Zurueck nach Deutschland? Rat gesucht!

[UK-medic]

Hallo!

Ich studiere Medizin in England, und bin am Erwaegen, nach dem F1 Jahr eventuell wieder nach Deutschland zurueckzugehen. Problem ist: ich habe noch nie in Deutschland eine Rotation gemacht, also ueberhaupt keine Erfahrung mit dem System.

Hat jemand schon sowohl in England als auch Deutschland gearbeitet und kann vergleichen?

Spezifisch wuesste ich auch gerne: wie leicht ist es in Deutschland moeglich, sich ab und zu ein halbes Jahr "frei" zu nehmen, um bei Aerzte ohne Grenzen oder einer aehnlichen Organisation zu arbeiten?

Wie flexibel ist die Facharztausbildung? Kann man sich seine Rotationen (innerhalb eines Trainingsprogrammes) zum Teil selber aussuchen?

Was fuer Rotationen sind Voraussetzung fuer ein bestimmtes Trainingsprogramm (ich will z.B. in Paediatrie trainen, d.h. was fuer "PJ"-maessige Faecher sollte man da waehlen)?

Und wie lange im Durchschnitt muss man pro Jahr an ausserhalb gelegenen Krankenhaeusern arbeiten - und stellen die einem Zimmer zum Wohnen zur Verfuegung?

Ich sehe hier die Gefahr, dass ich jetzt einige ruegende Antworten bekomme, weil ich komplett und absolut uninformiert bin - dem ist auch so. Ich finde es ziemlich schwierig, Informationen zu finden. Wenn ich z.B. "Facharztausbildung Paediatrie" google, gibt es da keinen Link zu einem nationalen Kurrikulum, einer nationalen Stelle die beschreibt wie die Ausbildung funktioniert, wer die koordiniert, wie man sich bewirbt etc.

Geht es auch immer im August los jedes Jahr?

Danke im Voraus - wenn ich irgendwelche offensichtlichen Informationen im Web komplett uebersehe, wuerde ich mich auch ueber einen einfachen Link freuen!

[pottmed]

Also ich kenne das britische System ja nicht, aber hier gibt es keine "Trainings". Du wirst Assistenzarzt, dazu bewirbst Du dich an einem bestimmten Krankenhaus in der von dir gewünschten Fachrichtung und arbeitest dann an diesem Krankenhaus.

Im Rahmen deiner Weiterbildung kannst Du auch das Krankenhaus wechseln. Nach dem Du einen bestimmten Weiterbildungskatalog erfüllt sowie die nötigen Weiterbildungsjahre gesammelt hast, kannst Du dich zur Facharzt-Prüfung anmelden.

Die jeweiligen Weiterbildungsordnungen findest Du auf den Websiten der Landesärztekammern, z.B. hier http://www.aekn.de/web_aekn/bibliothek.nsf/WebDocumentView/4742B566B1059937C125781E005ABC2D/$FILE/WBO_01_02_2011.pdf

[Feuerblick]

Wenn du eine Facharztausbildung in Deutschland machen willst, setzt das zuerst einmal ein abgeschlossenes Studium samt Approbation/Berufserlaubnis voraus.
Mit selbiger bewirbst du dich an den Kliniken, die dir gefallen oder die gerade eine freie Stelle z.B. im Deutschen Ärzteblatt (gibts auch online) ausgeschrieben haben. Es gibt kein nationales Trainingsprogramm und keine Rotationen. Wenn du an einer Klinik landest, die für die komplette Weiterbildungszeit eine Weiterbildungsermächtigung hat, dann kannst du deine komplette Facharztweiterbildungszeit dort verbringen. Aber nur, wenn du das auch willst. Die meisten Ärzte wechseln mindestens einmal die Klinik, um unterschiedliche Arbeitsabläufe und Therapien kennenzulernen. Wenn keine komplette Weiterbildungsermächtigung vorhanden ist, musst du zwischendrin mal wechseln. Wohin ist dann auch wieder deine Sache... Es besteht keine Verpflichtung, in abgelegenen Häusern zu arbeiten und keiner schreibt dir vor, wo du arbeiten musst. Entsprechend sind auch keine Wohnheimplätze vorgesehen. Auch gibt es keinen "Startzeitpunkt". Wann du mit deiner Facharztweiterbildung startest, hängt zum einen von deinen Wünschen ab und zum anderen davon, was die Verwaltung des von dir gewählten Hauses gerne hätte.
Ausgebildet wirst du, indem du als Assistenzarzt arbeitest und von Kollegen, Oberärzten und/oder Chef angeleitet wirst. Nebenbei gibts häufig hausinterne Fortbildungen.
Zum Ende deiner Facharztausbildung (sind meistens fünf Jahre Mindestweiterbildungszeit) musst du deinen sogenannten "Weiterbildungskatalog" voll haben. In diesem "Katalog" stehen die Eingriffe/Untersuchungen/Kenntnisse, die du für die Zulassung zur Prüfung brauchst. Insofern ist zumindest hier grob festgelegt, was man als Assistenzarzt lernen sollte.
Einen groben Überblick dürfte die Homepage der Bundesärztekammer (http://www.medi-learn.de/medizinstudium/foren/www.bundesaerztekammer.de) geben.

[UK-medic]

Vielen Dank fuer die ausfuehrlichen Antworten! Das hilft mir schonmal sehr weiter.

Man muss also nicht alle paar Monate das Krankenhaus wechseln wie hier in England - das ist ja genial!

[GOMER]

Ich würde Dir dringend raten, bis zum Abschluss Deiner Facharztausbildung, in UK zu bleiben.
Ich kenne zwar das Britische System nicht, aber ich nehme an, daß alle angelsächsischen System einen gemeinsamen Nenner haben, nämlich, daß die Nachwuchsförderung eine größere Rolle spielt, als in Deutschland.
Gute Weiterbildung mit System ist in Deutschland die absolute Ausnahme, Du wirst hier bitter enttäuscht werden. Man ist in Deutschland mehr oder minder auf sich gestellt und es dauert in den operativen Fächern DEUTLICH länger, als in UK, bis man das Fach tatsächlich beherrscht. Außerdem ist die Rückkehr ins Britische System mit Royal College Fellowship deutlich leichter, als mit jedem anderen EU-Facharzt, falls es Dir in Deutschland doch nicht gefallen sollte.