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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ausbildung zu MTA - Laborantin



Mirja_83
14.03.2011, 15:05
Hallo...

Diser Beitrag ist vielleicht für einige merkwürdig, obwohl ich denke, dass jeder die Zweifel um die eigene Zukunft kennt.

Ich studiere jetzt schon recht lange in der Vorklinik rum, hab im letzten Semester schriftliches Physikum gemacht, mündlich erwartet mich erst jetzt in 7 tagen.
Ich habe mich ehrlich gesagt nie im studium wohlgefühlt, wollte x-mal schmeissen und hab dann doch weitergemacht. Jetzt bin ich mir sicher, dass ich es nicht mehr will und auch nicht mehr kann. Die Gründe warum ich Ärztin werden wollte sind nicht mehr so da, bzw. bei dem Gedanken daran... nun ja, ich habe meine einstelllung irgenwie geändert.
Was mir immer spass machte ist die Arbeit in der Histologie und Labor etc. DAher dachte ich mir eine Ausbildung zur MTA - Labor zu machen, wäre eine gute Alternative für mich mit absehbarem Ende meines Ausbildungsweges.

Hat jemand von Euch zufällig MTA in göttingen gemacht oder kann mir ein bisschen drüber erzählen, wie es verglichen mit dem Studium so ist?

Wäre sehr dankbar, wenn mir jemand antworten würde..:-((

Edward T. Hunter
14.03.2011, 16:00
Hi,

kann dir zwar nicht sagen, wie die MTLA Ausbildung in Göttingen so läuft, zum Beruf selbst allerdings schon.

Histologie:
Du arbeitest normalerweise in einer Pathologie. Zu deinen Aufgaben gehören Probenannahme, Paraffinblöckchen gießen, Gewebe zuschneiden und letzendlich anfärben. Danach putzen, archivieren und ab und an mal nen Schnellschnitt.

Will damit sagen: mit der eigentlichen Befundung hast du nichts am Hut. Du wirst in den meisten Fällen nicht ins Mikroskop schauen, einerseits weil es nicht verlangt wird, andererseits hast du da auch nicht die Zeit für.
Das heißt, wenn du nicht extrem Glück hast, wirst du eine Stelle bekommen, in der du nur Hilfsarbeiten machen wirst, keine Chance was dauerhaft zu lernen.

Klinische Chemie/Hämatologie:
Hier sieht es ein wenig anders aus. MTLA's in den sog. Routinelaboren haben die Möglichkeit, sich zu Spezialisten für diese Fächer zu entwickeln. Wobei die wenigsten das tun, im allgemeinen wird die arbeit erledigt, mehr aber auch nicht. Insgesamt kann es recht anspruchsvoll sein, jedoch wird man nie die Verantwortung haben, einen Patienten wirklich behandeln zu können. Wenn es das ist, was du möchtest, kann ich dir das nur empfehlen. Es ist nicht zu langweilig und man hat gute Möglichkeiten, noch etwas dazuzulernen (allerdings meist nur in Eigenregie). Zu beachten ist aber, dass man meistens nur mit Vollautomaten arbeitet, dh Probe rein -> Ergebnis raus. Ist in der Ausbildung ein wenig interessanter, wo man zb enzymatische Tests noch am Photometer mit Stopuhr misst :-)

Mikrobiologie
Während der Ausbildung ist es ein geniales Fach. Sobald man aber in die Routine kommt, sieht es ähnlich wie in der Histologie aus. Platten ausstreichen, Gram Präparate mikroskopieren, vielleicht mal was serologisches ansetzen. Wobei ich auch sagen muss, dass es Labore gibt, wo die MTA's die Platten auch eigenständig befunden und generell viel machen können. Meine Lebensgefährtin hat selbst mal in der MiBi gearbeitet, hat bisher in 3 Laboren gearbeitet, wovon nur eines die MTA nicht zur Hilfskraft hat verkommen lassen (ist übrigens im privaten Sektor immer die Gefahr).

Pharmazie
Wird meist recht gut bezahlt und ist auch interessant. Problematisch ists nur, dass man nicht unbedingt ne sichere Stelle hat. Ausserdem kann die Arbeit mit einem QM System manchmal sehr nerven, ist in der Arzneimittelherstellung deutlich schärfer geregelt, als im Routinelabor mit der Rilibäk.

