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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Würdet ihr nochmal Medizin studieren?



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maniac89
28.05.2011, 19:44
Das ist ein ähnliches Thema, wie der "Was würdet ihr anders machen?"-Thread, mich interessiert aber konkret diese Frage.

Richtet sich vor allem an diejenigen, die fertig mit dem Studium sind und im Berufsleben stehen.
Falls nein, warum nicht und was würdet ihr stattdessen studieren/machen?

Feuerblick
28.05.2011, 20:03
Hallo maniac!

Diese Frage kommt hier im Forum in regelmässigen Abständen auf. Schau dich doch mal per Suchfunktion (http://www.medi-learn.de/medizinstudium/foren/search.php) im Forum um.

Weil diese Threads aber vermutlich schon etwas älter sind, wäre eine aktuelle Meinungssammlung gar nicht so schlecht.
Was mich angeht: Nein, würde ich nicht. Ich würde, wenn ich nochmal entscheiden könnte, etwas ganz anderes studieren und in einem komplett anderen Beruf arbeiten. Leider wusste ich nach dem Abi nicht, was ich heute über mich weiß...:-nix

Solara
28.05.2011, 20:22
Ja, würde ich.
Aber aus meiner Sicht ist das auch leicht zu sagen, da nicht einziges Standbein.

maniac89
28.05.2011, 20:24
Die Suchfunktion hatte ich benutzt, aber nichts gefunden. Google hat mich jetzt zu einigen Threads hier gebracht.

Danke fürs Offenlassen, an aktuellen Meinungen bin ich sehr interessiert. :-)

Skalpella
28.05.2011, 20:31
Ja :-)

MD/PhD
28.05.2011, 20:34
Was mich angeht: Nein, würde ich nicht. Ich würde, wenn ich nochmal entscheiden könnte, etwas ganz anderes studieren und in einem komplett anderen Beruf arbeiten.

Feuerblick, da du damit höchstwahrscheinlich eine große Seltenheit hier im Forum darstellst, erlaube mir bitte die Frage nach dem Grund. Ist es dieser eher fachlicher Natur ("eigentlich hätte mich XY mehr interessiert") oder das praktische am Beruf (Arbeitszeiten, Kontakt mit Patienten, Papierkram, Routine,...)?

Wäre übrigens super, wenn sich weitere hypothetische Nich-Noch-einmal-Medizin-Studierer dazu äußern könnten. Das interessiert mich nämlich schon etwas :-blush

Feuerblick
28.05.2011, 21:50
Oh, das hat viele Gründe...
Ich bin keine derjenigen Mediziner, die schon immer Arzt werden wollten. Ich wollte eigentlich NIE studieren und schon gar nicht Medizin, bin aber durch eine Ausbildung einfach so in die Sache reingerutscht und irgendwie ging es immer weiter.
Durch Ausbildung und Job während des Studiums hatte ich immer mit Patienten und "der Realität" zu tun und stelle zunehmend fest, dass sich in der Medizin vieles zum Schlechten wendet. Patienten werden zunehmend fordernd und unverschämt, beschweren sich wegen jedem Pups. Chefs stehen nicht mehr hinter ihren Leuten, die Arbeit wird immer mehr, die Arbeitszeit immer länger, aber es werden nicht mehr Kollegen. Dazu kommen total schwachsinnige Krankenkassen-Anfragen, blödsinnige Diskussionen mit niedergelassenen Kollegen und ständig die Überlegung, ob und wie lange ein Patient wohl stationär bleiben darf. Denn da geht es nicht um medizinische Überlegungen. Ein junger, gesunder Kassenpatient muss trotz super OP-Ergebnis nämlich eine gewisse Zeit an post-op. Tagen abliegen... wäre er Privatpatient, dürfte er gehen, wenn es medizinisch vertretbar ist und brächte noch mehr Geld ein. Vom überarbeiteten Pflegepersonal will ich mal gar nicht reden.
Kurzum: Medizin war nie mein Traum und genau deshalb fehlt mir dieser Ansporn, um mich mit miesen Bedingungen und wenig befriedigender Arbeit herumzuschlagen.
Daher bin ich auch oft diejenige, die die euphorischen Anfänger darauf hinweist, dass es ein böses Erwachen aus dem Mediziner-Traum geben könnte. Und das, obwohl ich die Realität schon vor dem Studium kannte...

