEHR anstrengend, weil ich im Grunde keine WE hab. In der Woche ist es ok. Bei 3-4 Diensten im Monat absolut machbar, auch wenn man nach dem Dienst zu nichts mehr fähig ist. Bei 5 Diensten im Monat muss man mich schon vorsichtig behandeln und ich brauche viele Notizzettel für meine Patienten auf Station. Kündigungswünsche habe ich besonders am Tag nach dem Dienst bei der Qual der morgendlichen Visite im Halbschlaf.


Nächte im Block wären bei uns nicht möglich, denn dann müsste man die Betten desjenigen verteilen und das geht bei unseren paar Männekes einfach nicht.