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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Schlimme Famulatur



Black Mamba
06.03.2011, 19:24
Hallo,
ich brauche mal dringend Zuspruch und Rat. Ich habe in der letzten Woche meine erste Famulaur begonnen und es läuft gar nicht gut.
Ich werde meist nur hinterhergeschleift und abgeschoben (geh mal dort hin, da gibt es doch sicher mehr zu sehen...), manchmal werde ich auch schlicht vergessen. Der Lerneffekt ist gleich null und machen darf ich fast gar nichts. Ich habe bis jetzt noch nicht einmal Blut abgenommen, geschweige denn einen venösen Zugang gelegt. Ich sitze oft nur rum und die Zeit will dann einfach nicht vergehen. Ich quäle mich schon immer jeden morgen dahin und mir geht es richtig schlecht deswegen :-kotz

Ich hatte mich eigentlich für 30 Tage angemeldet aber allein der Gedanke daran, das noch drei Wochen durchzuziehen ist übel. Meint ihr ich soll die Famulatur nach 15 Tagen beenden, sodass ich wenigstens noch was angerechnet bekomme? Oder einfach Augen zu und durch?
Irgendwie ist das alles ja auch Zeitverschwendung, wenn ich nichts lerne.
Irgendwelche Tipps/Ratschläge?
Hilfe!

dreamchaser
06.03.2011, 19:30
Gibt es denn einen Assistenten, mit dem du reden kannst? Dem du sagst, dass du gerne etwas Machen möchtest (Blut abnehmen, Viggos, Aufnahmen machen)? Oder ein Oberarzt? Oder gibt es die Möglichkeit, auf eine andere Station zu wechseln? Wenn nicht, dann such dir nächste Woche etwas anderes für die letzten 2 Wochen - du sollst ja was lernen.

blubb
06.03.2011, 19:37
hatt mal ein ähnliches dilemma und dann nach der unguten 1. woche noch die 2. woche mitgenommen, dass mir das bescheinigt wurde.
wenn das so weiter geht, dann ist dein lerneffekt wirklich gleich null und das ganze zeitverschwendung.
also, mach die 2. woche noch, wenns dann besser wird, kannst du immer noch bleiben, und ansonsten geh und such dir bei rechter zeit was besseres :-winky

Gast26092018
06.03.2011, 20:01
Oder rede vielleicht auch mit dem Chefarzt bei dem du dich um die Stelle beworben hast. Der soll mal die Assis tadeln ;-)
Die Assistenzsärzte sind ja verpflichtet dich zu integrieren und dir auch ab und zu Aufgaben zu erteilen. Frag auch konkrete Sachen nach, ob du Blut abnehmen darfst etc. und lauf den Assis immer hinterher damit sie auch sehen dass du interessiert und neugierig bist.

Hoffe es wird besser;-)

Feuerblick
06.03.2011, 20:23
Die Assis sind verpflichtet??????? Der Chefarzt und die Oberärzte sind die Lehrbeauftragten. Sie können freundlich die Lehre delegieren, aber eigentlich ist es IHR Job! Und wenn ich schon höre "Der Chef soll mal die Assis tadeln", da bekomm ich akut das :-kotz:-kotz:-kotz. Man würde als Assistenzarzt gerne sehr viel mehr Teaching anbieten, aber
1. bekommt man selbst in der Regel keins oder wenig und
2. ist meistens schlicht keine Zeit dafür!

Der richtige Weg: Frag den für die Famulanten und PJler zuständigen Oberarzt, wo du am besten eingesetzt wirst, damit du etwas lernst. Oder sprich einen Assistenten an, dass du gerne Praktisches tun würdest. Wenn du nämlich Blutentnahmen etc. drauf hast, hast du deinen Spaß und der Assistent ist etwas entlastet. Im übrigen ist es normal, dass die erste Woche nur Zuschauen beinhaltet, damit die Famulanten erst mal die Abläufe kennenlernen.

Black Mamba
06.03.2011, 20:34
Danke schonmal für eure schnellen Antworten. :-)
Also ich denke ich werde mich nicht unbedingt an den Chefarzt wenden. Ich hatte mich bei seiner Sekretärin beworben aber ich hatte am Anfang irgendwie das Gefühl als wüsste er nicht, dass ich käme.