Lupus74
28.05.2011, 22:02
Oh, das hat viele Gründe...
Ich bin keine derjenigen Mediziner, die schon immer Arzt werden wollten. Ich wollte eigentlich NIE studieren und schon gar nicht Medizin, bin aber durch eine Ausbildung einfach so in die Sache reingerutscht und irgendwie ging es immer weiter.
Durch Ausbildung und Job während des Studiums hatte ich immer mit Patienten und "der Realität" zu tun und stelle zunehmend fest, dass sich in der Medizin vieles zum Schlechten wendet. Patienten werden zunehmend fordernd und unverschämt, beschweren sich wegen jedem Pups. Chefs stehen nicht mehr hinter ihren Leuten, die Arbeit wird immer mehr, die Arbeitszeit immer länger, aber es werden nicht mehr Kollegen. Dazu kommen total schwachsinnige Krankenkassen-Anfragen, blödsinnige Diskussionen mit niedergelassenen Kollegen und ständig die Überlegung, ob und wie lange ein Patient wohl stationär bleiben darf. Denn da geht es nicht um medizinische Überlegungen. Ein junger, gesunder Kassenpatient muss trotz super OP-Ergebnis nämlich eine gewisse Zeit an post-op. Tagen abliegen... wäre er Privatpatient, dürfte er gehen, wenn es medizinisch vertretbar ist und brächte noch mehr Geld ein. Vom überarbeiteten Pflegepersonal will ich mal gar nicht reden.
Kurzum: Medizin war nie mein Traum und genau deshalb fehlt mir dieser Ansporn, um mich mit miesen Bedingungen und wenig befriedigender Arbeit herumzuschlagen.
Daher bin ich auch oft diejenige, die die euphorischen Anfänger darauf hinweist, dass es ein böses Erwachen aus dem Mediziner-Traum geben könnte. Und das, obwohl ich die Realität schon vor dem Studium kannte...

Hört sich ein bisschen wie eine self-fulfilling-prophecy an. Du warst schon vor dem Studium nicht begeistert, wolltest eigentlich nie studieren und hinterher haben sich Deine Befürchtungen bestätigt. Kann das sein ?

Feuerblick
28.05.2011, 22:08
Nein, kann nicht sein. Ich wollte nach meiner Ausbildung Medizin studieren, um meine Ausbildung sozusagen logisch fortzusetzen... Also war ich (obwohl es für mich nie ein Lebenstraum war) genauso euphorisch wie jeder Studienanfänger.
Im Nachhinein glaube ich, dass ein anderer Weg vermutlich besser gewesen wäre. Nachher ist man aber immer schlauer...

Kackbratze
28.05.2011, 22:16
Als ob es echte Alternativen zu dem Job gibt, nachdem man Medizin studiert hat.
Im Endeffekt bleibt es bei der abgeschlossenen Ausbildung, die trotz allem Gegenwind einen gut bezahlten und sicheren Job bietet.

Feuerblick
28.05.2011, 22:22
... der einem aber keinen Spaß macht und zunehmend nervt. Ich persönlich suche nach einem Ausweg. Leider ist der Job als Arzt gut bezahlt und sicher... sonst fiele das Aussteigen sehr viel leichter. *seufz* Weniger feige müsste man sein - dann wäre ich raus!

Bärentöter
29.05.2011, 01:15
was für ein gemeiner Fred!
An und für sich liebe ich meinen Beruf...
Aber der ganze Schreibkram, ICD, Krankenkassen und der ganze Scheiß, der kann einen schon auffressen!

morgoth
29.05.2011, 09:20
Ich würde auch nicht nochmal Medizin studieren.
Was nicht heisst, dass ich derzeit völlig unzufrieden bin.

MD/PhD
29.05.2011, 10:08
Hätte es denn (vor dem Studium) berufliche Alternativen gegeben, von denen ihr definitiv wisst, dass sie weniger nervtötend, papierkrambelastet und seelenaussaugen sind als die Medizin?
Gut möglich, dass sämtliche interessanten Berufe letztendlich doch mehr oder weniger beschissen sind :-?

