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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ärzteschwemme statt Ärztemangel



EKT
10.05.2011, 19:54
Ganz frisch im Ärzteblatt entdeckt:

http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/45767/AOK_sieht_Aerzteschwemme_statt_Aerztemangel.htm

Lava
11.05.2011, 09:36
Ganz frisch im Ärzteblatt entdeckt:

http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/45767/AOK_sieht_Aerzteschwemme_statt_Aerztemangel.htm


Dann stimmt aber was mit dem Plansoll nicht, wenn es angeblich genug Orthopäden und Gynäkologen gibt. Oder findet die AOK es normal, dass man 3 Monate auf einen Termin warten muss??? *kopfschüttel*

teletubs
11.05.2011, 09:47
Ich frag mich nur, warum es dann immer noch seitenweise Stellenanzeigen gibt?! *tsssssssssssssssst* :luigi:

Kackbratze
11.05.2011, 09:50
Das ist alles eine große Lüge der Pharma- und Ärzteindustrie!
Die AOK hat es erkannt und wird jetzt als grosser Aufklärer die Kartelle zerschlagen und durch ihr Eigenes ersetzen!
Pro-Staats- und Sozialmedizin! Gegen den freien Wettbewerb!

(gibts dazu schon eine fa(r)cebook-Gruppe?)

Lava
11.05.2011, 10:09
Wurden die Zahlen überhaupt mal angepasst?

Menschen werden immer älter = immer kränker = höherer Bedarf

Im Krankenhaus kommt noch das AZG hinzu, für das mehr Ärzte benötigt weren als früher, noch dazu die höhere Frauenquote...

Kackbratze
11.05.2011, 10:47
Wie? Anpassen?
Etwas nachdenken oder sowas?
Bloss nicht.

Der Teil mit der "Fehlverteilung" ist korrekt, es gibt definitiv überversorgte Bereiche, das abzustreiten wäre fahrlässig, aber die These, dass es im gesamten System ein Überangebot gibt und das vergleichsweise wenige Gebiete unterversorgt wären ist gegenüber den Patienten blanker Hohn.
Die Wartezeiten in "normal" versorgten Gebieten entstehen ja nicht, weil zu wenig gearbeitet wird, sondern weil neben der lokalen Patientenklientel auch die Patienten aus den unterversorgten Gebieten dort hinzukommen.

Aber ich bleibe bei meiner These, dass diese Veröffentlichung rein politischer Natur ist und nicht dazu dienen soll die Situation der Patienten zu verbessern sondern bloss die politische Position der AOK stärken soll.

Evil
11.05.2011, 13:27
Nun ja, da die oberste AOK-Chefin öffentlich die Praxisöffnungszeit eines Hausarztes gleichsetzt mit der Wochenarbeitszeit ("Die faulen Schweine arbeiten bloß 30h die Woche!"), braucht man sich nicht zu wundern, auf welcher Basis die Daten erhoben werden.

Mit ähnlichen statistischen Methoden kann man übrigens beweisen, daß 0 = 1 ist!

Die Niere
11.05.2011, 14:03
Da hat die AOK ja wieder einmal ein wunderschönes Machwerk an Fehlinformationen verteilt. Herrlich...hat jemand den Link zum Originalartikel? Was nennen sie als Quellen?

lg, n

Janny
11.05.2011, 14:23
Oh, demnach arbeite ich wohl in den 2% nicht orthopädisch überversorgten Planungskreisen. Oder warum sonst schlagen bei uns in der unfallchirurgischen Notaufnahme immer mehr klassische orthopädische Probleme auf mit dem Satz "beim Orthopäden hab ich erst in vier Wochen einen Termin bekommen" ??? :-((

Schließe mich Kackbratze an, dürfte eine politisch motivierte Veröffentlichung sein.
Und dann nimmt man eben Datum, Außentemperatur, Schuhgröße sowie Zahl der herumstehenden Kaffeetassen und ähnlich relevante und korrekte Zahlen her und schon kriegt man bei den daraus erstellten "Berechnungen" das Ergebnis, das man haben wollte :-kotz

Wahrscheinlich werden wir demnächst zwangsverteilt. Das unternehmerische Risiko dürfen die niedergelassenen Kollegen aber selbstverständlich behalten, nur der Ort wird vorgegeben. :-kotz

@Niere: Quelle für den Artikel im Ärzteblatt dürfte dashier sein:
http://www.aok-gesundheitspartner.de/bund/arztundpraxis/meldungen/index_05851.html
Beim Herunterladen des Ärzteatlas hängt sich bezeichnenderweise mein Browser auf:
http://www.wido.de/aerzteatlas2011.html
- falls dir dabei ein Einblick in die Berechnungsgrundlagen fehlt -- mir auch!

LasseReinböng
11.05.2011, 15:36
Verglichen mit den meisten Staaten der westlichen Welt herrscht hier schon eine relative "Überversorgung" mit niedergelassenen Fachärzten, es ist also nicht so, daß man die Zahl der tätigen Ärzte hier nicht reduzieren und begrenzen könnte.

Lava
11.05.2011, 16:08
Verglichen mit den meisten Staaten der westlichen Welt herrscht hier schon eine relative "Überversorgung" mit niedergelassenen Fachärzten, es ist also nicht so, daß man die Zahl der tätigen Ärzte hier nicht reduzieren und begrenzen könnte.

