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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Knieprobleme - Diagnose kommt mir seltsam vor



Adenin
13.06.2011, 16:33
Hallo,

ich war vor kurzem aufgrund von Knieproblemen beim Orthopäden.
Jetzt kam mir seine Diagnose (und seine Untersuchungsmethoden) jedoch seltsam vor und deshalb wollte ich hier mal Fragen ob er recht haben könnte oder ob ich nochmal zu einem anderen Orthopäden sollte.

Zu mir: weiblich, 20Jahre jung, sportlich, schlank.

Zu meinem Knie: Habe damit seit etwa einem Monat Probleme. Ich gehe nicht häufig joggen, bin eigentlich Kampfsportlerin, jogge nur ab und an mal ein wenig um Stress abzubauen.
Jetzt war ich vor einem Monat joggen - zack, nach etwa zehn Minuten tat mein rechtes Knie rechts außen/in der Kniekehle und innen im Gelenk weh.
Ohne Akutereignis, ganz plötzlich. So heftig, dass ich abbrechen musste, zwei Tage gehumpelt bin und Nachts sogar davon aufgewacht bin.
Äußerlich hat man nichts gesehen.
Seitdem passiert genau das bei den unterschiedlichsten Belastungen (Treppen, Fahhrad fahren, joggen, hinknien) öfter. Hält ein-zwei Tage an und ist dann wieder weg.
Außerdem habe ich nach längerem Sitzen das Gefühl das Knie hakt, vor allem ein 90° Winkel tut weh. Aber auch nicht immer :-???

Zum Orthopäden: Ich sollte mich gerade hinstellen, er hat mir an die Hüfte gefasst und gesagt, mein rechtes Bein sei 4mm zu lang.
Dann sollte ich mich auf den Rücken legen. Er hat mein Bein nach rechts und links bewegt. Tat nicht weh da keine Belastung. Hüfte hat kurz geknackt, da meinte er, das würde seinen Verdacht bestätigen.
Ich sollte auch nichts ausziehen (Socken, Hose, alles anbehalten)

Sonst keine weitere Diagnostik.
Jetzt hab ich die Diagnose: Bein rechts 4mm zu lang, deshalb solle ich Einlagen tragen.
Außerdem steht auf dem Rezept "Knick-Senk-Fuß" kann man das sehen, ohne die Füße anzuschauen?
Machen 4mm wirklich solche Schmerzen? :-?
Wollte eben wieder Fahrradfahren - nach zehn Minuten war Schluss.
In Ruhe geht es wieder.

Ich möchte keine Ferndiagnose sondern nur wissen: Kann das wirklich der Grund sein? Und kann man wirklich nur durch anschauen und mal mit den Fingern an den Hüftknochen fassen ein 4mm längeres Bein erkennen?

Danke!

eXiland
13.06.2011, 16:53
Klingt spannend! Leider ist -soweit ich das verstanden hab- das Falldiskutieren verboten....

Geh doch einfach zu nem anderen Orthopäden, ein Recht auf eine zweite Meinung hast du ja.

Flemingulus
13.06.2011, 16:57
Falldiskussionen sind - soweit ich das verstehe - eingeschränkt erlaubt, sofern sie einen Arztbesuch nicht ersetzen und der allgemeinen Fortbildung dienen.

Ansonsten bin ich ja bekennender Orthopädiebanause und hab im entsprechenden Kurs weitgehend durch hm... passive Anwesenheit geglänzt :-blush Ich schreib trotzdem mal schonmal was, dann kommt die Diskussion in Gang und Auskenner können dann noch was Fundierteres anschließen. :-)

Beinlängendifferenzen sind - glaub ich ;-) - total häufig, zwischen einer (wie mir scheint recht minimalen) Differenz von 4 mm und den akuten Beschwerden einen Kausalzusammenhang herzustellen, halte ich daher für mutig. Und wie eine Beinlängendifferenz mit "anner" Hose und Fußgewölbeanomalien durch die Schuhe hindurch festgestellt werden sollen, ist mir total rästelhaft. :-nix

Ansonsten kommt mir die Knieuntersuchung nach Deiner Schilderung etwas oberflächlich vor. Ich würd jetzt halt mal diff-diagnostisch Meniskusschaden versus eingerissene Bakerzyste in den Raum werfen... Bei wegweisenden Befunden bei der Knieuntersuchung (aber wohl nur dann, oder?) wäre dann vielleicht doch ein MRT angezeigt (?). In jedem Fall vielleicht mal den Schallkopf draufhalten (Fragestellung: Gelenkkapsel i. O. wg. Bakerzyste? Bänder schauen gut aus?).