Wie sieht's eigentlich (jetzt nach dem Studium) mit den Alternativen: Forschung, Pharma, Beratung, Medizinjournalismus etc. aus?

Feuerblick
29.05.2011, 10:25
Für Forschung, Pharma, Beratung muss man geboren sein und in den Medizinjournalismus reinzurutschen, ohne ein wirklich mies bezahltes Volontariat und später finanzielle Abstriche zu machen, ist extrem schwierig. Da muss man schon mutig sein... Möglichkeiten gibts sicher immer.

nela03
30.05.2011, 19:35
Hm.. also so im Nachhinein bin ich jetzt froh dass ich z.B. die Vorklinik nicht nochmal machen muss.. und ich bin froh, dass ichs auch im Voraus nicht wusste, was da auf mich zukommt ;) Als es dann losging hatte ich eh keine Zeit mehr darüber nachzudenken.

Ich glaub aber nicht, dass ich in einem andren Beruf jetzt glücklicher wär oder überhaupt glücklich, daher hat sich der Weg für mich voll gelohnt.

Glaub es ist so: wenn mans wirklich will kanns eine total gute Zeit und ein total guter Beruf sein. Wenn man sich aber nicht sicher ist und nicht dahinter steht gibts mit Sicherheit andre Berufe die mit weniger Aufwand mehr Geld und Freizeit einbringen.

Muriel
30.05.2011, 19:37
Im Nachhinein würde ich jetzt erst Recht Medizin studieren, weil ich jetzt weiß, was ich im kompletten Studium nicht wusste: Mir macht der Beruf sehr viel Spaß. Auch wenn ich das Studium bis auf die unvermeidlichen Durststrecken toll fand, habe ich bis zum Schluss daran gezweifelt, ob es denn das richtige für mich sei. Jetzt weiß ich, dass es das war.

zweitstudent
30.05.2011, 21:35
was wäre denn bei den Leuten, die nicht mehr Medizin studieren würden, die Alternativen? Ich muss nämlich sagen, dass von den Ärzten, die mir gesagt haben, dass sie nicht mehr Medizin studieren würden, da nicht wirklich was kam. Also eher nach dem Motto "Wenn ich technisch begabt wäre, würd ich was Technisches studieren, bin aber nicht technisch begabt..." Welcher Job wär denn nun interessant, sinnvoll, gut bezahlt und mit viel Freizeit? Vielleicht brech ich dann auch noch kurz vorm Physikum ab ;-)

PAIng
30.05.2011, 22:59
Habe nicht Medizin studiert und bin auch froh drüber, das damals nicht gemacht zu haben... Wär nix für mich gewesen, viel Lernen, dann Dienste, miese Bezahlung bis man fast 30 ist und danach ists auch nicht besser sondern eher schlechter als bei den Ingenieuren. Neenee, vor 30 war ich viieel zu Freizeit-orientiert. Jetzt würd ich vielleicht gern, aber ob Medizin besser ist, als das, was ich jetzt mache, weiß ich erst hinterher. :-))

Lupus74
30.05.2011, 23:15
Hm.. also so im Nachhinein bin ich jetzt froh dass ich z.B. die Vorklinik nicht nochmal machen muss.. und ich bin froh, dass ichs auch im Voraus nicht wusste, was da auf mich zukommt ;) Als es dann losging hatte ich eh keine Zeit mehr darüber nachzudenken.

Ich glaub aber nicht, dass ich in einem andren Beruf jetzt glücklicher wär oder überhaupt glücklich, daher hat sich der Weg für mich voll gelohnt.

Glaub es ist so: wenn mans wirklich will kanns eine total gute Zeit und ein total guter Beruf sein. Wenn man sich aber nicht sicher ist und nicht dahinter steht gibts mit Sicherheit andre Berufe die mit weniger Aufwand mehr Geld und Freizeit einbringen.

Der letzte Absatz ist, glaub ich, ziemlich treffend. Wenn man genau dieses Studium und diesen Beruf ausüben möchte, dann wird es sich auch lohnen. Auch wenn es manchmal hart ist und man Zweifel hat.