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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Welcher Facharzt passt zu mir?



andre1983
01.08.2011, 11:33
So, das Examen ist nun auch schon seit 4 Monaten rum und eigentlich müsste ich mich so langsam bewerben. Nur wo und wofür eigentlich - also welchen Facharzt soll ich denn anstreben? Leider hat mich das Pj in meiner Entscheidungsfindung nicht weitergebracht und leider habe ich auch nicht das eine Fach, das mich interessiert wie kein anderes. Hier also die Liste potentieller Fächer:

- Innere, insbesondere Hämto/Onko
- Chirurgie, erst mal Common trunk
- Gynäkologie – als einziger Mann unter Frauen??
- Unfall/Ortho

Ich habe sowohl pro als auch contra Argumente für jedes Fach gefunden. Ich habe z.B. mit kaum einem Chirurgen gesprochen, der wirklich zufrieden ist mit seiner Arbeit(sbelastung) ist. Niederlassung?? Freizeit?? Kollegen?? ....

Ich war ein sehr guter und zielstrebiger Student doch nun weiß ich nicht weiter?!
Ich würde mich sehr über Anregungen, Informationsquellen, Tipps freuen. Wie habt ihr euch entschieden und was hat dazu geführt? Einfach irgendwo anfangen (das sagen mir Freunde) und dann evtl. wechseln? Womit am besten anfangen? ("Innere kann man ja immer machen")

Relaxometrie
01.08.2011, 11:50
Einfach irgendwo anfangen (das sagen mir Freunde) und dann evtl. wechseln?
Sehe ich genau so. Mir ging (geht es immer noch) so, wie Dir. Aber alles informieren-überlegen-hospitieren bringt letztlich nichts. Ich kann mir für mich rein inhaltlich fast alle Fächer vorstellen. Es sind halt die Arbeitsbedingungen, die nerven!
Mein Plan, den ich im Laufe des PJs entwickelt habe, lautete "Psychiatrie oder Allgemeinmedizin". Aber nicht, weil mich die anderen Fächer nicht interessieren, sondern weil man vom ewigen Hin-und-her-Grübeln auch nicht glücklich wird. Also war dann die Entscheidung, mit der Psychiatrie zu beginnen, wo ich knapp 2 Jahre gearbeitet habe, nicht weit. Sollte es unheimlich Spaß machen, wollte ich in dem Fach bleiben. Sollte es irgendwann nerven, würde die Erfahrung für die Allgemeinmedizin nicht verkehrt sein. Ok, ich habe dann also in der Psychiatrie wieder gekündigt, habe eine Pause für die Dr.-Arbeit eingelegt und wollte eigentlich in die Innere wechseln. Im Laufe der freien Zeit habe ich mich auch oft mit Kommilitonen unterhalten, die in der Inneren arbeiten, und ich habe immer mehr den Eindruck bekommen, daß ich mit den dortigen Arbeitsbedingungen nicht glücklich werde. Um also mal wieder in der Beruf einzusteigen und die Grübelphase mal wieder zu beenden, beginne ich im kommenden Monat in der Anästhesie. Das hatte ich auch als PJ-Wahlfach und weiß in etwa, worauf ich mich einlassen. Ob das das Fach für den Rest meiner Berufstätigkeit wird, kann ich noch nicht sagen.

Also: einfach irgendwo anfangen lautet die Devise. Vorher kurz informieren, ob Arbeitszeitgesetz u.s.w. eingehalten werden, oder ob ein Chefarzt herrscht, der einem bei Feierabend um 17h hinterherruft "na, freier Nachmittag?" und dann loslegen.

McDreamy
01.08.2011, 13:12
Hallo Andre,

Mir gehts genauso (wkurz vor Ende Studium). Was waren denn die Pros und Contras in der Chirurgie? Würde mich auch interessieren...

Was ich bisher so aus Gesprächen erfahren hab:
Contra= Arbeitsbelastung, Arbeitszeiten, Niederlassung schwierig.
Pros= Erfolg schnell sichtbar, handwerkliches Arbeiten... hm...