Dann gehen die da entweder seltener zum Arzt oder haben noch längere Wartezeiten. Und selbst wenn das so ist: dann muss man sich mal überlegen, was man will! Eine medizinische Versorgung, die für jedermann gut und schnell erreichbar ist - oder eben nicht. :-nix

Evil
11.05.2011, 16:47
Verglichen mit den meisten Staaten der westlichen Welt herrscht hier schon eine relative "Überversorgung" mit niedergelassenen Fachärzten, es ist also nicht so, daß man die Zahl der tätigen Ärzte hier nicht reduzieren und begrenzen könnte.
Klar kann man das. Aber dann kann das von der Politik gegebene Versprechen der optimalen medizinischen Versorgung nicht mehr gehalten werden, wenn man wie die Engländer Patienten > 75 Jahren pauschal keine TEPs mehr bezahlt.
Das ist ja das Scheinheilige: einerseits wird von der Politik alles versprochen, andererseits die Finanzierung und die Versorgung mit entsprechendem Fachpersonal (= Ärzte, Schwestern, Pharmaka, Medizintechnik) als zu teuer gerbandmarkt. Wie soll das gehen?

Man kann nunmal nicht für einen Polo zahlen und dann einen Porsche verlangen...

Janny
11.05.2011, 17:02
Klar kann man das. Aber dann kann das von der Politik gegebene Versprechen der optimalen medizinischen Versorgung nicht mehr gehalten werden, wenn man wie die Engländer Patienten > 75 Jahren pauschal keine TEPs mehr bezahlt.
Das ist ja das Scheinheilige: einerseits wird von der Politik alles versprochen, andererseits die Finanzierung und die Versorgung mit entsprechendem Fachpersonal (= Ärzte, Schwestern, Pharmaka, Medizintechnik) als zu teuer gerbandmarkt. Wie soll das gehen?

Man kann nunmal nicht für einen Polo zahlen und dann einen Porsche verlangen...


:-meinung

Hellequin
11.05.2011, 17:44
Verglichen mit den meisten Staaten der westlichen Welt herrscht hier schon eine relative "Überversorgung" mit niedergelassenen Fachärzten, es ist also nicht so, daß man die Zahl der tätigen Ärzte hier nicht reduzieren und begrenzen könnte.
Verglichen mit den meisten Staaten der westlichen Welt, ist der Deutsche an sich aber auch viel kränker. Sonst würde er ja nicht durchschnittlich 18mal im Jahr zum Arzt rennen. ;-)

feylinia
11.05.2011, 17:46
wenn man wie die Engländer Patienten > 75 Jahren pauschal keine TEPs mehr bezahlt.

btw: mein Opa (78 geworden, wohnhaft in London) hat vollkommen problemlos einen Termin zur Hüft TEP bekommen und das über das NHS

LasseReinböng
11.05.2011, 18:08
Verglichen mit den meisten Staaten der westlichen Welt, ist der Deutsche an sich aber auch viel kränker. Sonst würde er ja nicht durchschnittlich 18mal im Jahr zum Arzt rennen. ;-)


Das ist sicherlich auch ein großes Problem. In einer deutschen Praxis sieht man täglich ca. so viele Patienten wie in einer französischen Praxis in einer Woche .... und dort ist die Arztdichte niedriger als bei uns.

der Patient muß allerdings auch pro Konsultation zahlen. Hier kann man als Arzt für eine Quartalspauschale von teilweise noch nicht mal 30 € "all inclusive" durch die Praxis tanzen, da ist es nicht verwunderlich, daß immer mehr IGeL und Wellness-Medizin betrieben wird.

Fino
11.05.2011, 18:22
Ich denke mit Kritik am britischen NHS muss man sehr vorsichtig sein. Vieles, was in Deutschland ueber den NHS erzaehlt wird, sind nichts als Schauermaerchen - man bekommt auch wenn man ueber 75 Jahre alt ist eine TEP und man wird ab einem bestimmten Alter auch nicht von der Dialyse ausgeschlossen.

Ich denke, wir muessen auch ein wenig Selbstkritik ueben: wenn wir als Aerzte nicht auch eigene Vorschlaege vorlegen, wie man im Gesundheitswesen kosteneffizienter arbeiten kann, werden das eben Heinis von der z.B. der AOK tun.

Evil
11.05.2011, 19:30
Das ist sicherlich auch ein großes Problem. In einer deutschen Praxis sieht man täglich ca. so viele Patienten wie in einer französischen Praxis in einer Woche .... und dort ist die Arztdichte niedriger als bei uns.

der Patient muß allerdings auch pro Konsultation zahlen. Hier kann man als Arzt für eine Quartalspauschale von teilweise noch nicht mal 30 € "all inclusive" durch die Praxis tanzen, da ist es nicht verwunderlich, daß immer mehr IGeL und Wellness-Medizin betrieben wird.
Das ist schon wahr. 95% der Patienten haben tatsächlich bloß eine banale Erkältung oder kommen mit ihrem Leben nicht so recht klar, deswegen suchen sie einen Arzt auf.
Aber wie ich schon sagte: die Politik, aber auch und gerade die Kassen versprechen ja vollmundig ein all-inclusive-System.

@feylinia und fino: das mit der TEP war nur ein Beispiel, damit wollte ich keineswegs das britische Gesundheitssystem kritisieren, so genau kenne ich mich damit nämlich nicht aus.
Außerdem fände ich es gar nicht so schlecht, wenn dem einen oder anderen dementen deutschen 90jährigen doch mal die Dialyse erspart bliebe.
aber das verstiesse wieder gegen die Interessen der "Familia", die in D unter dem Namen KfH bekannt ist