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Sansa
07.01.2011, 21:21
Hallo,

Ich bin seit 15 Monaten in der Inneren tätig, habe aber oft das Gefühl, dass das nicht das ist, was ich für den Rest meines Arbeitslebens machen möchte.

Von der Thematik her würde mich stattdessen Psychosomatik interessieren. Allerdings habe ich weder Famulatur, noch PJ dort gemacht und weiß deshalb herzlich wenig über den Arbeitsalltag in diesem Fachgebiet.
Gibt es hier Kollegen, die in der Psychosomatik tätig sind oder waren und berichten können? Wäre klasse...

Und wie schätzt ihr den Sprung vom Internistenassi in die Psychosomatik ein, wenn man so gar keine Erfahrung in diesem Gebiet hat?

Lalo
08.01.2011, 21:30
Hallo Sansa,

bin zwar nicht in der Psychosomatik, wollte Dir aber schreiben, dass zumindest in Ba-Wü 12 Monate Innere sowieso in der WBO stehen... vielleicht hast Du die Möglichkeit, irgendwo mal 1 oder 2 Tage zu hospitieren, um Dir das Fach mal "live" anzusehen?
Viele Grüße,
Lalo

MummyPat
11.01.2011, 09:20
Hi,

hast ne PN...

Lg,MP

Leelaacoo
11.01.2011, 15:28
Hi,

hast ne PN...

Lg,MP

Wär ja vielleicht auch für andere interessant??? Nur mal so....

LG Lee

stennadolny
11.01.2011, 19:22
Grundsätzlich ist vor der Psychosomatik zu warnen, da entweder (vor allem, aber nicht nur) in psychiatrischen Kliniken "Modewelle" aus Belegungsmarketing mit astreinem Etikettenschwindel: Selbe Mannschaft wie vor ("Allgemeinpsychiatrie"), heißt jetzt aber eben "Psychosomatikstation", Patienten bekommen meist "Depressionsdiagnose", weil "psychosomatisch" (?).

Oder aber in Kliniken mit privatwirtschaftlich orientierten Trägern als Privatpatientenhalteveranstaltung.

Oder aber- sehr selten - unter dem Dach einer Inneren mit engagiertem internistisch-psychotherapeutischem Chefarzt. Da wird es interessant.

Der Facharzt für Psychosomatik dürfte in der jetzigen Form ein deutsches Unikum sein. Weltweit betrachtet. Ist im Ausland nicht anwendbar, eng begrenztes Spektrum im Vergleich zum Psychiater/Neurologen in Deutschland (auch in Niederlassung).

EKT
12.01.2011, 09:19
Der Facharzt für Psychosomatik dürfte in der jetzigen Form ein deutsches Unikum sein. Weltweit betrachtet. Ist im Ausland nicht anwendbar, eng begrenztes Spektrum im Vergleich zum Psychiater/Neurologen in Deutschland (auch in Niederlassung).

Richtig! Und außerdem versorgt ein gut ausgebildeter Psychiater selbstverständlich die sogenannte "Psychosomatik" mit, handelt sich dabei doch um klassische psychiatrische Krankheitsbilder, vor allem Neurosen (die allerdings heute leider aus dem Blickfeld des Psychiaters geraten. Da reißen sich andere "Spezialisten" drum, wie eben "Psychosomatiker" und auch Psychologen. Eben alle, die sich nicht großartig die Hände schmutzig machen wollen):-nix

