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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Studenten und bekannt infektiöse Patienten?



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ER-Student
20.02.2011, 14:04
Während meinen ersten beiden Famulaturen hatte ich keine bekannt infektiösen Patienten. In meiner jetzigen Famulatur gibt es jedoch auf der Station einige bekannte Träger von HCV oder HIV. Der Gedanke an BE bzw. Zugängen bei diesen Patienten macht mich nun ein wenig nervös. Mir ist bewusst, dass man als Arzt auch an solchen Patienten invasiv tätig werden muss, als Student fehlt einem ja aber auch noch ein wenig die Routine und die eigene Versicherung ist bei einer Berufserkrankung auch noch nicht so gut. Auch ist mir klar, dass potentiell jeder Patient infektiös ist, statistisch ist die Infektionsgefahr an einem bekannt infizierten Patienten ja aber um einiges höher als an einem zufällig aus der Bevölkerung ausgewählten Patienten.

Im Forum fand ich einen älteren Thread, in dem viele empfahlen, dass Studenten bei solchen Patienten keine BE/Viggos machen sollten. Wie seht ihr das? Wie bringt man das dem Stationsarzt bei ohne sich unbeliebt zu machen oder als Angsthase dazustehen?

Trefft ihr, umgekehrt gefragt, bei bekannt infektiösen Patienten noch weitere Schutzmaßnahmen außer den üblichen Handschuhen und der üblichen Vorsicht und Aufmerksamkeit?

konstantin
20.02.2011, 14:10
Wenn du es dir nicht zutraust, dann mach es nicht. Es wird sich auch keiner gross darueber beschweren - ich habe es in der Pflege haeufig erlebt, dass Schwestern oder Pfleger sich geweigert haben, bestimmte Taetigkeiten an bekannt infektioesen Patienten durchzufuehren ("mach du das mal, ich habe daheim vier Kinder" - der Spruch kam nicht nur einmal...).

Ansonsten: Immer weiter ueben, bis du dir sicher genug bist, um auch sorgenfrei an infektioesen Patienten sicher zu arbeiten. Genau dafuer famulierst du ja, und du sagst es ja selbst, spaetestens als Assistenzarzt musst du selbst ran an den Speck...

Gersig
20.02.2011, 14:13
Im Forum fand ich einen älteren Thread, in dem viele empfahlen, dass Studenten bei solchen Patienten keine BE/Viggos machen sollten. Wie seht ihr das? Wie bringt man das dem Stationsarzt bei ohne sich unbeliebt zu machen oder als Angsthase dazustehen?Einfach ansprechen! Auch wenn es dir gelingen sollte, die Arbeit an den Stationsarzt "zurückzugeben": Vergiss nicht, dass du irgendwann der Arzt bist, von dem die Blutentnahmen erwartet werden. Tipp: Taste dich langsam ran nimm - wenn du dir sicherer bist - auch bei infektiösen Patienten Blut ab. Und nicht vergessen: Auch ein Patient, der keine Serologie hat, ist potentiell infektiös

Meuli
20.02.2011, 14:18
Ich kenns aus Famulaturen und PJ sogar so, dass uns die Ärzte explizit gesagt haben, dass wir das bei solchen Pat. net machen müssen; die haben ihre BEs und Nadeln da dann auch eigentlich immer selbst gemacht. :-dafür

Keenacat
20.02.2011, 14:30
Wenn du es dir nicht zutraust, solltest du es auch nicht machen und lieber an anderen Patienten arbeiten, bis du mit den Abläufen vertraut bist. Ansonsten gibt es an den meisten Häusern zumindest für bekannt infektiöse Patienten Sicherheitsmaterial (Sicherheitsbutterfly etc.) und Viggos sind ja eh immer mit Schutzklammer.
Handschuhe sind dann Pflicht, außerdem einen leeren Abwurf mitnehmen und noch ein bissl mehr drauf achten, wo dein Material rumfliegt. Dann braucht man auch keine Angst haben. Die Wahrscheinlichkeit, sich mit einer durch Blut übertragenen Erkrankung anzustecken, ist dann sehr gering.
Die Wahrscheinlichkeit, sich was fäkal-orales oder aerosol-übertragenes (Noroviren, MRSA etc.) einzufangen, ist deutlich größer. Also immer schön Hände desinfizieren und nicht zu faul zum Einkleiden sein, wenn infektiöse Patienten versorgt werden müssen. Ich hab gehört, MRSA-Dekontaminationen sind supernervig. :-love

