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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : PJ Allgemeinmedizin?



wischmopp
17.05.2011, 19:10
Hallo,

ich hab zwar noch ein bißchen Zeit bis zum, aber informieren schadet ja nicht.
Hat denn irgendjemand Erfahrungen zum PJ-Tertial Allgemeinmedizin? Oder auch nur eine Meinung ;-)
Macht sowas Sinn wenn man stark in diese Richtung tendiert? Man lernt halt denke ich in einer Praxis um einiges weniger als man in der Klinik mitnehmen könnte, oder?

Danke für jeden Gedanken dazu!

WackenDoc
17.05.2011, 19:25
Ich hab zwar keine Erfahrung mit dem PJ in dem Fachgebiet, weil es das in meinem PJ noch nicht gab, aber Allgemeinmedizin ist meine Fachrichtung.

Ich glaube noch nicht mal, dass du so viel weniger als im Krankenhaus lernen wirst (zumal du ja Innere und Chirurgie eh machen musst)- es entfallen einige Tätigkeiten, die im Krankenhaus gerne den PJs auf´s Auge gedrückt werden.
Mit etwas Glück gerätst du an einen Kollegen, der dir viel erklärt und dich die Dinge, die da anfallen, auch machen lässt.
Ich kenn es so, dass sogar schon Famulanten eigene Patienten unter Aufsicht behandeln dürfen. Also Anamnese erheben, untersuchen, Gedanken über Diagnose und DDs machen, Gedanken über Therapie machen, dann dem "richtigen" Arzt den Patienten vorstellen und dann die weiteren Maßnahmen einleiten. Genau das darf man im Krankenhaus oft nicht.
Ein riesen Vorteil ist halt, dass du es mit vielen Basics zu tun haben wirst und du recht schnell einen guten Überblick über die häufigen Krankheiten und Maßnahmen bekommen kannst.

Fr.Pelz
17.05.2011, 19:57
Hi,
ich fand mein Blockpraktikum in der Allgemeinmedizin sehr gut, hatte einen aufgeschlossenen Arzt, der das gut gemacht hat und mich so wie Wackendoc beschreibt, viel hat machen lassen.
Hab dann fürs PJ auch Allgemeinmedizin gewählt, aber nicht bekommen. Ich habe es allerdings auch nicht an erster Stelle gewählt, weil ich folgende Bedenken hatte: Wenn der Arzt nicht so gut ist oder man sich einfach nicht so gut versteht, sitzt man 3 Monate aufeinander und ist im schlimmsten Fall am Ende frustriert. Man hat eben kaum Möglichkeiten "auszuweichen". (Mache grade PJ in Chirurgie und wenn auf einer Station nicht so interessant ist, kann ich weiterrotieren. Ein Luxus, den man sich im PJ noch nehmen kann, gerade weil man ja viel lernen will. ) Denk auch dran, dass es evtl mehr "schwarze Schafe" unter den Lehrarztpraxen geben könnte, weil die (hier zumindest) Geld dafür bekommen, Studenten auszubilden. (Krankenhäuser zwar auch aber da merkt das ja kaum einer).
Wenn du eine Lehrarztpraxis in Aussicht hast, die du kennst oder zumindest gute Bewertungen gelesen hast, kann es bestimmt eine gute Erfahrung werden.
LG

Lucida
18.05.2011, 18:07
Kann leider auch keine Erfahrungen beisteueren sondern nur meine Meinung :-)
Glück und Pech kann man überall haben. Vielleicht gibts bei euch aber ja die Möglichkeit die Lehrpraxen vorher man zu besuchen und sich ein Bild zu machen und wenns dir gefällt kannst du deine Wunschpraxis angeben?
Und so an sich denk ich nicht unbedingt dass man weniger lernt als im Krankenhaus. Da bist du zumindest die/der einzige und musst nicht mit anderen Studenten "teilen". Und um nochmal die "Basics" zu lernen ist Allgemeinmedizin wohl auch nicht falsch.
Eine andere Überlegung würde ich aber noch aufstellen, dass wenn du später eh sehr zu Allgemeinmedizin tendierst, vielleicht im PJ einfach nochmal Erfahrungen aus einem ganz anderen Fach mitnehmen kannst. Kann ja als Allgemeinmediziner dann später auch nicht schaden. Vielleicht dogar Derma oder sowas. Klar macht man in der Weiterbildung noch verschiedene Fächer, aber man soll ja tatsächlich auch im Studium schon Erfahrungen machen können... ;-)

SarahT.
18.05.2011, 19:01
Allgemeinmedizin würde ich nur dann machen, wenn man vorher weiß, dass in der Praxis viel Wert auf Lehre gelegt wird und man selbstständig arbeiten darf.

