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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Lohnt Studium auch wenn man nicht in die Klinik will?



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Timo32
10.02.2011, 11:12
Hallo,
ich überlege gerade ob das Medizinstudium etwas für mich ist, vielleicht kann der ein oder andere mir ja etwas helfen.

Ich möchte nicht in einer Klinik arbeiten, sondern in einem alternativen Berufsfeld. Stehen mir die Wege in alternative Berufsfelder bereits als Assistenzarzt offen, oder ist eine weitere Zusatzqualifikation/Master-Studium nötig?
Wie stehen die Jobchancen außerhlab der Klinik für einen frischgebackenen Assistenzarzt DIREKT nach dem Studium?
(ohne weitere Berufserfahrung in einer Klinik zu haben)

Anders gefragt: Öffnet das Medizinstudium ALLEIN schon viele Türen?

Danke schonmal an euch!

anba
10.02.2011, 11:15
Anders gefragt: Öffnet das Medizinstudium ALLEIN schon viele Türen?
Ja...............

Relaxometrie
10.02.2011, 11:22
Ja...............
Was kann man denn Deiner Meinung nach mit einem alleinigen Medizinstudium, aber ohne jeglicher Berufserfahrung, anfangen?
Ich hätte die Frage eher mit "nein" beantwortet. Kann das aber nicht ausreichend begründen. Letztlich fängt man mit einem Studienabschluß erstmal wieder bei Null an. Und ohne klinische Erfahrung ist man eigentlich für kaum einen Job besonders qualifiziert. Zumindest nicht qualifizierter, als jemand mit einem anderen Studienabschluß.

sodbrennen
10.02.2011, 11:26
Aber das ist doch bei den meisten Studiengängen so, dass man sich zu Berufsbeginn viele Dinge neu aneignen muss. Und selbst wenn man klinisch zu arbeiten anfängt, ist das doch ähnlich... :-nix

Gersig
10.02.2011, 11:41
Mediziner sind aufgrund ihres Leistungsspektrums mittlerweile auch in Unternehmensberatungen anzutreffen. Generell würde ich aber sehr empfehlen - falls die Reise in diese Richtung gehen soll -, neben dem Studium weitere Zusatzqualifikationen wie einschlägige Praktika oder ein Zweitstudium. Woran hast du denn genau gedacht?

Relaxometrie
10.02.2011, 11:47
Aber das ist doch bei den meisten Studiengängen so, dass man sich zu Berufsbeginn viele Dinge neu aneignen muss. Und selbst wenn man klinisch zu arbeiten anfängt, ist das doch ähnlich... :-nix
Das stimmt. Aber wenn man als Assistenzarzt arbeitet, hat man keine Mitbewerber aus anderen Fachbereichen.
Wenn man sich medizinfern bewirbt, schwimmt man in der breiten Masse der Bewerber mit und die Wahrscheinlichkeit, daß Absolventen anderer Studienrichtungen besser, oder zumindest genau so gut für Jobs in Unternehmenberatung (oder was auch immer sich der Fragesteller vorstellt) geeignet sind, wie ein Mediziner, ist nicht klein.
Deswegen auch meine Frage an anba, was er mit seiner Antwort "ja" genau meint.

anba
10.02.2011, 12:00
Deswegen auch meine Frage an anba, was er mit seiner Antwort "ja" genau meint.
Das "Ja" war eine allgemein gehaltene Antwort auf die allgemein gehaltene Frage, ob einem mit dem Medizinstudium allein auch andere Türen als nur die Türen von Krankenhäusern und Patiententenzimmern offen stünden.

Aber wenn man als Assistenzarzt arbeitet, hat man keine Mitbewerber aus anderen Fachbereichen.
Wenn man sich medizinfern bewirbt, schwimmt man in der breiten Masse der Bewerber mit und die Wahrscheinlichkeit, daß Absolventen anderer Studienrichtungen besser, oder zumindest genau so gut für Jobs in Unternehmenberatung (oder was auch immer sich der Fragesteller vorstellt) geeignet sind, wie ein Mediziner, ist nicht klein. Da hast Du sicher Recht, aber danach hatte Timo ja nicht gefragt. :-nix

Timo32
10.02.2011, 12:02
Ich würde liebend gerne den Einfluß von Naturräumlichen Gegebenheiten (Wälder zb.) auf die menschliche Gesundheit untersuchen.

