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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Habe ich die richtige Fachwahl getroffen? Frustrierter Berufsanfänger braucht dringen



Atropin
11.07.2011, 19:57
Hallo!
Also ich schreibe jetzt einfach mal weil ich mich 1. einfach mal ausk*** muß und 2. weil ich keine andere Idee mehr habe...
Folgendes: Habe Medizin mit Herz und Seele studiert, es geliebt!
Wollte während dessen immer Kardio machen, von Anfang an. Dementsprechend habe ich so gut wie alle Famulaturen etc. in der Kardio gemacht. Im PJ hat es mich angefangen zu langweilen, oder eher ein Gefühl, dass es vielleicht dich nicht das richtige ist und ich mich zu sehr versteift hätte. Habe also (nachdem ich die Hilfe eines befreundeten Kardiologen ausgeschlagen habe mich in der Uni unterzubringen) in einem ziemlich kleinen Haus in der Inneren angefangen.

War mir einfach nicht merh sicher was ich will und da bin ich jetzt immer noch.

Seit einem halben Jahr arbeite ich nun und es macht mich völlig fertig, denn der Spaß und das *das ist es*- Gefühl, dass ich im Studium immer hatte, ist einfach weg.
Wie ne Kerze ausgepustet.
Ich arbeite viel, was mich gar nicht so sehr stört. Viele mehr ist es das allein-gelassen-werden und diese Planlosigkeit die mich frustriert. Mein Haus ist wirklich unorganisiert, und alles ist nur auf die Wirtschaftlichkeit bedacht. Es interessiert keinen (und es merkt auch niemand von denen die es merken sollten) dass die Frustrationsrate der Assis im Haus unter der Decke hängt. Dann kommen Sprüche wie: Es ist doch überall so. Damit halten wir uns alle über Wasser.
Ich lerne einfach nichs! Außer Untersuchungen zu organisieren und Terminen hinterherzulaufen.
Alles muß ich mir selbst beibringen. Und solange ich keine Fehler mache guckt auch keiner danach.
Ich würde das ja durchstehen, wenn ich ein Ziel hätte, aber ich habe es irgendwo verloren. Was mache ich da eigentlich -frage ich mich fast täglich. Irgendwie ist alles anders als ich es mir vorgestellt habe. Ich weiß nicht mehr ob ich Innere machen will geschweige denn fällt mir irgend etwas anderes ein. Ich denke ständig darüber nach, aber nichts begeistert mich mehr. Ein bißchen fühle ich ich wie Roy in "House of God"
Was ist nur los??? Und was soll ich machen?

Das 2. Problem ist dass ich während des Studiums meine Doktorarbeit geschmissen habe da meine Mutter totkrank gewesen ist. Ich bereue es in keinem Fall, denn dadurch hatte ich mehr Zeit mit ihr, aber jetzt habe ich das Gefühl die besch*** Promotion hindert mich frei zu entscheiden was ich machen möchte. Habe geliebäugelt doch noch an die Uni zu gehen, denn mir fehlt die Theorie und die, wie soll ich sagen, "Spannung" so sehr.
Ich möchte berufsbegleitend mit ner Diss starten, aber bisher habe ich noch nicht das richtige gefunden, denn dafür wüßte ich zu gern was ich denn eigentlich machen will *Teufelskreis*

Ich will so gerne wieder einen Sinn in den Dingen sehen die ich tue und ein Ziel habe auf das ich meine Energie lenken kann! Und meinen Platz finden! Nur wo??? Anästhesie, Radiologie, doch Kardiologie, Allgemeinmedizin, Pharmakologie .... nichts gibt mir das Gefühl dass ich da richtig bin! Und alles ist immer nur ein Teil des Ganzen, woher soll ich mir sicher sein dass der kleine Teil der ist den ich mein ganzes Leben machen möchte?

Kann mir jemand verraten wie ich die richtige Fachrichtung für mich finde? Oder ob ich doch noch in der Inneren glücklich sein werde, in einem kleinen Haus unter diesen Bedingungen? Ist es immer so oder habe ich mich einfach nicht richtig angepasst? Bin ich unnormal??? Warum bin ich so schrecklich unzufrieden wo ich doch immer so glücklich mit meiner Studiumswahl war? Geht es vielleicht noch jemandem so?