Ad Arbeitsbelastung: Ist es denn in der Chirurgie wirklich SO VIEL SCHLIMMER als zb. in der Inneren oder anderen Fächern? Oder sind die Unterschiede de facto doch nicht so groß und die Chirurgen jammern einfach am meisten?

andre1983
01.08.2011, 13:45
by the way: Meine Argumente sind natürlich persönlich und basieren auf eigenen Erfahrungen:

Pro:
- leicht eine Stelle zu bekommen - selbst in München
- Diagnose, Therapie und Nachsorge alles in einem
- kausale Therapie evtl. möglich und damit sehr befriedigend
- abwechslungsreich: Station, Ambulanz, OP, Funktionsbereiche
- in 6 Jahren wahrscheinlich sehr gefragter Facharzt

Contra:
- in kleinen Häusern v.a. Hernien, Gallen und Appendix
- teils relativ anstrengende Persönlichkeiten der Mitarbeiter und Chefs
(o-Ton eines Assis in der Chirurgie: bei uns wird zwar keiner Entlassen, aber falls wir jmd. nicht mögen, sorgen wir dafür das er geht)
- teils Ellenbogengesellschaft
- teils schlechte Stimmung auf den Stationen, auch unter den Schwestern
- viele anstrengende Dienste
- hohe körperliche Belastung (eine Chirurgin: mit 30 kann man die Dienste noch kompensieren, mit 40 wirds da schon schwieriger eine Nacht durchzustehen.)
- viele unzufriedene Chirurgen

zur Arbeitsbelastung - v.a. die Dienste sind bei den Chirurgen wohl wirklich anstrengend. Ein Chirug meinte: "es ist halt ein Unterschied nachts ein paar Medikamente zu verschreiben (Innere) als 8 Stunden zu operieren."

Lava
01.08.2011, 14:59
Contra:
- in kleinen Häusern v.a. Hernien, Gallen und Appendix
- teils relativ anstrengende Persönlichkeiten der Mitarbeiter und Chefs
(o-Ton eines Assis in der Chirurgie: bei uns wird zwar keiner Entlassen, aber falls wir jmd. nicht mögen, sorgen wir dafür das er geht)
- teils Ellenbogengesellschaft
- teils schlechte Stimmung auf den Stationen, auch unter den Schwestern
- viele anstrengende Dienste
- hohe körperliche Belastung (eine Chirurgin: mit 30 kann man die Dienste noch kompensieren, mit 40 wirds da schon schwieriger eine Nacht durchzustehen.)
- viele unzufriedene Chirurgen

zur Arbeitsbelastung - v.a. die Dienste sind bei den Chirurgen wohl wirklich anstrengend. Ein Chirug meinte: "es ist halt ein Unterschied nachts ein paar Medikamente zu verschreiben (Innere) als 8 Stunden zu operieren."

Hm, da sind aber einige Klischees mit dabei. Anstrengende Persönlichkeiten gibt es in anderen Fächern ganz genauso. Diese stereotypen Chirurgen, wie man sie vor seinem geistigen Auge hat, sterben aus. Zumindest in meinem Haus gibt es weder unter den Allgemein- noch unter den Unfallchirurgen so richtige Choleriker. Softskills sind mittlerweile auch bei Chirurgen angesagt.

Wenn dich die kleinen Eingriffe an kleinen Häusern stören, warum dann nicht an ein großes gehen? Auch da gibt es genug Stellen.

Was die Dienste angeht... das hängt vom Dienstmodell ab, würde ich sagen. Bei uns ist es schon so, dass die Internisten im Vergleich zu uns weit weniger Dienste machen. Das halbe Jahr in der Notaufnahme ist halt anstrengend (da haben die Internisten min. genauso viel zu tun wie die Unfallchirurgen - die Allgemeinchirurgen haben eher ein ruhiges Leben), aber sonst... es gibt halt einen Hausdienst, der sicher auch gut beschäftigt ist nachts, aber der verteilt sich auf sehr viele Schultern.

