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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Zahnhalskaries



urhr
06.02.2011, 20:22
Hallo liebe Zahnis,

Hier wieder ein Beitrag aus der beliebten Reihe "Humani fragt Zahni". Diese Woche: Zahnhalskaries, also Klasse-5-Kavitäten.

Zahnhalskaries fressen sich gerne kreisförmig um den Zahm herum und reichen so auch in den schwer zugänglichen Zahnzwischenraum. Häufig gehen Zahnhalskaries auch bis unter den Zahnfleischrand.

Wie behandelt man diese Art der Karies am besten?

Beispiel: Durch Cola et al. hat sich ein hypothetischer Medizinstudent, etwa 25 Jahre alt, recht viele Zahnhalskaries zugezogen. Gegenwärtig sind sie mit Komposit versorgt, allerdings entdeckt der hypothetische Patient langsam Veränderungen an den Füllungsrändern, also Sekundärkaries/Randspaltbildung. Diese Veränderungen treten selbstverständlich an den ungünstigsten Stellen auf, also am oder unter dem Zahnfleischrand und im Approximalbereich.

Komposit ist meiner Meinung nach keine gute Langzeitstrategie, wenn man den Zahn vital erhalten möchte (Pulpentoxizität). Also was wäre nun das klügste Management? Inlays -> Keramik? Gold? Oder sollte man die betroffenen Zähne gleich überkronen?

Wie sieht die langfristige Prognose bei Klasse-5-Karies aus?

Ich hoffe auf angeregte Diskussion :)

Jasaa
07.02.2011, 05:55
Goldhämmerfüllung. Wenn du jemanden findest, der die noch macht :)

mc300
07.02.2011, 06:03
Beispiel: Durch Cola et al. hat sich ein hypothetischer Medizinstudent, etwa 25 Jahre alt, recht viele Zahnhalskaries zugezogen.

Mit 25 schon Wurzelkaries? Da hat aber jemand Gas gegeben. Hypothetisch. Da reicht nicht nur die Cola, da müssen gleichzeitig auch schon die Zahnhälse freigelegen haben. Also falsches oder kein Putzen.


Komposit ist meiner Meinung nach keine gute Langzeitstrategie, wenn man den Zahn vital erhalten möchte (Pulpentoxizität). Also was wäre nun das klügste Management? Inlays -> Keramik? Gold? Oder sollte man die betroffenen Zähne gleich überkronen?
Wie sieht die langfristige Prognose bei Klasse-5-Karies aus?

Komposit ist meiner Meinung nach das Beste für Klasse V - wenn es trocken gelegt werden kann. Wenn nicht wird es natürlich undicht. Nach 10 Jahren wird es eh spätestens undicht. Will man was noch feineres, dann vielleicht ne Goldhämmerfüllung. Sieht halt ziemlich bling bling aus. Und man muß jemanden finden, der die legen kann.
Pulpentoxitzität? Wie kommst du denn darauf? Notfalls macht man halt ne Unterfüllung. Keramik wird immer adhäsiv eingeklebt. Also ebenfalls mit Kunststoff.
Für ein Goldinlay müsste retentiv präpariert werden. Viel zu hoher Substanzverlust. Glasionomerzement hält nur wenige Jahre bevor es undicht wird. Und Amalgam wäre einfach nur häßlich.
Also: Kunststoff, ggf. Goldhämmer.
Die Prognose bei Wurzelkaries ist schlechter als bei anderen Prädilektionsstellen. Dentin ist weniger mineralisiert, und hat Kanäle an denen sich die Bakterien in die Tiefe entlanghangeln können. Für die Prognose ist hier insbesondere eine optimierte Mundhygiene entscheidend.
Bei Klasse V durch Bruxismus könnte man noch über die Elastizität der Füllungsmaterialien nachdenken, aber hier ging es ja um Karies.

urhr
08.02.2011, 20:43
Hallo und danke schonmal für die beiden Antworten!


Mit 25 schon Wurzelkaries? Da hat aber jemand Gas gegeben. Hypothetisch. Da reicht nicht nur die Cola, da müssen gleichzeitig auch schon die Zahnhälse freigelegen haben. Also falsches oder kein Putzen.Ja, zugegeben. Ich hab tatsächlich Gas gegeben (hypothetisch). Das soll jetzt aber nicht das Thema sein. Ich weiß was ich falsch gemacht habe. Meine Mundhygiene und mein Ernährungsverhalten habe ich inzwischen optimiert. Und ich bereue meine Jugendsünden. :-heul


Pulpentoxitzität? Wie kommst du denn darauf?Ich habe in Erinnerung, dass Komposit grundsätzlich zytotoxisch ist. Wenn es wurzelnah verlegt wird und via Dentinkanälen mit der Pulpa chemisch in Kontakt tritt, kann es die Pulpa umbringen. So hab ich das zumindest in Erinnerung - Korrigier mich bitte, falls ich falsch liege.


