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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Fragen bzgl. Doppeljahrgang & Schwerhörigkeit



Dr.Wilson
03.02.2011, 16:32
Hallo!
Ich gehe im Moment in die Jahrgangsstufe 1 (Doppeljahrgang in BW), d.h. ich mache mein Abitur 2012 und hätte an euch einige Fragen :)

1.) Wie sieht das eigentlich mit dem Doppeljahrgang aus? Mir ist natürlich klar, dass es dadurch natürlich noch schwieriger wird, einen Platz zu bekommen, aber weiß jemand ungefähr, wie schwierig es wird? Mit welchem Durchschnitt hat man dabei realistische Chancen? Im Moment stehe ich auf 1,7, womit ich allerdings überhaupt nicht zufrieden bin und ich habe schon vor mindestens 1,5 im Abi zu erreichen. Aber reicht das? Ich will übrigens in BW, bzw. höchstens noch in Erlangen studieren, falls das eine Rolle spielt. Im Moment hätte ich Freiburg (ok, das wird vermutlich eher schwierig), Ulm und Tübingen im Kopf. Heidelberg kann ich wohl ganz vergessen… :D

2.) Ich bin außerdem hochgradig schwerhörig, trage Hörgeräte und habe mich auch schon ein bisschen über Nachteilsausgleiche etc. informiert. Was mir allerdings noch etwas unklar blieb, ist der Antrag auf die Verbesserung der Durchschnittsnote. Dafür ist ja ein Schulgutachten notwendig - nur, wie soll die Schule nachweisen, dass ich ohne meine Schwerhörigkeit bessere Noten hätte? Ich meine, ich bekomme im Unterricht natürlich nicht alles 100% mit usw., aber reicht das als Begründung? Außerdem habe ich einen Schwebehindertenausweis, der offensichtlich auch als Grund akzeptiert wird. Denkt ihr, ich hätte damit Chancen?

3.) Ich fürchte, ich liege damit richtig, dass es beim TMS keinen Nachteilsausgleich gibt, oder?

4.) Wie ist das eigentlich bei der Wartezeit - muss man immer 6 Jahre warten, egal was man für einen Schnitt hat? D.h. wenn ich z.B. 2 Wartesemester bei einer Note von 1,7 angesammelt habe, bringt mir das nichts?

5.) Denkt ihr, Hörgeschädigte können das Studium schon packen? :) Gibt es dafür vllt. sogar eine besonders geeignete Uni, bzw. habt ihr oder eure Komillitionen an einer Uni damit gute/schlechte Erfahrungen gemacht? Wie ist das allgemein mit den Vorlesungsskripten/-materialien, bekommt man die von Professoren oder eher nicht?

Danke fürs Durchlesen und Beantworten :-)
Tanja

Julihahn
03.02.2011, 16:55
Hallo!

4.) Wie ist das eigentlich bei der Wartezeit - muss man immer 6 Jahre warten, egal was man für einen Schnitt hat? D.h. wenn ich z.B. 2 Wartesemester bei einer Note von 1,7 angesammelt habe, bringt mir das nichts?



Also das bringt dir leider gar nichts.

Die Vergabe ist folgendermaßen aufgebaut :

20 % der Plätze an die Abibesten : nur NC

20 % der Plätze an Wartesemester : Der mit den meisten WS gewinnt, wenn zwei Leute gleich viele WS haben, dann erst der NC! ( 1,7 + 2 WS bringt also leider gar nichts )

Für Leute wie dich ist dann das AdH was ( Auswahlverfahren der Hochschule )

60% der Plätze ans AdH

Da geht dein NC ein, berufsspezifische Fächer die du im Abi hast, Auswahlgespräch, Essay, TMS etc. Jede Hochschule gewichtet die Kriterien anders, aber ich denke du hättest die meisten Chancen mit nem gutem TMS ( Test für Mediziner ) und oder tollen Auswahlgesprächen.
Also ist eigentlich, vorausgesetzt du machst ein Abi von 1,9 oder besser, das AdH etwas für dich.