Tja... es kommen wg. siehe oben aber hoffentlich noch substanziellere Einwürfe. :-)

Eilika
13.06.2011, 16:57
Das Diskutieren realer Fälle ist in dem Sinne nicht verboten. Es sei jedoch nochmal ausdrücklich erwähnt, dass dies hier ein Forum insbesondere für Medizinstudenten ist und Meinungen hier nicht den Gang zum Arzt ersetzen! Das hat der Threadersteller aber ja selbst schon geschrieben...
Liebe Grüsse
Eilika, Moderatorin


Edit: Flemingel war dezent schneller ;-)

Adenin
13.06.2011, 16:58
Ich will wie gesagt auch den Fall nicht diskutieren und keine Meinung/Diagnose ect. haben.

Einfach nur: Wie stellt ein Orthopäde wirklich ein zu langes/zu kurzes Bein fest? Vor allem mit genauem Wert? Nur durch schauen und kurz tasten? Geht das?

Und machen 4mm schon starke Knieschmerzen? Ist das einfach von der Logik her möglich? Ich kann es mir irgendwie nicht vorstellen :-lesen

Ups, da war ich wohl zu langsam!
@ Flemingulus: Danke für deinen Beitrag! Also dir kommt es auch etwas seltsam vor, ja? Das beruhigt mich wenigstens schonmal.
Ach ja: Schuhe hatte ich keine mehr an, aber eben Socken und meine Füße hat er sich nicht einmal angeschaut. Getastet hat er am Knie auch kurz: Vorne durch die Jeans. Kann man da was spüren??

Auch danke @Eilika

Feuerblick
13.06.2011, 17:06
Wie hat man uns so schön beigebracht: "Keine Diagnose durch die Hose"... Mal ehrlich, um eine gescheite Diagnose zu stellen, muss man auch untersuchen und abtasten durch die Jeans ist sicher alles, aber nicht genau. :-nix
Klar können Fußgewölbeschäden Knieprobleme machen, aber um diese zu diagnostizieren sollte man sich die Füße wohl auch (im sockenlosen Zustand) anschauen, würde ich mal sagen.
Und ob ein wohl seit langer Zeit bestehender Beinlängenunterschied Knieprobleme machen kann? Da würde ich wohl eher auf Rücken- oder Hüftbeschwerden tippen, ehrlich gesagt.
Wenns mein Knie wäre, würde ich mir einen anderen Orthopäden suchen...:-nix

Adenin
13.06.2011, 17:15
Also wäre es wirklich sinnvoll, eine zweite Meinung einzuholen?
Mein Mann glaubt langsam ich würde mir das einbilden, weil ich ja nur unter Belastung Schmerzen habe.
In Ruhe ist fast nichts (außer eben, dass es ab und an mal `hakt´).
Ich käme mir doof vor, zu einem zweiten Orthopäden zu gehen und nochmal zu hören "Ihr rechtes Bein ist 4mm zu lang. Das ist es." :-nix

Feuerblick
13.06.2011, 17:16
Warum ist das komisch, wenn man nur unter Belastung Schmerzen hat? Ich würde Schmerzen ausschließlich in Ruhe seltsamer finden. Und eine zweite Meinung hat noch nie geschadet.:-nix:-nix

lottisworld
13.06.2011, 19:00
Also wäre es wirklich sinnvoll, eine zweite Meinung einzuholen?
Mein Mann glaubt langsam ich würde mir das einbilden, weil ich ja nur unter Belastung Schmerzen habe.
In Ruhe ist fast nichts (außer eben, dass es ab und an mal `hakt´).
Ich käme mir doof vor, zu einem zweiten Orthopäden zu gehen und nochmal zu hören "Ihr rechtes Bein ist 4mm zu lang. Das ist es." :-nix

Ja, wenn Du mit Deinen 20 Jahren Schmerzen hast, die Dich im normalen Alltag einschränken, dann ist das sehr wohl eine zweite Meinung wert, denn normalerweise hat man sowas nicht.

