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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Einschätzungen zu Promotionsthemen?



LJGibbs
13.06.2011, 20:15
Zurzeit bin ich auf der Suche nach einer Doktorarbeit, wobei bei den ersten Gesprächen nicht wirklich etwas herausgekommen ist. Nun bin ich auf einen potentiellen Doktorvater in der Radiologie getroffen, der subjektiv einen guten Eindruck gemacht hat. Er hat mir aktuell zwei Themen angeboten. Leider habe ich keinerlei Erfahrung mit wissenschaftlichen Arbeiten und kenne auch niemanden, der mir bei der Einschätzung der Themen behilflich sein könnte. Während ich sicherlich bereit bin, viel Arbeit in die Promotion zu investieren, will ich andererseits auch ein Thema, welches sich mit flexibler Zeitgestaltung bearbeiten und auch möglichst sicher abschließen lässt. Hier habe ich die mir angebotenen Themen kurz aufgeführt:

1)

Es handelt sich um eine restrospektive Untersuchung (Patienzahl: n=100) von Kardio-CT-Bildern. Dabei sollen verschiedene anatomische Parameter (Massen, Durchmesser) bestimmt werden. Zusätzlich soll untersucht werden, ob sich mittels der Bilder der Projektionswinkel des später durchgeführten interventionellen Klappenersatzes bestimmen lässt. Die CT-Bilder liegen im PACS-System vor, können aber nur an einem PC im Klinikum angeschaut werden.
2)

Es handelt sich um die experimentelle Untersuchung bei der ein Robotik-System, welches bereits von ingenieurwissenschaftlicher Seite programmiert und gebaut wurde, für CT-gestützte Punktionen zu evaluieren, wozu man einen Versuchsaufbau erstellen und an Dummies eine größere Zahl an Testpunktionen durchführen soll. Ferner sollen auch unter Zuhilfenahme von Gyroskopen durchgeführte Punktionen untersucht und versucht werden, die Technik mit den Gyroskopen auf den Roboter zu übertragen.
Diese Arbeit wird an einem mit der Uniklinik assoziierten Institut durchgeführt. Die Arbeitszeit soll hier komplett frei einteilbar sein, da man wohl, auch wenn noch einige andere Mitarbeiter an dem Projekt arbeiten, für die Themenstellung der Doktorarbeit nicht von den Ergebnissen der anderen abhängig ist.

Insgesamt hatte ich das Gefühl, dass dem potentiellen Doktorvater eine Bearbeitung des zweiten Themas lieber wäre. Er betonte auch mehrfach, dass selbiges sehr innovativ sei und auch noch wenige andere Gruppen auf dem Gebiet forschen, weshalb man die Ergebnisse auch leicht publizieren könne. Ich persönlich finde beide Themen interessant, habe aber das Gefühl, dass das erste Thema sicherer ist und potentiell weniger Risiken birgt. Zudem passt die Kombination aus radiologischer und kardiologischer Thematik auch sehr gut zu meinen fachlichen Interessen.

Was sagt Ihr zu den Themen? Welche Probleme seht ihr dabei? Für welches würdet ihr Euch entscheiden oder findet ihr keines wirklich gut?


Vielen Dank für alle Antworten. :-)

THawk
13.06.2011, 22:17
Ich machs mal kurz und stelle einfach nur ein paar (kritische) Fragen zu den beiden Themen:

1) Wirst du die Bilder auswerten? Reicht deine Kompetenz im Auswerte-Algorithmus für valide Ergebnisse aus, bzw. wie lange wirst du brauchen um solide Ergebnisse zu liefern? Gibt es einen unabhängigen Zweitbegutachter (so kann man eine Aussage über die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse treffen)? Ist der Platz wirlich ab 17 Uhr frei oder muss evtl. der diensthabende Radiologe dort ran? Was ist die minimale Patientenzahl und von wie vielen Patienten liegen Daten vor (du wirst definitiv einige ausschließen müssen weil z.B. bestimmte Sequenzen fehlen oder evtl. das KM-Verhalten unzureichend ist)? Wenn die beiden Zahlen zu eng beisammen liegen könnte es eng werden. Was ist der 'Goldstandard' zur Bestimmung des Projektionswinkels und ist eine solche Darstellung bei allen Patienten vorliegend?

2) Deutlich schwieriger einzuschätzen, weil weniger konkrete Informationen vorliegen. Anscheinend ist auch der Umfang der Arbeit noch nicht so klar umrissen. Wann immer es um evtl. Weiterentwicklungen geht liegt darin ein möglicher Grund für (möglicherweise) längere Pausen. Weil du in der Zeit z.B. auf die Ingenieure warten musst. Vorteil: Ingenieure arbeiten nicht in der Krankenversorgung, die Betreuung könnte also u.U. besser sein. Weitere Fragen: Gibt es einen Versuchsaufbau? Ist der evaluiert worden? Was sind die angestrebten Fallzahlen?

Veröffentlichen werden sich bei entsprechenden Ergebnisse beide Arbeiten lassen. Die zweite Arbeit hängt da sicherlich eher von einem Erfolg ab als die erste (bei der ersten Arbeit ist auch die Aussage, dass es nicht geht, veröffentlichbar; bei der zweiten interessiert das nicht so). Generell sind allerdings prospektive Arbeiten meist angesehener.
Ob ich die eine oder andere Arbeit interessanter finde bringt dich nicht wirklich weiter (nebenbei gesagt finde ich beide nicht uninteressant, auch wenn meine Begeisterung nicht gerade in der Radio liegt). Hinterfrag es gründlich und besprich es mit dem Dr.vater. Anderer Punkt noch: Wer wird dich betreuen. Dr.vater selbst? Oder Betreuer? Wie ist die Erreichbarkeit von beiden?

Ich wünsch dir viel Spaß mit deiner Arbeit!

Lars