Relaxometrie
10.02.2011, 12:08
Ich würde liebend gerne den Einfluß von Naturräumlichen Gegebenheiten (Wälder zb.) auf die menschliche Gesundheit untersuchen.
Ok, dann habe ich den Karriereweg für Dich schon fertig geplant :-D:
1. Geographiestudium
2. Greif- und vorallem messbare Parameter für "menschliche Gesundheit" überlegen
3. eine Arbeitsgruppe/einen Prof. finden, die/der Dich bei einer Diplom- oder Doktorarbeit mit genanntem Thema unterstützt

Timo32
10.02.2011, 12:12
Ok, dann habe ich den Karriereweg für Dich schon fertig geplant :-D:
1. Geographiestudium
2. Greif- und vorallem messbare Parameter für "menschliche Gesundheit" überlegen
3. eine Arbeitsgruppe/einen Prof. finden, die/der Dich bei einer Diplom- oder Doktorarbeit mit genanntem Thema unterstützt

Hehe, warum auch nicht. :-)
Naja diese Fragestellung schwirrt mir im Moment im Kopf herum.
Grundsätzlich würd ich sagen passt mir Public Health schon sehr gut.
Und die Forschung allgemein. Aber auch beratende Funktionen wären denkbar.
Aber für Public Health braucht man kein Medizinstudium. :-nix

anba
10.02.2011, 12:13
Ok, dann habe ich den Karriereweg für Dich schon fertig geplant :-D:
1. Geographiestudium
2. Greif- und vorallem messbare Parameter für "menschliche Gesundheit" überlegen
3. eine Arbeitsgruppe/einen Prof. finden, die/der Dich bei einer Diplom- oder Doktorarbeit mit genanntem Thema unterstützt

Zu 1: Meinst Du nicht, da wäre ein Biologiestudium mit Spezialisierung auf Physiologie (wegen der Untersuchungen zur menschlichen Gesundheit) und Ökologie (wegen der Untersuchung von Wäldern) besser geeignet?

Gersig
10.02.2011, 12:13
Aber für Public Health braucht man kein Medizinstudium. :-nixDas stimmt, es ist aber definitiv kein Nachteil :-)

Relaxometrie
10.02.2011, 12:19
Zu 1: Meinst Du nicht, da wäre ein Biologiestudium[.........]besser geeignet?
Vielleicht einfach Geographie und Biologie.

Timo32
10.02.2011, 12:51
Grundsätzlich bin ich der Medizin irgendwie verschrieben.
Deshalb ist die Frage ob es sich nicht lohnt zu studieren, einfach um sich Möglichkeiten offenzuhalten. Aber das lohnt sich auch nur, wenn es Möglichkeiten gibt die - wie gesagt- außerhalb der Klinik ohne Erfahrung auf mich warten.

sodbrennen
10.02.2011, 16:43
Wenn du gerne Medizin machen willst, weil es dich interessiert, dann mache es. Heutzutage ist es so, dass man sehr stark auf Interdisziplinarität setzt und in Forschungsgruppen oft Leute aus unterschiedlichen Fachrichtungen zusammenarbeiten, die sich gegenseitig ergänzen.
Wenn du auf Interdisziplinarität schon während des Studiums setzt und dich nicht nur per Tunnelblick auf Medizin fokussierst, solltest du gute Chancen haben, in einen solchen Bereich zu rutschen. Diese "Wettbewerbsvorteile" kann man sich leicht erwerben, indem man z.B. in einen anderen Studiengang reinschnuppert und dort ein paar Vorlesungen hört, in einem solchen Bereich als Hiwi/Werkstudent/etc. arbeitet, seine Diss über ein Thema an der Schnittstelle zur Medizin macht, etc. Einfach die Weichen schon während des Studiums stellen, dann geht es leichter.

LasseReinböng
10.02.2011, 23:58
Ich würde liebend gerne den Einfluß von Naturräumlichen Gegebenheiten (Wälder zb.) auf die menschliche Gesundheit untersuchen.

Dann gucke mal hier:

http://www.uni-kiel.de/med-klimatologie/

Ich kenne sogar jemanden, der dort promoviert hat... Geld verdienen tut er mittlerweile aber im Rahmen seiner Tätigkeit als Anästhesist. Die Anzahl der Mitarbeiter (einer !) neben dem Leiter dieses Instituts lässt nicht gerade auf einen riesigen Arbeitsmarkt schließen.

UK-medic
04.08.2011, 22:56
Also ich weiss nicht, wie das in Deutschland ist, aber hier in England kostet jeder Medizinstudienplatz den Staat enorm viel Geld, und es gibt eben ungefaehr so viele Studienplaetze wie Aerzte benoetigt werden. Ich finde es nich ethisch vertretbar, so einen Platz anzunehmen und schon vorher zu wissen, dass man gar nicht als Arzt arbeiten will - dadurch bringt man das Gesundheitssystem um einen Arzt, fuer dessen Ausbildung viel Geld und viel Kraft (von Seiten der lehrenden Aerzte, die sich tagein, tagaus um uns bemuehen) aufgewendet wird. Dadurch nimmt man auch jemand anderem, der wirklich Arzt werden will, einen Platz weg. Fuer andere Berufe braucht man nunmal kein Medizinstudium! Ausserdem ist das Studium ja schon etwas anstrengender als viele andere - ich weiss wirklich nicht, ob ich mir das antun wuerde, wenn ich spaeter alles, was ich jeden Tag lerne, nicht auch benutzen will...im Grunde handelt es sich doch um eine Ausbildung auf einen bestimmten Beruf hin!