Die Dienste in der Chirurgie sind körperlich anstrengend, ja. Aber mit 40 bist du dann vielleicht schon Oberarzt, und musst "nur noch" zum Operieren reinkommen. Bei uns ist es so, dass vor allem die Allgemein- und Gefößchirurgen nachts häufig operieren. In der Unfallchirurgie kann man ja doch das allermeiste bis zum nächsten Morgen liegen lassen... ist aber Geschmackssache. Vielerorts werden eben PFNs, Radiusfrakturen und Ähnliches auch nachts gemacht.

Desiderius
02.08.2011, 18:14
So, das Examen ist nun auch schon seit 4 Monaten rum und eigentlich müsste ich mich so langsam bewerben. Nur wo und wofür eigentlich - also welchen Facharzt soll ich denn anstreben? Leider hat mich das Pj in meiner Entscheidungsfindung nicht weitergebracht und leider habe ich auch nicht das eine Fach, das mich interessiert wie kein anderes. Hier also die Liste potentieller Fächer:

- Innere, insbesondere Hämto/Onko
- Chirurgie, erst mal Common trunk
- Gynäkologie – als einziger Mann unter Frauen??
- Unfall/Ortho

Ich habe sowohl pro als auch contra Argumente für jedes Fach gefunden. Ich habe z.B. mit kaum einem Chirurgen gesprochen, der wirklich zufrieden ist mit seiner Arbeit(sbelastung) ist. Niederlassung?? Freizeit?? Kollegen?? ....

Ich war ein sehr guter und zielstrebiger Student doch nun weiß ich nicht weiter?!
Ich würde mich sehr über Anregungen, Informationsquellen, Tipps freuen. Wie habt ihr euch entschieden und was hat dazu geführt? Einfach irgendwo anfangen (das sagen mir Freunde) und dann evtl. wechseln? Womit am besten anfangen? ("Innere kann man ja immer machen")

Da DU ja nicht weisst was du wirklich toll findest, kannst Du ja auch anders herum die Liste machen. Was willst Du absolut nicht oder was kannst Du absolut nicht?

Z.B. Wer keine Kinder mag, der sollte kein Kinderarzt werden. Oder Gyn, sind ja sehr spezielle Patientengruppen.

Wer 2 Linke Hände hat, kann sich ja überlegen ob der in der Chirurgie gut aufgehoben ist.

Detailliert zuhören und viel Patienten Kontakte, wer das nicht mag sollte kein Psych machen.

Und so kannst DU Deine Liste kürzen und hast noch vielleicht eine Gruppe von 5 übrig. Kannst dann gucken wo Du eine Stelle bekommst. Und einfach mal anfangen. Es ist genauso mit der "idealen " Arbeitsstelle. Die gibt es nicht und ist immer individuell... mus einfach probieren und gucken.


Zu

Anne1970
03.08.2011, 06:58
Finde, gute Arbeitsbedingungen sind der Schluessel:
unabhaengig vom Fach und abgesehen von MB- Tarifen ( unter denen man es nicht machen sollte :-) )stelle ich mir in diesen Tagen folgende Fragen: Wie sind die konkreten Bedingungen, beispielsw. auf Station? Gibts eine Stationsassistenz? Wer nimmt Blutabnahmen vor? Wer kuemmert sich um AhB, Reha, Pflegeueberleitung, organisiert den Sozialdienst?
Wer kodiert? Gilt Nachtdienst als Arbeitszeit oder als Bereitschaft und ist das dann echter Bereitschaftsdienst oder ist die Belastung ueber 50/60%?
Visiten: Wann finden OA und CA- Visiten statt? Ist die Pflege grundsaetzlich dabei?
Briefe: gibt es jemanden, der sie tippt oder hacken die Ass. sie selber in den PC?
Wieviel Fluktuation gibts in der Abteilung? Machen die Ass. ihren Facharzt in
der vorgesehenen Zeit? Wechseln sie sofort woanders hin, sobald sie den FA haben?

Zum "Einfach-mal-beginnen" scheint mir Anaesthesie auch keine schlechte Wahl zu sein...

