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mockel
18.03.2011, 11:40
hallo zusammen,
bei mir wurde neulich ein großes blutbild gemacht. auf dem wisch von der labormedizinischen partnerschaft steht als leistungen aufgelistet:
EBV VCA IgG AK,
EBV VCA IgM AK und
EBV IgG Immunblot

...da wurde wahrscheinlich nicht auch zufällig nach HIV geschaut, oder?

Evil
18.03.2011, 11:44
Davon steht da nix.

Relaxometrie
18.03.2011, 12:40
HIV wird auch nie "zufällig" gemacht, sondern erfordert Dein explizites Einverständnis.

Keenacat
18.03.2011, 12:45
Eh, nicht wirklich.
http://de.wikipedia.org/wiki/Epstein-Barr-Virus
Siehe dazu auch Relaxo: Ein HIV-Test erfordert immer das Einverständnis des Patienten, das darf garnicht "einfach mal so" mitgemacht werden.

alex1
19.03.2011, 16:04
Siehe dazu auch Relaxo: Ein HIV-Test erfordert immer das Einverständnis des Patienten, das darf garnicht "einfach mal so" mitgemacht werden.
Braucht man für Hepatitis B&C eigentlich auch das Einverständnis des Patienten?

Woher kommt der "Sonderstatus" bei der HIV-Testung? Ist das eher ein Relikt aus den 80er und früher 90er?
Ist es überhaupt gesetzlich verankert?
Ich persönlich finde diesen "Sonderstatus" eher doof. Wieso sollte man über eine HIV-Testung gross diskutieren, während Hepatitis C - Tests routinemässig laufen?

stennadolny
19.03.2011, 16:53
Ich laß das ALLES immer unterschreiben - selbst bei untergebrachten psychiatrischen Pat., die mehr oder weniger absichtlich einen Arbeitsunfall mit Blut herbeigeführt haben.....

Sonderrolle von HIV ist völlig irrational, deutsch eben.

Relaxometrie
19.03.2011, 21:13
deutsch eben.
Wenn einem keine echten Argumente mehr einfallen, kommt das "typisch deutsch"-Argument. Ich find's völlig beknackt. Aber jeder so, wie er meint.
Es wäre doch jetzt mal konstruktiv, zu erforschen, woher diese Unterschriftenvorschrift kommt, wo sie gesetzlich verankert ist, und wie man sie vielleicht aufheben könnte.
"Typisch deutsch" hilft dabei nicht soooo wahnsinnig :-))

Spriggan
19.03.2011, 22:58
deutsch eben.

Nicht meckern, besser machen! Sonst kommen wir in diesem Land nicht voran!:-meinung

Rico
20.03.2011, 00:33
Braucht man für Hepatitis B&C eigentlich auch das Einverständnis des Patienten?

Woher kommt der "Sonderstatus" bei der HIV-Testung? Ist das eher ein Relikt aus den 80er und früher 90er?
Ist es überhaupt gesetzlich verankert?
Ich persönlich finde diesen "Sonderstatus" eher doof. Wieso sollte man über eine HIV-Testung gross diskutieren, während Hepatitis C - Tests routinemässig laufen?Soweit ich das mitbekommen habe war das tatsächlich in den 90ern aufgekommen, nachdem einige HIV-Patienten geklagt hatten, dass sie eigentlich die Diagnose gar nicht hätten wissen wollen.

HIV ist ja (anders als z.B. die Hepatitiden) in der Bevölkerung eine extrem negativ belegte Krankheit, die gerade in der Anfangszeit gesellschaftlich extrem isolierend war - wenn eine Infektion im sozialen Umfeld erstmal bekannt wurde, dann hatte das oft fatale Auswirkungen auf den Patienten (man erinnere sich an "Philadelphia" mit Tom Hanks).
Damals war das ja noch eine zwangsläufg tödliche Erkrankung und dieses ungewollte Wissen konnte - angesichts damals noch weitgehend fehelnder therapeutischer Optionen - für die Betroffenen eine massive zusätzliche psychische Belastung darstellen.

Deshalb hat man halt angefangen, vorher das Einverständnis der Patienten einzuholen und zu dokumentieren, um sich vor den Klagen zu schützen. Ob das jemals gesetzlich fixiert war oder nur "Selbstschutz" der Ärzte, weiß ich jetzt gar nicht - hab zumindest auf die Schnelle nix gefunden was ersteres bestätigen würde. Im Infektionsschutzgesetz (http://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/ifsg/gesamt.pdf) (wo ich eine entsprechende Vorschrift in meinem laienjuristischen Verständnis primär verorten würde) wird HIV nur einmal erwähnt, nämlich als nicht namentlich meldepflichige Erkrankung.

