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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Medizingeschichte - Ärzte im Dritten Reich



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Sait
07.08.2011, 14:42
Hierzu ein sehr interessanter Artikel von Evelyn Hauenstein, veröffentlicht bei via medici online.

http://www.thieme.de/viamedici/zeitschrift/heft0502/3_topartikel.html

Ein Thema, mit dem sich jeder deutsche Medizinstudent einmal in seinem Leben auseinandersetzen muss!

Wer noch mehr interessante Artikel zu dem Thema haben sollte, kann diese hier gerne posten.

Feuerblick
07.08.2011, 14:45
Warum nur jeder deutsche Medizinstudent????:-nix

Sait
07.08.2011, 14:58
Du hast recht, ich hätte die Formulierung "Ein Thema, mit dem sich jeder, und vor allem deutscher, Medizinstudent auseinandersetzen muss" wählen müssen.

Feuerblick
07.08.2011, 15:02
Lass das "deutsch" einfach komplett weg. Ich finde, jeder Medizinstudent sollte sich damit befassen, was der falsche Einfluss aus einem Arzt machen kann und erkennen, wann man unter eben jene Einflüsse gerät. :-meinungDas Land ist hierbei einfach nur Zufall...

konstantin
07.08.2011, 19:31
Im Ersten kam vor nicht ganz einer Stunde eine Reportage ueber US-amerikanische Aerzte, die in den vierziger und fuenfziger Jahren in Guatemela knapp 50.000 Menschen mit diversen Erregern infiziert haben, um entsprechend an ihnen forschen zu koennen.

So viel zum Thema "jeder deutsche Medizinstudent" habe eine moralische Verantwortung, sich mit derartigen Themen auseinanderzusetzen...

Sait
07.08.2011, 19:50
Im Ersten kam vor nicht ganz einer Stunde eine Reportage ueber US-amerikanische Aerzte, die in den vierziger und fuenfziger Jahren in Guatemela knapp 50.000 Menschen mit diversen Erregern infiziert haben, um entsprechend an ihnen forschen zu koennen.

So viel zum Thema "jeder deutsche Medizinstudent" habe eine moralische Verantwortung, sich mit derartigen Themen auseinanderzusetzen...
Nach deiner Argumentation habe also ein deutscher Medizinstudent nicht die Verantwortung und die Pflicht, sich mit dieser Thematik auseinanderzusetzen, weil ja die Amerikaner, seien es meinetwegen auch andere Nationen, ähnliche Schandtaten begangen haben.
Bravissimo! Ergibt für mich sehr viel Sinn...

Feuerblick
07.08.2011, 19:57
Nein, nach seiner Argumentation haben ALLE Menschen jeglicher Nationalität und insbesondere Medizinstudenten die Pflicht, sich mit dem Geschehenen auseinanderzusetzen. Mit jeglichen Verbrechen gegen die Menschlichkeit in jedem Land. Dieses "Deutsche müssen" ist so absolut daneben - als würde nur der Deutsche als solcher ein verbrecherisches Potential mit sich rumtragen. Bewiesen durch die Vergangenheit und daher Gefahr für die Menschheit in der Zukunft. Als "Erbsünde". Quasi genetische Prädisposition (hatten wir das nicht schon mal?). So ist es eben nicht.
Daher: Lass das "deutsch" einfach weg.

konstantin
07.08.2011, 23:19
Danke, Feuerblick!

Genau so war es gemeint.

medizininteressiert
08.08.2011, 12:18
Wer noch mehr interessante Artikel zu dem Thema haben sollte, kann diese hier gerne posten.

Andorra - Max Frisch

epeline
08.08.2011, 12:28
Habe mich dasg anze letzte semester in gte damit auseinander gesetzt und denke auch, dass es nicht nur deutsche med.studenten was angeht.
wir haben nicht nur fälle aus dem dritten reich besprochen sondern auch einige aus unserer heutigen zeit über den globus verteilt!
auch gestern kam wieder eine reportage, in der die amerikaner ahnungslose menschen mit syphillis infiziert haben.
in den dritte welt ländern wird forschung betrieben, in dem man nur ausgewählten hiv infizierten bestimmte medikamente gibt....

da thema ist also hochaktuell und nicht auf deutschland im dritten reich beschränkt. und diesen umstand finde ich persönlich noch viel beängstigender

LieberInvasiv
08.08.2011, 12:46
Jo, das ist ein internationales Problem. Egal ob die Naziärzte in den KZs, die Einheit 731 der japanischen Armee, die Amerikaner oder das Geheimlabor Nr. 12 der Russen - da ist/war keiner besser oder schlechter. Wir haben lediglich den Krieg verloren, weswegen wir noch ein kleines bißchen böser sind als die anderen... die Geschichte schreibt schleißlich der Gewinner.. und wer will schon seine eigene Weste beflecken? (soweit zur politischen Seite)

Denke auch, dass man sich zwar mit den Greultaten der Vergangenheit befasst haben sollte - viel wichtiger aber ist was aktuell abgeht. Und da muss man sich nur mal diverse Medikamentenstudien in Afrkia/Südamerika ansehen... was natürlich nur die "offizielle" Seite darstellt. Heute sind es keine Regierungen mehr und weniger Idealismus und Kriegsführung, dafür internationale Pharmaunternehmen und das liebe Geld.Ob das besser oder schlechter ist sei dahingestellt... auf jeden Fall ist es ein Problem!

ehem-user-02-08-2021-1033
10.08.2011, 20:20
Der Fingerzeig relativiert Schuld. Wer Schuld relativiert entschuldigt und verharmlost Schuld und tritt so als Anwalt der Täter und nicht der Opfer auf.