Naja, es gibt eigentlich bis jetzt nur eine Assistenzärztin. Ich schließe mich ihr auch meist an und ich bin auch wirklich bemüht Interesse zu bekunden, laufe immer hinterher und frage auch viel. Aber es ist halt einschüchternd, wenn man dann teilweise nur einsilbige Antworten erhält oder schlicht vergessen wird.Inwzischen schiebt sie mich auch gerne ab. Ich hab auch das Gefühl, dass alles sowieso schnell schnell gehen muss, da bleibt nicht unbedingt Zeit dem Anfänger-Famulanten was zu erklären.
Es ist mir auch unangenehm einfach nur dazusitzen/ -zustehen und nichts zu machen (z.B. wenn der Papierkram erledigt wird).

Ich werde nächste Woche mal versuchen konkret nachzuhaken und zu fragen, ob ich bestimmte Sachen machen kann. Wenn es dann nicht besser wird, hör ich auf. Wie gesagt, ich bin auch eingeschüchtert, weil ich da irgendwie einfach nur geduldet werde.

SynC
06.03.2011, 20:50
Welche Fachrichtung ist es überhaupt? Da könnte man evtl. noch spezifische Tipps geben.

Xylamon
06.03.2011, 21:03
Je nach KH kann man sich vielleicht in die Ambulanz, OP oder Funktionsuntersuchungen abseilen... wenn es keine dramatische Verbesserung wie auch immer gibt, dann würd ich nach 15 Tagen (oder 16, je nach LPA) das Weite suchen...

Black Mamba
06.03.2011, 21:11
Welche Fachrichtung ist es überhaupt? Da könnte man evtl. noch spezifische Tipps geben.

Ich bin in der Gynäkologie und Geburtshilfe, wobei ich eigentlich nur in der Geburtshilfe und im OP bin.

Feuerblick
06.03.2011, 21:17
Hmmm, im OP Haken halten dürfte drin sein.
Ansonsten geh doch mal in den Kreissaal. Ich hab mich damals einfach bei den Hebammen nützlich gemacht. Erst wollten sie es nicht, dann haben sie es hingenommen und zum Schluß durfte ich nicht nur Viggos legen sondern war auch bei fast jeder Geburt dabei.
Und auf Station: Bitte die Assistentin, dir eine Entlassungsuntersuchung bei Wöchnerinnen zu zeigen und dir zu erklären, was du denen alles erzählen musst. Das kann man auch als Famulantin nämlich prima alleine machen, wenn die Geburt und die erste Zeit danach problemlos verlaufen ist.
Und ansonsten: Babies knuddeln gehen, bei den U´s zuschauen, die im Kinderzimmer schon laufen...

Xela
06.03.2011, 23:03
meine erste famulatur war auch ganz schrecklich. 4 wochen chirurgie - niemand hat sich für mich zuständig gefühlt, mir irgendetwas beibringen wollen oder erklärt. blutabnehmen? nähen lernen? körperliche untersuchung? fehlanzeige!

hakenhalten und angeschrien werden war aber jederzeit drin, auch bis in den frühen abend hinein. als ich mal pünktlich gehen wollte hat man mich angeschrien, dass ich mir so eine unverschämtheit nur erlauben könne weil es für meine generation ja genug stellen gäbe.. im ernst, es war wirklich so.

kein wunder, dass ich anästhesist geworden bin...

mich ärgert noch immer (und mittlerweile ist es knapp 9 jahre her!), dass ich diese elendige famulatur nicht abgebrochen habe. ich habe mich danach anderthalb jahre nicht getraut irgendwo zu famulieren, weil es wirklich null spass gemacht hat- und siehe da: die anderen famulaturen waren alle top!

also- wechseln! keinen tag länger bleiben! famulaturbericht schreiben!

xela

MissGarfield83
08.03.2011, 09:10
@xela : Bei soner Frechheit wäre ich definitiv gegangen - Chirurgie kann echt ein schönes Fachgebiet sein, aber doch nicht so. Man verbringt ja freiwillig die eigene Zeit dort in der Abteilung weil man etwas lernen will und wenn der Lerneffekt gleich null ist und man nur als billige Arbeitskraft missbraucht wird, dann wird es Zeit mit den Füßen abzustimmen und einen netten Famulaturbericht zu verfassen, welcher in Kopie an die Klinikleitung gehen sollte.

Black Mamba
08.03.2011, 15:28
@xela: Wie hast du das nur vier Wochen aushalten können? Das ist ja wirklich schon Folter. Da kann ich verstehen, dass man Angst vor der nächsten Famulatur hat, ist bei mir ja im Moment ähnlich.