Mit der gestiegenen gesellschaftlichen Aktzeptanz von HIV und der "Herabstufung" von einer tödlichen zur mehr oder weniger chronischen Erkrankung durch die zwischenzeitlich entwickelten Behandlungsmethoden hat sich da vieles entspannt. Ich weiß auch gar nicht, ob man überhaupt noch zwingend aufklären und unterschreiben lassen muss. Ich hab jetzt ewig keinen HIV-Test mehr selber abgenommen, aber nach meinen Nadelstichverletzungen hab ich nie was unterschrieben und genauso die Patienten aus denen die Nadel stammte... :-nix

Relaxometrie
20.03.2011, 01:07
Soweit ich das mitbekommen habe war das tatsächlich in den 90ern aufgekommen, nachdem einige HIV-Patienten geklagt hatten, dass sie eigentlich die Diagnose gar nicht hätten wissen wollen.
So etwas ähnliches habe ich als Ursache für die "erforderliche Zustimmung vor HIV-Test" vermutet. War aber zu träge, hieb- und stichfeste Informationen zu suchen :-blush

Ob das Vorgehen sinnvoll ist, ist natürlich eine andere Sache. Wenn sich ein Patient, bei dem das HI-Virus noch nicht nachgewiesen wurde, mit Symptomen in Behandlung begibt, die einen als Arzt auch an HIV denken lassen, sollte man doch davon ausgehen, daß der Patient eine gute Diagnostik machen lassen möchte.

McBeal
20.03.2011, 07:45
Was ich immer (spielt ja in meinem Job ne Rolle ;-) ) viel bekloppter finde, ist, dass in den Mutterpass eingetragen wird, dass ein HIV-Test durchgeführt wurde, das Ergebnis aber nicht (wir haben oft "Risikopatientinnen"). Macht meiner Meinung nach nicht so wirklich Sinn. Der Test auf das HbS-Ag steht selbstverständlich mit Ergebnis drin...

LG
Ally

WalterSobchak
20.03.2011, 10:25
Was ich immer (spielt ja in meinem Job ne Rolle ;-) ) viel bekloppter finde, ist, dass in den Mutterpass eingetragen wird, dass ein HIV-Test durchgeführt wurde, das Ergebnis aber nicht (wir haben oft "Risikopatientinnen"). Macht meiner Meinung nach nicht so wirklich Sinn. Der Test auf das HbS-Ag steht selbstverständlich mit Ergebnis drin...

LG
Ally

Vielleicht liegts daran, dass ein negatives HbS-AG der Mutter ne therapeutische Konsequenz fürs Kind nach sich zieht? :-nix
Möglicherweise werden ja auch nur pos. HIV-Tests eingetragen? :-notify:-nix
Muss jedoch zugeben, noch nie ernsthaft nach dem HIV-Test geguckt zu haben :-blush - haben seltenst mal Mütter (in spe) die zur Risikogruppe gehören...

Rico
20.03.2011, 10:31
Ob das Vorgehen sinnvoll ist, ist natürlich eine andere Sache. Wenn sich ein Patient, bei dem das HI-Virus noch nicht nachgewiesen wurde, mit Symptomen in Behandlung begibt, die einen als Arzt auch an HIV denken lassen, sollte man doch davon ausgehen, daß der Patient eine gute Diagnostik machen lassen möchte.Naja, das war halt ne andere Zeit: Man hatte den Patienten im Falle einer positiven Testung nichts Therapeutisches anzubieten, das einzige, was man der Patient davon hatte war eine Diagnose, die mit massiver sozialer Diskriminierung verbunden war.
Das kann ich also schon verstehen, gerade wenn man weiß wie genau es manche mit der Schweigepflicht nehmen...

Analog dazu kann man heute meiner Meinung nach die Gentests sehen. Das ist ungefähr genauso: Man kann einer 20-jährigen eine Chorea Huntington diagnostizieren wenn ein Elternteil erkrankt und damit endet auch alles, was man für sie außer psychologischer Betreuung machen kann. Da kann man sich auch fragen ob das wirklich alle Betroffenen wissen wollen, deshalb finde ich die Aufklärungspflicht (da ist es ja wirklich eine) da völlig richtig - auch wenn sie angesichts des weiteren Papierkrams manchmal lästig ist.

Übrigens was ich zum Thema HIV und sozialer Diskriminierung noch ganz interessant finde: Beim Blutspenden muss man ja immer noch wie in der Wahlkabine so ein Kärtchen einwerfen auf dem man ankreuzt, ob das Blut für Patienten verwendet werden darf oder nicht.
Das hat seinen Ursprung auch in HIV-positiven, die sich nicht outen wollen. Da oft ganze Vereine regelmäßig zum Blutspenden gehen sind dann Vereinmitglieder mit neu entdeckten Infektionen, die sie aber für sich behalten wollen, in eine Zwickmühle gekommen: Wenn sie plötzlich nicht mehr mit Blutspenden gehen, dann zählen die Vereinsbrüder wahrscheinlich 1 und 1 zusammen, gehen sie aber weiter, dann gefährden sie den Blutempfänger.
Und mit diesen Kärtchen können sie weiter ganz normal spenden gehen und kreuzen dann halt 'nein' an.

