Christian
01.04.2011, 07:43
Der folgende Artikel war der diesjährige Aprilscherz auf der Seite von MEDI-LEARNVerdopplung der Studienplätze für Medizin geplant
Regierung stellt Pläne zur Bekämpfung des Ärztemangels vor
Angesichts des drohenden Bewerberansturms aufgrund der Doppeljahrgänge bei den Abiturienten sowie durch den Wegfall von Wehr- und Zivildienst soll heute vom Gesundheitsministerium ein Aktionsplan vorgestellt werden, der vorsieht, die Studienplätze für Medizin innerhalb der nächsten fünf Jahre zu verdoppeln. Aufgrund der angespannten Haushaltslage wolle man den Zuwachs der Studienplätze für die öffentlichen Kassen weitgehend kostenneutral darstellen. Eine Finanzierung sei aus dem System selbst vorgesehen.
„Der Ärztemangel ist mittelfristig nur durch die deutliche Erhöhung der Studienplätze bekämpfbar“, so der Gesundheitsexperte Karl Leubricht (CDU). Das Bundesministerium für Gesundheit und Soziales will genau diesen Hebel nun in einem umfangreichen Paket angehen. Das Konzept soll heute im Laufe des Nachmittags in Berlin der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Die beiden Säulen des Paketes sind zum einen Einführung eines zusätzlichen Zulassungstermins zum Ende des Wintersemesters 2011/12 und zum anderen die Erweiterung des Studiums um sogenannte Praxissemester (PS).
Einführung eines weiteren Zulassungstermins
Durch eine weitere Immatrikulation können in den Semesterferien zusätzlich zugelassene Studierende die Kurse des 1. Fachsemesters absolvieren. Diese werden also bis zum Ende ihres Studiums versetzt zu den übrigen Studenten studieren.
"Es ist unmöglich, zusätzliche Kapazitäten in der erforderlichen Größenordnung zusätzlich zum regulären Lehrbetrieb zu schaffen," begründete Leubricht den außergewöhnlichen Lösungsansatz. "So viele qualifizierte Lehrbefugte kann man so kurzfristig nicht finden - von den Kosten wollen wir da noch gar nicht reden."
Professoren müssen länger unterrichten
Besonders attraktiv an diesem Konzept: die Hochschulen benötigen weder mehr Lehrpersonal noch größere Räumlichkeiten, da lediglich die bislang "brach liegenden" Kapazitäten während der Semesterferien genutzt werden.
Man sei sich bewusst, so Leubricht, dass dies eine zusätzliche Belastung für die Hochschullehrer darstellt, zur Bewältigung des Bewerberansturms und des drohenden Ärztemangels sei jedoch eine große Kraftanstrengung von Nöten und gerade die Professoren als Elite des Landes seien hier besonders in der Pflicht. Die Professoren werden das ganze Jahr bezahlt, würden aber nur das halbe Jahr unterrichten - ein Luxus, den man sich angesichts der aktuellen Situation nicht mehr leisten könne. Um die zusätzliche Arbeit in den Semesterferien auf mehr Schultern zu verteilen, sollen falls erforderlich altersbedingte Emeritierungen vorrübergehend ausgesetzt werden.
Einführung von Praxissemestern
Die zweite Säule des Konzeptes wird entsprechend der Approbationsordnung die Praxisabschnitte im Studium deutlich erhöhen: Zwei theoretischen Semestern an den Unistandorten folgt ein Praxissemester, ähnlich dem jetzigen PJ, in einem Lehrkrankenhaus.
Während dieser Praxissemester (PS) werden die Medizinstudenten zur Unterstützung der Ärzte im Krankenhaus eingesetzt und sollen diese z.B. in der Bewältigung der bürokratischen Aufgaben entlasten. Während der Praxissemester stehen die Studienplätze an den jeweiligen Universitäten zur Verfügung, so dass unter dem Strich noch einmal mehr Studenten ausgebildet werden können. Die Kosten für das Rotationssystem und den neuen Immatrikulationstermin sollen durch die während der Praxissemester durchgeführten Hilfsarbeiten refinanziert werden. Man erwarte Einnahmen im zweistelligen Milliardenbereich, die zum Ausbau der medizinischen Fakultäten genutzt werden sollen, erfuhr MEDI-LEARN von einem Vertreter des Fakultätentages.
Studenten werden in bis zu 10 Städten ausgebildet
Wermutstropfen der geplanten Veränderung: Für die Medizinstudenten ständen ab der Einführung regelmäßige Umzüge an. Ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums sagte hierzu „jeder müsse seinen Anteil an der Reform tragen, auch die Studenten“.
