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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Krankenpflegepraktikum schreckt mich vom Arztberuf ab!



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Neuling
09.07.2011, 16:02
Hallo Leute,

bis vor kurzem war ich mir sicher, mein Medizinstudium im Winteresemster zu beginnen. Jetzt wurde ich aber in der ersten Woche meines Pflegepraktikums mit der Realität konfrontiert:

Dieses Praktikum hat mir einen solch schlechten Eindruck gegeben, dass ich echt ins Zweifeln komme. Auf meiner Station liegen 70% Pflegefälle, die palliativ behandelt werden. Es ist so verdammt hart die Patienten zu waschen (Gebisspflege, Intimpflege, Fußnägel) und "Ausscheidungsendprodukte" jeglicher Art weg zu machen. Viele von ihnen kriegen das ganze Prozedere nicht mehr bewusst mit....

Was ich konkret z.B erlebt habe:

- Am 2.Tag habe ich die Temperatur eines Patienten gemessen: Es wurde 34 angezeigt. Nochmal gemessen: 33,8. Dann habe ich die Schwestern geholt und die meinten: Endlich ist der tot....Die haben Luftsprünge gemacht, weil sie ihn nun nicht mehr pflegen müssen.

-Mein Eindruck von den Krankenschwestern ist eine Katastrophe: Die lästern einfach ununterbrochen über Ärzte und verhalten sich mir gegenüber wie der letzte Dreck. Ein "bitte" kennen die nicht. Da fallen Sätze: " Du bist ja Arzt und ich bin bloß die kleine Schwester". Darauf ich: " Ich bin nur Praktikant". Die: "Werd bloß nicht so arrogant wie die anderen Ärzte". Oft werde ich einfach ignoriert. Ich stehe in Pausen einfach nur daneben und warte, dass die Zeit rumgeht. Fragen werden eh nicht beantwortet von mir.

Weitere Rahmenfakten, die mich abschrecken:

Die Schwestern arbeiten teilweise mehr als 12 Tage am Stück. Hallo? Was ist das denn bitte? Dann haben sie mal wieder 2 freie Tage und dann nochmal 12 Tage am Stück. Diesen Rythmus halten die über Monate, weil einfach extremer Mangel herrscht an Personal. Die ganzen Schichten, die man später am Wochenende machen muss, schrecken mich eben auch ab.

Ich habe also einen verdammt negativen Eindruck vom Krankenhaus bekommen. Vor allem, weil die Leute alle depressiv sind und nur von ihren Burnouts sprechen. Ich habe echt Angst genau so fertig zu enden, dass ich mein Ego mit dem Runtermachen von Praktikanten poliere.

Ist das nicht einfach ungesund? Ich mekre jetzt schon, dass man bei nem freuien Tag nicht so einfach abschalten kann. Man hat doch echt kein Leben mehr, wenn man aus dem Krankenhaus kommt. Ich stehe vor 5 Uhr auf und komme um 15.20 nach Hause. Dann bin ich so platt, dass ich noch bis 21 Uhr wach bleiben kann. Das heißt: Ich habe nicht mal 6 STUNDEN FREIZEIT AM STÜCK???? In den 6 Stunden denkt man soderso noch über die ganzen krassen Geschichten nach, die man tagsüber erlebt.



Dazu kommt natürlich, dass ich vorher noch nie richtig gearbeitet habe. Dass das Arbeitsleben hart ist, wusste ich. Aber der Krankenhausalltag macht mich fertig....

Man hat doch gar kein Leben mehr???!!!

Später wollte ich mich in einer Praxis niederlassen, die ich übernehmen würde. Das ist längst nicht so hart. Da habe ich reingeschnuppert und es gefällt mir 1 A. Das ist traumhaftes Arbeiten. Aber es ist GAAAr nicht zu vergleichen mit der Arbekit im Krankenhaus:

In der Praxis können die Patienten laufen und sprechen. Das Patientenalter ist gemischt. Im Krankenhaus ist der Altersdurchschnitt dagegen VIEEL HÖHER. Es kann kein einziger Patient über den Gang laufen. Die liegen alle nur den ganzen tag im Bett und viele sind kaum ansprechbar, extrem verwirrt und wissen nicht wo sie sind.


Der Einblick in den Praxisalltag und den Krankenhausalltag habe ich bekommen: DAS SIND WELTEN!

Ich weiß nicht mehr weiter .....

ShenMe
09.07.2011, 16:07
Da hast du wohl ein extremes Negativbeispiel erwischt. Ich würde dir direkt reten die Station zu wechseln.

Bei mir im KPP waren die Schwester eigentlich durchweg nett und hilfsbereit, gleiches gilt für die Ärzte dich sich auch mal 5-10 min Zeit genommen haben um dem Praktikanten ein paar Fragen zu beantworten.

