PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Welche chirurgischen Fächer sind am "stressärmsten"?



Seiten : [1] 2

SarahT.
25.04.2011, 21:17
Mir ist schon klar, dass chirurgische Fächer sehr anstregend sind. Andererseits will ich unbedingt später chirurgisch tätig sein. Gerade war ich im Urlaub und da musste ich schon oft daran denken, wie wichtig es mir auch ist, mein Leben genießen zu können und was mit Freunden zu unternehmen. Mir ist mittlerweile fast egal, ob ich Gefäßchirurgie oder Neurochirurgie machen werde. Mir geht's um die chirurgische Tätigkeit, mir macht da alles Spaß.

In welchen chirurgischen Fächern ist es eurer Erfahrung nach am wenigsten stressig? D.h. wo gibt's eine hohe Anzahl elektiver Eingriffe, wenige Notfälle, wo ist die Arbeitsbelastung am niedrigsten, hat man die meisten Möglichkeiten, es sich "schön zu machen" (auch wenn's natürlich auch von der jeweiligen Klinik abhängt).

Insbesondere interessieren mich neuerdings Gefäßchirurgie und auch Neurochirurgie.

Kackbratze
25.04.2011, 22:11
Chirurgische Fächer ohne Stress?

Rechtsmedizin und Patho.
Alle anderen Fächer haben ihre speziellen Notfälle, denen die Tageszeit egal ist.

Wenn die entsprechende Klinik, bzw. das Haut indem Du vielleicht arbeitest, gut organisiert ist, kannst Du vielleicht pünktlich nach Hause gehen und schon in der Woche am späten Nachmittag etwas unternehmen.
Ansonsten gilt, dass man (Achtung: Spoiler) an freien Wochenenden machen kann, was man will. Da hat die Klinik und das gewählte Fach keinen Einfluss drauf! :-top

SarahT.
25.04.2011, 22:21
Aber meinst Du nicht, dass Unfallchirurgie irgendwie heftiger ist als Thoraxchirurgie?

Kackbratze
25.04.2011, 23:20
Warum?
Nur weil das Spektrum anders ist?

Isolierte Thoraxtraumata werden in der TCH versorgt. Da ist die Nacht genauso im Eimer wie bei den Unfallchirurgen.
Oder ein Spontanpneu, Pleuraempyem, etc.

Bei den Unfallchirurgen ist vielleicht das Tagesgeschäft "anstrengender" mit KoPlaWu und Knöchel verstaucht, dafür dürfen Thoraxchirurgen mehr graue Haare bekommen, wenn es im Elektivbereich aus einer Lungenvene blutet oder die Lunge einfach nicht aufhören will zu fisteln oder wenn einfach die Indikation für den Eingriff nicht gut ist, weil die Lungenfunktion zu schlecht ist.

Das Spektrum ist anders, der Stress projeziert sich auf andere Bereiche, aber es bleibt am Ende immernoch aufwendig und IMHO vom Gesamtstressniveau gleich.

Rico
25.04.2011, 23:30
Das Stressniveau legt man eher durch die Wahl des Hauses fest als durch die Fachrichtung: Bei nem Maximalversorger ist in der Gefäßchirurgie sicher mehr los, wo alle Typ-A-Dissektionen aus dem Umland hingekarrt werden - in einer spezialisierten Venenklinik wo man mit Schäumchen und Laser den Varizen zu Leibe rückt und sich 99% der Probleme mit einem Kompressionsverband lösen lassen, da ist es eher ruhiger.

Kackbratze
25.04.2011, 23:43
Dafür fehlen dann die Eingriffe für den Katalog!

dantheg
26.04.2011, 02:09
Mir ist schon klar, dass chirurgische Fächer sehr anstregend sind. Andererseits will ich unbedingt später chirurgisch tätig sein. Gerade war ich im Urlaub und da musste ich schon oft daran denken, wie wichtig es mir auch ist, mein Leben genießen zu können und was mit Freunden zu unternehmen. Mir ist mittlerweile fast egal, ob ich Gefäßchirurgie oder Neurochirurgie machen werde. Mir geht's um die chirurgische Tätigkeit, mir macht da alles Spaß.

Alle chirurgischen Fächer haben ihre stressigen Aspekte aber ich würde die Uro und die HNO in den Raum werfen. Irgendwann musst du aber die Entscheidung fällen ob du in einem Gebiet gut sein willst, dann musst du auch dafür was tun ... dass man im Sommer nach der Arbeit sich irgendwo im Biergarten trifft oder an den See fährt wird man in der Medizin als Assistent kaum schaffen, als Chirurg ziemlich sicher nicht.

Sind natürlich alles Verallgemeinerungen, in der Inneren arbeitet man auch lang. Wenn du aber nur wochentags von 9-5 arbeiten willst solltest du dich nach was anderem als (klinische) Medizin umschauen.

FirebirdUSA
26.04.2011, 08:41
ich würde die Uro und die HNO in den Raum werfen.

und Derma noch als Alternative. Obwohl auch HNO seine sehr stressigen Momente hat (arodierte Carotis, pulsierende TE Nachblutung, Notfall-Koniotomie im Nachtdienst, u.ä.)

Kackbratze
26.04.2011, 09:23
dass man im Sommer nach der Arbeit sich irgendwo im Biergarten trifft oder an den See fährt wird man in der Medizin als Assistent kaum schaffen, als Chirurg ziemlich sicher nicht.

