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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : USA nur bei bestimmter Facharztrichtung ratsam?



onmiter
24.02.2011, 21:43
Hi,

ich wollte mal fragen wie ein paar erfahrene hier folgendes einschätzen:

ist es überhaupt ratsam mit wunschfachrichtungen wie HNO oder Neurochir in die USA gehen zu wollen? AUch mit sehr guten Scores (99), gute LoRs und Research?
Oder ist das vergeudete Energie es zu versuchen?

Vielen Dank für Einschätzungen ;-)

John Silver
24.02.2011, 22:46
Naja, sich zu bewerben, kostet nicht wahnsinnig viel Energie, das Geld ist bei günstigem Dollarkurs auch nicht dramatisch, und man kann es von der Steuer absetzen.

Chancen auf eine Stelle in der HNO sehe ich für einen Ausländer nur dann, wenn man eben in HNO Research gemacht hat und Leute kennt, sonst sieht's schlecht aus. In der Neurochirurgie sind die Aussichten kaum besser. Versuch macht kluch.

dantheg
24.02.2011, 23:40
Tripple 99s, LORs und Research? Go for it, ist machbar ... müsstest dich für viele Programme bewerben und dich darauf einstellen dass du im Mittleren Westen landest aber prinzipiell ist es möglich. Die Frage ist natürlich wie gut die LORs sind und wie viel Research du gemacht hast.

littlewood
24.02.2011, 23:56
Es gibt im ganzen Land weniger als 200 Stellen fuer Neurochirurgie. Es gibt ca. 150 Unis die Medizin anbieten. An meiner Uni wollen pro Jahr im Schnitt 2 Neurochirurgie machen (letztes Jahr hatten wir sogar 5, 3 davon hatten Glueck), an anderen Unis ist es aehnlich. Sicher alles andere als einfach, aber trotzdem moeglich. Wir haben einen resident aus dem Ausland der war im Heimatland schon Facharzt fuer Neurochirurgie und ein anderer hat 5 Jahre research gemacht. Aber eben probieren wuerde ich es trotzdem.

John Silver
25.02.2011, 12:05
Unmöglich ist es sicher nicht, aber man muss schon ganz unbedingt ins Amiland wollen, wenn man 5 Jahre für Forschung, die man eigentlich nicht machen will, opfert, oder bereits als Facharzt wieder alles auf Anfang stellt. Und das ist für IMGs in Fächern wie HNO oder Neurochirurgie, wo relativ wenige Plätze vorhanden sind, und ausreichend AMGs dafür als Bewerber in Frage kommen, kaum anders zu machen. Ich kann Leute aus Pakistan oder Russland verstehen, die das machen, denn der Unterschied zu dem, was sie zuhause vorfinden, ist schon dramatisch; im Vergleich zu Deutschland ist der Unterschied aber nicht dramatisch genug.

onmiter
25.02.2011, 12:08
danke erstmal für eure antworten.

wie ist das eigentlich im "Mittleren westen", davon hört man immer wieder mal. also das leute dann ihren wunschort nicht bekommen und irgendwo hinmüssen. wie zufrieden sind die leute dort dennoch? habt ihr mal was davon mitbekommen?

zu den LoRs. worauf kommt es an? im endeffekt steht im jedem ja drin " super typ, ich kann ihn bestens empfehlen". kommt es auf die dauer der "beobachtung" an, oder von wem der LoR kommt? zB Research chef einer ivy league neurochir-forschung?
was ist eurer erfahrung nach besser: ein bomben LoR von einer ivy-neurochir research, oder 2-3 verschiedene von unterschiedlichen?

danke soweit

warum brauchen die eig nur "so wenige neurochir."? jedes jahr 150 sind ja nicht wiorlich viel für 300Mio. wie ist das denn mit der demographie dort?

littlewood
25.02.2011, 20:59
wie ist das eigentlich im "Mittleren westen", davon hört man immer wieder mal. also das leute dann ihren wunschort nicht bekommen und irgendwo hinmüssen. wie zufrieden sind die leute dort dennoch? habt ihr mal was davon mitbekommen?