Coxy-Baby
09.07.2011, 16:09
Also jetzt mal im Ernst du merkst erst dass der Patient tod ist, nachdem du die Temperatur gemessen hast?
Der Rest deiner Leidensgeschichte ist Alltag vieler Praktikanten........

FipFlip
09.07.2011, 16:11
ist halt ein bisschen anders als es bei gray's anatomy dargestellt wird...

Innere ist eine schlechte wahl fürs KPP

Neuling
09.07.2011, 16:11
Also jetzt mal im Ernst du merkst erst dass der Patient tod ist, nachdem du die Temperatur gemessen hast?
Der Rest deiner Leidensgeschichte ist Alltag vieler Praktikanten........


JA! Der Patient war nie ansprechbar (gebisslosen Mund immer offen), hatte immer die Augen halb offen, hat nie merkbar geatmet oder gar irgendwelche Geräusche von sich gegeben. Als ich ihn das erste mal sah, DA dachte ich: Der sieht aus, als wäre er tot....

fangyf
09.07.2011, 16:12
Ja, die Realität ist oft anders als bei Dr. House oder E.R.^^

Aber trotz des geringen Gehalt als Assi und trotz dieser Missstände in manchen Krankenhäusern finde ich den Arztberuf trotzdem sehr spannend. Später ist es ja auch nicht mehr deine Aufgabe, die Patienten direkt zu pflegen.

Hoffentlich bleibst du dabei. Ich persönlich war mir schon seit 4 oder 5 Jahren sicher, dass ich Arzt werden möchte.

Darf ich fragen in welchem Krankenhaus du den Pflegedienst gemacht hast?

Feuerblick
09.07.2011, 16:16
So ganz verstehe ich dein Problem nicht. Du scheinst diene Zweifel an den Schwestern festzumachen... was haben die Schwestern mit deiner Arbeit als Arzt später zu tun? Ich glaube nicht, dass du als Praktikant auf einer überwiegend palliativen Station den "wirklichen" Krankenhausalltag kennenlernen kannst. Und schon gar nicht, wenn du dir nur die Schichten und Bedingungen für die Schwestern in EINEM einzigen Krankenhaus anschaust. Natürlich ist auch die Arbeit als Arzt im Krankenhaus stressig, aber nicht alle Patienten in allen Fachrichtungen sind kurz vor ihrem natürlichen Ende. In vielen Fachrichtungen (z.B. auch in meiner Fachrichtung) können die allermeisten Patienten laufen, reden mit dir und pflegen sich (so weit nach OPs halt möglich) auch selbst. Insofern sollte DAS nun echt kein Grund sein. Pflegen wirst du später sowieso nicht mehr. Genauso willst du ja später eine Praxis übernehmen. Wenn dir das (und damit meine ich nicht nur die Arbeit sondern auch die Bürokratie, die sich drumherum erstreckt!!!) gefällt, dann sollten die paar Jahre Krankenhaus, du dafür brauchst, nun wirklich das kleinste Problem sein. :-nix

Neuling
09.07.2011, 16:17
Ja, die Realität ist oft anders als bei Dr. House oder E.R.^^

Aber trotz des geringen Gehalt als Assi und trotz dieser Missstände in manchen Krankenhäusern finde ich den Arztberuf trotzdem sehr spannend. Später ist es ja auch nicht mehr deine Aufgabe, die Patienten direkt zu pflegen.

Hoffentlich bleibst du dabei. Ich persönlich war mir schon seit 4 oder 5 Jahren sicher, dass ich Arzt werden möchte.

Darf ich fragen in welchem Krankenhaus du den Pflegedienst gemacht hast?


Mein Problem ist nur, dass ich lediglich den Alltag der Pfleger mitbekomme. Und der ist unschön. Es kommt sehr selten mal ein Stationsarzt vorbei.

Eine weitere Situation:
Der Stationsarzt fragt eine Schwester nach Hilfe. Diese hat beim Kaffetrinken abgelehnt. Als der Arzt draußen war, hat sie gesagt: "So ein fauler Sack. Wir kümmern uns auch alleine um die Patienten. Aber die kleine Schwester steht ja ganz unten in der Nahrungskette."

WAS IST DAS FÜR EINE ZUSAMMENARBEIT? Da könnte ich an die Decke gehen...

Luc90
09.07.2011, 16:19
Da hat es dich ja wirklich hart getroffen. Auf meinen bisherigen Stationen war das ganz anders. Die Pfleger waren alle sehr nett und mit den Patienten konnte man meist auch normal sprechen. Das ist natürlich sehr davon abhängig in was für einem Krakenhaus du bist, wie da die Personalsituation aussieht.