Rettungshase
03.02.2011, 16:58
Hallo,

ich studiere in Mannheim, was für dich ja ggf. interessant werden könnte.
Über die Abiturbestenquote, über die 20% aller Plätze vergeben werden, wirst du höchstwahrscheinlich nicht reinkommen.
Wie sieht denn dein TMS-Ergebnis aus?
Wartezeit unterhalb der Grenzen der Wartezeitquote (aktuell 12 Semester; es könnten aber ggf. noch mehr werden) sind beim AdH selten (oder gibt es gar nicht? mir ist momentan keine Uni bekannt) boniert - es sei denn, du stellst etwas Sinnvolles (wie medizinnahe Ausbildungen, FSJ o.ä.) während der Wartezeit an (manchmal werden Ausbildungsdauer und/oder Berufserfahrungszeit angerechnet).

zu 3) Soweit mir bekannt ist, ist das TMS-Ergebnis fix. Es interessiert auch niemanden, ob ich dort mit Grippe und fünf gebrochenen Knochen aufgetaucht wäre, um die Ergebnisse vergleichbar bleiben zu lassen.

zu 5) Da kann ich nur für Heidelberg/Mannheim sprechen: Dass ein Skript nicht online gestellt wird, ist höchst selten, teilweise gibt es sogar Vorlesungsaufzeichnungen, auf denen man die Vorlesung im Internet noch einmal hören kann.
Wenn du schlecht hörst, heißt das ja nicht, dass du dir das, was gesagt wurde, nicht auch auf einem anderen Weg aneignen könntest.
Leichter wird es damit nicht unbedingt, aber unmöglich ist es - aus meiner Sicht - sicherlich nicht.

Worüber du dir ggf. Gedanken machen musst, ist, ob du durch die betrieblichen Untersuchungen später durchkommst, um als Arzt überhaupt arbeiten zu können (falls du vorhast, als praktizierender Arzt später tätig zu sein); da kenne ich mich bei Hörbehinderungen nicht aus, bzw. ob du mit dieser Einschränkung so weit klarkommst, dass du dir die Arbeit später auch zutraust.

Ich hoffe für dich, dass sich noch jemand meldet, der dir konkretere und fundiertere Infos geben kann.

Grüße und viel Glück!

Feuerblick
03.02.2011, 17:01
Ja, man kann auch als schwer Hörbehinderter als Arzt arbeiten. Wir haben sogar eine solche Ärztin hier im Forum. Vielleicht schreibt sie in den nächsten Tagen noch etwas zum Thema. Ich glaube aber auch, dass die Suchfunktion entsprechende Threads liefern kann, denn irgendwann hatten wir das Thema schon.

Dr.Wilson
03.02.2011, 20:14
Wow, danke für die schnellen Antworten :)
Beim Auswahlverfahren werde ich also auch berücksichtigt, wenn ich "nur" 1,9 hätte? Das nimmt mir schon mal viel Druck, ich dachte immer, ich brauche mindestens 1,5, um ansatzweise eine Chance zu haben. Trotzdem werde ich mich natürlich anstrengen :-)
Das mit den Online-Skripten klingt wirklich super. Ist das an anderen Unis auch so? Denn gerade Heidelberg ist ja doch eher eine "Elite"-Uni - kommt man da auch mit "schlechteren" Noten rein? Und in Mannheim gibts doch den Reformstudiengang, oder? Eigentlich wollte ich ja das normale Studium machen, aber ich habe mich auch noch nicht wirklich über den Modellstudiengang informiert (was ich jetzt aber machen werde).
Ich traue mir eigentlich schon zu, als Arzt zu praktizieren, auch wenn ich vllt. nicht alle Richtungen machen kann (Chirurgie stelle ich mir z.B. schwierig vor, wenn die Ärzte alle in den Mundschutz reinnuscheln ;-)) und ich hoffe mal, dass mir da keine Behörde bei der Approbation nen Strich durch die Rechnung macht :-oopss

Rennmaus
03.02.2011, 20:42
1. je besser deine dn, desto größer die chancen
2. je besser der test, desto besser die chancen

ab abi 1,5/1,6 haste ohne test/ausbildung quasi keine chance

auf dem normalen weg...

ansonsten: ich wäre sehr, sehr gerne nach mannheim gegegangen. ich hab mir zwar nur einen nachmittag an vorlesungen gegönnt, aber ich fands klasse (modellstudiengang). ich glaube, mir würde auf diesem weg vieles leichter fallen.. aber mein tms war halt zu schlecht für mannheim :(