Danke fürs lesen,
das frustrierte Atropin

Feuerblick
11.07.2011, 20:05
Was hält dich davon ab, es mal an einer Uni zu versuchen? Ich meine... wenn dir das dortige Arbeiten so fehlt, wäre es doch genau das Richtige? Mal abgesehen davon, dass du dort auch bestimmt eine Diss machen könntest.
Und falls es dir dort auch nicht gefällt, wärest du wenigstens ein klein bisschen schlauer als im Moment...:-meinung

dreamchaser
11.07.2011, 20:07
Du bist mit diesem Gefühl nicht alleine, ich denke, es gehört einfach dazu. Ich habe selbst so etwas schonmal durchgemacht und mache es im Moment fast genauso wieder durch.
Ich habe mir am Anfang oft überlegt, ob ich nicht einfach wieder gehe soll, ob ich das Fach wechseln soll (in die Anästhesie). Aber dann habe ich mir gesagt: das Team ist super (ja, damals hatten wir ein super Klima unter des Assis) und ich versuche es einfach mal ein Jahr. Dann ging es einigermassen (aber auch mehr, weil das Team gut war). Als die Frustration zurück kam, ging ich auf die Intensiv. Dort gab es auch viele Aufs und Abs, aber einen super Oberarzt, der mich gefördert hat und mir auch mal Feedback gegeben hat (was leider vom Chef nicht kommt). Jetzt bin ich gerade fertig mit der Intensivzeit und bin wieder frustriert, weil ich einfach verplant werde, ohne dass es mit mir abgesprochen wird - also suche ich aktuell eine neue Stelle (denn das Klima unter den Assis hat auch gelitten, viele sind gegangen).
Wenn es dich zu sehr frustriert, dann schau dich doch mal in Ruhe nach einer neuen Stelle um. Wie lange bist du denn an deiner aktuellen Stelle? Such dir eine Stelle mit einem netten Team, das ist das allerwichtigste. Ob das an der Uni ist oder woanders ist völlig egal - du hast überall gute Chancen auf einen Job, auch ohne Diss.

WackenDoc
11.07.2011, 20:22
Die Frage ist ja, ob du nicht einfach im falschen Haus bist und nicht in der falschen Fachrichtung.
Das Gute ist ja schon mal, dass du nen halbes Jahr voll hast- also rechnet das schon mal für die Weiterbildung an(zumindest falls dein Chef wirklich ne Weiterbildungsermächtigung hat).

Wenn du merkst, dass du in dem aktuellen Haus nicht glücklich wirst, auch keine Besserung in Sicht ist und du nichts an der Situation ändern kannst, dann solltest du tatsächlich die Stelle wechseln.
Wohin du gehst- sei es, dass du an ein weiteres kleines Haus gehst oder ein Uniklinikum oder dass du mal für ne Weile ne andere Fachrichtung machst, da wirst du wohl noch in dich gehen müssen.
Es würde ja nix schaden, wenn du mal nen halbes Jahr Anästhesie machst, falls dich das generell interessiert.

Du musst ja auch nicht für immer in der gleichen Richtung bleiben, falls du später merkst, dass das Fach nicht mehr passt.

Bevor ich es vergesse: In deiner Situation waren glaub ich schon viele von uns hier- zumindest mehr oder weniger. Die Stellenlage gibt es aber her, dass du recht einfach woanders was finden kannst. Egal ob Diss oder nicht.

psycho1899
11.07.2011, 20:42
Warum hindert Dich die Promotion frei zu entscheiden? Bereust Du es, keine gemacht zu haben? Kann ich nachvollziehen, ging mir nach einiger Zeit (peripheres Haus) auch so (obgleich ich weniger gute Gründe hatte als Du, meine Doktorarbeit abzubrechen). Bei mir war es so, dass ich nach 2 Jahren zwar nicht maximal frustriert war, aber doch das Gefühl hatte, dass das nicht alles gewesen sein kann. Daher bin ich an eine Uniklinik gewechselt und habe dort auch nebenher meine Dissertation gemacht. Ging ganz gut. Ich habe den Wechsel nicht bereut, obwohl ich mich menschlich und vom Wohnort in meiner alten Klinik sehr wohl gefühlt habe.
Probiere es aus... bewirb Dich an einer Uniklinik oder einem großen Haus der Maximalversorgung und schaue, ob es was für Dich ist. Kardio kann am Anfang, so glaube ich, ziemlich frustran sein, zumal die Stationsarbeit auf der Kardio auf mich als Außenstehender ziemlich langweilig wirkt (habe einige Kollegen, die Kardio machen und sich ob der Eintönigkeit des Stationsalltages auch beklagt haben), aber irgendwann kommen die Highlights. Vielleicht liegt Dir Forschung, vielleicht die Lehre, vielleicht findest Du Dein Glück in einer Spezialambulanz.

