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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Doppelgipflige T-Wellen



Maracujaman
10.02.2011, 22:23
Hallo zusammen,

ich hoffe auch als Zivi darf man hier eine Frage stellen...^^
Heute ist mir auf der Station, auf der ich meinen Zivildienst leiste, bei einer Patientin mit Herzschrittmacher (AV-Block III°) auf dem Monitor-EKG aufgefallen, dass die T-Welle "gehöckert" oder "doppelgipflig" war. In etwa wie hier:

10161
Quelle: http://edoc.ub.uni-muenchen.de/755/1/Seidel_Juergen.pdf (Seite 31)
Die Stationsärztin (HNO) hat gemeint es könnte eine Überlagerung von P- und T-Welle sein. Der Schrittmacher ist auf eine Frequenz von 60 Schlägen pro Minute eingestellt.
Gibt es noch eine andere Erklärung für dieses EKG?

Liebe Grüße

M.

Schwingi
10.02.2011, 22:39
Es könnte auch eine U-Welle sein...

Maracujaman
10.02.2011, 22:48
Gibt es eine Bezeichnung für die selbe Amplitude von T-und U-Welle? Ist sowas pathologisch?

Rico
10.02.2011, 22:54
Klar darst Du hier was fragen, es ist allerdings etwas kompliziert - ich hoffe ich krieg es einigermassen verständlich zusammengefasst, aonsten fragst Du einfach nochmal: :-)

Also im Schrittmacher-EKG sind die Endstrecken (also die ST-Strecke) eigentlich nur sehr eingeschränkt beurteilbar.
Die Ursache hierfür ist dass die Schrittmachersonde nicht das Reizleitungssystem reizt, sondern einfach "irgendwo" in der Kammer den Herzmuskel reizt. Dieser Reiz pflanzt sich dann relativ ungeordnet durch den Herzmuskel fort, eine geordnete Depolarisation (die normalerweise zu unserem "schönen" EKG führt) findet nicht mehr statt, deshalb sind die ST-Strecken furchtbar deformiert und nicht aussagekräftig.
Das alleine würde mir eine solche Wellung schon ausreichend erklären.

Ich würde diesen zweiten Gipfel in der ST-Strecke auch eher nicht der P-Welle zuordnen, denn wenn der Patient einen AV-Block III° hat, dann ist er hoffentlich mit einem Zwei-Kammer-Schrittmacher versorgt, der die (ja noch normale) Vorhoferregung erkennt und dann im entsprechenden Rhythmus die Kammer stimuliert. Es sollte also keine Vorhoffaktion (P-Welle) geben, die nicht von einem QRS-Komplex beantwortet wird, weswegen die nicht überlagern können (außer der Patient hat zusätzlich noch eine tachykarde Herzrhytmusstörung wie Vorhofflattern und man hat deshalb die Vorhofsonde deaktiviert oder gleich darauf verzichtet oder man "schützt" ihn vor den zu schnellen Vorhofaktionen durch eine maxiamale Überleitungsfrequenz, aber das ist alles schon recht speziell und nicht so ganz häufig).

MRSA
10.02.2011, 23:06
Man müsste wissen, wie sich das Gesamt EKG darstellt, ob P Wellen an anderen Stellen zu erkennen sind. Normalerweise haben diese gleiche Abstände, falls sowohl P als auch QRS ihre eigene (regelmäßige) Frequenz zu haben scheinen wäre es ein AV Block dritten Grades; theoretisch wäre es in der obigen Konstellation aber auch möglich, dass man einen Mobitz hat wo die Kammer zwar noch aus dem Vorhof erregt, aber nur jede zweite Vorhofaktion in Form einer P Welle übergeleitet wird. Das ist aber nur eine theoretische Überlegung, da der AVB dritten Grades ja bekannt ist.

Allerdings ist wie bereits erwähnt eine so genannte U-Welle sehr viel wahrscheinlicher. Dabei handelt es sich um eine Nachdepolarisation, die teilweise bei Hypokaliämie auftritt, aber im Grunde nicht krankhaft ist, sofern positiv, und schon gar nicht bei Schrittmacherrhythmus. Zumindest sofern es sich wirklich um kein P handelt; du solltest vielleicht mal die Strecken zwischen den P Wellen und zwischen P und (vermutlicher) U Welle ausmessen.

Maracujaman
10.02.2011, 23:07
Vielen Dank für die Antwort!

Eigentlich hätte ich noch weiterführende Fragen, aber vielleicht sollte ich das soz. mit mir selbst klären...^^

Nachtrag: Die Laborwerte, was Kalium und Calcium angehht, sind im Normbereich.

WackenDoc
11.02.2011, 10:58
Ähm- in dem aktuellen EKG sieht man aber keine Schrittmacherkationen. Außerdem ist vor jedem QRS-Komplex eine P-Welle zu finden.
Also ich würd sagen, dass der "Huggel" entweder ne U-Welle oder ne P-Welle ist.
Aber mich würde schon interessieren, wie der Rest des EKGs aussieht- also wie sich der "Huggel" in den anderen Ableitungen darstellt. Ein etwas längeres Stück wäre auch nicht schlecht.

Edith: nen doppelgipfliges T kann das natürlich auch sein- aber damit kenn ich mich nicht so aus.

Rico
11.02.2011, 11:05
Ich glaub auf dieses EKG-Fragment braucht man diagnostisch nicht so arg viel zu geben, das hat der TO ja nur ausgesucht weil die ST-Strecke vom Aspekt her so ähnlich ausschaut wie das was er da am Monitor gesehen hat.
Das Bild stammt aus einer Diss übers long-QT-Syndrom und ist von einem zweijährigen Kind. Und nach Meinung des Doktoranten (und offensichtlich auch der fachkundigen Gutachter) handelt es sich dabei um ein zweigipfliges T... :-nix - was uns aber nicht so weiter bringt bei der Frage was der Patient nun gehabt hat.

Maracujaman
11.02.2011, 13:40
Heute hat besagte Patientin einen Batteriewechsel bekommen und die doppelgipflige T-Welle ist nicht mehr da....
Das ganze ist wahrscheinlich sehr ungenau weil das geklebte EKG nur ein 3-Kanal-EKG ist.
Ein 12-Kanal-EKG wurde auf unserer Station bei ihr noch nicht gemacht.