Andererseits ist es natürlich sehr Stationsabhängig. Auf ner Unfallchirurgie oder Neurologie sind z.B. auch jüngere Patienten. Ich denke mal du bist jetzt auf ner Inneren Station, wo es anscheinend etwas mehr zu tun gibt.
Am besten du versuchst wirklich die Station zu wechseln.

In welchem Krankenhaus/Station machst du denn dein Praktikum?

Coxy-Baby
09.07.2011, 16:34
Ich werfe mal hinterher, dass das Pflegepraktikum auf einer Kratzbürstenstation der ideale Zeitpunkt ist, sich ein dickes Fell wachsen zu lassen.....kann man immer mal gebrauchen.

WackenDoc
09.07.2011, 16:34
Also das was du kennengelernt hast, ist die Pflegeseite und das auch noch als Praktikant.
Das Verhältnis zwischen Ärzten und Pflege ist in vielen Abteilungen tatsächlich nicht gut, aber auch da gibt es Unterschiede. Innere scheint da eher zu den schlechteren Fachrichtungen zu gehören was das angeht (hab das zum einen selber so erlebt und zum anderen hab ich das auch schon von anderen gehört)

Das Pflegepraktikum ist nicht mit einer späteren Tätigkeit als Arzt vergleichbar.

Ein Zuckerschlecken ist die Arbeit als Arzt in einem Krankenhaus tatsächlich nicht. Aber auch da gibt es himmelweite Unterschiede.
Was du unbedingt lernen musst, ist dich von der Arbeit abzugrenzen und das Schicksal von Patienten nicht allzu nahe an dich heran zu lassen.
Klar gibt es immer wieder Patienten, die einem mehr an´s Herz wachsen und deren Schicksal einem näher geht. Das ist auch ok, nur es sollte eben nicht überhand nehmen.
Mit den Arbeitszeiten ist das halt so ne Sache: So mit 9 Stunden regulärer Arbeitszeit plus Überstunden am Tag musst du schon rechnen. Das ist aber in den meisten Vollzeitjobs so.

Was auch ein Lernziel im Krankenpflegepraktikum sein sollte, ist dich gegen unverschämtes Verhalten der Pflege zu wehren. Das nimmt teilweise Auswüchse an, das ist nicht mehr feierlich. Wenn du da nicht rechtzeitig lernst, dich gegen zu wehren, wirst du als Assistenzarzt richtig ausbrennen.

Kaya777
09.07.2011, 17:36
Nebenbei bemerkt: Über 6 Stunden Freizeit würde ich mich freuen. Derzeit müsste ich im Schnitt bis 1 Uhr nachts aufbleiben, um das zu erreichen...

Unabhängig davon kann ich verstehen, dass es ätzend ist, auf so einer Station zu arbeiten. Ich lege viel Wert auf ein gutes Miteinander zwischen Pflegenden, Ärzten, Stationshilfen, etc. pp. Glücklicherweise ist das bei mir auf Station wirklich super, sonst hätte ich mir schon längst einen Stellenwechsel überlegt.

Toffiwesen
09.07.2011, 18:25
Statt ständig zu überlegen, warum sich der NC wie verhält und wie er sich entwickeln wird und wer der bessere Arzt wird, sollten wir mal darüber reden, ob uns, der Jugend von heute, das Rückrad fehlt.

Das ist jetzt schon das zweite Thema im Juli, wo jemand das KPP zu schrecklich fndet und darüber nachdenkt alles hinzuwerfen. Und wir haben heute den 9.!
Bin ich der einzige der das unglaublich findet?

Es geht um EINEN Monat, dann könnt ihr wechseln ohne Tage zu "verlieren"! Der ist schneller um als ich sagen kann, dass ihr da mal ganz kurz durch müsst. Und dieser Monat hat dann nochmal wenig/kaum was mit dem zu tun, was man später machen werdet.

Gruß,

Toffi (Verfechter des 3 Monatigen KPP)

Coxy-Baby
09.07.2011, 18:40
Statt ständig zu überlegen, warum sich der NC wie verhält und wie er sich entwickeln wird und wer der bessere Arzt wird, sollten wir mal darüber reden, ob uns, der Jugend von heute, das Rückrad fehlt.

Wo liegt das Rückrad? Viel schlimmer finde ich diese Hijacker die versuchen Threads zu entführen in denen sich einfach mal betroffene nur auskotzen wollen, denn das ist auch mal in Ordnung......

Michael72
09.07.2011, 18:40
Statt ständig zu überlegen, warum sich der NC wie verhält und wie er sich entwickeln wird und wer der bessere Arzt wird, sollten wir mal darüber reden, ob uns, der Jugend von heute, das Rückrad fehlt.

Das ist jetzt schon das zweite Thema im Juli, wo jemand das KPP zu schrecklich fndet und darüber nachdenkt alles hinzuwerfen. Und wir haben heute den 9.!
Bin ich der einzige der das unglaublich findet?