Falls Du merkst, dass Du dort auf Dauer auch nicht glücklich wirst, kannst Du zumindest Deine Doktorarbeit dort durchziehen und - mit einer 'Last' weniger - Dich erneut neu orientieren.

Alles Gute!

Atropin
11.07.2011, 20:48
Vielen Dank für die Antworten, wirklich...

Vielleicht "gewöhne" ich mich ja auch noch an die Dinge, was mich hält ist genau wie gesagt, das nette Assiverhältnis. Irgenwie halten wir uns alle gegenseitig über Wasser!
Ja, ich denke, auf Dauer werde ich nicht bleiben. Hatte mir aber gedacht dass ich schon ein Jahr durchhalten muß, denn wie erklärt man einem pot.neuen Arbeitgeber dass man es nicht mal ein Jahr probiert hat?

Hmm vielleicht fehlt mir der Mut einen großen Schritt zu tun ohne genau zu wissen wo er mich hinführt und ob ich nicht dabei verliere. Ich höre immer nur das "es ist überall so". Das verunsichert mich. Was wenn es tatsächlich überall gleich ist und ich dann noch nicht mal mehr das nette Team habe?
Aber ihr habt recht, aufgeben ohne es zu probieren bringt auch nichts. No Risk no Fun...

Hat jemand von euch denn nach so kurzer Zeit gewechselt? Und vielleicht auch ne positive Erfahrung gemacht damit?? :)

Jeannychen
11.07.2011, 21:11
Ich habe damals auch in der Inneren versucht und auch im kleinen Haus - das war sogar mein altes PJ-Haus!! Die Bedingungen haben sich verändert und ich war einfach kaputt und völlig unzufrieden. Nach 8 Monaten habe ich mich entschieden, dass ich das Haus wechsele - und sogar die Fachrichtung.

Ich wollte schon während des Studiums Radiologie machen und habe auch eine Radiologie-Stelle gesucht. Insgesamt nach 1 Jahr habe ich die Stelle gewechselt und bin glücklich!!! Klar, hier gibt es auch mal Probleme und Schwierigkeiten, aber insgesamt stimmt alles.

Klar, die OÄ und CÄ sagen immer, dass die Situation überall so wäre. Das stimmt aber nicht!!! Die Zeiten haben sich geändert!! Lass Dich nicht verunsichern!
Wenn Du unzufrieden bist, dann suche Dir ein neues Haus, evtl. sogar eine neue Fachrichtung - und wenn Du möchtest, dann gehe auch an die Uni!
Du schaffst es!

Lg.
Jeannychen

psycho1899
11.07.2011, 21:12
Ich sehe keinen großen Unterschied, ob Du nach 6 M oder 12 M wechselt... Du kannst es doch gut begründen... möchtest forschen, Doktorabeit machen, Kardiologie sei Dein Wunsch etc pp. Ich glaube, mehr als eine kurze Nachfrage wird es bzgl. der 6 M von Deinem potentiellen neuen Arbeitgeber nicht geben.

Ob Du dort glücklich wirst, weiß man natürlich nicht vorher ;-) Und ob die Kollegen ähnlich nett sind, ebensowenig. Aber so, wie es sich anhört, wirst Du es stets bereuen und Dich ärgern, es nicht wenigstens probiert zu haben :-)

Moorhühnchen
11.07.2011, 21:33
Kann es nur immer wieder erzählen: ich habe meine erste Stelle in der Neuro völlig frustriert nach 3 Monaten aufgegeben - bis zu diesem Zeitpunkt bestand mein ganzes Streben immer darin, NEURO zu machen. Ich habe die Stelle gekündigt, ohne einen neuen Vertrag zu haben und ein paar Tage später (ohne jegliche Vorkenntnisse) in der Anästhesie angefangen. Super Team, sehr kollegiale Atmosphäre im ganzen Haus - DAS war es, obwohl ich mir Anästhesie als Fach vorher eigentlich gar nicht vorstellen konnte!!