In Fachkreisen geht man davon aus, dass durch die Rotation ein Medizinstudent während seines Studiums in ca. 10 Städten ausgebildet wird. Der Vorteil der Rotation sei der breite Praxiseinsatz während des Studiums in den verschiedenen Regionen Deutschlands, die so jeder zukünftige Arzt kennenlerne würde.
Ob das Studium durch die Rotation um zwei bzw. drei Semester verlängert werden müsse, würde noch geprüft. Man plane einen entsprechenden Stresstest durchzuführen.
Zustimmung sicher - Gefahr von rechtlicher Seite
Der Aktionsplan soll im Eilverfahren durch den Bundestag beschlossen werden, sodass die Umsetzung zum kommenden Wintersemester bzw. den darauf folgenden Semesterferien erfolgen kann.
Da die Hochschulpolitik im Zuständigkeitsbereich der Länder liegt, ist die Zustimmung des Bundesrats ebenfalls erforderlich, diese gilt jedoch als sicher, da die Länder in der Pflicht stehen, die flächendeckende Versorgung mit Ärzten sicherzustellen.
Gefahr droht dem Projekt noch von unerwarteter Seite: Seit Jahren überziehen abgewiesene Studienbewerber die Universitäten mit sogenannten "Kapazitätsklagen" in denen sie den Hochschulen vorwerfen, über mehr Studienplätze zu verfügen als vergeben wurden. Sollte das oben beschriebene Modell erfolgreich sein, so ist damit zu rechnen, dass nach Ablauf der Befristung zahlreiche Klagen auf eine Zulassung zu einem Studium in den Semesterferien eingehen werden. "Das wäre für unsere Klienten ein Glücksfall," meint Torsten Langekamp, Fachanwalt für Hochschulrecht und Spezialist für Kapazitätsklagen, "denn die Politik würde damit für uns den Präzedenzfall schaffen, dass die Universitäten tatsächlich in der Lage sind doppelt soviele Studierende auszubilden als bisher."
Im Bundesgesundheitsministerium sieht man die Sache gelassen: "Bis dahin kann man eine entsprechende Gesetzeslage schaffen, die genau das verhindert," meint Karl Leubricht. Priorität habe zunächst, die jungen Menschen an die Universitäten zu bringen.
Eure Meinung
Wir sind an eurer Meinung interessiert: Welche Auswirkung hat die Reform auf den Studienablauf? Welche Probleme könnten bei der Umsetzung auftauchen? Welche Vorteile seht ihr für euch durch die Rotation? Wie würde eurer Meinung nach ein PS in der Praxis ablaufen?
Regierung stellt Pläne zur Bekämpfung des Ärztemangels vor
Angesichts des drohenden Bewerberansturms aufgrund der Doppeljahrgänge bei den Abiturienten sowie durch den Wegfall von Wehr- und Zivildienst soll heute vom Gesundheitsministerium ein Aktionsplan vorgestellt werden, der vorsieht, die Studienplätze für Medizin innerhalb der nächsten fünf Jahre zu verdoppeln. Aufgrund der angespannten Haushaltslage wolle man den Zuwachs der Studienplätze für die öffentlichen Kassen weitgehend kostenneutral darstellen. Eine Finanzierung sei aus dem System selbst vorgesehen.
„Der Ärztemangel ist mittelfristig nur durch die deutliche Erhöhung der Studienplätze bekämpfbar“, so der Gesundheitsexperte Karl Leubricht (CDU). Das Bundesministerium für Gesundheit und Soziales will genau diesen Hebel nun in einem umfangreichen Paket angehen. Das Konzept soll heute im Laufe des Nachmittags in Berlin der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Die beiden Säulen des Paketes sind zum einen Einführung eines zusätzlichen Zulassungstermins zum Ende des Wintersemesters 2011/12 und zum anderen die Erweiterung des Studiums um sogenannte Praxissemester (PS).
Einführung eines weiteren Zulassungstermins
Durch eine weitere Immatrikulation können in den Semesterferien zusätzlich zugelassene Studierende die Kurse des 1. Fachsemesters absolvieren. Diese werden also bis zum Ende ihres Studiums versetzt zu den übrigen Studenten studieren.
"Es ist unmöglich, zusätzliche Kapazitäten in der erforderlichen Größenordnung zusätzlich zum regulären Lehrbetrieb zu schaffen," begründete Leubricht den außergewöhnlichen Lösungsansatz. "So viele qualifizierte Lehrbefugte kann man so kurzfristig nicht finden - von den Kosten wollen wir da noch gar nicht reden."
Professoren müssen länger unterrichten
Besonders attraktiv an diesem Konzept: die Hochschulen benötigen weder mehr Lehrpersonal noch größere Räumlichkeiten, da lediglich die bislang "brach liegenden" Kapazitäten während der Semesterferien genutzt werden.