Evil
05.08.2011, 06:16
fuer dessen Ausbildung viel Geld und viel Kraft (von Seiten der lehrenden Aerzte, die sich tagein, tagaus um uns bemuehen) aufgewendet wird.
Also, an den meisten Kliniken sind Assistenzärzte Arbeitskräfte wie in allen anderen Berufen auch, die von ihren Vorgesetzten angelernt werden, um ihre Arbeit zu tun. Studentenbetreuung läuft eher so nebenbei. Von einer besonderen Geld- und Kraftinvestition wäre mir da nichts bekannt.
Und was die "Platzwegnahme" angeht: willst Du nachträglich jeden ächten, der ins Ausland geht, aber unethischerweise auf Kosten der armen deutschen Gesellschaft seine Ausbildung gemacht hat? Wäre dann die einzig konsequente Folge...

Fino
05.08.2011, 10:07
Also ich weiss nicht, wie das in Deutschland ist, aber hier in England kostet jeder Medizinstudienplatz den Staat enorm viel Geld, und es gibt eben ungefaehr so viele Studienplaetze wie Aerzte benoetigt werden. Ich finde es nich ethisch vertretbar, so einen Platz anzunehmen und schon vorher zu wissen, dass man gar nicht als Arzt arbeiten will - dadurch bringt man das Gesundheitssystem um einen Arzt, fuer dessen Ausbildung viel Geld und viel Kraft (von Seiten der lehrenden Aerzte, die sich tagein, tagaus um uns bemuehen) aufgewendet wird. Dadurch nimmt man auch jemand anderem, der wirklich Arzt werden will, einen Platz weg. Fuer andere Berufe braucht man nunmal kein Medizinstudium! Ausserdem ist das Studium ja schon etwas anstrengender als viele andere - ich weiss wirklich nicht, ob ich mir das antun wuerde, wenn ich spaeter alles, was ich jeden Tag lerne, nicht auch benutzen will...im Grunde handelt es sich doch um eine Ausbildung auf einen bestimmten Beruf hin!

Ich finde es in Ordnung, wenn jemand Medizin studiert, der schon von Anfang an weiss, dass er nicht in die kurative Medizin gehen will. Wir brauchen auch Mediziner in anderen Bereichen. Was die Ausbildung betrifft, so ist diese zwar teuer, aber die jungen Assistenzaerzte und auch die aelteren Fachaerzte arbeiten dafuer spaeter unzaehlige Ueberstunden fuer lau.

Es hat sich auch in UK schon herumgesprochen, dass die Medizin eine sog. "very broad church" ist, die viele Facetten hat, von denen gar nicht mal so wenige nur wenig mit dem klassischen Arztberuf zu tun haben.

Es gibt im uebrigen in UK bei weitem nicht so viele Studienplaetze wie Aerzte benoetigt werden. Sonst haetten wir die gravierenden rota gaps nicht, die froehliche Urstaende feiern und in bestimmten Faechern und / oder Regionen schon zu handfesten Krisen gefuehrt haben. Es hat schon seine Gruende, warum z.B. Paediatrie ab Registrar level zum Mangelfach erklaert worden ist (und zwar nicht als einziges Fach), so dass die Einwanderungsbestimmungen gelockert worden sind fuer Leute, die sich als Paediatrieregistrars bewerben wollen.

Aber so laeuft eben die work force planning in UK: erst geben sie den Indern und Pakistanis einen Tritt in den Hintern und werfen sie aus dem Land, dann merken sie, dass diese Leute einen erheblichen Beitrag dazu geleistet haben, den Laden namens NHS am Laufen zu halten und wenn es dann richtig kracht und quietscht oeffnen sie die Tuer wieder einen Spaltbreit, um ein wenig Abhilfe zu schaffen. Dann kann man ja einige Inder in die Jobs stecken, die Briten nicht so gerne machen.

Soviel zum Thema ethisch vertretbar.

Gelbes_U
05.08.2011, 10:12
Also, an den meisten Kliniken sind Assistenzärzte Arbeitskräfte wie in allen anderen Berufen auch, die von ihren Vorgesetzten angelernt werden, um ihre Arbeit zu tun. Studentenbetreuung läuft eher so nebenbei. Von einer besonderen Geld- und Kraftinvestition wäre mir da nichts bekannt.
Und was die "Platzwegnahme" angeht: willst Du nachträglich jeden ächten, der ins Ausland geht, aber unethischerweise auf Kosten der armen deutschen Gesellschaft seine Ausbildung gemacht hat? Wäre dann die einzig konsequente Folge...

Absolut richtig. Das ist ein Märchen, dass Medizinstudienplätze teuerer sind als bspw. Ingenieursplätze. Das ist nur auf dem Papier so. Der Unterschied ist, dass die Uni-Kliniken n Haufen Kosten in die Ausbildung schieben, die aber sowieso anfallen. Der Ausbildungsbetrieb ist für die Uniklinien ne riesen-Melkkuh.