Als Fazit kann ich nur sagen, dass es ein Beruf ist, mit dem in dem man Spass haben kann. Jedoch sind die Weiterbildungsmöglichkeiten stark beschränkt. Entweder man bildet sich zur Fach - MTA in seinem Bereich nach, zur Lehr - MTA, oder zur Leitenden MTA. Fach - MTA hat meines erachtens keinen Sinn, dadurch hat man weder bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt, noch bekommt man mehr Geld. Leitende MTA und Lehr MTA sind gute Weiterbildungen, sofern man an der entsprechenden Tätigkeit Spass hat.

Habe versucht, dir den MTLA Beruf möglichst genau mit Vor und Nachteilen zu beschreiben, möchte dir aber noch etwas zu Bedenken geben:
Du wirst immer nur Hilfskraft für die Ärzte sein. Verantwortung übernehmen geht nur bis zu einem bestimmten Punkt, das wirklich interessante (wie gehts mit dem Patienten weiter, welche Behandlung folgt, etc.) wird dir vorenthalten.
Deswegen möchte ich dich Bitten, nochmal gründlich nachzudenken, ob du das Studium wirklich schmeissen willst. Zumal du doch den ersten Teil des Physikums schon hast. Und in der Klinik kommen ja auch interessante Fächer, und mal ehrlich: nur weil du das Physikum/Studium nicht in Regelzeit geschafft hast, heisst das doch lange nicht, dass du keine gute Ärztin wirst.
Wäre ja schade, wenn du es später bereust.

Gruß
Eddie

Jemine
14.03.2011, 17:11
Hallo Mirja!

Ich bin auch MTAL und hier meine Einschätzung:

zur Histo: stimmt meiner Ansicht nach, viel mehr als Paraffinblöckchen abhobeln machen die nicht. Dazu kommt noch Cytochemie, das sind etwas aufwändigere Färbungen, da muß man lange üben, bis man das raus hat.
Wirklich befunden tun die MTAs nicht, ein Blick ins Mikroskop erfolgt höchstens zur beurteilung, ob die Färbung und der Schnitt brauchbar sind.
Andererseits kann man ne Weiterbildung seinen "Cytologie-Schein" machen (oder man lernt gleich Cytologieassistentin). Ich hab das auch gemacht und es ging um die gyn. Cyto, sprich die Pap-Abstriche der Krebsvorsorge begutachten. Da kannst du neben der Aufbereitung der Abstriche auch selber befunden, alles was "normal" war, konnte die MTA freigeben, ab Pap IIID mußte der Pathologe nochmal drübergucken. Das wär ja vielleicht ne Überlegung wert, wenn du in der Richtung gern arbeitest :-)

Klinische/Häma: :-kotz (sorry) Das elendig langweiligste, was einer MTA passieren kann, naja, jedenfalls die Klinische Chemie im Routinelabor.... Zur Häma sag ich gleich was.
Das spanndendere sind da meiner Meinung nach die Harnsedimente :-wow Da kannst du auch mikroskopieren und es ist erstaunlich, was manche Leute so in ihrem Piesel haben.
Ansonsten: Proben annehmen, einscannen, in den Automaten stellen, warten, Probe rausnehmen, Ergebnis angucken und freigeben :-sleppy
Und genau da ist das Problem: es ist unglaublich öde aber man hat ne Menge Verantwortung. Denn das Gerät läuft auch nicht fehlerfrei, es ist nicht genug Blut in der Monovette oder irgendwer will die Leberenzyme aus nem Citratblut haben :-oopss

Häma: fand ich in der Ausbildung super, in der Praxis gehts so. Kommt drauf an. Auch hier wird erstmal nur das Röhrchen für ein Blutild in den Automaten geschubbst. Da kommts drauf an, wie weit das Labor geht. Wenn die pathologische Sachen sofort weiterschicken, ist es langweilig, wenn aber die Blutausstriche dann selber gemacht und (vorläufig) befundet werden, kann man auch mal ne Leukämie entdecken.
Wobei man da ja auch in nem Labor arbeiten kann, die eben richtig gute Häma-MTAs haben, die dann die pathologischen Blutausstriche machen :-)

Wenn man in der Immunhämatologie landet (die meistens an der klinischen Chemie mit dran ist), stehen halt Kreuzproben für Blutkonserven an der Tagesordnung. Das machen heutzutage auch meist Automaten, wobei da auch äußerste Vorsucht geboten ist und sich da keiner nur auf den Automaten verlassen sollte, da müssen eigentlich immer mindestens 2 MTAs nochmal die Ergebnisse des Automaten kontrollieren. Und wenns brennt, dann muß mans auch per Hand können und da kann man schonmal ins Schwitzen kommen, weil man mit dem Kreuzen und Konserven rausgeben nicht hinterher kommt.

