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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Chirurgisches "Fremdjahr" in Deutschland?!



lullaby
17.04.2011, 17:12
Guten Abend!

Ich bin zwar noch im letzten PJ-Tertial, aber so langsam wird die Frage, wo ich nach dem Examen hingehe in meinem Hinterkopf immer lauter.
Für eine Fachrichtung hab ich mich schon mehr oder weniger entschieden und werde wahrscheinlich Dermatologie machen und mich damit hoffentlich irgendwann mal niederlassen.
Dann hab mir aber der chirurgische Teil im PJ so viel Spaß gemacht, dass ich überlege nach dem Examen erst mal ein Fremdjahr in der Allgemein- und Viszeralchirurgie zu machen. Ich hab mein Tertial in der Schweiz gemacht und dort ist es für viele Assistenzärzte völlig normal in der Facharztausbildung ein "Fremdjahr" zu machen. Angehende Internisten machen dann Chirurgie und umgekehrt. Fand ich dort sehr sinnvoll, weil es den Horizont deutlich erweitert und man ein kleines bisschen weniger zum völligen Fachidioten seines Gebietes wird.
Da ich aber aus persönlichen Gründen nicht ein komplettes Jahr in die Schweiz gehen will, muss ich das ganze irgendwie in Deutschland machen, wo man von dem Konzept eher weniger weiß.
So, nach der ganzen Vorrede kommt jetzt die konkrete Frage: Denkt ihr, dass sich sowas lohnen würde, oder dass ich lieber direkt mit der Derma-Facharztausbildung anfangen sollte? Darf man denn im ersten WBJ in der Chirurgie überhaupt mehr machen als Stationsarbeit und Ambulanz? Denn wenn das für das erste Jahr hauptsächlich im Vordergrund steht, dann kann ich mir das sparen. Ich möchte auch in der Derma später mal chirurgisch tätig sein und da wäre etwas zusätzliche chirurgische Erfahrung nicht schlecht. Anerkannt wird das ganze für Derma definitiv nicht. Aber solange ich etwas lerne steht die Anerkennung für mich eher im Hintergrund.
Was meint ihr? Könnte so ein Fremdjahr weiterbringen oder denkt ihr das Jahr wäre da eher Zeitverschwendung?
Vielen Dank!

Lullaby

Feuerblick
17.04.2011, 17:20
Zeitverschwendung ist ein Blick über den Tellerrand nie - das kann ich aus eigener Erfahrung sagen. Auch wenn in meinem Fall keine Anrechnung auf meine spätere Facharztausbildung möglich war.
Ob du allerdings im ersten Jahr mehr als Ambulanz und Station machst und aus was das "Mehr" besteht, hängt immer von dem Haus ab, in dem du dieses Jahr verbringst. Ein bißchen operative Erfahrung ist aber garantiert drin. Bei mir waren es Abszess-Spaltungen, Metallentfernungen und ähnlicher Kleinkram - wobei ich mich aber um Operationen auch lieber gedrückt als gerissen habe... :-D

p4uL
20.04.2011, 20:25
ob ein jahr chirurgie in deutschland soviel spass macht wie unterassistent in der schweiz zu sein, wage ich stark zu bezweifeln.

wo warst du denn in der schweiz?

lullaby
21.04.2011, 12:56
Ich war in Rheinfelden, nahe Basel.
War ein kleines Haus wo Allgemein- und Unfallchirurgie bunt gemischt waren und noch ein paar Belegärzte (Ortho, Uro) operiert haben. So eine breite Basis werde ich hier in Deutschland bestimmt nicht bekommen, aber das ist auch nicht so schlimm. Und komischerweise wollten die meisten Assis auf der Chirurgie in Rheinfelden nicht Chirurg werden später und hatten nur ihr "Fremdjahr". Die haben zwar alle nähen gelernt im OP aber viel mehr war nicht drin. Nur Eine, die dann um ein Jahr verlängert hat durfte dann am Ende vom ersten Jahr mal eine Lap-Galle machen und ein paar Schnitte bei einer Leistenhernie. Unter den Oberärzten war die Meinung verbreitet, dass es ja wenig Sinn macht, den Leuten im OP viel beizubringen, wenn sie eh nicht Chirurgie machen wollen und nach einem Jahr wieder weg sind. Das kann ich zwar gut nachvollziehen, aber finde es trotzdem schade...

John Silver
26.04.2011, 23:33
Es gibt schon mittlerweile chirurgische Häuser in D, in denen auch absolute Anfänger recht viel operieren dürfen, das sehe ich bei uns jeden Tag - aber zumindest bei uns würde sich der Chef nicht gerade darum reißen, einen Anfänger zu fördern, der dann spätestens nach einem Jahr abhauen will.

Wenn Du wirklich eine chirurgische Stelle nur für ein Jahr haben willst, und dabei mehr als nur Station und ZNA von innen sehen möchtest, dann sind die kleinen Häuser für Dich eher die erste Wahl, denke ich. Da Du Derma machen möchtest, ist es evtl. nicht verkehrt, danach zu schauen, dass das Haus einen Schwerpunkt in Proktologie hat, weil das einem in Derma sicher weiterhilft.