Einspruch. Bin Chirurg, mache das. Alles eine Frage der Organisation und Planung.

micale
26.04.2011, 12:48
Mach plastische in einer schönen Privatklinik an einem netten See... ;-)

MissGarfield83
26.04.2011, 13:02
Mach plastische in einer schönen Privatklinik an einem netten See... ;-)

Mir wurde öfters gesagt dass für plastische nen FA in ACh oder wenigstens gute Erfahrung da drin gold wert sind - ob die TE das will ? 2xFA?

Rico
26.04.2011, 14:17
Dafür fehlen dann die Eingriffe für den Katalog!Der WB-Katalog zwingt einen ja für den FA auf jeden Fall früher oder später an ein Haus mit entsprechend breitem Spektrum, da ist es dann eh aus mit der Beschaulichkeit.
Aber die Weiterbildungszeit macht ja nur 6 von 36 Jahren Berufstätigkeit aus, von daher kann man das ja notfalls auch für einen begrenzten Zeitraum in Kauf nehmen, wenn man sich dadurch die entsprechenden Türen für eine "stressärmere" Perpektive öffnet.

SarahT.
26.04.2011, 19:45
Genau! So sieht's aus!!!
Ist schon klar, dass man für die Dauer der Assistenzarztzeit sehr viel Zeit investieren und hart arbeiten muss. Ob man nach der Arbeit noch in den Biergarten kann, das, denke ich, ist tatsächlich eine Frage der Organisation. Ich für mich merke aber auf jeden Fall, dass ein Tag im OP viel, viel anstrengender ist, als ein Tag auf einer internistischen Station. Darüberhinaus muss ich sagen: Wenn ich weiß, dass ich am nächsten Tag auf dem OP-Programm stehe, dann muss ich am Abend davor auch rechtzeitig ins Bett gehen usw. In der Inneren Medizin sieht's da meiner Meinung nach ganz anders aus: Einen Tag auf der Station halte ich auch locker mit nur 3-4 Stunden Schlaf aus.

Mir ging es vordergründig um die Facharztzeit, also Alter ~33-34 Jahre. Ich habe keine Lust, mit Ende 40 ständig unter Strom zu stehen. Ich denke tatsächlich, dass Thoraxchirurgie dahingehend dann doch "entspannter" ist als z.B. Unfallchirurgie. Was meint ihr?

flopipop
26.04.2011, 20:46
Ich denke tatsächlich, dass Thoraxchirurgie dahingehend dann doch "entspannter" ist als z.B. Unfallchirurgie. Was meint ihr?

wie man den gesprächen mit thorax - und unfallchirurgen entnehmen kann, eher nicht. chirurgisch + (relativ!) entspannt gibts glaube ich eher in kleineren fächern wo die versorgung weniger akut und mehr planmäßig ist, mir fallen da spontan uro und derma ein...

LasseReinböng
26.04.2011, 21:17
Interessanter Artikel über die Thoraxchirurgie:

http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?src=suche&p=Thoraxchirurgie&id=62197

Mir hat ein Thoraxchirurg im PJ diese Spezialität als vergleichsweise stressärmere chirurgische Disziplin ans Herz gelegt.

Miss
26.04.2011, 22:23
wie man den gesprächen mit thorax - und unfallchirurgen entnehmen kann, eher nicht. chirurgisch + (relativ!) entspannt gibts glaube ich eher in kleineren fächern wo die versorgung weniger akut und mehr planmäßig ist, mir fallen da spontan uro und derma ein...
zu Uro: wir haben ne große Uro -und Anlagen von DJ-Kathetern beschäftigen mich regelmäßig im Dienst -also das sind dann die, die Narkose brauchen- wir sehen also vergleichsweise wenige von allen Stein-Patienten -das ist wirklich ziemlich häufig und v.a. akut.
Ist bestimmt nicht die stressigste Fachrichtung auf Erden und die haben wenig größere, dringlichere Eingriffe, die man unbedingt nachts im Dienst machen muß
(Hodentorsionen gibts auch nicht ständig, und die gehen i.d.R. schnell), aber unsere Uros sind schon gut beschäftigt.

flopipop
26.04.2011, 22:45
unsere Uros sind schon gut beschäftigt.

das glaube ich, deswegen auch der zusatz "relativ"..also im vergleich zu unfallchirurgie z.b.

Kackbratze
26.04.2011, 22:53
Ich denke die Quintessenz bleibt, dass jedes Fach stressig sein kann, wenn man in der "falschen" Klinik ist. Egal ob UCH, Derma oder Thoraxchirurgie.

Miss
26.04.2011, 22:56
das glaube ich, deswegen auch der zusatz "relativ"..also im vergleich zu unfallchirurgie z.b.
Dann darf man das aber nicht in einem Satz mit Derma erwähnen ;-) (DAS sind wirklich stressfreie Dienste -sagen die ja selbst :-) )

Alcyon
28.04.2011, 17:43
Habe ebenfalls Thoraxchirurgie als einigermaßen entstpannt kennen gelernt - auf jeden Fall kein Vergleich zur Allgemein-/Viszeralchirurgie oder Unfallchirurgie. Gefäß- und Herzchirurgie liegen meiner Meinung nach in der Mitte. Kommt aber bestimmt aufs Haus an.
Ich halte Gefäßchirurgie auf jeden Fall für unterschätzt, eigentlich finde ich, dass einem das Fach ziemlich viele Möglichkeiten bietet und sehr vielseitig ist - auch wenn man zunächst vielleicht denkt: Arterien, Venen, Lymphgefäße - klingt irgendwie eintönig. Weit gefehlt!