Komposit ist meiner Meinung nach das Beste für Klasse V - wenn es trocken gelegt werden kann. Wenn nicht wird es natürlich undicht.Wenn die Kavität nicht komplett trockengelegt werden kann, wäre dann eine Sandwichfüllung empfehlenswert? Gehört die Sandwichfüllung zum Grundrepertoire eines jeden Zahnarztes, oder ist das was exotisches? Ich gehe gerne an die Uniklinik in den Studentenkurs, können die dort routinemäßig Sandwichfüllungen legen?

Gibt es andere empfehlenswerte Strategien, wenn eine Kavität nicht trockengelegt werden kann (wegen direktem Kontakt zum Zahnfleischrand)?


Keramik wird immer adhäsiv eingeklebt. Also ebenfalls mit Kunststoff.Verstehe. Haben Keramikinlays gegenüber Kompositfüllungen dann überhaupt einen Vorteil, von der Ästhetik mal abgesehen - Haltbarkeit, Randqualität, Neigung zu Sekundärkaries etc.?


Für ein Goldinlay müsste retentiv präpariert werden. Viel zu hoher Substanzverlust.Okay, aber würde die längere Haltbarkeit und die geringere Neigung zu Sekundärkaries den höheren Substanzverlust nicht ausgleichen?


Goldhämmerfüllung. Wenn du jemanden findest, der die noch macht :)Oha, das ist ganz exotisch. Habt ihr evtl. eine Anregung, wie ich einen Zahnarzt finde, der Gold hämmern kann? Via Google bin ich nicht fündig geworden. Ich lebe in München.

Danke euch, ihr seid fantastisch :-top

KalisBLN
08.02.2011, 23:11
Bin ich bescheuert, oder bin ich als Einziger der Meinung, das ein INLAY rein gar nichts mit Wurzelkaries zu tun hat?!
Naja, also viel mehr als Compositfüllungen und wenn se blöd sind erneuern is nichts drin. Also vor allem weniger (Besser keine) Cola, Elmex Gelee einmal die Woche, gering abrasive Zahnpasta.
Also kurz gesagt um das Schlimmste zu vermeiden, vor allem Prophylaxe. Damit kannste auch jeden Fall ein paar gute Jahre gewinnen. Irgendwann, sollte nicht ein Wunder in der Forschung geschehen, würd ich mich dann auf Kronen einstellen... oder Veneers vielleicht.
Ach und auf keinen Fall Cola trinken und gleich danach putzen!

Jasaa
09.02.2011, 18:29
ja, inlay erscheint mir jetzt auch ein wenig merkwürdig.
ich würde einfach composite nehmen, mit einer dünnen schicht glasionomerzement-unterfüllung zu deiner beruhigung. wenns nicht im pulpanahen drittel ist sehe ich bei composite aber auch nicht die gefahr der pulpatoxizität.

je nach zustand der zahnkrone dann vielleicht irgendwann mal eine krone, aber ansonsten würd ich da nicht viel machen.

mc300
09.02.2011, 20:25
Ich habe in Erinnerung, dass Komposit grundsätzlich zytotoxisch ist. Wenn es wurzelnah verlegt wird und via Dentinkanälen mit der Pulpa chemisch in Kontakt tritt, kann es die Pulpa umbringen. So hab ich das zumindest in Erinnerung - Korrigier mich bitte, falls ich falsch liege.

Naja da gibt es verschiedene MEinungen, aber deswegen macht man dann, wenn es pulpennah ist, auch normalerweise ne Unterfüllung. Es gibt aber auch viele die mit Bonding "unterfüllen". Und vor allem in den USA wird auch ne direkte Pulpenüberkappung häufig mit Bonding gemacht.


Wenn die Kavität nicht komplett trockengelegt werden kann, wäre dann eine Sandwichfüllung empfehlenswert? Gehört die Sandwichfüllung zum Grundrepertoire eines jeden Zahnarztes, oder ist das was exotisches? Ich gehe gerne an die Uniklinik in den Studentenkurs, können die dort routinemäßig Sandwichfüllungen legen?

Hmm, sorry ich weiß nicht was du mit "Sandwichfüllung" meinst.


Gibt es andere empfehlenswerte Strategien, wenn eine Kavität nicht trockengelegt werden kann (wegen direktem Kontakt zum Zahnfleischrand)?

Man kann Fäden legen. Wenn es noch tiefer subgingival ist kann man Elektrotomieren. Und wenn es noch tiefer geht kann man extrahieren.


Verstehe. Haben Keramikinlays gegenüber Kompositfüllungen dann überhaupt einen Vorteil, von der Ästhetik mal abgesehen - Haltbarkeit, Randqualität, Neigung zu Sekundärkaries etc.?