Rettungshase
03.02.2011, 23:19
Hier kannst du etwas nachlesen: http://www.umm.uni-heidelberg.de/studium/studma/marecum/leitfaden_studenten.pdf

Die Mannheimer Fakultät freut sich immer, wenn sie über ihre Spitzenplätze beim 1. Staatsexamen berichten kann. Ich kann versichern, dass hier nicht sonderlich ausgesiebt wird, sodass das gute Abschneiden durchaus auf eine sinnvolle Lehre zurückzuführen ist.
Wenn du gezielte Fragen zum MaReCuM hast, schreib mir ruhig mal eine PM oder schau mal im Lokalforum "Mannheim" hier vorbei.

Ansonsten war das mit dem Zutrauen keinesfalls persönlich gemeint. Ich bin eben quasi in der Notfallmedizin und im OP bislang größtenteils herumgewandelt und da stelle ich es mir sehr schwierig vor, wenn man Anweisungen nicht sofort mithört.
Ansonsten bin ich mir sicher, dass du deinen Weg schon irgendwie machen wirst :]

-Julchen-
04.02.2011, 12:37
Ja du kommst in Heidelberg wohl am ehesten mit "schlechtem" Abi rein, da dort der TMS sehr viel zählt. In meinem Semester studieren Leute mit 2,1 im Abi und eben 1,1 oder 1,0 im TMS! Ist also auf jeden Fall möglich. Auch Ulm ist mit dem TMS realistisch!
Wie das mit dem Doppeljahrgang aussieht, weiß ich nicht. Nur, dass es in den letzten Jahren ja überall immer Doppeljahrgänge gab und sich das auch nicht auf den NC ausgewirkt hat, der eh immer steigt (oder vllt gerade deswegen??).
Mit 1,5 oder auch 1,7 sollte es mit TMS ziemlich sicher wo klappen!!

Dr.Wilson
04.02.2011, 18:37
Ok, dann hoffe ich mal, dass der TMS gut läuft. Die Schlauchfiguren machen mir ja schon etwas Angst, sowas kann ich nämlich gar nicht, aber gut. Irgendwie wirds schon klappen :-oopss

Ich habe das mit dem Zutrauen auch nicht persönlich genommen, im Gegenteil, ich habe selbst jahrelang gezögert und war mir nie sicher, ob ich wirklich Medizin studieren soll. Aber ich will es einfach und ich denke auch, dass ich genug Ehrgeiz aufbringen kann, es zu schaffen :)
Und ja, gerade Chirurgie und auch Notfallmedizin stelle ich mir schwierig vor und will ich nicht machen. Wäre auch irgendwie doof, wenn man mir erst 3x sagen muss, was ich tun soll und der Patient gerade erstickt *g*.

Bille11
05.02.2011, 16:42
zu 5. ja. warum nicht. du musst dich halt durchackern und das ein oder andere mal etwas mehr schuften, aber es ist nicht wesentlich anders als in der schule.


...

Ich habe das mit dem Zutrauen auch nicht persönlich genommen, im Gegenteil, ich habe selbst jahrelang gezögert und war mir nie sicher, ob ich wirklich Medizin studieren soll. Aber ich will es einfach und ich denke auch, dass ich genug Ehrgeiz aufbringen kann, es zu schaffen :)
Und ja, gerade Chirurgie und auch Notfallmedizin stelle ich mir schwierig vor und will ich nicht machen. Wäre auch irgendwie doof, wenn man mir erst 3x sagen muss, was ich tun soll und der Patient gerade erstickt *g*.

:-)) naja - da DU hoffentlich der checker bist, der weiss, was zu tun ist, ist das halb so wild. es ist eben halt eine erhöhte sensibilität zum patienten hin notwendig. ich ignoriere dann schon eher die (in dem augenblick als distraktor nervenden) kollegen und kümmer mich um meinen patienten. wobei in der täglichen arbeit und auch in der notfallversorgung immer mehrere leute am start sind, die miteinander arbeiten. vertrauen in die zusammenarbeit und die kollegen/sich selbst ist das wichtigste dabei.:-kaffee

Dr.Wilson
05.02.2011, 19:01
:-)) naja - da DU hoffentlich der checker bist, der weiss, was zu tun ist, ist das halb so wild.

