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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Arbeitsalltag eines Onkologen



Karoline.Walter
12.02.2011, 15:27
hallo ihr lieben!

hat hier jemand erfahrungen in der onkologie gemacht und kann mal erzählen, was genau ein onkologe den ganzen tag lang macht? das wird ja wahrscheinlich zunächst so ähnlich ablaufen wie in den anderen internistischen disziplinen, nur gibt's ja, wenn ich mich nicht irre, keine untersuchungsmethoden, die der onkologe selbst durchführt (wie z.b. herzkatheter/herzecho der kardiologen, endoskopie/sono der gastros oder bronchoskopie der pulmonologen). womit vertreibt sich denn z.b. ein onkologischer oberarzt den tag?
finde onkologie an sich recht spannend, den arbeitsalltag stelle ich mir aber total langweilig vor. :-lesen bitte um aufklärung

Die Niere
12.02.2011, 15:37
Ein Grossteil der Tätigkeit besteht unter anderem darin, andere Fachrichtungen an Konsilien in der Therapieentscheidung zu unterstützen. Typischerweise gibt es ja Onkokonsile, bei denen z.B. HNOler, Chirurgen usw. Patienten vorstellen und die Onkologen dann eine Empfehlung bzgl. neoadjuvanter oder adjuvanter Therapie abgeben. Dann gibt es sehr viel Sprechstunde, in der die Patienten über ihre Erkrankungen aufgeklärt werden und ihnen dargelegt wird, welche Chemo sie empfehlen würden und was dabei so passieren kann. Und dann immer die Verlaufskontrollen organisieren und mit den Patienten besprechen. Dazu dann noch die Stationsarbeit, die insbesondere bei den Patienten in Aplasie sehr aufwändig und spannend sein kann.

lg, die niere

alex1
12.02.2011, 15:51
nur gibt's ja, wenn ich mich nicht irre, keine untersuchungsmethoden, die der onkologe selbst durchführt (wie z.b. herzkatheter/herzecho der kardiologen, endoskopie/sono der gastros oder bronchoskopie der pulmonologen).
Knochenmarkspunktionen, Liquorpunktionen und ZVK-Einlage gehören zum Alltag eines Onkologen dazu.
Zwar werden diese Massnahmen auch auf normalen internistischen Stationen durchgeführt, doch werden sie öfters in onkologischen Stationen gemacht, als z.B. auf einer internistischen Station mit gastroenterologischem Schwerpunkt.

Es sind keine super spannenden Prozeduren, sind jedoch invasiv und man muss diese auch lernen und können. Öfters werden Onkologen auch von anderen Stationen angefordert, wenn eine solche Prozedur erforderlich ist, da nicht jeder Arzt damit vertraut ist (z.B. ein Mund-Kiefer-Gesichschirurg macht selten eine KM-Punktion selbst).

Evil
12.02.2011, 15:53
Onkologen beherrschen normalerweise auch Abdomen- und Lymphknotensonographie, davon abgesehen mach sie auch Knochenmarkspunktionen (Jamshidi), als Hämatologen mikroskopieren sie Blutbilder und -ausstriche, und sowas wie Pleura-, Aszites- und Organpunktionen führen sie genauso durch wie ZVK-Anlagen.
Also, keine Funktionsarbeit ist sicherlich nicht korrekt.

WackenDoc
12.02.2011, 16:25
Dann gibt es natürlich auch noch reichlich Chemos und Blutprodukte anzuhängen.
Und auf den meisten onkologischen Stationen gibt es auch "normale" internistische Patienten.

Die Niere
12.02.2011, 16:30
Also zumindest hier in der Schweiz fällt das Anhängen von Chemos und Blutprodukten weg. Und das ZVKs hier von den Onkologen selbst gelegt werden, habe ich auch noch nie gehört, aber interessant, dass es in D anders ist.

lg, die niere

WackenDoc
12.02.2011, 16:40
Ich hab ja von Onkologie ja nu nicht viel Ahnung. Von dem her find ich das in den Diensten ziemlich assig, wenn man als jemand, der weder den Patienten kennt, noch von der Materie groß Ahnung hat, mit den Chemos hängen gelassen wird.
Passiert zum Glück nicht allzu häufig, aber letztens hab ich nen ziemlich unduruchsichtigen Plan bekommen, woraus ich dann die Tropfrate berechnen sollte.
Von der Pflege keine gescheite Auskunft zu bekommen. Noch nicht mal, ob man besser die Chemohandschuhe nimmt (ok, bin mal sicherheisthalber davon ausgegangen), geschweige denn, wo die auf der Station zu finden sind. :-(
In meinem alten Haus war das mit der Chemo zwar auch ärztliche Aufgabe, aber die Schwestern (die halt damit täglich zu tun haben) haben soweit alles fertig gemacht und man musste selber nur noch schauen, ob die Viggo nicht para läuft und beim Perfusor kurz kontrollieren und auf "Start" drücken.

Und Blutprodukte sind natürlich ärztliche Aufgabe. Aber ich bin schon glücklich wenn sich die Pflege mal erbarmt, ne Viggo selber zu legen wenn bei mir die Hütte brennt.

Häuptling weiße Wolke
12.02.2011, 17:40
Ich hab ja von Onkologie ja nu nicht viel Ahnung. Von dem her find ich das in den Diensten ziemlich assig, wenn man als jemand, der weder den Patienten kennt, noch von der Materie groß Ahnung hat, mit den Chemos hängen gelassen wird.
Passiert zum Glück nicht allzu häufig, aber letztens hab ich nen ziemlich unduruchsichtigen Plan bekommen, woraus ich dann die Tropfrate berechnen sollte.