dreamchaser
12.01.2011, 10:41
So ganz kann ich das leider nicht unterstützen: diese Fachrichtung Psychosomatik wäre sicher nicht entstanden, wenn ein Psychiater diese Patienten adäquat versorgen könnte. Aber wieso entstehen spezielle psychosomatische Kliniken, die von der DRV ihre Patienten zugewiesen bekommen, wenn das die örtliche Psychiatrie auch leisten könnte? Meiner Meinung nach haben beide Fachrichtungen ihre Daseinsberechtigung. Habe leider schön öfter Psychiater überfordert gesehen, wenn es um Somatisierungsstörungen oder V.a. eine dissoziative Störung ging. Warum sonst passiert es gerade den dissoziativen Identitätsstörungen, dass sie mit der Diagnose Schizophrenie o.ä. in der Psychiatrie landen? Wäre wohl nicht der Fall, wenn der Psychiater sich damit auskennen würde. Das sind eben die Erfahrungen die ich und mein näherer Bekanntenkreis gemacht haben - ich selbst finde es schade, dass wir keinen Psychosomatiker als Konsiliarius haben, denn die Psychiater können mir meistens eh nicht helfen bei den Fragestellungen.

EKT
12.01.2011, 16:42
Ja, leider ist das wohl so.
Ich sprach aber von gut ausgebildeten Psychiatern. Das sind nach meinem Verständnis solche, die an ihrem Fach interessiert und von ihm begeistert sind. Dann dürften solche Dinge, wie du sie beschrieben hast kaum auftreten.
(Und dann bräuchte man auch keine "Psychosomatiker").

Allerdings ist es ja heute so, daß quasi jeder seinen Facharzt hinterher geschmissen bekommt, ohne auch nur eine grundlegende Ahnung vom Fach zu haben...:-kotz:-kotz:-kotz

LasseReinböng
12.01.2011, 21:47
Prinzipiell müsste man rechtlich als Psychiater alles machen können, was auch ein Psychosomatiker macht, umgekehrt gehts allerdings nicht - dumm bei der künftigen Stellensuche oder Niederlassung.

Sansa
19.01.2011, 22:06
Hallo,

Zwar spät, aber doch noch eine Antwort von mir.

Hm...
Was mich an der Psychosomatik interessieren würde sind die therapeutischen Gespräche. Meines Wissens (aber vielleicht weiß ich etwas falsches?) führt die ein Psychiater nicht oder nur selten. Der überlässt das im großen und ganzen den Psychologen. Seh ich das falsch?
Außerdem finde ich von den Krankheitsbildern vor allem PTBS, DIS und Essstörungen spannend; weniger die Dementen, Suchtkranken, HOPSler usw. Und so wie ich das bisher sah wird die erste Riege eher von Psychosomatikern betreut, die zweite eher von Psychiatern. Ich lasse mich aber gern eines besseren belehren, denn diese Vorstellungen sind es, weshalb ich mit der Psychosomatik liebäugle, wär ja schlecht, wenn mein Bild da total falsch ist. Die Depressiven hat man sicher in beiden Fächern und Angstpatienten auch.


Prinzipiell müsste man rechtlich als Psychiater alles machen können, was auch ein Psychosomatiker macht, umgekehrt gehts allerdings nicht - dumm bei der künftigen Stellensuche oder Niederlassung.
Was genau darf man denn als Psychosomatiker nicht machen?

Interessierte und freundliche Grüße,
Sansa

EKT
20.01.2011, 16:49
Seh ich das falsch?

Ja, tust du. Und zwar völlig!

Siehe meine Beiträge oben. Und kannst gerne mal `ne Famulatur bei mir machen.