Es geht ihn diesem Thread nicht um die Verbrechen der Ärzte weltweit und zu jeder Zeit. Es geht lediglich um die Verbrechen deutscher Ärzte zu Zeiten des Nationalsozialismus.
Wer an diesem Punkt die Diskussion ausweitet, der lenkt auch zugleich ab und verhindert ganz bewusst eine Diskussion über Geschichte.

Wer bewusst eine derartige Argumentationsstrategie verfolgt, soll so argumentieren.
Wer es nicht bewusst tut, der sollte seine Argumentation gründlich überdenken.

Mir ist es egal, ob nun die Taten deutscher Ärzte in der Vergangenheit am Pranger stehen. Wichtig ist, dass man einen Anfang macht und diesen Anfang auch im breiten Kontext akzeptiert. Der Anfang wurde nunmal mit den deutschen Ärzten gemacht. Man kann dann aber nur so auch in Zukunft die Kritik glaubwürdige ausweiten (Japaner, Amerikaner etc.), weil man sich auf ethische Grundwerte beruft und derentwegen diese Diskussion führt und Aufarbeitung betreibt. Es wird dann klar, dass es nicht um nationale Geringschätzung gehen. Es geht um die Sache. Es geht um die Mißbilligung unethischen Verhaltens.

Evil
11.08.2011, 11:07
Der Fingerzeig relativiert Schuld. Wer Schuld relativiert entschuldigt und verharmlost Schuld und tritt so als Anwalt der Täter und nicht der Opfer auf.
Interessante These, jedoch nicht unbedingt zutreffend, mithin ist die auf diesem Axiom aufgebaute Argumentation etwas wacklig und somit Meinungsäußerung, die nicht von jedem geteilt werden muß.

Aber die Formulierung ist sehr griffig, damit ist Dir bestimmt ein Landtagsmandat sicher!

LieberInvasiv
11.08.2011, 12:05
Ich glaube ganz ehrlich ist es jedem selber überlassen wann und wo er anfäng die Geschichte aufzuarbeiten. Selbst wissenschaftlich betrachtet gibt es da verschiedenen Varianten.

Mir persönlich fällt es z.B. immer schwerer bei den Verbrechen der Nazis anzufangen (egal ob Arzt, Metzger oder Soldat), da ich a) damals nicht gelebt habe und es mich b) langsam aber sicher ankotzt zum 1Mio mal seit dem Kindergarten dazu aufgefordert zu werden mich damit zu beschäftigen und damit zumindest indirekt von mir erwartet wird die Schuld einer vergangenen Generation zu meiner eigenen zu machen.
Diese Forderung kommt übrigens merkwürdigerweise immer nur von Deutschen - habe mich mal mit einem jüdischen Israeliten über das Thema unterhalten und der konnte die Einstellung und den selbstkasteienden Umgang "der" Deutschen auch nicht verstehen...

Stephan0815
11.08.2011, 13:07
Ein polarisierender Artikel mit linker Handschrift und reißerischer Überschrift, deren Wahrheitsgehalt natürlich nicht so einfach überprüfbar ist.
300 Medizinstudenten als Grundlage... wahrscheinlich alles Erstsemester und natürlich querbeet von allen Human-Unis, oder? Oder nicht? Keine Ahnung...

Inhaltlich eher flach, denn warum muss man wissen, wer "Alexander Mitscherlich und Fred Mielke" sind. Anscheinend hat man sich nach Aussage der Autorin dann wohl nicht ausreichend mit dem Nürnberger Prozeß auseinandergesetzt.
Klar, ich halte es auch für sehr sinnvoll zu wissen, ob die Stühle bei dem Prozeß auch Lehnen hatten.

Ehrlich gesagt, finde ich unsere GTE-Kurse da deutlich besser und vermitteln ein breiteres Wissen über die Medizingeschichte der letzten Jahrhunderte, wenn auch evtl. solche Details, wie in dem Artikel, die "nur" ca. ein Jahrzehnt umfassen, weniger zum Tragen kommen.

