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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wer hat die Facharztweiterbildung abgebrochen?



carishma
17.06.2011, 14:38
Hallo,

würde mal gerne wissen, ob es welche gibt, die ihre Weiterbildung zum Facharzt, abgebrochen haben. Und damit meine ich gänzlich der KLinik den Rücken gekehrt haben?

Die Weiterbildung (derzeit im 1.Jahr, Innere) ist wirklich unmenschlich anstrengend und es geht hierbei nicht um die KLinik oder den Arbeitgeber, den ich habe. Die Stelle ist im Großen und Ganzen human, die Kollegen sind freundlich. Aber das Arbeitspensum in der Inneren verlangt viel ab, und das ist ja (fast) überall in der Inneren so, mal mehr mal etwas weniger. Fakt ist, dass der Stress im Arbeitsalltag, die Dienste, Wochendschichten an der Gesundheit zehren und man sich Gedanken macht, ob es das alles wert ist. Schließlich habe ich noch mind. 5 Jahre vor mir, und selbst in der Praxis hinterher ist das Arbeiten auch kein Zuckerschlecken.

Gibt es welche, die die KLinik verlassen haben und eine andere Arbeit aufgenommen haben? Mit geregelten Arbeitszeiten? Etwas Zeit für Familie und vor allem für sich. Habe einige Kollegen, die sich auch nur noch zur Arbeit schleppen,abends kaputt und hundemüde sind. Kein Privatleben, chronisch krank. Keine Zeit für Familienplanung. Und mit dem Alter steigt das Risiko für Komplikationen? Ein Teufelskreis. Muss zugeben, habe gewusst, was auf einen zukommt, aber die Tätigkeit in der KLinik und vor allem in der Inneren ist wirklich belastend, obwohl ich den Beruf gerne ausübe, da ich immer schon Ärztin werden wollte und auch weiterhin als Ärztin arbeiten möchte, sonst hätte die 6 Jahre Studium nicht durchgezogen, aber ich frage mich immer mehr, ob die Krankenhaustätigkeit das Richtige ist und welche Perspektiven habe ich dann als Niedergelassene zur Zeit. Sind die Arbeitsbedingungen dann wirklich besser?

Aber was gibt es für Möglichkeiten mit einem Jahr Erfahrung. Wer kann mir von seinen Erfahrungen berichten. War es in dem Fall die richtige Entscheidung?

LasseReinböng
17.06.2011, 17:09
Mit einem Jahr Innere könntest Du in die Radiologie gehen und dir das Jahr auf den FA anrechnen lassen, es gibt natürlich noch einige andere Fachrichtungen, wo ein Jahr Klinik angerechnet wird ( z.B. Laboratoriumsmedizin, Strahlentherapie ( in meinem Bundesland nur 6 Mon.), Anästhesie, Allgemeinmedizin....das Problem ist nur, man muß diese Fächer auch irgendwie mögen.


Spezialisierte (!) Internisten in der Praxis verdienen sehr gut und müssen ergo auch nicht 50-100 Patienten pro Tag im 3-Minuten-Takt durchpeitschen wie in anderen Fächern, ist also schon ein ganz gutes Leben.... aber dahin muß man erst mal kommen, außerdem schläft nicht jeder mit > 100k Euro Praxiskredit so gut und in die gesundheitspolitische Zukunft kann niemand blicken.


Mein Herz schlägt fachlich auch für die Innere, aber so wie es in vielen Kliniken aussieht wird man dort einfach nur alt und grau und das Leben zieht an einem vorbei.

ole_cranon
19.06.2011, 21:17
Ich hatte einen Studi-Job bei nem Pharma-Konzern. Die suchen dort immer Leute mit Dr. med. bzw Approbation.
Tolle Karriere-Chancen, geregelte 40h-Woche, 30 Tage Urlaub, Überstunden werden abgegolten, hohes Einstiegsgehalt, Altersabsicherung und viele sonstige Extraleistungen.