MiBi: in der Ausbildung cool, in echt auch ok. Kommt da denk ich auch viel aufs Labor an, wie viel man machen kann. Das ist echt bemerkenswert, wie die MTAs, die da schon lange drin sind, quasi auf den ersten Blick den Erreger richtig identifizieren können! :-)

Ansonsten gibt's auch die Möglichkeit, in Labors zu arbeiten, die haufenweise PCRs, Vaterschaftstests und andere Sachen machen, die viel toller klingen, als sie eigentlich sind: Denn meistens ist es "einfach" nur pipettieren, genau und gewissenhaft arbeiten und zusehen, dass man seine Sache ordentlich macht.

Stellen in der Forschung gibt's natürlich auch, da ist es aber auch nicht so, dass die MTA selbstständig die tollsten Forschungsergenisse erzielt, sondern auch hier arbeitest du den Doktoranden/Doktoren zu und machst, was sie dir auftragen.

Ich will dir die Ausbildung nicht madig machen, aber stellt sich halt die Frage, ob du damit glücklicher wirst...
Wenn du irgendwie Zeit findest, mach dochmal ein Praktikum in nem Labor und schau dir an, wie es so abläuft, und, ob du dir vorstellen kannst, den Rest deines Lebens "in der Routine" zu arbeiten.

Ist doch egal, dass du länger für die blöde Vorklinik brauchst! Einen Teil des Physikums hast du schon gepackt, versuch es doch noch und schau dir die Klinik erstmal an, bevor du deinen wertvollen Studienplatz aufgibst.
Wenn du es dann immernoch nicht besser findest und du wirklich nicht Ärztin werden willst, kannst du dich ja immernoch umentscheiden.
Ich würd mir die Klinik wirklich erstmal anschauen!
Ich hab auch schon den Gedanken gehabt, alles hinzuschmeißen aber eines war immer 1000000% sicher: Ich will nie und nimmer mein ganzes Leben als MTA arbeiten und ich hatte ne wirklich tolle Forschungsstelle, bevor ich mit dem Studium angefangen habe.
Die Vorklinik ist halt zum Kotzen beschi$$en aber es kann ja eigentlich nur besser werden :-))

Liebe Grüße, Jemine

ChemieFreund
14.03.2011, 21:18
Ich habe mich ehrlich gesagt nie im studium wohlgefühlt, wollte x-mal schmeissen und hab dann doch weitergemacht. Jetzt bin ich mir sicher, dass ich es nicht mehr will und auch nicht mehr kann. Die Gründe warum ich Ärztin werden wollte sind nicht mehr so da, bzw. bei dem Gedanken daran... nun ja, ich habe meine einstelllung irgenwie geändert.

Naja, aber andererseits kann ichs doch kaum verstehen, dass du jetzt wirklich Durchhaltevermögen bewiesen hast, das Physikum bestanden hast und jetzt auf einmal alles über den Haufen schmeißen möchtest.
Gerade in der Klinik eröffnet sich ein ganz neuer Horizont und zumindest ich entdecke fast monatlich neue Felder, in denen ich mir später meine Arbeit vorstellen kann. Es macht tierisch Spaß trotz aller Widrigkeiten, die das Studium mit sich bringt. Das ist auch grade der Vorteil am Arztberuf, einem steht soooo viel offen. Auch viele Kliniker sind teilweise Monate freigestellt um im Labor zu forschen.

Überleg es dir bitte noch mal ganz genau, MTA ist zwar ein Beruf vor dem ich Respekt hab, aber da erreicht man imo doch schnell das Ende der Fahnenstange.

schmuggelmaeuschen
15.03.2011, 08:37
Ich bin MTAL in der Forschung (Genetik) , davor war ich in der Routine (Klin. Chemie) da habe ich es ganze 3 Monate ausgehalten, den letzten Monat nur, weil ich ne neue Stellenzusage hatte. Ich zähle die Monate/Jahre bis ich endlich studieren kann :-(
Forschung ist super, die bezahlung stimmt, es ist locker und man muss schon das Köpfchen anstrengen. Aber ich bin eben für die Technik zuständig, also wie muss ich meine Zellen verdünnen damit ich am nächsten Tag 80% habe, wieviel Puffer nehme ich am besten und welchen. Wieviel ug Protein brauche ich für nen schönen Western.
Am Ende des Tages bzw. der Woche kann ich dann sagen, dass wenn ich Zellen so und so stresse wird das und das Protein exprimiert. Was das bedeutet, warum das so ist etc. macht meine Chefin.