Danke nochmal für eure ganzen Antworten, viel besser geworden ist es noch nicht- schlimmer aber auch nicht. Wobei gestern eine nette Assistenzärztin da war, die sich mit mir von du zu du unterhalten hat. Ist natürlich auch blöd...ich kann ja nicht davon ausgehen, dass ich jetzt alle Dienste mit ihr habe. Ich werde noch die Woche abwarten und gucken wie sich das entwickelt aber Spaß ist definitiv was anderes. Ich hab jetzt irgendwie auch Angst, dass die nächsten Famulaturen auch so werden. Man ist ja schon irgendwie gehemmt.
Egal wie es ausgeht, ich werde mit Sicherheit eine Bewertung für das Famulaturranking eingeben, man muss die Nachwelt warnen! :-(

M. Cremaster
12.03.2011, 07:39
Ich finde es haengt immer von den einzelnen Leuten ab. Du findest schnell raus wer wirklich den Beruf mag und diese Leute zeigen dir dann auch gern was. Ansonsten brauchst du in der Klinik auch ein dickes Fell. Anschreien lassen wuerde ich mich allerdings nicht. Schau doch mal ob du nicht ein paar Tage in einen Funktionsbereich gehen kannst, dort herrscht meiner Erfahrung nach ein besserer Ton als auf der Station.

formaline
11.03.2012, 14:05
Von meinem aktuellen "Famulaturchef" wurde mir gesagt, dass laut einer Studie 30% der Chefärzte Borderliner sind. Das sind Menschen, unter denen "keine Probleme" auftreten, weil sie sie garnicht erst zulassen. Anschreien lassen und abschätzig behandelt zu werden, sollte nicht einfach hingenommen werden. Sowas gehört den Personalabteilungen bekannt gegeben, und in Famulaturberichten und ähnlichem veröffentlicht!!

Meridion
08.04.2012, 16:17
Von meinem aktuellen "Famulaturchef" wurde mir gesagt, dass laut einer Studie 30% der Chefärzte Borderliner sind [Citation needed]. Das sind Menschen, unter denen "keine Probleme" auftreten, weil sie sie garnicht erst zulassen. Anschreien lassen und abschätzig behandelt zu werden, sollte nicht einfach hingenommen werden. Sowas gehört den Personalabteilungen bekannt gegeben, und in Famulaturberichten und ähnlichem veröffentlicht!!

:-peng

stennadolny
08.04.2012, 16:45
Tatsache ist, daß in D das "Teaching" angesichts eines in vielen CA-Köpfen noch immer vorherrschenden Ärzteschwemme-Wahns international gesehen meist ein Witz ist.

Viele, sehr viele CÄ und OÄ sind menschlich und intellektuell, häufig auch fachlich mit Führungsaufgaben überfordert. Das scheint mir eine Tatsache zu sein und sollte nicht psychopathologisiert werden. Damit macht man es sich zu einfach: Die Personalauswahl stimmt nicht. Seitens der Träger.

In Führungspositionen kommen meist Menschen, die auch dahin (um jeden Preis) wollen. Dazu benötigt es Ellenbogen, aber auch Blendung. Hinterher müssen es andere ausbaden. Und da die "Chefs der Chefs" meist ebenso unfähig in ihren Führungsaufgabe sind, können solche Charaktäre sich bis zum Abwinken halten, es sei denn, die Ökonomie stimmt nicht mehr.

Famulatur streichen und mal im Ausland famulieren, damit man sieht, wie es anders gehen kann.

Kackbratze
08.04.2012, 17:40
Ich mache jetzt nochmal stumpf Werbung:
Chirurgie in Niedersachsen? Kommt zu uns. PN an mich.
Wir sind nicht in der Großstadt, dafür sind wir nett und bilden aus.

Alles Andere ist einfach nur scheixxe.
Die Sachen, die ich hier lese, sind so grottig, da erübrigt sich jedes Kommentar.

WackenDoc
08.04.2012, 17:52
Ich will auch Famulanten haben- muss mal nach dem Wechel meinen Chef fragen, ob wir auch Zivilisten nehmen dürfen.
Und bei mir werden ganz sicher keine Praktikanten irgendwelcher Art angeschrien.

Pampelmuse
09.04.2012, 19:01
Ich muss hier mal von einer ganz tollen Famulatur in der Unfallchirurgie schwärmen (wo´s doch angeblich immer besonders ruppig zugeht):

Das gesamte Team hat sich die gesamten 4 Wochen total lieb um mich bemüht und mich überall hin mitgeschleppt. Am meisten hat sich der CA gekümmert, hat darauf geachtet, dass ich während den OPs ´ne gute Sicht habe, mich bei besonders coolen OPs als Assi eingetragen, usw.

Es kann also auch so laufen! :-love