Ansonsten ist Allgemeinmedizin doch super. Als Arzt/Ärztin kommt man doch recht häufig in die Situation, dass ein Familienmitglied, ein Freund oder Nachbar einen irgendwas fragt ("hab Husten seit 2 Wochen, ist das schlimm?"). Kann auch als Neurochirurg nicht schaden, wenn man auf solche alltäglichen banalen Probleme eine Antwort weiß. Ich denke, in 4 Monaten Allgemeinmedizin kann man dahingehend viel lernen.

Wenn Du ganz sicher weißt, dass Du Allgemeinmedizin machen möchtest, würde ich aber auch eher was anderes machen: Orthopädie/Unfallchirurgie, Pädiatrie, Dermatologie.

WackenDoc
18.05.2011, 19:07
Ich denke mal, dass ne schlechte Praxis eher ihre Lehrberechtigung verlieren kann, als ne Klinik.
So nen richtigen Vorteil hat die Praxis ja nicht davon. Im Gegensatz zu ner Klinik, wo PJs bekanntermaßen gerne für Arbeiten miss-/gebraucht werden, die kein anderer machen will. Genau sie Tätigkeiten kann aber ein PJ in einer Praxis oft gar nicht übernehmen und muss das in der Regel auch nicht, weil es genau dafür Assistenzpersonal gibt.

Was wahrscheinlich noch ein Pluspunkt für die Allgemeinmedizin ist, ist dass man lernt, breiter zu denken. Gerade in den Fachabteilungen der Krankenhäuser entwickelt man schon mal gerne einen Tunnelblick für das eigene Fach.

Muriel
18.05.2011, 19:09
Und man entwickelt in der Klinik eher das großzügig bemessene Kreuz auf dem Laborzettel, während man sich in der Praxis da sicherlich eher Gedanken zu macht ;-)

Kackbratze
18.05.2011, 19:16
Das PJ ist ja eh nur in Lehrpraxen zulässig und die werden normalerweise nach bestimmten Kriterien ausgewählt und dazu zählt auch, dass die Studenten ausgebildet werden.

Krankenhäuser sind, was Ausbildung anbetrifft, anonymer und eher darauf ausgelegt, PJler zu "nutzen" als zu bilden (leider).

wischmopp
19.05.2011, 20:27
Danke für Eure Antworten!

Es ist eine gute Idee, mal zu schauen, ob man sich die Lehrpraxen vorher anschauen kann. Die Praxis ist wohl wirklich ausschlaggebend, ob es ein gutes Tertial wird oder nicht. Wirklich aus kann man dann ja nicht mehr...

Ich erhoffe mir im Endeffekt von diesem Tertial Klarheit, ob es wirklich Allgemeinmedizin sein soll oder doch Innere, aber wie gesagt, eine starke Tendenz ist schon da. Und diese Klarheit werde ich wohl eher nicht bekommen, wenn ich ein ganz anderes Tertial einlege, dafür dann halt noch viele andere Eindrücke und fachspezifisches Wissen.

Hm... schwierig.... aber was für mich eigentlich fast eindeutig dafür spricht: Im Moment kann ich mir so gar nicht vorstellen, ein ganzes Tertial in einer fremden Fachrichtung zu verbringen, die mich ja nicht wirklich interessiert, Horizont hin oder her...

*miri*
19.05.2011, 21:23
Also für Frankfurt kann nur Lehrpraxis werden, wer für den PJler ein eigenes Untersuchungszimmer zur Verfügung stellt. Da ist es ausdrücklich gewünscht, dass man viel selbst macht und dann dem Arzt vorstellt. Kann ich auch aus dem Blockpraktikum so bestätigen, die haben mich sehr viel selbst machen lassen und am Anfang vom Praktikum wurde besprochen, was ich gerne üben würde und wo ich Schwerpunkte setzen will. Also, auch wenn ich nicht in die Allgemeinmedizin will (zu viel Ortho, igitt) könnte ich mir ein PJ dort ganz gut vorstellen, einfach weil man schon sehr selbstständig arbeiten darf, aber immer jemand in greifbarer Nähe ist, den man fragen kann.