Gruß,
EKT

apple
20.01.2011, 17:20
So ganz kann ich das leider nicht unterstützen: diese Fachrichtung Psychosomatik wäre sicher nicht entstanden, wenn ein Psychiater diese Patienten adäquat versorgen könnte. Aber wieso entstehen spezielle psychosomatische Kliniken, die von der DRV ihre Patienten zugewiesen bekommen, wenn das die örtliche Psychiatrie auch leisten könnte? Meiner Meinung nach haben beide Fachrichtungen ihre Daseinsberechtigung. Habe leider schön öfter Psychiater überfordert gesehen, wenn es um Somatisierungsstörungen oder V.a. eine dissoziative Störung ging. Warum sonst passiert es gerade den dissoziativen Identitätsstörungen, dass sie mit der Diagnose Schizophrenie o.ä. in der Psychiatrie landen? Wäre wohl nicht der Fall, wenn der Psychiater sich damit auskennen würde. Das sind eben die Erfahrungen die ich und mein näherer Bekanntenkreis gemacht haben - ich selbst finde es schade, dass wir keinen Psychosomatiker als Konsiliarius haben, denn die Psychiater können mir meistens eh nicht helfen bei den Fragestellungen.
Wir haben eine Psychosomatik mit im Haus, der Unterschied ist der Stellenschlüssel: dort gibt es 14 Betten, für die 1 OÄ, 2 FÄ und glaub ich 2 Psychologen zuständig sind. Somit können natürlich mehr Einzelgespräche und Gruppentherapien stattfinden als auf einer unserer psychiatrischen Stationen. Die Behandlungen dort dauer immer 12 Wochen, es gibt keine Notfallaufnahmen, sondern eine Warteliste mit Vorgesprächen. Ist also wie eine Art Reha, unser Chef hat uns auch aufgefordert, die Patienten dort hin zu verlegen anstatt in eine Reha - wenn`s passt. Schwerpunkt sind Essstörungen und Somatisierungsstörungen. Sie haben auch einen eigenen Konsildienst.
Für die essgestörten Patienten find ich es schon besser als auf "Normalstation", da sie dort nicht unter schizophrenen und depressiven sind, sondern eben spezielle Gruppen und ein strikter Therspieplan existiert. Ansonsten schicken wir oft die nervigen Patientn dort hin :-))

Sansa
20.01.2011, 23:36
Ja, tust du. Und zwar völlig!

Siehe meine Beiträge oben. Und kannst gerne mal `ne Famulatur bei mir machen.

Gruß,
EKT

Falls es dir entgangen ist, ich bein bereits approbiert, da werd ich kaum eine Famulatur bei dir machen können.

Es wäre hilfreicher du würdest mir sagen, ob du denn dann Therapiegespräche mit den Patienten führst, oder ob das bei euch der Psychologe macht. Das ging aus deinen Beiträgen weiter oben bisher für mich nicht hervor, sorry.

flopipop
21.01.2011, 00:10
Hallo,

Ich bin seit 15 Monaten in der Inneren tätig, habe aber oft das Gefühl, dass das nicht das ist, was ich für den Rest meines Arbeitslebens machen möchte....
Von der Thematik her würde mich stattdessen Psychosomatik interessieren.

...von den harten innere-nachtdiensten direkt in die sesselpupserei ins laberfach...finde den krassen unterschied irgendwie lustig :-)

also ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass die psychosomatiker einen großen arbeitsmarkt haben, denn viele gespräche, die sie machen, führen schon psychologen....härtere fälle wiederum landen beim psychiater....ich denke nicht, dass der bedarf an psychosomatikern soooo groß ist.

AnnaRasenmaehrmann
21.01.2011, 18:02
was genau sollen Psychosomatiker sein?
Ich kenne nur Psychologen oder Psychiater- und dann meinetwegen noch Psychotherapeuten, die ja sozusagen aus Ärzten und Psychologen hervorgehen können..

Psychosomatiker habe ich aber noch nie gehört- obwohl ich in der Psychosomatik arbeite..

facialis
21.01.2011, 18:07
was genau sollen Psychosomatiker sein?



Eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Mediziner :luigi:

AnnaRasenmaehrmann
21.01.2011, 18:58
Eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Mediziner :luigi:

oh .. :P

abcd
22.01.2011, 10:56
In unserem Haus gehört die PSO-Station zur Psychiatrie. Es werden dort psychiatrische Assistenzärzte eingesetzt. Jeder Patient erhält auch ärztliche Therapiegespräche. Jeder Arzt hat so etwa 2 Gespräche a 45 min am Tag.