Die Niere
20.02.2011, 15:57
Also ein Gespräch sollte solche Probleme immer sehr einfach lösen. Ich denke kaum, dass jemand einen Studenten dazu zwingen wird solchen Patienten Blut abzunehmen. Aber darauf würde ich mich an deiner Stelle nicht ausruhen, sondern wie gersig beschrieben hat, mich ein wenig an diesen Bereich herantasten.

gruesse, die niere

ER-Student
20.02.2011, 15:57
Eigentlich habe ich schon das Gefühl, inzwischen die Abläufe beim Abnehmen von Blut und dem Legen von Viggos verinnerlicht zu haben. Generell bin ich im Umgang mit Nadeln sehr vorsichtig und lasse mir immer möglichst viel Zeit, um keine Hektik aufkommen zu lassen. Mir macht auch weniger die Beherrschung der Technik Sorgen. Sollte man kein Blut bekommen, kann man ja genauso die Nadel mittels Mechanismus entschärfen und den Stationsarzt hinzuziehen.

Es ist einfach mehr das ungute Gefühl, bei solchen Punktionen einer erhöhten Infektionsgefahr ausgesetzt zu sein, was mich dann beunruhigt.
Zudem ließt man ja auch manchmal, dass Latexhandschuhe nicht komplett undurchlässig für Viren seien. Und ein Tropfen Blut am Handschuh kommt ja durchaus sconmal vor, z.B. wenn man nach dem Legen der Viggo die Infusion anstöpselt.

Andererseits ist man als Assistenzarzt in der Situation, niemanden mehr zu haben, der einem diese Patienten abnehmen könnte, sodass es natürlich auch nicht verkehrt ist, sich schon als Student, wo man ja doch nicht so sehr unter Zeitdruck steht, daran zu gewöhnen, auch mit infektiösen Patienten umzugehen.

Die Niere
20.02.2011, 16:08
Wenn du dich sicher im Ungang fühlst, dann nehme auch von infektiösen Patienten Blut ab. Informiere dich über die Risiken (Blut auf deinem Handschuh ohne offene Wunden sind vollkommen problemlos), trage zwei Handschuhe und übe dich darin mit der Situation umzugehen. Denn das wirst du machen müssen nach dem HEX. Da kannst du auch vor einer OP nicht sagen, dass du den Haken nicht halten willst, weil der Patient HIV positiv oder ähnliches ist.

gruesse, die niere

Kackbratze
20.02.2011, 16:14
Bei uns werden infektiöse Patienten normalerweise nicht von Studenten betreut.
Wobei es ja immer gilt, dass Jeder infektiös ist.

Zünder
20.02.2011, 16:28
Ich weigere mich bei sowas grundsätzlich, egal ob Haken halten oder BE und hab da auch kein schlechtes Gewissen bei. Wenn mir der Oberarzt bei der Famulatur die Nadel oder Skalpell in die Hand jagt, was mir schon diverse Male passiert ist, ist es immernoch was anderes als bei dem Assistenzarzt mit Gehalt und guter Berufsunfähigkeitsversicherung. Daher sind das einfach Dinge, die die Ärzte erledigen sollten.

ER-Student
20.02.2011, 16:35
@Niere
Mein Kenntnisstand geht dahin, dass prinzipiell intakte Haut sowohl für HCV als auch HIV eine unüberwindbare Barriere darstellt und eigentlich auch bei kleinen Hautverletzungen die Menge ausgetauschten Blutes nicht für eine Infektion ausreicht, die Hauptinfektionsgefahr also von NSV und Blutkontakt mit Schleimhäuten (Mund, Auge) ausgeht.

Würdest du denn z.B. eine reale Infektionsgefahr sehen, wenn Blut an eine Stelle des Handschuhs gelangt, unter der sich ein kleiner Hautdefekt, z.B. durch spröde Haut oder eine harmlose Schnittverletzung aus der Küche, befindet? Gibt doch sicherlich viele Ärzte/Pfleger mit trockener Haut oder kleineren Wunden aus der Küche oder von der Gartenarbeit.