Und eine Diagnose ohne ordentliche klinische Untersuchung geht einfach mal gar nicht.
Das eine so kleine Beinlängendifferenz solche Beschwerden macht, kann ich mir nicht vorstellen.
Ein eingerissener Meniskus, Knorpelschaden oder was auch immer hinter der Symptomatik stecken mag, es gehört abgeklärt, schon wegen der möglichen Folgeschäden.
Und wenn's dann doch nichts "Chirurgisches" ist, dann freu dich doch.
LG

Bille11
13.06.2011, 19:10
Ich würde es nicht ausschliessen, dass nicht doch tatsächlich der Beinlängenunterschied das ursächliche Problem ist. Jedoch würde ich an Deiner Stelle durchaus auch eine andere Praxis aufsuchen, denn - wie Funkel schon angesprochen hat - "keine Diagnose durch die Hose" :-)) ist ein sehr wichtiger Aspekt. Beim Orthopäden muss man nun mal blank ziehen & die Beinlängen/Beckenschiefstand-Untersuchung beinhaltet für mich immer noch die Unterlegbrettchen-Methode bei gut sichtbarer Bein&Beckenachse. 4mm sind mit dem blossen Auge nicht sicher nachzuweisen. Ob der Kollege nun den Knick-Senk-Fuss anhand der Rückfussachse, dem abgelatschten Schuhprofil der (angenommen) Sneakers oder auch allein anhand der Beinachse diagnostiziert haben mag, ist mir nicht ganz klar.
Da wir auch nur mutmassen können, wie genau denn diese Untersuchung abgelaufen ist, wie das "Profil" ist, & die Diagnose ins Gesicht springt, kann ich Dir auch nur erneut vorschlagen - im Zweifel besuch einen anderen Orthopäden. Du musst das Vertrauen in dessen Entscheidung & Therapie haben - ansonsten ists mit der Compliance (beim z.B. Einlagen-tragen) auch nicht weit.

eve05
13.06.2011, 21:28
Eigentlich kaum vorstellbar, dass da jemand Knieschmerzen beurteilt ohne das Knie nackt zu sehen, aber andersrum werde ich gerade von jungen Patienten(innen) auch häufig wie ein Auto angeguckt, wenn ich sage "Hose aus" oder mir zum Beispiel auch die Gegenseite zum Vergleich mit ansehen möchte.

Alles andere wurde bereits gesagt- wenn du ein komisches Gefühl hast (und die Geschicht klingt wirklich etwas merkwürdig) zeig das Knie noch einem zweitem Orthopäden!

airmaria
14.06.2011, 10:09
ich lehne mich jetzt mal aus dem fenster und behaupte, dass die 4mm beinlängendifferenz SICHER nicht für die aktuelle beschwerdesymptomatik ursächlich sind!

davon ab ist eine angabe von 4mm aufgrund der beschriebenen untersuchungstechnik völlig abwegig, hier würde man eher dazu neigen, eine formulierung "beinlängendifferenz von etwa einem halben zentimeter rechts grösser links" o.ä. zu dokumentieren. eine beinlängendifferenz in dieser grössenordnung bedarf im übrigen in der regel keiner therapie.

die beschriebene befunderhebung muss man ganz klar als nicht ausreichend einstufen, ein knie mit dieser anamnese gehört verschiedenen klinischen tests unterzogen - u.a. zur stabiltät sowie entsprechenden meniskusprovokationstests... und sicherlich NICHT durch die hose!

der diagnostizierte knicksenkfuss hingegen wäre als "blickdiagnose" durch einen erfahrenen orthopäden denkbar, so denn die möglichkeit zur beurteilung des gangbildes anhand weniger schritte bestand, hierzu dürfte aber zumindest keine hose über die knöchel gereicht haben.

zur aktuellen FERN-diagnose, was als solches selbstverständlich ebensowenig zulässig ist:
es fehlen zur weiteren beurteilung insbesondere folgende parameter, wie gelenkserguss, bandstabilität, beinachse, lokale druckschmerzhaftigkeiten z.b. im bereich des tractus iliotibialis etc.
aufgrund der vorliegenden anamnese kämen differntialdiagnostisch zunächst eine meniskuspathologie mit oder ohne bakerzyste in betracht, alternativ auch eine bakerzyste aufgrund einer anderen kniepathologie. des weiteren sollte man bei der beschriebenen körperkonstitution auch ein "läuferknie" nicht völlig auschlissen, insbesondere wenn zusätzlich eine leichte varustendenz im kniegelenk vorliegen sollte. nicht zuletzt gehört auch eine generelle hyperlaxität im sinne eines hypermobilitätssyndroms (HMS) abgeklärt.
airmaria