EKT
22.01.2011, 16:51
[QUOTE=Sansa;987270]Es wäre hilfreicher du würdest mir sagen, ob du denn dann Therapiegespräche mit den Patienten führst, oder ob das bei euch der Psychologe macht.QUOTE]

Selbstverständlich führen Psychiater Therapiegespräche - und zwar vormittags um 10 Uhr und nachmittags um 15 Uhr und nachts um zwei Uhr. Letzteres im Gegensatz zu Psychologen. Außerdem stapfen sie aber auch durch Kotze und Kacke, wenn es sein muß. Dies im Gegensatz zu "Psychosomatikern", die keine Lust auf harte Arbeit haben, wie sie das stinknormale Leben nun mal mitbringt (eben einschließlich Kotze und Kacke! Explizit meine ich damit chronisch Schizophrene, Suchtkranke, Demente, ja auch die gehören selbstverständlich zur Arbeit eines Psychiaters):-meinung

Die Qualität von Psychotherapie hängt in erster Linie am Einzelnen, nämlich ob er bereit ist zu lernen 1. am Patienten, 2. an sich selbst (Selbsterfahrung, eigentlich nur erreichbar durch Einzeltherapie), 3. durch Lesen, Lesen, Lesen und schließlich durch 4. eine gute Supervision. Alles andere ist Humbug und Etikettenschwindel!

Leelaacoo
22.01.2011, 21:23
Wenn man über etwas herzieht, sollte man Ahnung davon haben...auch als Psychiater scheinen manche hier ja eher wenig über die Psychosomatik zu wissen...sehr sehr schade. Oder es liegt an den eher dünn besiedelten Psychososmatkgefilden, die von Leuten "regiert" werden, die ihr eigenes fach in den Abgrund treiben...auch schade.

In meinem haus gab es die Psychosomatikabteilung integriert im Zentrum für Innere Medizin, der Chef war Internist und Psychossomatiker, die Assistenten und OÄ größtenteils in erster Linie aus der Inneren und rotierten auch ganz normal durch andere Abteilungen. nachdem der Chef in rente ging wurde die Abteilung rein psychosomatisch und fast komplett ausgelagert...viele Assistenten wechselten in die anderen internistsichen Abteilungen, ich habe mit einigen längere Zeit im PJ und in meiner Anfangszeit arbeiten dürfen udn habe sie extrem zu schätzen gelernt...
Die Innere (und auch große Teile der Neurologie) bestehen aus Patienten, welche eine psychosomatische Komponente ihrer Erkrankung haben. Es handelt sich dabei NICHT ausschließlich um Essstörungen und Zwänge etc. Viele chronische Schmerzsyndrome, Kopfschmerzen insbesondere, Rückenschmerzen, Verdauungsstörungen, selbst Herzinfarkt- und Schlaganfallpatienten profitieren von einer psychosomatischen Herangehensweise...das hat nicht zwangsläufig was mit der Psychiatrie an sich zu tun...die Gesprächsführung und dann die nachfolgende Entlastung der Patienten waren oft sehr beeindruckend.
Ich würde gerne für mehr meiner internistischen Patienten eine psychosomatische MItbehandlung wünschen, das ist aktuell leider nicht mehr so einfach möglich, weil die Abteilung nun geschrumpft ist und sich zu einer Essgestörtenstation entwickelt hat.
Psychosomatik würde ich selbst nicht machen wollen...aber das fach (wie es sein könnte und sollte) hier als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme zu diffamieren udn die Ärzte dort als Drückeberger zu bezeichnen ist schon ein starkes Stück...ich bin an den meisten der deutlich psychosomatisch erkrankten Pat. regelmäßig verzweifelt und war froh, wenn die gingen...und was sollte ein Psychiater mit denen anfangen? Das ist quasi ein anderes Fach, wie Innere und Chirurgie....keine Psychiatrie kann psychosomatischen Patienten gerecht werden, andersrum genauso....

Und wenn ich einen Psychiater treffe, der durch Blut und Kotze watet, ohne mich zu rufen---:-top (wo find ich den, bei uns nicht:-)) )

LG Lee