Hört sich alles wunderbar an, aber die Arbeit befriedigt überhaupt nicht. Habe 2 Ärzte deswegen auch nach kurzer Zeit wieder zurück in die Klinik gehen sehen.

Bis vor kurzem haben die noch jemanden gesucht;-)
Vielleicht muss man mal so nen Bürojob ausprobieren um zu sehen was für einen selbst besser ist.

Bärentöter
19.06.2011, 21:31
Arbeitsmedizin?

carishma
20.06.2011, 14:20
Ich hatte einen Studi-Job bei nem Pharma-Konzern. Die suchen dort immer Leute mit Dr. med. bzw Approbation.
Tolle Karriere-Chancen, geregelte 40h-Woche, 30 Tage Urlaub, Überstunden werden abgegolten, hohes Einstiegsgehalt, Altersabsicherung und viele sonstige Extraleistungen.

Hört sich alles wunderbar an, aber die Arbeit befriedigt überhaupt nicht. Habe 2 Ärzte deswegen auch nach kurzer Zeit wieder zurück in die Klinik gehen sehen.

Bis vor kurzem haben die noch jemanden gesucht;-)
Vielleicht muss man mal so nen Bürojob ausprobieren um zu sehen was für einen selbst besser ist.

Kannst du die Tätigkeit auch etwas näher beschreiben? Ist man dort im Außendienst tätig? Denn das wäre überhaupt nichts für mich. Im Büro selbst habe ich bereits gearbeitet. Und das wäre sogar etwas, was ich durchaus wieder machen würde.

BullaBulla
20.06.2011, 18:55
Mich würde auch der Alltag bei nem Pharmaunternehmen interessieren. Und in welcher Stadt war denn dein Arbeitgeber angesiedelt?

dreamchaser
20.06.2011, 19:02
Der Alltag hängt ja sehr von der Stelle ab - es gibt natürlich den Aussendienst, aber auch Jobs im Büro, bei denen man in Arbeitsgruppen arbeitet und meistens für die klinische Forschung zuständig ist. Dabei ist man je nach Position für die Planung von Projekten verantwortlich, für die Betreuung von Probanden in klinischen Studien, für die Betreuung von klinischen Studien allgemein, die Präsentation von Projekten und Verhandlung mit Vertragspartnern (auch im Ausland) und viele mehr....pauschal kann man da keine Antwort geben. Ist aber eher Büroarbeit, die aber teilweise auch klinisch (bei den Studien) sein kann.

carishma
20.06.2011, 19:21
Der Alltag hängt ja sehr von der Stelle ab - es gibt natürlich den Aussendienst, aber auch Jobs im Büro, bei denen man in Arbeitsgruppen arbeitet und meistens für die klinische Forschung zuständig ist. Dabei ist man je nach Position für die Planung von Projekten verantwortlich, für die Betreuung von Probanden in klinischen Studien, für die Betreuung von klinischen Studien allgemein, die Präsentation von Projekten und Verhandlung mit Vertragspartnern (auch im Ausland) und viele mehr....pauschal kann man da keine Antwort geben. Ist aber eher Büroarbeit, die aber teilweise auch klinisch (bei den Studien) sein kann.

Wie sind denn die Gehaltsaussichten bei solchen Jobs verglichen zum Gehalt eines Assistenzarztes in der Klinik?
Und sind die Stellen eher befristet oder auch längerfristig zu besetzen?

dreamchaser
20.06.2011, 19:28
Auch das kommt auf die Position an. Ich weiss auch nicht, ob man heute noch so gut verhandeln kann, wie früher. In hohen Positionen kann man sicher mehr verdienen, als in der Klinik, aber da sind die Arbeitszeiten mitunter auch länger.

eisenbeisser
21.06.2011, 10:16
Was mich interessieren würde bzw. vielleicht hat auch hiermit jemand Erfahrunge: wie siehts eigentlich als fertiger Facharzt in der Pharmaindustrie aus - überwiegend klinisch forschend/betreuende Arbeit (wahrscheinlich) oder eher bürokratisch gehobene Position?
Im Grunde genommen müßten die sich doch um fertige FAs reißen?