Mano
03.08.2011, 22:58
Mag sein, dass auch außerhalb der Chirugie oft sehr "anstrengende" Persönlichkeiten arbeiten bzw. Chef sind. Aber es ist halt nen Unterschied, ob ich den Chef nur mal ne halbe Stunde auf CA-Visite begleite oder stundenlang Schulter-an-Schulter neben ihm im OP stehen muss...

Sunflower
04.08.2011, 09:53
unabhaengig vom Fach und abgesehen von MB- Tarifen ( unter denen man es nicht machen sollte :-) )

Hm? Ist das sarkastisch gemeint? Ich dachte, dass man gerade darauf achten soll, dass die Häuser Verträge nach MB-Tarif anbieten?

Relaxometrie
04.08.2011, 10:16
Hm? Ist das sarkastisch gemeint? Ich dachte, dass man gerade darauf achten soll, dass die Häuser Verträge nach MB-Tarif anbieten?
Ich glaube, hier liegt ein Mißverständis vor:
Anne 1970 meint, daß man Arbeitsbedingungen, die schlechter sind, als der MB-Tarif vorgibt, nicht akzeptieren sollte. ("unterhalb dieser Bedingungen sollte man nicht arbeiten").

mejakru30
04.08.2011, 11:58
Finde, gute Arbeitsbedingungen sind der Schluessel:
unabhaengig vom Fach und abgesehen von MB- Tarifen ( unter denen man es nicht machen sollte :-) )stelle ich mir in diesen Tagen folgende Fragen: Wie sind die konkreten Bedingungen, beispielsw. auf Station? Gibts eine Stationsassistenz? Wer nimmt Blutabnahmen vor? Wer kuemmert sich um AhB, Reha, Pflegeueberleitung, organisiert den Sozialdienst?
Wer kodiert? Gilt Nachtdienst als Arbeitszeit oder als Bereitschaft und ist das dann echter Bereitschaftsdienst oder ist die Belastung ueber 50/60%?
Visiten: Wann finden OA und CA- Visiten statt? Ist die Pflege grundsaetzlich dabei?
Briefe: gibt es jemanden, der sie tippt oder hacken die Ass. sie selber in den PC?
Wieviel Fluktuation gibts in der Abteilung? Machen die Ass. ihren Facharzt in
der vorgesehenen Zeit? Wechseln sie sofort woanders hin, sobald sie den FA haben?

Zum "Einfach-mal-beginnen" scheint mir Anaesthesie auch keine schlechte Wahl zu sein...

Ja aber das ist ja von Haus zu Haus und selbst innerhalb einzelner Abteilungen unterschiedlich- dafür muss man doch wissen wo man hinwill, denke ich zumindest. Und danach muss das alles meiner Meinung nach eine Rolle spielen (und zwar eine wichtige!)...
Viell hilfts ja was erstmal eine Grobunterscheidung "chirurgisches Fach- eher nicht" zu machen. Und der Patientenkontakt ist doch auch ein ganz anderer: Chirurgie eher fluktuierend (und kurz weil der OP ruft und man ja seine Punkte da zusammenkriegen will) während Hämato-Onko Langzeitpatienten und in der Gyn (bei TU- Nachsorge) son Mittelding bedeutet. Und noch was- hier in Wü ist es definitiv mehr als ein Mann unter lauter Frauen :-D

Anne1970
05.08.2011, 20:26
Genau, Relaxo :-):
Das war ein Hinweis darauf, dass man grundsaetzlich keine Bedingungen "unter" einem MB-Tarif akzeptieren sollte (und "Anlehnung" oder "entsprechend" reicht da nicht), wenn man klug ist. Aber Geld ist eben nicht alles: oft sind es Details, die den den Unterschied zwischen Zufriedenheit und Unzufriedenheit ausmachen. Jedenfalls schliesse ich das aus meiner derzeitigen "Recherche".

Gruss Anne

nikilaus
18.08.2011, 19:56
Woher weiß ich denn, ob eine Klinik mindestens MB Tarif anbietet? Nur indem ich dort nachfrage oder kann man das irgendwo einsehen???

Alphaglukosidase
18.08.2011, 23:15
Steht oft in der Stellenbeschreibung, wenn es eine gibt.