SarahT.
19.05.2011, 23:54
Wenn das so ist: Such Dir 'ne schöne Praxis und dann viel Spaß im PJ! Ich find's großartig, dass Du Dich für Allgemeinmedizin interessierst, gute Hausärzte braucht das Land.
:-winky

Alphaglukosidase
25.05.2011, 09:40
Mein Ziel war auch schon vor dem PJ Allgemeinmedizin, hatte daher auch schon extra früh eine Famulatur in einer Hausarztpraxis gemacht, die mir sehr gut gefallen hatte. Für's PJ hab ich mich dann bewusst gegen Allgemeinmedizin entschieden. Nicht, weil ich mir das nicht auch spannend vorgestellt hätte, sondern weil ich eben noch mal ein paar Monate in ein anderes Fach reinschnuppern wollte. Ist bei mir dann Neuro geworden und ich denke das eine oder andere hab ich da schon mitnehmen können, hab's also nicht bereut! HNO oder Derma waren auch noch Optionen für mich. Pädiatrie und Orthopädie wären ebenso interessant gewesen, allerdings nicht so einfach von der PJ-Stellen-Situation her an meiner Uni, daher hatte ich diese ausgeschlossen. Aber man kann ja eh nur eins machen. ;)

yanmed
25.05.2011, 16:53
Wenn das so ist: Such Dir 'ne schöne Praxis und dann viel Spaß im PJ! Ich find's großartig, dass Du Dich für Allgemeinmedizin interessierst, gute Hausärzte braucht das Land.
:-winky

:-dafür
Je mehr Hausärzte kommen, desto weniger werden wir mit Zwangsveranstaltung zur Förderung der Allgemeinmedizin genötigt :-D
(Streitprävention: Aussage nicht zu ernst nehmen!)

Jauheliha
26.08.2012, 13:54
Hallo zusammen,

gibt es denn inzwischen jemanden, der sein Wahltertial tatsächlich in der Allgemeinmedizin verbracht hat, und hier ein bißchen was erzählen mag? Vielleicht ja jemand aus dem Großraum Köln? :-D
Ich würde mich freuen, wenn sich hier jemand zu Wort melden würde!

:-winky

leeja
24.01.2013, 19:23
Hallo,

ich habe das PJ vor einem Jahr in der Allgemeinmedizin gemacht (Köln) und fand es sehr gut. Ich will jetzt zwar den Internisten machen und war schon vorher relativ sicher, nciht in die AM zu wollen.
Ich fand es insgesamt sehr gut weil ich
1.) viel selbständig arbieten konnte, d.h. den Patienten erst einmal selbst untersuchen etc, dann überlegen, was zu tun wäre, dann besprechen
2.) ein sehr breites Spektrum gesehen habe (ein Patient mit Diabetes und allen kardiovaskulären Problemen, die man sich vorstellen kann, der nächste mit ienem kleinzelligen Bronchialkarzinom, der nächste mit einem Bandscheibenvorfall...) Am Abend schwirrt der Kopf aber man merkt mal, wie umfassend die AM ist und man kann nochmal alle möglcihen Krankheitsbilder live erleben.
3.) Man gewöhnt sich an einen extrem schnellen Patienten"wechsel". Es kommt einfach einer nach dem anderen rein. Man weiß vorher nicht wie auf Station, dass Herr XY das und das hat, sondern man muss völlig unvorbereitet reagieren. Das zeigt einem auch nochmal, wo die Lücken sind. Und ist eine gute Vorbereitung für die Ambulanz später.
4.) Laborwerte: man merkt erstmal, wie schwierig es ist, Laborwerte tatsächlich einzuschätzen. Auf Station wird das ja oft schnell geklärt, dann nimmt man halt nochmal ab usw. Wenn der Patient dazu aber extra nochmal antanzen muss, überlegt man: welche Erklärungen gibt es dafür, ist es evtl noch akzeptabel? Reicht es, wenn ich erst nach einer Zeit nochmal kontrolliere oder muss ich jetzt Alarm schlagen.
5.) Man bekommt einen Eindruck davon, wie der Patient nach dem stationären Aufenthalt weiter betreut wird. Da lernt man auch, was in Entlassbriefen alles schief läuft und worauf man besser mal achten sollte.

Ich will wie gesagt kein Allgemeinmediziner werden, aber das Tertial würde ich jederzeit wieder machen. Ich glaube, ich habe mehr gelernt als im Krankenhaus, weil man eben auch voll gefordert ist. Man kann sich nicht einfach mal verziehen sondern ist eben mittendrin. Und zumindest bei mir war es im Prinzip eine eins zu eins Betreuung, das hat man im KH mit den vielen Leutchen eher selten. Naja, und es ist eben ein Facharzt, von dem man lernen kann und nciht ein Assistenzarzt, derauch noch nicht viel mehr Ahnung hat als man selbst.
Noch ein Vorteil war übrigens: keine Hilfstätigkeiten, also kein Blutabnehmen, keine ellenlangen Anamnesen nur damit die irgendwo dokumentiert sind, keine Aufklärungen ;)

viele Grüße,

Leeja