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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Elektrophysiologie bei Molekularbiologie-Prof?



ledoell
12.04.2011, 11:43
heyho,

ich bin seit einigen Monaten dabei, diverse Möglichkeiten für meine Dissertation auszuloten. Ich will dabei im Bereich der Neurophysiologie/Neurobiochemie arbeiten und zwar mit elektrophysiologischen Methoden.

Momentan stehe ich in Kontakt zu einem Prof aus der Biochemie, der an passenden Themen arbeitet, allerdings ist er von seiner Ausbildung her halt Molekularbiologe (und nicht Elektrophysiologe) und macht selbst auch keine elektrophysiologischen Experimente. Es gibt im Institut im Moment auch nur einen Postdoc, die auf dem Gebiet arbeitet und die hat wohl noch nicht sooo arg viel Erfahrung (macht aber schon selbstständig Versuche).

Ich bin daher momentan etwas unschlüssig, ob ich mich auf die Sache einlassen soll, der Prof meinte halt er müsste mal demnächst noch mit der Postdoc sprechen, ob sie das Ganze für realistisch hält und ob sie mich ausreichend betreuen könnte etc...ich hab halt etwas Bedenken, dass ich da recht schnell recht alleine dastehen könnte, wenn was mal nicht klappt (wenn der Prof selbst keine direkte Erfahrung mit der Methodik hat)...

hat jemand evtl. Erfahrungen mit einer solchen Situation (Diss mit einer Methodik, die der Doktorvater selbst nicht anwendet)?

danke und viele Grüße

ledoell

fangzahn
16.04.2011, 11:31
Hallo, ich arbeite auch an einer Dr arbeit in der Neuro-Elektrophysiologie.

Ob es realistisch ist hängt davon ab, wie weit das Labor vorbereitet ist (ob das Setup steht oder leicht bestellt werden kann und ob die Methodik so sitzt, dass sie zuverlässig funktioniert), wieviel Ahnung der PostDoc hat und ob du eine leichtere (juxtacellulär oder LFPs) oder schwerere Methode wie Patch clamp machen wirst und an welchem Material (Zellen/Schnitte/lebende Tiere). Du musst ja die Daten nicht nur sammeln, sondern musst dich auch mit den Programmen und der Statistik auskennen, um die Kurven auszuwerten und auch die Daten richtig interpretieren. Technische und physikalische Auffassungsgabe solltest du auch mitbringen.

Wenn die PostDoc selbst wenig Erfahrung hat und im ganzen Institut (!) die einzige ist, kann ich dir nur vehement davon abraten, vor allem wenn du ernsthafte Ergebnisse produzieren möchtest. Meine Gruppe hat zwar sehr viel Ahnung von Ephys aber ich hatte zeitweise hier auch an einem Thema gearbeitet, von dem niemand sich richtig auskannte und das bedeutet man friemelt länger rum als nötig, muss sich vielelicht noch nach dem Chef richten obwohl er auch mal daneben liegt und wird von anderen Labors überholt, die mehr Erfahrung und Leute auf dem Gebiet haben. Man bleibt Diletant und weiss nicht, ob man die ganze Zeit nur Käse fabriziert. Du bekommst also vielleicht Deine Drarbeit fertig aber keine vernünftige Veröffentlichung. Ausserdem kann es sein, dass der Chef dein Thema abschiesst, weil er dann doch kein Interesse daran hat, so wie es bei mir (zum Glück muss ich sagen) war.

Persönlich würde ich sowieso, wenn ich mich für Ephys interessiere, an ein Labor gehen, das richtig Erfahrung darin hat und die Methoden erfolgreich anwendet, denn man sollte gerade als Anfänger irgendwo hingehen wo man viel lernen kann und vor allem die Maethoden gleich richtig lernen. Ausserdem bringt es dir mehr, wenn viele in der Gruppe daran arbeiten, so dass du dich mit denen kurz schliessen kannst und von deren Erfahrung und aktuellen Problemen profitieren kannst. Wenn du in Mainz nichts findest, in Frankfurt gibt es das MPI für Hirnforschung.

Wenn Du bei Deinem Prof bleiben willst, dann gehe wenigstens gastweise in ein Labor, das sich gut in der Ephys auskennt, so dass du da die Methoden erlernen kannst. Vielelicht weiss der Postdoc was. Eventuell ist ja auch eine Kooperation drin, so dass du an zwei laboren arbeitest und für die Elektrophysiologie einen gesonderten Ansprechpartner hast. Nur mit einer Kooperation würde ich die Sache ernsthaft in Erwägung ziehen.

Viel Erfolg

ledoell
24.04.2011, 15:23
hey,

danke für die ausführliche antwort, hat mir auf jeden fall weitergeholfen.

Ich war zwischenzeitlich mal im labor und hab mir das setup angeschaut, ist halt schon ne eher knifflige sache (patch-clamp) und die doktorandin, die dran arbeitet, ist auch z.T. noch am rumprobieren und macht das ganze sowieso nur als nebenprojekt....recht prekäre verhältnisse also. Allerdings will der chef scheinbar schon seit längerem nen ausgebildeten elektrophysiologen einkaufen, nur gibts wohl keine momentan ;)....aber das ist jedenfalls tendenziell alles relativ riskant, von daher werd ich das wohl bleiben lassen und stattdessen nochmal bei den jungs in der physiologie anfragen...dort hab ich -vielleicht etwas vorschnell- abgesagt, weil ich nicht wusste, ob ich das mit den mäusen hinbekommen würde (handelt sich halt auch noch um frisch geborene exemplare)....aber die versuchstier-problematik hat man in der e-phys ja immer....

eventuell wird die ganze sache aber auch einfach noch 1-2 semester vertagt, nachdem ich ja sowieso n freisemester brauche, drängt die zeit ja auch nicht...

das mit dem MPI ist ja eigentlich ne gute idee, da hatte ich auch mal dran gedacht....aber nehmen die so "unbedarfte mediziner" überhaupt? Dachte eigentlich da muss man schon naturwissenschaftler sein (?)....

gruß

ledoell

fangzahn
25.04.2011, 06:42
ich meine sowas gehört zu haben. Hängt bestimmt vom jeweiligen Leiter ab, Einfach mal bei einer Gruppe, die dich interessiert bewerben. Zum Teil können Dich da allerdings noch Versuchstiere ganz anderer Art erwarten - aber das kann man ja vorher abklären. Auch die Dauer und Erfolgsaussicht des Projektes würde ich abklären, denn die interessanten Dinge sind meist auch riskanter.

Schöne Ostern noch