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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Forschungsfrei



georg12
24.05.2011, 12:11
Hallo,

meine Mitbewohnerin hat gerade Examen gemacht und hat ein Stellenangebot an einer Uniklinik. Dort soll sie erst einmal in Teilzeit ein Jahr nur klinische Forschung/Studien machen und dann kann sie mit einer Rotationsstelle in der Klinik rechnen (Vollzeit). Ich finde das irgendwie komisch, das ist doch ziemlich mies, jemanden, der gerne Vollzeit arbeiten würde, erst mal ein Jahr, von dem einem für den Facharzt nichts angerechnet wir, in Teilzeit arbeiten zu lassen und dann erst in die Klinik zu lassen. Meine Kollegen meinten aber, dass es durchaus üblich ist, dass Oberärzte die Leute, die von ihren Drittmittelgeldern bezahlt werden, erst mal nicht in die Klinik lassen sondern nur zum forschen anstellen. Und damit wäre es bei meiner Mitbewohnerin dann nicht genug, nach einem Jahr in der Klinikrotation sollten dann weitere Forschungsunterbrechungen folgen. Macht man an anderen Kliniken auch so lange ausschließlich Forschung? Würdet ihr so ne Stelle annehmen?

milz
24.05.2011, 13:45
Wenn man für sein Leben gern forscht und dafür auch mal ein Jahr lang für das halbe Gehalt arbeiten will, dann kann man daraüber nachdenken. Ich für meinen Teil würde es nicht machen.

Kackbratze
24.05.2011, 13:56
Wenn ich dringend einen PD brauche würde ich drüber nachdenken.

FirebirdUSA
24.05.2011, 16:28
Hallo,

Meine Kollegen meinten aber, dass es durchaus üblich ist, dass Oberärzte die Leute, die von ihren Drittmittelgeldern bezahlt werden, erst mal nicht in die Klinik lassen sondern nur zum forschen anstellen.

Das müssen die eigentlich sogar so machen. Drittmittelgelder von der DFG werden nur bereitgestellt wenn min. 50% der Arbeitszeit auch forschend verbracht wird. Nicht alle halten sich daran und viele "Forscher" müssen arbeiten, andersherum habe ich es noch nie gehört macht aber natürlich Sinn.

Wenn ich an einer Uniklinik anfange muss ich damit rechnen Forschung machen zu müssen. In den meisten Fällen wird diese Zeit von den Chefärzten für die Facharztzeit als normale Arbeitszeit anerkannt. Legal ist das nicht, nachprüfen tut es aber auch keiner (erklärt auch warum so mancher Oberarzt an der Uni klinisch fachlich nicht besonders gut ist).

gnuff
24.05.2011, 16:57
Würdet ihr so ne Stelle annehmen?
Nein. Das klingt nach Lug, Betrug und einer riesigen Menge Kummer...

apple
24.05.2011, 18:37
Nee, würd ich nicht annehmen. Bin zwar auch grad im Forschungsfrei und darüber äußerst glücklich, aber ich hab vorher auch schon 3 Jahre Klinik gemacht und mir wird 1/2 Jahr Forschung auch für den FA angerechnet, ich bekomme mein volles Gehalt weiterhin und steig danach wieder normal in die Klinik ein. Wenn sie gern forschen möchte, würde ich raten sich für eine normale Stelle an einer Uni- Klinik zu bewerben, dort Fuß in einer Arbeitsgruppe zu fassen und dann im Lauf der Zeit sich um die Möglichkeit eines Forschungsfreis zu erkundigen.

Melon_Man
24.05.2011, 18:50
Würde ich auch nicht annehmen, außer es ist genau das Thema/die Arbeitsgruppe die mann machen möchte

Rico
24.05.2011, 20:17
Warum eine Teilzeitstelle annehmen wenn man Vollzeit arbeiten möchte?
Außerdem ist eine reine Forschungsstelle oft nicht auf die WB-Zeit anrechnenbar.
Deshalb nicht so dolle wenn man schnell die Weiterbildung abhaken möchte.

Andererseits - und das sei der Vollständigkeit halber erwähnt - ist die von der Auslegung her ideal für jemanden, der eine schnelle Habil anstrebt und dem es nicht darauf ankommt schnell zum Facharzt zu kommen.

georg12
25.05.2011, 14:42
Ja, wenn man jetzt schon 4 Jahre Berufserfahrung hat, vielleicht grad ein Kind bekommen hat und sich gerne habilitieren will, dann ist das geradezu ideal. Aber gerade am Anfang der Laufbahn will man doch endlich mal Geld verdienen und Patienten sehen statt am Schreibtisch zu sitzen und Daten auszuwerten. Und die Drittmittelgelder fließen in diesem Fall aus der Pharmaindustrie (Onkologie), ich glaube, dann ist die Sachlage etwas anders als bei Förderung von der DFG- glaub ich mal, ich kenn mich da nicht so aus. Und ich finde es gut, forschungsfrei zu bekommen, wenn man das will, und Forschung nicht in der Freizeit betreiben zu müssen. Aber dazu gezwungen zu werden finde ich irgendwie strange.

WackenDoc
25.05.2011, 15:21
Zusätzlich stellt sich mir die Frage, wie lange derjenige dann tatsächlich arbeiten soll- am besten Teilzeitgehalt aber Vollzeit arbeiten.

georg12
25.05.2011, 17:02
Jaja, das hat ihr der "Chef" schon angedeutet, er kann sich im Moment nur eine Teilzeitkraft leisten, aber trotzdem müsse sie flexibel sein, so Sachen wie feste Arbeitszeit von 8 bis 13 Uhr oder 2,5 Tage die Woche frei und den Rest arbeiten gehen nicht. Es war herauszuhören, dass schon erwartet wird, dass sie ganztags da ist. Sie wird das wahrscheinlich nicht annehmen, hat jetzt gerade ein anderes Vorstellungsgespräch. Trotzdem findet dieser Oberarzt garantiert jemanden für die Stelle und das finde ich übel. Manche Chefs leben immer noch in der Zeit, wo die Assistenzärzte umsonst gearbeitet haben, um an guten Kliniken ausgebildet so werden (so etwas erzählt zumindest mein Chef).