Man sei sich bewusst, so Leubricht, dass dies eine zusätzliche Belastung für die Hochschullehrer darstellt, zur Bewältigung des Bewerberansturms und des drohenden Ärztemangels sei jedoch eine große Kraftanstrengung von Nöten und gerade die Professoren als Elite des Landes seien hier besonders in der Pflicht. Die Professoren werden das ganze Jahr bezahlt, würden aber nur das halbe Jahr unterrichten - ein Luxus, den man sich angesichts der aktuellen Situation nicht mehr leisten könne. Um die zusätzliche Arbeit in den Semesterferien auf mehr Schultern zu verteilen, sollen falls erforderlich altersbedingte Emeritierungen vorrübergehend ausgesetzt werden.
Einführung von Praxissemestern
Die zweite Säule des Konzeptes wird entsprechend der Approbationsordnung die Praxisabschnitte im Studium deutlich erhöhen: Zwei theoretischen Semestern an den Unistandorten folgt ein Praxissemester, ähnlich dem jetzigen PJ, in einem Lehrkrankenhaus.
Während dieser Praxissemester (PS) werden die Medizinstudenten zur Unterstützung der Ärzte im Krankenhaus eingesetzt und sollen diese z.B. in der Bewältigung der bürokratischen Aufgaben entlasten. Während der Praxissemester stehen die Studienplätze an den jeweiligen Universitäten zur Verfügung, so dass unter dem Strich noch einmal mehr Studenten ausgebildet werden können. Die Kosten für das Rotationssystem und den neuen Immatrikulationstermin sollen durch die während der Praxissemester durchgeführten Hilfsarbeiten refinanziert werden. Man erwarte Einnahmen im zweistelligen Milliardenbereich, die zum Ausbau der medizinischen Fakultäten genutzt werden sollen, erfuhr MEDI-LEARN von einem Vertreter des Fakultätentages.
Studenten werden in bis zu 10 Städten ausgebildet
Wermutstropfen der geplanten Veränderung: Für die Medizinstudenten ständen ab der Einführung regelmäßige Umzüge an. Ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums sagte hierzu „jeder müsse seinen Anteil an der Reform tragen, auch die Studenten“.
In Fachkreisen geht man davon aus, dass durch die Rotation ein Medizinstudent während seines Studiums in ca. 10 Städten ausgebildet wird. Der Vorteil der Rotation sei der breite Praxiseinsatz während des Studiums in den verschiedenen Regionen Deutschlands, die so jeder zukünftige Arzt kennenlerne würde.
Ob das Studium durch die Rotation um zwei bzw. drei Semester verlängert werden müsse, würde noch geprüft. Man plane einen entsprechenden Stresstest durchzuführen.
Zustimmung sicher - Gefahr von rechtlicher Seite
Der Aktionsplan soll im Eilverfahren durch den Bundestag beschlossen werden, sodass die Umsetzung zum kommenden Wintersemester bzw. den darauf folgenden Semesterferien erfolgen kann.
Da die Hochschulpolitik im Zuständigkeitsbereich der Länder liegt, ist die Zustimmung des Bundesrats ebenfalls erforderlich, diese gilt jedoch als sicher, da die Länder in der Pflicht stehen, die flächendeckende Versorgung mit Ärzten sicherzustellen.
Gefahr droht dem Projekt noch von unerwarteter Seite: Seit Jahren überziehen abgewiesene Studienbewerber die Universitäten mit sogenannten "Kapazitätsklagen" in denen sie den Hochschulen vorwerfen, über mehr Studienplätze zu verfügen als vergeben wurden. Sollte das oben beschriebene Modell erfolgreich sein, so ist damit zu rechnen, dass nach Ablauf der Befristung zahlreiche Klagen auf eine Zulassung zu einem Studium in den Semesterferien eingehen werden. "Das wäre für unsere Klienten ein Glücksfall," meint Torsten Langekamp, Fachanwalt für Hochschulrecht und Spezialist für Kapazitätsklagen, "denn die Politik würde damit für uns den Präzedenzfall schaffen, dass die Universitäten tatsächlich in der Lage sind doppelt soviele Studierende auszubilden als bisher."
Im Bundesgesundheitsministerium sieht man die Sache gelassen: "Bis dahin kann man eine entsprechende Gesetzeslage schaffen, die genau das verhindert," meint Karl Leubricht. Priorität habe zunächst, die jungen Menschen an die Universitäten zu bringen.
Eure Meinung
Wir sind an eurer Meinung interessiert: Welche Auswirkung hat die Reform auf den Studienablauf? Welche Probleme könnten bei der Umsetzung auftauchen? Welche Vorteile seht ihr für euch durch die Rotation? Wie würde eurer Meinung nach ein PS in der Praxis ablaufen?