So frustriert wie ich vorher in der Neuro war, so glücklich war ich dann an meiner 2. Stelle. Weiterbildungsbedingt arbeite ich da gerade nicht mehr, aber wer weiß was das nächste Jahr bringt...... :-love

Ich hatte dort übrigens einige Kollegen, die vorher etwas anderes gemacht haben (Neuro/Innere/Chirurgie) und von denen hat es keiner bereut, die Fachrichtung gewechselt zu haben! Auch kurze vorangegangene Arbeitsverhältnisse waren (aus meiner Sichtweise) kein Problem - es ist eher eine Art "Erweiterung des Horizontes"! Zumal > 6 Monate eigentlich schon keine "kurze" Zeit mehr ist. :-D

Schlafmützchen
11.07.2011, 22:06
Mir ging es genauso wie dir Atropin, vielleicht war ich sogar an deinem Haus, zumindest hört es sich genauso an. ;-)
Ich wollte immer Kardio machen, habe an einem kleinen Haus in der Inneren angefangen und es war so wie du es schreibst. Keiner hat einem etwas gezeigt oder auch nur hingeschaut solange kein ganz grober Fehler passierte, es wurden viele (unbezahlte) Überstunden geschrubbt und man bekam immer zu hören, das sei überall so und man kann sogar froh sein, denn früher war alles noch viel schlimmer.
Ich habe dort nach 7 Monaten aufgehört, ohne neue Stelle und kurz danach in der Anästhesie angefangen. Seither bin ich glücklich.
Anfangs war ich wirklich oft erstaunt, dass es tatsächlich halbwegs pasable Arbeitsbedingungen, oft pünktlichen Feierabend, Anleitung und Oberärzte die immer da sind wenn man Hilfe braucht gibt. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt und meckere natürlich auch manchmal, aber nicht lange und ich weiß, dass es auf sehr hohem Niveau ist.
Ich weiß mittlerweile aber auch, dass gute Arbeitsbedingungen nicht nur Fächerabhängig sind. Natürlich ist es in der Inneren wahrscheinlich schwieriger als manchen anderen Fächern eine gute Stelle zu finden, aber es geht.
Dieses "das ist überall so" darf man nicht akzeptieren und mitmachen. Viele meiner Kollegen von damals haben mittlerweile die Stelle gewechselt und egal ob sie nur das Haus oder auch gleich das Fach gewechselt haben, es ging ihnen besser danach.
Mach das nicht mehr mit, wechsel das Haus und wenn du Lust hast das Fach, eine Stelle findest du bestimmt.
Was letztendlich das richtige für dich ist kannst du nur selbst (am besten durch ausprobieren) herausfinden. Selbst wenn es jetzt nochmal nicht das richtige ist, was solls, dann wechselst du eben nochmal, aber das können trotzdem wertvolle Erfahrungen sein.
Viel Erfolg!

stennadolny
11.07.2011, 22:12
Fachlich gute, sehr nette Kollegin wurde in der Psychiatrie-WB in eine internist. Kardio mit allerlei Versprechungen gelockt, um ein wenig Psychokardiologie zu machen.

Als sie merkte, daß sie schlicht als Stationstrottel verheizt werden sollte, hat sie innert weniger Wochen sofort gekündigt. Ohne Anschlußvertrag, mit Familie.

Nun ist sie in der nächsten Psychiatrie, in die sie eigentlich nie hatte gehen wollen, schon seiut längerer Zeit im Psychotherapiebereich glücklich und auch bald mit der WB fertig.

Dieses: Ich wollte SCHON IMMER XXY machen, ist das Dümmste, was es gibt, wenn man keine Ahnung von der Arbeitsrealität hat.

Viele Internisten und Neurologen gehen daran zugrunde- oder werden Oberzyniker.

Atropin
14.07.2011, 08:01
Danke nochmal für eure Antworten!
Ich denke ich werde definitiv das Haus wechseln, aber erst wenn ich etwa das Jahr voll habe. Bzw. mir jetzt anfangen zu überlegen wo ich hin möchte und bis das dann alles durch ist...
fühle mich jetzt etwas besser, denn es ist mir klar geworden, dass ich nicht nur wegen netter Kollegen bleiben kann und dass ich, obwohl ich ein Risiko eingehe (im neuen Haus könnte es mir auch nicht gefallen, die Kollegen könnten nicht so nett sein), den Schritt gehen muß.
Habe irgendwie noch den letzten Anstoß gebraucht um mir dessen bewußt zu werden, und danke, ihr habt mir dabei geholfen :-)
Lg Atropin (das gleich etwas entspannter zum Dienst geht)