Ja, klar. Polymerisierungsschrumpfung ist zB minimiert. Ein Inlay in ne Klasse V (ja das gibts! schon öfters gesehen) ist aber problematisch, weil es so starr ist, und daher den Biegebewegungen des Zahnes nicht folgen kann. Dezementiert daher früher. Aber auch um ein Inlay adhäsiv einzusetzen sollte die Kavität trockenlegbar sein.


Okay, aber würde die längere Haltbarkeit und die geringere Neigung zu Sekundärkaries den höheren Substanzverlust nicht ausgleichen?

Nein. Mir wäre das Risiko die Pulpa aufzumachen zu groß. Und der Substanzverlust ist in einem Bereich der für den Zahn insgesamt zu wichtig ist. Da knackt doch bestimmt ruck zuck obendrüber die Wand weg. Metallinlay in nen Zahnhals - da sehe ich auch gar keinen Vorteil drin. Fällt eh schnell raus.


Oha, das ist ganz exotisch. Habt ihr evtl. eine Anregung, wie ich einen Zahnarzt finde, der Gold hämmern kann? Via Google bin ich nicht fündig geworden. Ich lebe in München.
Ich weiß in Frankfurt welche. Aber wie sieht das denn bitte aus, wenn alle Zahnhälse golden sind?? Neeee das isses nich wert. Auch wenn du bei jedem Zahnarzt der zukünftig bei dir ne 01 machst der Star des Tages würdest. :D
Wenn du das wirklich super gemacht haben willst, dann such dir nen guten Zahnarzt, erklär ihm daß du viel Wert auf perfekte Arbeit legst, und mach mit ihm ne Mehrkostenvereinbarung aus, die seinem Arbeitsaufwand entspricht um dir perfekt trocken gelegte Kunststofffüllungen zu machen. Ggf. soll er halt Unterfüllen und Gingivektomieren. Wenn du schon über Gold im Zahnhals nachdenkst sollten dich bissl tiefere Rezessionen ja nicht weiter stören... ;) Mit "dich" meine ich immer die hypothetische PErson von der wir sprechen. :luigi:

Salzi19
10.02.2011, 11:20
Eine "Sandwichfüllung" is, wenn man in der 1. Sitzung ne einfache GIZ-Füllung macht und in der 2. Sitzung an Großteil davon wieder rausschleift und den Rest mit Komposit auffüllt.

Zahnschnitzer
17.02.2011, 19:08
Goldhämmerfüllung. Wenn du jemanden findest, der die noch macht :)

jo, obwohl ich sogar schon gußinlays als klasse 5 an einer molaren schmelzzement grenze gesehen habe; respekt für solch langlebige füllungen...

urhr
19.02.2011, 00:16
Mir wäre das Risiko die Pulpa aufzumachen zu groß. Und der Substanzverlust ist in einem Bereich der für den Zahn insgesamt zu wichtig ist. Da knackt doch bestimmt ruck zuck obendrüber die Wand weg. Metallinlay in nen Zahnhals - da sehe ich auch gar keinen Vorteil drin. Fällt eh schnell raus.Verstehe, klingt einleuchtend. Ist vielleicht ne blöde Frage, aber was passiert, wenn die Pulpa beim präparieren der Kavität aufgemacht wird? Muss die dann raus oder kann man das Ding wieder zumachen?



Eine "Sandwichfüllung" is, wenn man in der 1. Sitzung ne einfache GIZ-Füllung macht und in der 2. Sitzung an Großteil davon wieder rausschleift und den Rest mit Komposit auffüllt. Soweit ich das verstanden habe ist das Ziel der Sandwichtechnik eine Füllung, bei der das fehlende Dentin durch GIZ und der fehlende Schmelz durch Komposit ersetzt wird. Das soll gewisse werkstoffkundliche Vorteile ggü. reinen GIZ-/Kompositfüllungen haben.


Ich weiß in Frankfurt welche. Aber wie sieht das denn bitte aus, wenn alle Zahnhälse golden sind?? Neeee das isses nich wert. Auch wenn du bei jedem Zahnarzt der zukünftig bei dir ne 01 machst der Star des Tages würdest. :DNein, alle Zahnhälse will ich nicht golden haben, das ist klar. Aber ich hab zwei betroffene 7er, die mangels Sichtbarkeit für ne Goldhämmerfüllung prädestiniert wären. Ich werde versuchen, einen entsprechend befähigten Zahnarzt zu finden. Falls jemand diesbezüglich Infos hätte, wäre ich nach wie vor sehr dankbar!

Danke für eure Hilfe.

tini1986
04.11.2014, 14:49
Zahnseide nicht vergessen :-)

jan_mediklin
06.11.2014, 18:57
Von diesen "Sandwichfüllungen" habe ich noch nie gehört. Ich verstehe nicht so recht, wo der Vorteil liegen soll? Außer, wenn man aus Zeitgründen ganz schnell eine Kavität füllen muss und später versorgt. Aber warum sollte man dann GIZ belassen und nicht komplett entfernen?