Das ist aber, glaube ich, wirklich nicht die Regel. Habe mittlerweile in 3 Häusern auch Chemos anhängen müssen und da waren die Pläne immer ziemlich eindeutig. Okay, im jetzigen bekommt man nur die Gesamtdauer und die Gesamtmenge und muss dann bei i.d.R. 1000 ml Lösung noch überlegen, wie man den Perfusor einstellt, wenn das Ganze über 3 Stunden laufen soll... das ist aber sogar nachts noch gut händelbar! :-))
Und eigentlich laufen die Chemos nur über eine, drei oder 24 Stunden.

Bei uns machen die Onkos alle Sonos selber, also auch z.B. Gefäßdoppler etc. Und natürlich alle Punktionen (Yamshidi, Pleura, Aszites, Biopsien...), Zugänge (okay, die Ports legen die Gefäßchirurgen) und Ausstriche etc. Was aber bei den Onkologen noch dazu kommt, sind die oftmals sehr schwierigen und umfangreichen Gespräche mit Patienten und Angehörigen. und wenn dann noch eine Palliativstation angebunden ist...

Tagsüber haben die gut zu tun, in den Diensten dafür dann aber fast gar nix. Damit haben sie gegenüber z.B. den Kardiologen oder gar den operativen Fächern einen echten Vorteil. Das ich mal den onkologischen Hintergrund anrufe, kommt vielleicht 1-2x/Monat vor. Und dann sind es eher fachliche Fragen, die sich schnell am Telefon klären lassen.

Wenn einem die Arbeit liegt (meins ist es ja nicht), dann ist es sicherlich keine schlechte Fachrichtung!

alex1
13.02.2011, 12:46
Tagsüber haben die gut zu tun, in den Diensten dafür dann aber fast gar nix.
Ich denke, das hängt von der Grösse des Hauses ab.
Ein Onkologe in einem grossen Krankenhaus kriegt regelmässig am Wochenende eine neu diagnostizierte akute Leukämie eingeliefert oder von peripheren Haus zuverlegt.
Und eine akute Leukämie ist ein richtig schöner Notfall mit meistens viel Arbeit verbunden.


Also zumindest hier in der Schweiz fällt das Anhängen von Chemos und Blutprodukten weg.

Richtig. Und das ist viel wert!




Und das ZVKs hier von den Onkologen selbst gelegt werden, habe ich auch noch nie gehört, aber interessant, dass es in D anders ist.
Das ist von Haus zu Haus anders.
Bei uns legen die Hämatologen in der Regel die ZVKs selbst.

Häuptling weiße Wolke
13.02.2011, 14:13
Ich denke, das hängt von der Grösse des Hauses ab.
Ein Onkologe in einem grossen Krankenhaus kriegt regelmässig am Wochenende eine neu diagnostizierte akute Leukämie eingeliefert oder von peripheren Haus zuverlegt.
Und eine akute Leukämie ist ein richtig schöner Notfall mit meistens viel Arbeit verbunden.


Naja, unsere Onko ist nicht klein, aber trotzdem kommen nachts und am WE nicht ständig akute Leukämien. Verglichen mit der Zahl der akuten Infarkte und der Ö-Varizenblutungen doch noch eher selten. Damit haben die Onkos immer noch weniger zu tun in den Diensten als die anderen internistischen Disziplinen. Das auch sie ab und zu raus müssen, ist natürlich klar. Aber gerade unsere Kardiologen müssen fast jede Nacht raus (selber schuld, sie mussten ja auch unbedingt ein Herzinfarktnetzwerk aufbauen...:-D).




Bei uns legen die Hämatologen in der Regel die ZVKs selbst.

Wer soll sie denn sonst legen?

SuperSonic
13.02.2011, 14:27
Wer soll sie denn sonst legen?
Die Anästhesisten. :-))
War so zumindest auf der internistischen Station, auf der ich famuliert habe.

Rico
13.02.2011, 14:33
Ich denke auch das ist von Haus zu Haus unterschiedlich, bei uns legt zum Beispiel das innere Intensivteam die ZVKs für's ganze internistische Haus.

Die Niere
13.02.2011, 15:46
Gleiches kenne ich hier aus vielen Häusern der Schweiz. Ist der Patient nicht auf der Intensiv (die legen ihre Leitungen alle selber) wird die Einlage durch die Anästhesie durchgeführt.

@alex: Welcome to CH :-D

gruesse, die niere

gnuff
13.02.2011, 16:45
Wer soll sie denn sonst legen?

Naja, die die es können halt... :-)) SCNR

Bei uns legt niemand ausser uns (Anästhesie) ZVKs, ZDKs oder Ports und das ist mal so richtig behämmert...

Häuptling weiße Wolke
13.02.2011, 17:01
Die Anästhesisten. :-))
War so zumindest auf der internistischen Station, auf der ich famuliert habe.

Bei uns in der Inneren legt jeder seine Wege selber! Und wenn es Schwierigkeiten gibt, dann kann man die Anästhesisten fragen, ob sie helfen (oder wenn der 4. Zugang in einer Stunde auf die Intensiv kommt...).
Nur in der Notaufnahme wird immer nach den Anästheten geschrien, allerdings konnte ich bisher alle diese Anforderungen durch Legen eines normalen Zuganges verhindern... :-D Die Indikation "Pat. hat schlechte Venen" fand ich eher zweifelhaft.
Ach ja, die Chirurgen lassen bei uns auch legen...

Die Niere
13.02.2011, 17:15
Naja, die die es können halt... :-)) SCNR

Bei uns legt niemand ausser uns (Anästhesie) ZVKs, ZDKs oder Ports und das ist mal so richtig behämmert...Anästhesisten die Ports legen? Hab ich auch noch nie gesehen...da sieht man mal wieder wie durchmischt die Spitallandschaft ist...

lg, die niere