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John Mason
25.04.2011, 16:11
Famulatur - Institut für Anästhesie (http://www.mkk-nrw.de/klinikum-minden/fachabteilungen-und-institute/anaesthesie.html)

1.Allgemeine Daten zur Klinik
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Johannes Wesling Klinikum Minden
Hans-Nolte-Straße 1
32429 Minden

beworben habe ich mich bei:
CA Anästhesie
Prof. Dr. Bernd Bachmann-Mennenga

Internetadresse:
http://www.mkk-nrw.de/klinikum-minden.html

Das Klinikum Minden ist 2008 eröffnet worden und ersetzt das "Alte Haus" in der Innenstadt Mindens.
Es ist Klinikum der Maximalversorgung und überregionalen Spitzenversorgung mit 864 Betten.
Es wird auf Grund der Neurochirurgie auch oft angeflogen.
Das Haus hat 17 OPs inkl. Kreissäale + diverse Eingriffsräume.



2. Betreuung und Arbeitsklima
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Ich habe mich sehr kurzfristig direkt nach dem Physikum beworben und vorher kurz im Sekretariat angerufen. Bewerbung per Mail inkl. tabellarischem Lebenslauf und Anschreiben.
Ich erhielt in kürzester Zeit eine Antwort mit Zusage. (ich habe im Haus 2 Jahre zuvor 3 Monate Pflegepraktikum gemacht)

Die Organisation hat mir sehr gut gefallen.
Am ersten Tag wandert man zwar die verschiedenen Stationen der Bürokratie ab was durchaus 2-4h dauern kann.
Nachdem man 40€ Pfand für Arbeitskleidung und Transponder bezahlt hat bekommt man auch eine Essenskarte mit der man in der Kantine täglich eine kostenlose Mahlzeit bekommen.
Ich habe aus Zeitgründen aber nur 2x in der ganzen Famulatur dort gegessen da man sich aus dem OP wieder hätte ausschleusen müssen und die Zeit oft einfach nicht reicht. (Kann aber einfach daran liegen, dass ich kein Kantinenmensch bin)

Im Sekretariat erhielt ich eine Mappe mit Info-Unterlagen zu meinen Tätigkeiten und mir wurde eine Ärztin zugeteilt mit der meinen Monat verbringe.
Es ist wirklich sehr gut organisiert und man hat einen festen Ansprechpartner.
Ist die Kollegin mal im Frei sucht man sich einfach jemand anderes. Das Kollegium ist breit gestreut und ich habe bei allen nur sehr gute Erfahrung gemacht.


3. Praktische Tätigkeiten / Aufgaben / Tagesablauf
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Der Tag beginnt um 07:30 mit der Dienstbesprechung im Kernbereich 6,
dort finden sich alle Kollegen zusammen und es wird das Tagesgeschehen besprochen.
- Wer macht die Kathetherrunden, wer ist in der Einleitung, wer in welchem Saal, wo wird es Probleme geben, wo müssen noch Leute prämediziert werden, etc.
- Dienstschluss ist für gewöhnlich um 16:00 für Famulaten,
da aber viele OPs oft in den Dienst reingehen war ich selten vor 17 Uhr draußen.

Zu den Aufgaben gehören natürlich die Narkoseführung, hier muss man sagen, dass im Klinikum ausschließlich TIVAs gefahren werden. Ich habe 2x eine Einleitung mit Sevo gemacht weil es Kinder waren, ansonsten wird wirklich ausnahmslos TIVA genutzt.
In der zentralen Einleitung lernt man Viggos legen und intubieren, ich muss aber sagen, dass ich in 3 Wochen deutlich mehr intubiert habe als Vigos gelegt.
Sitzt man für längere OPs im Saal wurde ich oft auch wieder in die Einleitung geschickt mit den Worten "hier passiert gerade nichts, such dir mal eine Einleitung zum Intubieren"
Nachdem man sich mehrere Tage eingearbeitet hat und zeigen durfte was man schon kann oder gelernt hat durfte ich sogar eine Einleitung selber führen und meine Ärztin assistierte mir.
- Präoxygenieren
- Relaxieren
- Intubieren
- Dosierungen festlegen
- Dokumentieren

Man arbeite hinterher oft selbstständig (unter Aufsicht), was mir wirklich sehr gut gefallen hat. Auch die Oberärzte nehmen sich Zeit einem etwas zu erklären und ich wurde in dem ganzen Monat nicht einmal abgewiesen.

Nach 3 Wochen OP bat ich darum meinte letzte Woche auf der I13 (Chirurgische Intensiv) zu verbringen was kein Problem war.
Hier sind die praktischen Tätigkeiten sehr beschränkt und man sollte schon etwas weiter sein, ich habe aber trotz der Tatsache, dass ich erst im 6. war, viel gelernt und auch viele sehr ernste Gespräche mit Angehörigen mitgemacht.

NEF fahren war bei mir möglich,
ich kann nicht sagen ob einen jeder Arzt mit nimmt, das ist sicherlich vom Arzt abhängig.
Arbeitskleidung habe ich mir von einer Kollegin geliehen,
in jedem Fall selber mit zubringen sind vernünftige Einsatzschuhe!
(Ich hatte z.b. Haix P9 Desert)


Drumherum
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Zu Wohnmöglichkeiten kann ich wenig Angaben machen da ich Mindener bin und mit dem Fahrrad zur Arbeit gefahren bin.
Da aber viele Kollegen aus Hannover kommen ist für den ein oder anderen vielleicht eine Fahrgemeinschaft möglich.


Fazit
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Ich war absolut begeistert und werde wahrscheinlich eine zweite Famulatur dort machen. Da ich nicht völlig unvorbereitet sein wollte und die Anästhesie schon immer mein Interessengebiet war habe ich vorher 2x den kleinen Striebel (http://www.amazon.de/An%C3%A4sthesie--Intensivmedizin-Notfallmedizin-Studium-Ausbildung/dp/379452635X/ref=sr_1_2?ie=UTF8&qid=1303743477&sr=8-2) gelesen.
Ich würde wirklich jedem empfehlen sich vorzubereiten, wer nicht ein Fachbuch in die Hand nehmen will sollte wenigstens nochmal das Physiologiebuch in die Hand nehmen und sich mit den Normalwerten auseinandersetzen. Vorallem:
- Atmung (Frequenz, Atemzugvolumen, etc)
- BGAs
- Herz-Kreislauf

Auch wer primär nicht unbedingt Anästhesist werden will kann dort gut famulieren, Intubieren ist eine wichtige Fähigkeit die jeder mal gemacht haben sollte.
Außerdem verbringt man viel Zeit im OP und ich habe auch in anderen Fachrichtungen sehr viel gelernt,
ich habe von anderen Fachrichtungen sehr viel vermittelt bekommen und die Ärzte freuen sich sehr wenn sie dem Famulanten der Anästhesie auch noch was über die anderen Fachrichtungen beibringen können. Mehrmals wurde ich direkt mit "Kommen Sie doch auch mal zu uns in die Urologie/Neurochirurgie/etc" eingeladen.
Man kommt wirklich gut rum, egal ob Kreissaal, Neurochirurgie, ambulante MKG-OPs oder Urologie, etc.
Ein prima Einsteig in andere Famulaturen. :-dafür