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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : PJ in Frankreich - Sprachbarrieren?



gandalf2
31.01.2011, 20:52
Hallo liebe Leute,

Ich würde gerne mein komplettes PJ in Frankreich machen, hab aber manchmal Bedenken was die Sprache angeht, z.B:

-Braucht es sehr lange, um in die Sprache hineinzukommen?
(Hatte Französisch 4 Jahre lang in der Schule)

-Muss ich damit rechnen, dass ich im ersten Tertial erstmal fachlich gar nichts lerne, wg. der erschwerten Verständigung?

-Wie lange wird es ungefähr dauern, um sich ohne Sprachbarriere zu bewegen?

Was habt Ihr für Erfahrungen gemacht?

Vielen Dank, viele freundliche Grüße!

gnuff
31.01.2011, 21:50
Ok, Du hattest vier Jahre französisch, kannst Du sprechen? Hast Du schon Kontakt mit irgendwem in Frankreich? Sind die bereit Dich "durchzuziehen" bis Du sprachlich zurecht kommst? Das klingt jetzt erstmal ziemlich fies, aber das sind Dinge die ich z.B. von Anfang an geklärt habe. Ich konnte kein Wort Schwedisch als wir hierher gezogen sind und mein Arbeitgeber und ich hatten einen klaren Plan. Als PJler hat man natürlich nicht soviel was man in die Verhandlungen einbringen kann, aber wichtig ist es dennoch klare Worte zu sprechen um keinesfalls falsche Vorstellungen zu schüren... gerade in Frankreich wirst Du ohne halbwegs passables Französisch wahrscheinlich nicht so weit kommen. Viel Glück!

gandalf2
31.01.2011, 22:20
nunja, ich kann nicht behaupten dass ich seit der Schulzeit viel französisch gesprochen habe, aber im Prinzip kann ich die ganze Grammatik und der Wortschatz reicht auch aus um z.b. Zeitung zu lesen und das meiste davon zu verstehen

Aber ich frage mich eben wie lange es braucht bis man sich soweit reingehört hat, dass man auch bei Gesprächen in normalem Tempo mitkommt bzw. sich beteiligen kann.

Habe auch noch fast 1 Jahr Zeit bis zum PJ, also könnte ich noch daran arbeiten...

gnuff
31.01.2011, 22:26
Ich habe drei Monate gebraucht...

Ehemaliger User 05022011
31.01.2011, 23:34
ich war nach 3 Jahren Leistungskurs Französisch ein Jahr in Frankreich und hab da u.a. sogar auf der Uni Französisch für Ausländer studiert und mit dem höchstmöglichsten Level abgeschlossen, aber ich würd mir ein PJ in Frankreich nicht zu traun - vielleicht unterscheiden sich ja auch die Schwierigkeitsgrade der Sprachen, aber ich halte es für nicht mgl. in drei Monaten dann dort wirklich soviel zu verstehen, dass man auch tatsächlich was lernt

gandalf2
01.02.2011, 15:35
hmmm ich hab aber auch von ein paar Leuten gehört die gemeint haben nach ein paar Wochen/Monaten gings dann, hoffe das sind nicht nur Gerüchte

yoann
01.02.2011, 16:58
also ich hab 1 jahr erasmus gemacht nach französisch leistungskurs (aber 3. fremdsprache) und hab da erstmal die ersten 2 - 3 monate nicht so viel verstanden auf station. kannte das fach aber auch gar nicht und hab mich sprachlich überhaupt nicht vorbereitet. grade bin ich wieder fürs pj da: im pj hat man ja die fächer schonmal gehabt, das hilft enorm, weil es einem bekannt vorkommt und dann versteht man plötzlich mehr.
zum reinkommen wird man immer bisschen brauchen, aber wenn man sich zusätzlich auch noch vorbereiten WÜRDE:-notify kann da eigentlich nicht so viel schief gehn. es gibt natürlich immer ein kleines handicap, wenns nicht die muttersprache ist, aber wenn einen das abhält ins ausland zu gehn, kann man nie die sprache lernen und versauert in buxtehude. also nur mut und los!