Mittlerer Westen ist ganz in Ordnung... als neurosurgery resident hast du eh keine Zeit, da spielt das gar keine grosse Rolle. Staedte sind halt beliebter und die groessten sind an den Kuesten.


zu den LoRs. worauf kommt es an? im endeffekt steht im jedem ja drin " super typ, ich kann ihn bestens empfehlen". kommt es auf die dauer der "beobachtung" an, oder von wem der LoR kommt? zB Research chef einer ivy league neurochir-forschung?
was ist eurer erfahrung nach besser: ein bomben LoR von einer ivy-neurochir research, oder 2-3 verschiedene von unterschiedlichen?

In der Neurochirurgie kennt jeder jeden. Kommt also darauf an was der Leser ueber den Schreiber denkt und was der normalerweise schreibt und wie du im Vergleich zu anderen stehst.



warum brauchen die eig nur "so wenige neurochir."? jedes jahr 150 sind ja nicht wiorlich viel für 300Mio. wie ist das denn mit der demographie dort?

In den USA gibt es ca. 4700 Neurochirurgen. In Deutschland ca. 1500. Kommt also mehr oder weniger hin wenn man strukturelle Unterschiede miteinbezieht. Allerdings wird hier gelegentlich schon von einem Neurochirurgenmangel gesprochen, besonders bei den paediatrischen (ca. 100 im ganzen Land, yikes). Ich kenne persoenlich 5% aller Kinderneurochirurgen im Land, schon krass.... aber zum Glueck braucht es die ja gar nicht so haeufig.

GOMER
26.02.2011, 23:04
Neurchirurgie Residency ist machbar, ich weiß von zwei FMGs an einem Programm. Forschung muß in diesem Fall sowieso sein, im Normalfall ist in den 7 Jahren Residency ein Jahr ausschließlich für Forschung vorgesehen.

Ich würde folgendermaßen vorgehen:
-Neurochirurgieforschung während Studium in den USA, geht über BMEP recht problemlos.
-Möglichst großen Teil des PJs drüben machen (am Besten ganzes Chir. und NCH Tertial, an möglichst vielen Einrichtungen um viele Kontakte zu knüpfen)
-nach dem HEX PostDoc Stelle suchen, wenn man die Wahl hat an einer Einrichtung die 3 Residentstellen jedes Jahr besetzt.
-möglichst gut im USMLE abschneiden
-keine Gelegenheit auslassen zu publizieren, jeden, den man kennt, fragen ob man ihm ein bisschen helfen kann um Co-Autorenschaften zu sammeln.
-wenn man all das gemacht hat: für Residency bewerben, und AUF GAR KEINEN FALL wählerisch sein, was Locations angeht.


Wie von Littlewood schon gesagt, man arbeitet wie ein Tier, wo man ist spielt keine Rolle.

Zanza
01.03.2011, 23:35
Mal ein bisschen off-topic, war jemand (du, GOMER?) mit BMEP in den USA und kann ein bisschen was drüber sagen? Werde nicht so hundertprozentig schlau draus... Muss man da jetzt schon wahnsinnig viel research experience haben? Und kann man sich nur die Fachrichtung aussuchen oder hat man auch in irgendeiner Form einen Einfluss drauf, wo man hin kommt? Oder nur, wenn man schon eine research group hat, die man joinen will?

GOMER
02.03.2011, 21:19
Ich selbst war nicht bei denen, kenne aber einige Leute. Ich weiß nicht wie viel Vorerfahrung man braucht, aber es geht, glaub ich, auch ohne. Man kann eine Wunschfachrichtung angeben, man kann sich aber auch selbst ein Lab suchen, wenn man sein eigenes Funding hat, geht das meist recht unkompliziert. Ruf doch dort einfach mal an, die sollen sehr nett sein.