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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wann MRT zum Ausschluss MS



MediErsti
07.06.2011, 15:51
Tach zusammen!
Ist es sinnvoll bei einer möglichen Erstmanifestation direkt ein MRT zu machen oder muss der Patient tatsächlich 3Monate warten?
Oder ist es so, dass man sofort eines macht und dann schon eine Tendenz sehen kann?

Hellequin
07.06.2011, 17:22
Wenn der V.a. eine MS besteht, sollte diese abgeklärt werden. D.h. auch MRT des Schädels, ggf. auch HWS und BWS, sollte es sich um ein einigermaßen akutes Geschehen handeln dann auch mit KM um akute Herde identifizieren zu können, das hätte ja ggf. einen Kortisonstoß als Konsequenz. Außerdem halt noch Lumbalpunktion um ggf. oligoklonale Banden nachweisen zu können, elektrophysiologische Untersuchungen und diverse Blutuntersuchungen zur Differentialdiagnostik.
Eine Verlaufskontrolle macht eigentlich nur dann Sinn wenn die Diagnose nicht zweifelsfrei geklärt werden kann, d.h. mann schaut nach einer Progredienz von Herden.

Coxy-Baby
07.06.2011, 17:38
Hier mal die Leitlinie zum Thema, da stehs auch nochmal: Leitlinie MS (http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/030-050_S1_Multiple_Sklerose__Diagnostik_und_Therapie_ 10-2008_10-2013.pdf)

Strodti
08.06.2011, 06:08
Eine Verlaufskontrolle macht eigentlich nur dann Sinn wenn die Diagnose nicht zweifelsfrei geklärt werden kann, d.h. mann schaut nach einer Progredienz von Herden.

Braucht man zur Diagnose nicht zwingend eine Verlaufskontrolle um die zeitliche Dissemination zu erfassen?

MediErsti
08.06.2011, 08:07
D.h., wenn jemand neurologische Symptome hat und man direkt ein MRT mit KM macht, das vollkommen unauffällig ist, ist eine MS eigentlich ausgeschlossen, oder? Sonst müsste man ja aktive Herde mit KM sehen?

Denke auch, dass man nach 3M eine Kontrolle benötigt, wenn Herde gefunden wurden.

Hellequin
08.06.2011, 17:22
Braucht man zur Diagnose nicht zwingend eine Verlaufskontrolle um die zeitliche Dissemination zu erfassen?
Die zeitliche Dissemination kann auch klinisch durch einen zweiten Schub gestellt werden. Deswegen ist da ja auch die Anamnese so wichtig.
Die MRT-Verlaufskontrolle ist vorallem bei erstmaligen Schub wichtig.

Zitat DGN-Leitlinien zur MS:
"Nach neuen, international anerkannten Kriterien (Mc Donald et al. 2001, Polman et al. 2005) kann die Diagnose einer Multiplen Sklerose bereits dann gestellt werden, wenn nach einem ersten Krankheitsschub mit klinisch nachweisbaren Auffälligkeiten in mindestens einem Funktionssystem sich
im Liquor MS-typische Veränderungen (intrathekale IgG-Synthese) zeigen und sich zwei oder mehr charakteristische Läsionen in der initialen MRT finden. Das darüber hinaus erforderliche Kriterium der zeitlichen Dissemination ist dann erfüllt, wenn 1. eine neue Kontrastmittel aufnehmende Läsion
mindestens 3 Monate später in einer erneuten Bildgebung gefunden werden kann oder 2. mindestens eine neue T2-Läsion in einem MRT 30 Tage nach Auftreten der ersten klinischen Beschwerden angefertigten Referenzbild zur Darstellung kommt (Tab. 1)."
http://www.dgn.org/inhalte-a-z/437-leitlinien-der-dgn-diagnostik-und-therapie-der-multiplen-sklerose.html

Hier sollte man sich auch nochmal die revidierten McDonald Kriterien ansehen.



D.h., wenn jemand neurologische Symptome hat und man direkt ein MRT mit KM macht, das vollkommen unauffällig ist, ist eine MS eigentlich ausgeschlossen, oder? Sonst müsste man ja aktive Herde mit KM sehen?

Ja. Mit der Anmerkung versehen, das natürlich die Herde nach einiger Zeit kein Kontrastmittel mehr aufnehmen, bei trotzdem weiterhin bestehender Symptomatik.

jeannie
08.06.2011, 18:54
hallo zusammen,
kurze Anmerkung, nach den revidierten McDonald Kriterien aus 2010 kann auch bereits mit einer Bildgebung das (radiologische) Kriterium der zeitlichen Dissemination erfüllt sein, nämlich dann wenn neben mindestens einer KM-aufnehmenden Läsion zusätzlich inaktive, ältere Läsionen ohne KM-Aufnahme da sind... weiterhin wurden in der selben Publikation auch die radiologischen Kriterien der örtlichen Dissemination erneurt: es muss mindestens jeweils eine Läsion in 2 der 4 "ms-typischen" Lokalisationen (juxtakortikal, perivnetriculär, infratentoriell, spinal) vorliegen... (publiziert in Ann. neurol. 2011)

selbstverständlich bleibt MS jedoch eine Ausschlussdiagnose, d.h. auch bei "typischem" MRT Befund muss die übliche Ausschlussdiagnostik erfolgen

psycho1899
09.06.2011, 22:40
hallo zusammen,
kurze Anmerkung, nach den revidierten McDonald Kriterien aus 2010 kann auch bereits mit einer Bildgebung das (radiologische) Kriterium der zeitlichen Dissemination erfüllt sein, nämlich dann wenn neben mindestens einer KM-aufnehmenden Läsion zusätzlich inaktive, ältere Läsionen ohne KM-Aufnahme da sind... weiterhin wurden in der selben Publikation auch die radiologischen Kriterien der örtlichen Dissemination erneurt: es muss mindestens jeweils eine Läsion in 2 der 4 "ms-typischen" Lokalisationen (juxtakortikal, perivnetriculär, infratentoriell, spinal) vorliegen... (publiziert in Ann. neurol. 2011)

selbstverständlich bleibt MS jedoch eine Ausschlussdiagnose, d.h. auch bei "typischem" MRT Befund muss die übliche Ausschlussdiagnostik erfolgen

:-top

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3084507/?tool=pubmed

Macht das Stellen der Diagnose, insbesondere beim CIS wesentlich einfacher und erlaubt einen schnelleren Beginn einer Immunmodulation.