Klar hoffe ich, dass ich das irgendwann mal weiß, aber ich habe das eher auf das Studium/die Ausbildung zum Notarzt bezogen. Anfangs ist man ja noch eher unerfahren und bekommt noch Hilfe und in der Notfallmedizin ist es vermutlich eher ungünstig, wenn man die Anweisungen nicht gleich versteht :-))

Laurice
05.02.2011, 19:38
Oi!
Hallo, noch so jemand der sich trotz seiner Schwerhörigkeit mit guten Ergebnissen durch die Regelschule quält - willkommen im Club! ...ich hatte übrigens 1,6 bei nettem GdB.

Also, zum Nachteilsausgleich kann ich leider nur sagen, dass das allerhöchstwahrscheinlich nicht anerkannt wird, egal wie viel Mühe du dir gibst. Ich hatte logischerweise auch diese Idee, weil ich mündlich immer schlechter war als schriftlich (und bei uns war 2/3-Wertung - hat mich also sehr runtergezogen) und man könnte das ja begründen usw. Der nette Mann bei der Studienberatung der FU meinte dann, ja das klingt einleuchtend ABER wenn man nen Nachteilsausgleich haben will muss man der ZVS zeigen, dass ein Ereignis eingetreten ist, was dich von einem besseren Durchschnitt zu einem schlechteren gebracht hat (also die "plötzliche" Aufnahme eines Leistungssportlichen Trainings (PAH! Frechheit eigentlich), monatelange Krankheit usw.) was bei uns ja nicht der Fall ist. Und die ZVS-Frau mit der da telefoniert wurde, ist wohl seit '72 dabei und hätte noch nie so einen Antrag gesehen geschweige denn einen dem stattgegeben wurde....


Härtefallantrag: Leider siehts auch hier mau aus. Du kannst versuchen dir ein ärztliches Gutachten schreiben zu lassen. Dann aber RICHTIG ausführlich, mit Befunden dass die Schwerhörigkeit heftig schlechter geworden ist "in letzter Zeit", mit der Prognose dass du sofort anfangen musst um das Studium überhaupt erfolgreich beenden zu können.... was aber schwierig ist weil es da zB einen Herrn Chefarzt (http://www.suite101.de/content/aerzte-mit-behinderung-a40783) gibt, der sein Studium trotz Taubheit beendet hat...

Halt die Ohren steif und mach ein wirklich gutes Abi! Ist wohl neben TMS deine einzige Chance... leider ist es bei den Auswahlverfahren so gut wie egal, wie viele Steine einem in den Weg geschmissen werden.... oder eben in die Wiege gelegt.
Zum Zutrauen: Na sicher geht das! Siehe Zeh! Es gibt auch viiiiele andere interessante Bereiche ausser der Notfallmedizin. :-))

Beste Grüße
PS: Schreib mir doch mal ne PN. Wo kommst du her, wo willst du hin, usw. usf. :)

Bille11
05.02.2011, 19:45
dazu darf ich anmerken, dass ich selbst schwerhörig bin (gdb70, resthörigkeit), assistentin in der anästhesie bin & dieses jahr die zusatzbezeichnung notfallmedizin/notarzt anstrebe.
ein ähnlich "gut/schlecht" hörender CA der anästhesie mit (auch aktuell) aktiver notarzttätigkeit ist mir persönlich bekannt. falls jmd fragen hat....
(falls jmd mich enttarnt hat - bitte pssssssssssst!)

Dr.Wilson
05.02.2011, 21:42
Ich hätte gar nicht gedacht, dass hier im Forum und im Allgemeinen so viele schwerhörige Ärzte/Studienanfänger gibt. Aber das motiviert mich natürlich sehr! :)

Genau diese mündliche Problematik kenne ich auch - und es nervt mich gewaltig und zieht mich punktemäßig auch sehr runter. Und diese Nachteilsausgleichgeschichte find ich ja auch mal ganz toll :-((
Das mit dem Härtefall habe ich ohnehin schon befürchtet, dass mir das nichts bringen wird.

netfinder
05.02.2011, 22:14
Härtefall bringt selten was, da muss man schon wirklich entweder komplett taub oder blind oder sowas sein...und selbst dann ist der Ausgleich meist nur marginal.