PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Medizinstudium OHNE Uni ?!



Seiten : [1] 2

p4uL
24.03.2011, 23:11
Ich wollte mal eine Diskussion anregen, ob ein Studium der Medizin ohne universitären Hintergrund möglich und sinnvoll ist. In Kassel, Hessen überlegt man ein solches Projekt am städtischen Klinikum durchzuführen. Es gibt schon einen Fred dazu, allerdings ist dieser vom letzten Jahr und das Thema wurde gerade erst wieder neu in Laokalzeitungen diskutiert. Hier der Artikel von damals:

http://www.hna.de/nachrichten/stadt-kassel/kassel/medizinstudium-soll-kassel-moeglich-werden-670995.html

Kurze Zusammenfassung über den Ablauf des Studiums:
24 Studenten pro Jahr. Vorklinik in England(!). 3 Jahre klinische Ausbildung am Klinikum Kassel. Dann FA-Ausbildung (mit engl. Aprobation??) möglichst in der Region. Private Kosten im Jahr: 12.000€/ Student.

Die Diskussionen in der Region sind schon ziemlich aufgeladen, es gibt viele Kritiker. Ich persönlich (komme aus Kassel) weiss nicht was ich davon halten soll.
Auf der einen Seite sicher gut für die Region, auf der anderen Seite kann ich mir aber nicht vorstellen, wie die Lehre aussehen soll. Ausserdem geht die Chancengleichheit beim Recht auf Bildung bei den hohen Gebühren verloren.

Was sagt ihr dazu?

emergency doc
24.03.2011, 23:30
Hmmm... als ich kann aus dem Artikel irgendwie nicht entnehmen, daß es um Medizinerausbildung ohne Uni geht. Im Gegenteil, es ist von einem Studium an der Uni in Southhampton sowie einer Zusammenarbeit mit der Uni Kassel die Rede.:-nix

fiden
25.03.2011, 07:42
Bin mal gespannt wie lange es noch dauert, bis die erste Kooperation als hss-Alternative zwischen Kliniken und Kfz-Werkstätten auf die Beine gestellt wird...

LotF
25.03.2011, 11:12
naja, die medizinische Hochschule Hannover ist doch prinzipiel genau solch eine Idee ohne Universität dahinter.

Da ist die Idee aus Kassel ja eher nur ein Outsourcing des Universitätsklinikums der Uni Southampton. Ungewöhnlich aber ansich nichts spektakuäres - was soll daran schlimm oder "minderwertig" im Gegensatz zu anderen Hochschulmodellen sein?

p4uL
25.03.2011, 11:27
Hmmm... als ich kann aus dem Artikel irgendwie nicht entnehmen, daß es um Medizinerausbildung ohne Uni geht. Im Gegenteil, es ist von einem Studium an der Uni in Southhampton sowie einer Zusammenarbeit mit der Uni Kassel die Rede.:-nix

erstmal meckern ohne nachdenken.
der titel des threats ist natürlich übertrieben. ganz ohne uni kann es ja garicht funktionieren! medizin war, ist und wird immer ein hochschulstudium sein. es geht mir hier nur um die sache an sich. nämlich, dass sich irgendein maximalversorgerkrankenhaus denkt, es könnte einfach mal studenten ausbilden und damit geld verdienen. man bedenke nurmal was passiert, wenn das zum großen beispiel wird und alle 1000-bettenhäuser in deutschland dem zu folgen versuchen...
ausserdem: kommen im klinischen teil dann die englischen profs eingeflogen, oder muss die uni kassel für alle 20+ fächer die es nunmal gibt einen prof beschäftigen?

LotF
25.03.2011, 11:39
man bedenke nurmal was passiert, wenn das zum großen beispiel wird und alle 1000-bettenhäuser in deutschland dem zu folgen versuchen...

Naja, beschränken wir es mal auf Kliniken der Maximalversorgung, dann haben wir ca. doppelt so viele "Universitätskliniken". Dann muss man natürlich auch noch bedenken, dass es für eine Krankenhausholding nicht unbedingt sinnvoll ist, mehrere Krankenhäuser in einem (Stadt)gebiet als "Universitätsklinikum" zu betreiben. Dementsprechend wären es dann sogar weniger- ob das also wirklich schlimm wäre?

Evil
25.03.2011, 11:40
nämlich, dass sich irgendein maximalversorgerkrankenhaus denkt, es könnte einfach mal studenten ausbilden und damit geld verdienen. man bedenke nurmal was passiert, wenn das zum großen beispiel wird und alle 1000-bettenhäuser in deutschland dem zu folgen versuchen...
So einfach ist das ja nun nicht, denn 1. muß die Approbationsordnung eingehalten werden, und 2. müssen die Absolventen für die Prüfungen von den jeweiligen Landesprüfungsämtern zugelassen werden.
Das wird mit Sicherheit schon noch einige Jahre dauern, bis überhaupt nur ein Präzedenzfall zugelassen wird, an dem sich dann die Auflagen orientieren... die wiederum werden es sicherlich in sich haben.

Chancengleichheit spielt bei Privat-Unis per se keine Rolle, und nichts anderes stellt das ja dar.