Was ich immer (spielt ja in meinem Job ne Rolle ;-) ) viel bekloppter finde, ist, dass in den Mutterpass eingetragen wird, dass ein HIV-Test durchgeführt wurde, das Ergebnis aber nicht (wir haben oft "Risikopatientinnen"). Macht meiner Meinung nach nicht so wirklich Sinn. Der Test auf das HbS-Ag steht selbstverständlich mit Ergebnis drin...Stell Dir mal vor, eine Schwangere verliert ihren Mutterpass mit positivem HIV-Test auf dem Dorf....
Die Hepatitiden sind gesellschaftlich nicht annährend so geächtet wie HIV - auch wenn sie medizinisch ähnlich problematisch sind. Das leigt vermutlich daran, dass es in der breiten Bevölkerung kein Bewußtsein für die unterschiedlichen Formen der "Gelbsucht" gibt. Die Hep A war ja in der Nachkriegszeit fast endemisch - ich würde wetten, dass die meisten Leute auf der Straße auch den Icterus neonatorum zwanglos dem Formenkreis zuschlagen würden.
Von daher hat die Information "Schon gehört? XY hat ne Hepatitis C, das ist ne Art von Gelbsucht" - "Ja und? Ich hatte als Baby auch ne Gelbsucht!" nicht so den einschlagenden Charakter wie "Schon gehört? XY ist HIV positiv!"

Glücklicherweise hat die gesellschaftliche Aktzeptanz von HIV in den letzten Jahren zugenommen, aber so richtig "normalisiert" hat sie sich eben noch nicht - und solange das so ist, denke ich, dass ein gewisser "Schutz" für die Betroffenen durchaus berechtigt ist - auch wenn er medizinisch nicht zwingend geboten ist. :-meinung

Trianna
20.03.2011, 12:02
@ Ally

Interessehalber, was sind denn Risikogruppen? Also die Klassiker? Drogen etc?

Also bei mir wurde ein Test regulär bei der Vorsorge gemacht (da ohne meine explizite Einverständnis und mein Ergebnis bekam ich dann per Telefon á la "Sie haben auch kein HIV" :-notify ^^) und dann wurde mein Einverständnis eingeholt in der Klinik in der ich entbunden habe, das heißt insgesamt 2 Mal. Auf mein Nachfragen hieß es dass dies das normale Procedere sei.. Aber jetzt wundere ich mich doch, ob die mich nicht (fälschlicherweise) in irgendeine Risikogruppe gesteckt haben, weil sie sich irgendwie von Äußerlichkeiten dazu gedrängt gefühlt hatten?!

Rico
20.03.2011, 12:34
Der Test wird in der Schwangerschaft immer gemacht, das ist Standart, aber bei Risikogruppen interessiert einen als Arzt natürlich das Ergebnis - ich glaub das meinte Ally.

Aus der Tatsache, dass bei Dir einer gemacht wurde kannst Du also nicht rückschließen, dass man Dich für eine Risikogruppe hält.

Trianna
20.03.2011, 12:58
Es wurden ja 2 gemacht, einer in der Praxis und dann noch mal einer im Krankenhaus in dem ich entbunden wurde (KS)

McBeal
20.03.2011, 13:08
Der Test wird in der Schwangerschaft immer gemacht, das ist Standart, aber bei Risikogruppen interessiert einen als Arzt natürlich das Ergebnis - ich glaub das meinte Ally.

Aus der Tatsache, dass bei Dir einer gemacht wurde kannst Du also nicht rückschließen, dass man Dich für eine Risikogruppe hält.

Genau so. :-) Wir haben einige Patientinnen mit Hepatitis und Drogenabusus, außerdem ist nahe uns ein Auffanglager, in dem viele Frauen aus Afrika ankommen. Das sind für mich Risikogruppen.

@WalterSobchak: ein positives HbS-Ag-Ergebnis zieht eine Konsequenz nach sich (Simultanimpfung), aber selbstverständlich ist die therapeutische Konsequenz bei pos. HIV-Status noch viel größer (Sectio ca. an 36+0 SSW, antiretrovirale Therapie des Neugeborenen). Deswegen ist das schon sehr wichtig.

@Evil: Klar verstehe ich das mit der Diskriminierung, sehe das auch wie Du. Trotzdem wäre eine andere Lösung praktischer. Und mich stört das eben eher (weil eine Konsequenz folgen würde, die auch frühzeitig begonnen werden muss), als wenn man Patienten um ihre Einverständnis für einen HIV-Test bitten muss (wobei ich zugeben muss, dass ich das bei uns zum Glück bisher erst nach Nadelstichverletzungen bei mir oder jemand anderem aus dem Team musste).

LG
Ally

WalterSobchak
20.03.2011, 13:23
@WalterSobchak: ein positives HbS-Ag-Ergebnis zieht eine Konsequenz nach sich (Simultanimpfung),

Ich Kamel... Logisch ;-)