Leberwurst
21.06.2011, 13:56
Gibt es eigentlich überhaupt eine realistische Chance, als frischer Mediziner ggf. "nur" mit Promotion - aber eben ohne Klinikerfahrung - irgendwo außerhalb der Klinik unterzukommen? Man hört ja immer wieder mal, "hey, wenn du keinen Bock auf Dienste und Wochenendarbeit hast, gehst du nach dem Studium eben in die Pharmaindustrie/Wirtschaft". Aber wie realistisch ist das ohne Facharzt?

MD/PhD
21.06.2011, 17:39
wie siehts eigentlich als fertiger Facharzt in der Pharmaindustrie aus - überwiegend klinisch forschend/betreuende Arbeit (wahrscheinlich) oder eher bürokratisch gehobene Position?

Das würde mich auch interessieren. Was kann man als Arzt überhaupt in der Pharmaindustrie leisten?
Unter klinische-Studien-betreuen kann ich mir die alltäglichen Aufgaben nur so vorstellen: Probanden aussuchen; Medis geben mit deren Entwicklung ich leider nichts zu tun hatte; hoffen, dass nichts passiert was mein Eingreifen erfordern würde; viel Schreibarbeit.
Aber wie sieht's mit Stellen für Ärzten aus, bei der man wirklich innovativ tätig sein kann. Also etwa im Rahmen von Projekten versuchen, bestimmte medizinische Problemstellungen zu lösen, Kurzschließen im interdisziplinären Team mit Wissenschaftlern anderer Gebiete usw.

Damit meine ich nicht die Forschung an Unikliniken, wo man versuchen muss, Klinik, Forschung und Lehre in ein Arbeitsleben zu pressen, sondern entsprechende Stellen in der Pharmaindustrie o.ä. Hat jemand davon mal was gehört? Wäre ja erschreckend, wenn außerhalb der Klinik keine geistigen Herausforderungen sondern nur Schreibarbeiten auf den Mediziner warten :-?

ehem-user-02-08-2021-1033
21.06.2011, 17:54
Aber wie sieht's mit Stellen für Ärzten aus, bei der man wirklich innovativ tätig sein kann. Also etwa im Rahmen von Projekten versuchen, bestimmte medizinische Problemstellungen zu lösen, Kurzschließen im interdisziplinären Team mit Wissenschaftlern anderer Gebiete usw.

Damit meine ich nicht die Forschung an Unikliniken, wo man versuchen muss, Klinik, Forschung und Lehre in ein Arbeitsleben zu pressen, sondern entsprechende Stellen in der Pharmaindustrie o.ä. Hat jemand davon mal was gehört? Wäre ja erschreckend, wenn außerhalb der Klinik keine geistigen Herausforderungen sondern nur Schreibarbeiten auf den Mediziner warten :-?

Irgendwie beschreibst du hier "Spitzenpositionen" mit entsprechend guter Bezahlung (z.B. leitender Angestellter in der Entwicklung).
Ich glaube nicht, dass sich in diesem Bereich Pharmaunternehmen um die Mitarbeit von Leuten reißen, denen es im Krankenaus zu stressig war. Ebenso verlangen solche Positionen auch Führungsqualitäten, deren Nachweis sich eben nur durch entsprechende Tätigkeiten erbringen lässt.
Wenn ich mich täuschen sollte, dann korrigiert mich.
Aber ich glaube nicht, dass ein Pharmaunternehmen einem absoluten Neuling einfach so mal ein Projekt anvertraut.