Es geht um EINEN Monat, dann könnt ihr wechseln ohne Tage zu "verlieren"! Der ist schneller um als ich sagen kann, dass ihr da mal ganz kurz durch müsst. Und dieser Monat hat dann nochmal wenig/kaum was mit dem zu tun, was man später machen werdet.

Gruß,

Toffi (Verfechter des 3 Monatigen KPP)

Immerhin reden wir hier von einem unbezahlten Praktikum, für dass sich der Betreffende freiwillig in dem Haus gemeldet hat und das kaum Relevanz für den späteren Beruf hat. Da kann man auch ohne gleich als verweichlichte Jugend von heute zu gelten erwarten, nicht wie Dreck behandelt zu werden, oder?

elastic
09.07.2011, 19:12
Mein Problem ist nur, dass ich lediglich den Alltag der Pfleger mitbekomme. Und der ist unschön. Es kommt sehr selten mal ein Stationsarzt vorbei.

wie kannst du dann sagen, dass dich der arztberuf abschreckt?
ich hab beide seiten gesehen im krankenhaus. pflege und arzt. dazwischen liegen welten.

gerade die erfahrung in der pflege waren für mich ein riesiger motivationsschub.

Toffiwesen
09.07.2011, 19:26
Wo liegt das Rückrad? Viel schlimmer finde ich diese Hijacker die versuchen Threads zu entführen in denen sich einfach mal betroffene nur auskotzen wollen, denn das ist auch mal in Ordnung......

Falsch, auch wenn du das vergessen hast zu quoten, dreht sich mein Posting darum, dass der TE da mal ganz kurz durch muss. Noch 15 Arbeitstage btw...

Mal davon abgesehen, dass du auch ne Menge Sachen im KPP lernen wirst, kannst du auch aus dem Verhalten der unfreundlichen Pfleger und vllt Ärzte ne Menge Schlüsse ziehen, vor allem darauf, was du in 7 Jahren besser machen kannst (Das die Atmosphäre nicht die Norm dastellt wurde ja schon oft genug gesagt). Zur Not denk dran, dass du einen der teuersten und begehrtesten Studienplätze bekommen wirst (hoffentlich) und dafür nur mal eben drei Monate Arbeit vorschießt. Wenn dir das nicht reicht,musst du da trotzdem durch.
Und das sollte 1. dir mit deinem Ziel vor Augen leicht fallen und 2. nicht das letzte Mal im Leben sein.

-Julchen-
09.07.2011, 19:35
Also Erstens: Rückrad find ich witzig:-):-):-)
Und Zweitens: Ich find nicht, dass man da durch muss. Wenn ich auf der Station wär, würd ich versuchen sofort zu wechseln! Es ist nämlich wirklich die Ausnahme, wie es da zugeht. Und man muss sich wirklich nicht alles gefallen lassen, dickes Fell hin oder her! Allerdings find ich auch, dass eine geriatrische Innere wohl nicht so gut für ein KPP ist.

Ms. Chocolate
09.07.2011, 19:35
Was du unbedingt lernen musst, ist dich von der Arbeit abzugrenzen und das Schicksal von Patienten nicht allzu nahe an dich heran zu lassen.
Klar gibt es immer wieder Patienten, die einem mehr an´s Herz wachsen und deren Schicksal einem näher geht. Das ist auch ok, nur es sollte eben nicht überhand nehmen.

Ich habe jetzt am Montag gerade mein KPP auf 'ner Inneren angefangen, Fachrichtung Onkologie, und hoffe sehr, dass ich das in den drei Monaten lernen werde...
Aber das Pflegeteam ist wirklich klasse und alle sind wahnsinnig bemüht, mir Sachen zu zeigen und mich auch was machen zu lassen. Wenn ich dann was allein machen kann, ist das ja auch für die Schwestern ganz praktisch, auf unserer Station ist halt immer viel zu tun... Und schon am zweiten Tag haben sie mir angeboten, es für mich zu organisieren, dass ich auch mal bei Untersuchungen/ OPs zusehen kann, sodass ich schon nächste Woche in den Genuss einer Gastro kommen werde:-stud
Allerdings weiß ich auch, dass die wenigsten da so ein Glück haben/ hatten wie ich. Deshalb wechsel, wenn du es da nicht aushältst, entweder sofort oder halt nach einem Monat... Ich denke auch nicht, dass das irgendwas mit mangelndem Rückgrat oder so zu tun hat, es gibt einfach Grenzen, die von allen akzeptiert werden müssen, auch von den Examinierten! Bloß weil man nur Praktikant ist, haben die anderen noch lange nicht das Recht, jemanden so fertigzumachen!! :-meinung

elastic
09.07.2011, 19:35
und vergiss nicht: wer zulecht lacht, lacht am besten. :-D