Die Ausbildung ist wirklich super interessant und da dachte ich echt "Hey das könntest du immer machen", aber im Beruf kommt dann die ernüchterung... Mir fehlt vorallem der Menschenkontakt und die Abwechslung

Warum hast du Medizin studiert und nicht Bio oder so ???

Demisz
15.03.2011, 09:52
aaalso ich kann was zur ausbildung in gö was sagen, weil ich selbst 2 jahre da war ;)
Hab die ausbildung mit meinem besten kumpel gemacht. wir saßen in der letzten reihe und haben rumgealbert, und es war so chillig. einigen ist der stoff komischerweise schwer gefallen aber im grunde wars ziemlich easy. die dozenten und lehr-mtas sind in ordnung, wenn auch manche so ihre macken haben :D (ich nenn lieber keine namen). die praktika waren amüsant, aber sicher auch lehrreich. konnt mir fürs studium sogar einiges anrechnen lassen, also schon relativ hohes niveau, was praxis betrifft. theorie ist net so die rede wert. und ich weiß, dass jeder die abschlussprüfung geschafft hat, wobei es mich bei einigen immernoch wundert :)

Mirja_83
15.03.2011, 10:59
tja... warum nicht bio? Ich hatte ehrlich gesagt nie was anderes im Sinn, als medizin zu studieren. ich hab auch sehr viel dafür getan. alsi ich dann anfing hab ich es schnell bereut, aber mich nie getraut aufzuhören, weils eh soviele erwartet hätten, also hab ich weitergemacht. mein leben hat sich glücklicherweise in den letzten 12 monaten geändert und ich habe jetzt nicht mehr so da gefühl, dass ich etwas sehr schweres und für mich sehr strapaziöses machen muss, nur um anderen menschen zu beweisen, vor allem meinem vater, dass ich doch nicht so blöd bin oder so.... eigentlich ist das ja gut, dass ich mich traue prioritäten zu setzten, mein leben überdenke und jetzt ist dabei herausgekommen, dass ich überhaupt nicht weiß, warum ich das mache,bzw. für wen und in anbetracht, dass ich wahrscheinlich in den nächsten jahren auch gerne ein familie gründen würde, habe ich das gefühl, dieses riesen studium passt nicht mehr. Ich weiß nicht, bin aber auch sehr verwirrt zu zeit und vor allem unglücklich mit dem was ich da tue, weils für mich wie eine unendlich lange, nicht endende wüste aussieht.... ich weiß, ist schwer nachzuvollziehen, wenn man selbst auf einen studienplatz hofft und jemand anders hadert so damit wie ich jetzt. .... finde mich selbst ehrlich gesagt auch bescheuert......

Trianna
15.03.2011, 11:06
Weder bist du bescheuert, noch musst du denken, dass du irgendjemand der auf den Studienplatz wartet, etwas schuldig bist.

was du beschreibst hört sich so an, als würde es dir vielleicht helfen, mit jemanden "externen" (bsp. PPB) auf deine Sitation zu schauen, um wirklich klar herauszufinden, wohin DU SELBST wirklich gehen willst.

Ich kann deine Situation (mit "jemanden beweisen") ein bissl verstehen und du hast Recht, die Motivation für das was du tust, sollte aus deinen eigenen Wünschen heraus kommen.

Was genau löst denn die Vorstellung später als Ärztin tätig zu sein, in dir aus?
Bzw. könntest du dir das Arbeitsleben als MTA vorstellen?

Jemine
15.03.2011, 11:13
Ist ja keine Schande, es abzubrechen und bescheuert bist du auch nicht!
Vielleicht ist diese psychologische Studentenberatung für dich wirklich ne gute Idee! Die können dir da bestimmt den ein oder anderen hilfreichen Denkanstoß geben. Gibt's bestimmt auch an deiner Uni.
Hast du denn vor, zur Mündlichen noch anzutreten?
Wenn du noch Fragen zu der Ausbildung hast, kannst du gern fragen :-)