Der Ton des Threaderstellers gibt dem Thema allerdings einen sehr faden Beigeschmack. Der deutsche Medizinstudent muss sich also besonders mit dem Thema befassen, weil... ja warum eigentlich?
Weil der beschriebene Zeitabschnitt sich in Deutschland abgespielt hat?
Darum kann er sich wohl sonstwo nicht ebenfalls wiederholen oder wie?
Gibt wohl nur in Deutschland ehrgeizige Ärzte, die ihre moralischen und ethischen Werte über Bord werden, weil ihrer Ansicht nach, die Ergebnisse mehr zählen, als die erforderlichen Mittel...

Find ich ein klein wenig naiv gedacht. :-meinung

ehem-user-02-08-2021-1033
11.08.2011, 14:18
Interessante These, jedoch nicht unbedingt zutreffend, mithin ist die auf diesem Axiom aufgebaute Argumentation etwas wacklig und somit Meinungsäußerung, die nicht von jedem geteilt werden muß.

Aber die Formulierung ist sehr griffig, damit ist Dir bestimmt ein Landtagsmandat sicher!

Ein Szenario in der Schule:
Lehrerin:"Martin! Nimm sofort den Kaugummi aus dem Mund! Im Unterricht wird kein Kaugummi gekaut."
Der kleine Franz erwidert:"Aber Peter kaut auch schon die ganze Zeit Kaugummi."

Wie würde man in dieser Situation das Verhalten des kleinen Franz wohl werten?

Genau, er verteidigt seinen Mitschüler in dem er mit dem Finger auf jemand anderen zeigt.

LieberInvasiv
11.08.2011, 14:41
:-keks

Tanita
11.08.2011, 14:50
Ein Szenario in der Schule:
Lehrerin:"Martin! Nimm sofort den Kaugummi aus dem Mund! Im Unterricht wird kein Kaugummi gekaut."
Der kleine Franz erwidert:"Aber Peter kaut auch schon die ganze Zeit Kaugummi."

Wie würde man in dieser Situation das Verhalten des kleinen Franz wohl werten?

Genau, er verteidigt seinen Mitschüler in dem er mit dem Finger auf jemand anderen zeigt.

Du kennst Franz offensichtlich persönlich, wenn du DIE (einzige) Antwort auf die Frage kennst? ;-)

Was wäre mit
- Franz kann Peter nicht leiden und will ihm einfach auch mal gerne eins reinwürgen und jetzt ist die Gelegenheit :-D

ODER

- Franz findet, dass der Martin sich, wenn der Kaugummi kaut nicht als einziger damit beschäftigen sollte, was das Kaugimmikauen im Unterricht bedeutet und warum man das nicht machen sollte, sondern auch der Peter, wenn der genauso Kaugummi gekaut hat?


Jetzt mal abgesehen davon, dass ich schulisches Petzen nicht so ganz für ein geeignetes Vergleichsbeispiel halte, meine ich aber auch, dass das jetzt nicht primär Aufgabe des deutschen Medizinstudenten ist, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen, sondern jeder Medizinstudent, gleichgültig welcher Nationalität.

Relaxometrie
11.08.2011, 17:11
Ich denke auch (wie so mancher Vorredner hier), daß man die Thematik der Verbrechen gegen die Menschlichkeit nicht auf "deutsch" und "Drittes Reich" beschränken soll. Diese Dinge kommen überall in der Welt vor, und eine generelle Ahnung davon schadet nicht. Aber von den Verbrechen im Dritten Reich darf man trotzdem eine Grundahnung haben.
Meine Bereitschaft, eine "Erbschuld" anzuerkennen, ist auch eher gering ausgeprägt, aber trotzdem möchte ich wissen, was da früher passiert ist. Es ist nun bei Weitem nicht so, daß ich eine Geschichts-Koryphäe bin, weil ich eben andere Dinge interessanter finde, und mich in der Freizeit eher wenig mit Geschichte befasse. Beim Lesen solcher Artikel, wie dem im ersten Posting verlinkten, fällt mir dann immer wieder auf, wie wenig ich doch über das Thema weiß (sowohl, was solche Verbrechen in Deutschland, aber auch in anderen Ländern, angeht).
Aber ich frage mich, was an dem Artikel polarisierend, an der Überschrift reißerisch, oder am Inhalt flach sein soll.

Ein polarisierender Artikel…….reißerischer Überschrift…….Inhaltlich eher flach

Und das hier:

denn warum muss man wissen, wer "Alexander Mitscherlich und Fred Mielke" sind. Anscheinend hat man sich nach Aussage der Autorin dann wohl nicht ausreichend mit dem Nürnberger Prozeß auseinandergesetzt.
Klar, ich halte es auch für sehr sinnvoll zu wissen, ob die Stühle bei dem Prozeß auch Lehnen hatten.

:-???:-keks:-nix

Sait
11.08.2011, 18:00
Ein polarisierender Artikel mit linker Handschrift und reißerischer Überschrift, deren Wahrheitsgehalt natürlich nicht so einfach überprüfbar ist.


Welches Adjektiv deine Handschrift wohl attribuiert, möcht ich nicht gern wissen...