MD/PhD
21.06.2011, 19:03
Irgendwie beschreibst du hier "Spitzenpositionen" mit entsprechend guter Bezahlung (z.B. leitender Angestellter in der Entwicklung).
Ich glaube nicht, dass sich in diesem Bereich Pharmaunternehmen um die Mitarbeit von Leuten reißen, denen es im Krankenaus zu stressig war. Ebenso verlangen solche Positionen auch Führungsqualitäten, deren Nachweis sich eben nur durch entsprechende Tätigkeiten erbringen lässt.
Wenn ich mich täuschen sollte, dann korrigiert mich.
Aber ich glaube nicht, dass ein Pharmaunternehmen einem absoluten Neuling einfach so mal ein Projekt anvertraut.

Kann man als Arzt nur dann an nem Projekt arbeiten, wenn man dessen Leiter ist?
Nicht, dass dies noch Leute lesen, die sowieso bereits jedem Medizinstudenten die berüchtigte ärztliche Arroganz unterstellen ;-)

ole_cranon
21.06.2011, 19:58
Natürlich kann man als Mediziner auch zum Klinken putzen verbraucht werden. Der Job den ich meine lässt sich eher als Bürojob mit Reisebereitschaft beschreiben.

Der letzte auf der Position hatte im 3 Jahr WB Kardiologie eine kleine "Pause" nötig;-)

Hauptsächlich ging es um Medical Safety. Dazu wird nun mal ein Arzt benötigt, um kritische Ereignisse medizinisch zu bewerten. Dazu kommt noch die Mitarbeit in verschiedenen Projekten und Studien. Zum Beispiel ging es um eine Marktzulassung in den USA. Ist eigentlich recht vielfältig.

Meiner Meinung dürfte der Einstieg in die Pharma-Industrie nicht allzu schwer sein. Mediziner werden gesucht!

Zum einen gibt es spezielle Trainee-Programme, bei denen man in 18 Monaten verschiedene Bereiche kennenlernt. Mit ein bißchen Talent kann man zum Beispiel Produktmanager werden oder in das Marketing einsteigen.

Zu meinem EX-Arbeitgeberkann ich nur sagen: Diabetes, Top 10 Arbeitgeber und PLZ u.a. 68... ;-)

sdae
21.06.2011, 21:08
Aber wie sieht's mit Stellen für Ärzten aus, bei der man wirklich innovativ tätig sein kann. Also etwa im Rahmen von Projekten versuchen, bestimmte medizinische Problemstellungen zu lösen, Kurzschließen im interdisziplinären Team mit Wissenschaftlern anderer Gebiete usw.

Damit meine ich nicht die Forschung an Unikliniken, wo man versuchen muss, Klinik, Forschung und Lehre in ein Arbeitsleben zu pressen, sondern entsprechende Stellen in der Pharmaindustrie o.ä. Hat jemand davon mal was gehört? Wäre ja erschreckend, wenn außerhalb der Klinik keine geistigen Herausforderungen sondern nur Schreibarbeiten auf den Mediziner warten :-?

Gibt es. Kannst du in der klinischen Pharmakologie an Unikliniken machen. Phase I und II Studien für die Industrie und damit wird das Geld für die Investigator Initiated Trials generiert. Forschung und Lehre mit ganz wenig Klinik.

Aber leider ist klinische Pharma dank GCP, AMG, Bfarm und Ethikkommisionen ein ziemlich bürokratisches Geschäft.

sdae
21.06.2011, 21:37
fieser Doppelpost:

und Inhalt der Forschung zählt halt auch. Wenn du neurologische Pathologien erforschen willst, dann interessiert dich Forschung am Arzneimittelmetabolismus trotz guter Forschungsmöglichkeiten doch vielleicht weniger.

BullaBulla
22.06.2011, 18:52
Hat jemand ne Ahnung, ob es irgendwo im Internet ne Seite mit allen kleineren und größeren Pharmaunternehmen (z.B. nach PLZ sortiert) gibt?

ole_cranon
23.06.2011, 12:27
www.wlw.de ist so eine Firmendatenbank