Mondschein
01.02.2011, 17:24
Um mal was ermutigendes zu schreiben: Ich hatte 5 Jahre Französisch in der Schule, dann ein paar vhs- und Unisprachkurse (unter anderem gabs sogar Französisch für Mediziner, das war nicht schlecht), aber fleißig war ich nicht während des Studiums, ich war halt z.B. 1x die Woche in einem Kurs und hab da ein paar Sätze gesagt. Nicht gerade intensives Sprachtraining.
Hab PJ in der frz. Schweiz gemacht und ca. 3-4 Wochen gebraucht, dann gings super. Gut, die Schweizer sprechen langsamer als die Franzosen (ist wirklich so, fand ich angenehm!) und sie sind internationale Mitarbeiter und deren Sprachschwierigkeiten gewöhnt und diesbezüglich sehr verständnisvoll.
Aber generell: wenn dir die Sprache liegt, hörst du dich relativ schnell ein, bleibt dir ja auch nichts anderes übrig. Ich würde behaupten, dass ich dort genug gelernt hab (war zu Chirurgie dort, war viel in der Notaufnahme, hab Anamnesen gemacht, klar kommen einzelne Wörter, die man nicht kapiert, die lässt man sich dann erklären oder aufschreiben und schlägt sie dann hinterher nach, das klappt). Das Medizinische ist ja oft gleich bzw. unseren lateinischen Wörtern ähnlich, sodass ich auf der Arbeit meist sogar besser zurecht kam als in Privatgesprächen.
Mach doch einfach einen Sprachkurs und schau, wieviel du noch kannst! In einem guten PJ-Haus in Frankreich (-> Erfahrungsberichte suchen!) wirst du unter Umständen mehr lernen als in einem schlechten in Deutschland, Sprache hin oder her, was zählt, ist, ob dir da jemand was beibringen will.

yoann
01.02.2011, 17:41
wenn du einigermaßen verstehst, lernst du glaub ich sogar in einem schlechten haus in frankreich mehr als in einem guten deutschen. :-))

Ehemaliger User 05022011
02.02.2011, 12:03
@mondschein und johann - Danke für eure interessanten Beiträge, da lohnt es sich ja noch mal darüber nachzudenken, ob es nicht auch Frankreich sein sollte fürs PJ - ist es wirklich so, dass die Ausbildung da besser ist als hier in Deutschland ? mich würde auch noch interessieren, ob man etwas bezahlt bekommt oder z.B. eine kostenlose Unterkunft zur Verfügung gestellt werden kann

McBeal
02.02.2011, 13:48
Ich hatte auch vier Jahre Französisch in der Schule (7-10), habe danach einen Sprachkurs in Französisch für Mediziner bei uns an der Uni gemacht und war dann für mein Chirurgie-Tertial in Strasbourg. Hatte dort auch PJ-begleitend weiterhin Kurse vor Ort. Am Anfang war es sehr hart, am Ende habe ich z.B. selbständig Patienten aufgenommen und in der Frühbesprechung vorgestellt. Nein, leicht war es nicht und ich habe bis zum Ende immer wieder Probleme gehabt und Grammatikfehler gemacht, konnte mich aber mit jedem verständigen. Anamnese in Chirurgie ging also. Innere z.B. hätte ich mir dort aber nicht zugetraut, weil ich da zuviel Respekt vor Medikamenten und Dosierungen gehabt hätte. Chirurgie ging wie gesagt. :-) Falls Du also wirklich das ganze PJ dort machst, würde ich Dir dringend raten, mit Chirurgie anzufangen.

LG
Ally

yoann
02.02.2011, 14:47
du bekommst in frankreich im pj (das äquivalent ist D4, also DCEM 4) ca 240 euro im monat. das ist überall gleich und unabhängig vom krankenhaus.

ich find die ausbildung hier weitaus besser als in deutschland. man verbringt seine zeit nicht mit blutabnehmen und viggos legen (machen alles die schwestern), sondern mit den patienten, deren akten, krankheitsgeschichte und natürlich viel papierkram wie briefe, rezepte, krankschreibung etc. aber selbst die ganz jungen assistenten haben tendentiell spaß am erklären, an der lehre. alles ist sehr sehr systematisch und klinisch und alle wissen alles wie aus der pistole geschossen. 3 ursachen für das, 4 komplikationen von dem, 2 zeichen für notfallindikation etc. kann auch nerven, weil alles was davon abweicht "nicht zählt", wenn man das grade aufzählen soll. da haben wir deutschen natürlich probleme mit, weil wir nicht so richtig lernen, wann man was genau macht, sondern immer nur was man an diagnostik so machen KÖNNTE und warum. alles ist viel vager. hier gibts immer alles nach leitlinien und prüfungsgerecht sowie direkt klinisch anwendbar vorgekaut .
hat alles so seine vor und nachteile. ich wechsel meine meinung täglich, mitunter stündlich;-) für das zurechtkommen im klinikalltag ist man in frankreich sicher besser dran mit der ausbildung...