Abgesehen davon ist die Anmerkung von emergency doc berechtigt: Du kannst schlecht von meckern reden, wenn sich jemand auf Deinen Threadtitel bezieht ;-)

LotF
25.03.2011, 11:46
So einfach ist das ja nun nicht, denn 1. muß die Approbationsordnung eingehalten werden, und 2. müssen die Absolventen für die Prüfungen von den jeweiligen Landesprüfungsämtern zugelassen werden.

wenn denn ein deutscher Abschluss vergeben wird, das steht dort aber nicht oder?

LasseReinböng
25.03.2011, 12:19
Die Idee der Krankenhausbetreiber, die Studenten durch ein solches Studium später ihren eigenen Kliniken zuführen zu können, halte ich für etwas naiv.

LotF
25.03.2011, 12:47
naja, wenn du von deinem Krankenhaus überzeugt bist, warum sollte man es dann nicht so probieren. Andere Häuser vergeben Stipendien und wollen dann eine Bindung nach Studienabschluss. Das Risiko, dass Leute dann auch nur genau die Zeit dort bleiben ist ja auch relativ hoch.

Solara
25.03.2011, 14:08
naja, wenn du von deinem Krankenhaus überzeugt bist, warum sollte man es dann nicht so probieren. Andere Häuser vergeben Stipendien und wollen dann eine Bindung nach Studienabschluss. Das Risiko, dass Leute dann auch nur genau die Zeit dort bleiben ist ja auch relativ hoch.

der/die TE ist doch schon fertig mit Studieren?!

LotF
25.03.2011, 14:15
es ging doch nur allgemein darum, dass es naiv sei zu denken, dass man so Studenten binden könnte.

"Du von deinem Krankenhaus" war gemeint -> Das Management von seinem Haus, sodass solch eine Idee geboren wird.

LasseReinböng
25.03.2011, 15:58
Andere Häuser vergeben Stipendien und wollen dann eine Bindung nach Studienabschluss. Das Risiko, dass Leute dann auch nur genau die Zeit dort bleiben ist ja auch relativ hoch.

Klar, aber gleich nen Studiengang dafür aus dem Boden stampfen ? Ich weiß nicht, ob die Studiengebühren die Kosten für den Betreiber decken, ich glaubs kaum.

An dem Beispiel sieht man auch, wie gravierend der Ärztemangel anscheinend ist...die Kliniksbetreiber spielen also schon mit dem Gedanken, selber das Problem zu lösen.

gnuff
25.03.2011, 18:00
Zunächstmal, der Threadtitel ist wirklich sehr unglücklich gewählt...

Was ich nicht verstehe, ist wie das funktionieren soll. Man kann ja wohl kaum für € 288.000,-/Jahr eine sinnvolle Lehre aufbauen. Also kommt die Kohle woanders her... und da ist die Frage welche Interessen den ganzen Spass finanzieren...

p4uL
25.03.2011, 23:50
offensichtlich polarisiert der titel genug um eine diskussion anzuregen... :-stud

Solara
26.03.2011, 09:07
Wobei der Titel ja eigentlich falsch ist - ohne Uni würde es doch überhaupt nicht laufen - Southampton ist ja involviert, dt. Approbation gibt es nicht.
Also eigentlich ein Outsourcing einer englischen Uni?

Evil
26.03.2011, 09:26
wenn denn ein deutscher Abschluss vergeben wird, das steht dort aber nicht oder?
Glaubst Du, die entsprechenden englischen Institutionen vergeben einen Abschluß bei einem Studium im Ausland eher? ;-)

LotF
26.03.2011, 09:50
Evil,
ganz ehrlich - ich habe mich mit der med. Ausbildung in England noch nie wirklich beschäftigt. Sicherlich wird es da auch nicht so einfach sein, doch in dem Artikel heißt es ja, dass die Gespräche schon vorangeschritten sind. Da gehe ich mal davon aus, dass ein Lösungskonzept bereit liegt.

Evil
26.03.2011, 14:41
Dem würde ich nicht allzuviel Bedeutung beimessen, die Gespräche zur Abschaffung der Sommerzeitumstellung waren auch schon oft sehr weit vorangeschritten.
Das englische System unterscheidet sich recht stark vom deutschen (zumindest war das noch vor 7 Jahren so, als ich PJ in Irland gemacht hab, die auch das englische System haben), und da frage ich mich, warum englische Prüfungsämter sich den Aufwand antun sollen, die ganzen im Ausland erworbenen Scheine zu überprüfen und anzuerkennen?

Selbst wenn das in Kassel klappen sollte, sind doch die Bedingungen in anderen 1000-Betten-Häusern wieder anders, d.h. da geht der ganze Aufwand dann von vorne los. Von daher glaube ich nicht, daß demnächst jeder große Maximalversorger seine eigene medizinische Fakultät aufmacht.

Kackbratze
26.03.2011, 23:01
Von daher glaube ich nicht, daß demnächst jeder große Maximalversorger seine eigene medizinische Fakultät aufmacht.

Spätestens wenn nach 12000€ pro Semester am Ende "nur" ein Medizinerabschluss rausspringt, der nicht überall anerkannt wird, können die Maximalversorger die gesamte Schose wieder einstampfen, weil man für ein paar Euro mehr sich gleich die Approbationsurkunde fälschen lassen kann. :-? :-oopss