Keenacat
20.02.2011, 16:47
Würdest du denn z.B. eine reale Infektionsgefahr sehen, wenn Blut an eine Stelle des Handschuhs gelangt, unter der sich ein kleiner Hautdefekt, z.B. durch spröde Haut oder eine harmlose Schnittverletzung aus der Küche, befindet? Gibt doch sicherlich viele Ärzte/Pfleger mit trockener Haut oder kleineren Wunden aus der Küche oder von der Gartenarbeit.
Soweit ich informiert bin ist Latex für die meisten Flüssigkeiten, mit denen man im KH so zu tun hat, eine unüberwindbare Barriere. ;) Und dass HI-Viren angeblich durch Latex durchschwimmen, ist auf dem Mist der Katholischen Kirche gewachsen, die sich mit diesem "Argument" gegen die Verwendung von Kondomen gewandt hat (Protipp: Der tatsächliche Grund ist "ZOMG Sex ohne potentielle Schwangerschaftsverursachung !!1einself Die Zivilisation bröckelt!! Every sperm is sacred!!). :-kotz
Die zwei Handschuhe dienen als Schutz, falls der obere einreißt. Das ist z.B. bei einer OP wichtig, wenn mit Gerätschaften hantiert wird, die den Handschuh gefährlich werden können.

Solara
20.02.2011, 17:01
Also ein Gespräch sollte solche Probleme immer sehr einfach lösen. Ich denke kaum, dass jemand einen Studenten dazu zwingen wird solchen Patienten Blut abzunehmen.

Doch solche Leute gibt es leider immer noch - zwingen auch schwangere Studentinnen mit Hinweis auf die anstehende Benotung.
Und leider gibt es auch dazu passende Studentinnen, die das in der Situation auch noch machen :-nix

Keenacat
20.02.2011, 17:07
Doch solche Leute gibt es leider immer noch - zwingen auch schwangere Studentinnen mit Hinweis auf die anstehende Benotung.
Und leider gibt es auch dazu passende Studentinnen, die das in der Situation auch noch machen :-nix

GAH!! Hass!! Was für ein ekliges Misogynistenarsch man sein muss für sone Aktion.
Einige Leute scheinen immer noch zu glauben, dass Schwangere völlig ungerechtfertigt geschont werden, weil es schließlich überhaupt keine Arbeit und gesundheitliches Risiko ist, neun Monate lang ein Kind auszutragen. Gern auch von Männern, die dann rumweinen, dass sie voll benachteiligt werden dadurch.
"mimimi, ich hab keinen Uterus und kann also während einer Schwangerschaft nicht geschont werden, da sollen sich die Bitches mal nicht so anstellen weil schließlich ich derjenige bin, der voll benachteiligt wird!!" *heul*
:-dagegen

Solara
20.02.2011, 17:35
War ne Frau und Gyn übrigens ... :-nix

Keenacat
20.02.2011, 17:37
War ne Frau und Gyn übrigens ... :-nix

Na, die hegt wahrscheinlich eine große Zuneigung zu ihren Patientinnen... :-notify

Solara
20.02.2011, 17:46
Na, die hegt wahrscheinlich eine große Zuneigung zu ihren Patientinnen... :-notify

Zu denen wahrscheinlich wesentlich mehr als zu ihrer Meinung nach nervenden Studentinnen, die unverschämterweise während des Studiums wagen, sich fortzupflanzen ...

John Silver
20.02.2011, 21:57
Wenn man sich nicht sicher genug fühlt, sollte man den Stationsarzt ansprechen. Ist ganz einfach. Aber für die Zukunft muss man lernen, mit dieser Angst umzugehen.

Was mir recht negativ aufgefallen ist, sind hier aufgeführte Einstellungen wie "mach Du mal, ich hab 4 Kinder zuhause". Geht's noch? Nur weil ich keine 4 Kinder zuhause habe, ist meine Gesundheit also weniger wert oder wie?

Kackbratze
20.02.2011, 22:59
Frauen gönnen sich gegenseitig nicht das Schwarze unter den Fingernägeln.
Wieder ein weiterer Beweis in meiner Sammlung der interfemininen Abstrusitäten.

Hades
20.02.2011, 23:51
Wenn man sich nicht sicher genug fühlt, sollte man den Stationsarzt ansprechen. Ist ganz einfach. Aber für die Zukunft muss man lernen, mit dieser Angst umzugehen.

Was mir recht negativ aufgefallen ist, sind hier aufgeführte Einstellungen wie "mach Du mal, ich hab 4 Kinder zuhause". Geht's noch? Nur weil ich keine 4 Kinder zuhause habe, ist meine Gesundheit also weniger wert oder wie?

Würd ich einfach kackfrech zurückgeben "ich bin jünger als du und habe *Zahl einsetzen* Jahre mehr vor mir" :-))