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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Neuer Chef



Lava
12.08.2011, 16:36
Wer von euch hat schonmal einen Chefwechsel an seiner Klinik miterlebt? Mein neuer Chef hat uns neulich einen Vortrag gehalten, was er aus unserer Klinik machen will. Alles sehr ambitioniert. Bin mal gespannt, wieviel er davon umsetzen kann. Vieles wird erstmal sehr teuer, aber ich nehme an, dass er das Verwaltung erzählt hat, bevor sie ihn eingestellt haben.
Kann da jemand aus Erfahrung berichten, was aus ambitionierten Zielen geworden ist? Hat sich tatsächlich viel geändert? Bei uns ändert sich erstmal sehr viel auf der Therapieebene. Therapie anders, Indikationsstellung anders, Nachbehandlung anders. Ich fühl mich wieder wie ein Anfänger :-blush

Feuerblick
12.08.2011, 17:01
Joa, Chefwechsel hab ich schon mitgemacht. Auch dieser neue Chef war anfangs sehr, sehr ambitioniert, muss aber inzwischen einsehen, dass ihm Grenzen gesetzt sind. Es hat sich einiges verändert - nicht alles zum Guten, leider. :-nix Und leider wird aus einem jungen, ambitionierten Dr. Jekyll nicht selten später ein Dr. Hyde...

teletubs
12.08.2011, 17:03
Ja hatte mal "Chefwechsel"...aber ich hatte vorher nur knapp ein Vierteljahr dort gearbeitet. Es ging auch um eine der vielen Subspezialisierungen der Inneren. Aber der Chef hat sich um die Abteilung gekümmert, hat Schwung in den lahmen Haufen gebracht :-wow Auf einmal waren die Stellen besetzt und man konnte als Assi zwischendurch mal Luft holen und was praktisches lernen. Therapiekonzepte wurden net verändert. Aber die Liegezeit der Patienten konnte innerhalb von einem halben Jahr um einen Tag verkürzt werden.

Keinen neuen Chef, aber eine neue Oberärztin hatte auch ein kurzes Intermezzo in einer meiner Kliniken. Die wollte auch alles von graundauf ändern etc.pp Wir Assis haben uns quergestellt, da sie Klinik nicht kannte und teilweise schwachsinnige Änderungen wollte. Oh man, da sind schon böse Worte gefallen. Aber letztendlich war sie gegen die Wand gefahren und war nach nur zwei Monaten wieder gegangen (worden).

Lava
12.08.2011, 19:58
Naja, uns tut der Chefwechsel sehr gut. Der alte Chef war halt etwas... altmodisch, ums mal nett auszudrücken. Der Neue kommt von einer Uniklinik, der ist da auf moderne Konzepte getrimmt. Auch dieser superautoritäre Führungsstil hat jetzt ausgedient. Ich bin sehr gespannt.

Solara
12.08.2011, 21:00
Der Chefwechsel hier war zwar anfangs schwierig, zeigt aber mittlerweile so einige Früchte, einiges wird sich noch weiter ändern.

Moorhühnchen
13.08.2011, 11:19
Habe den Chefwechsel nicht selbst miterlebt, da ich erst nach dem neuen Chef kam, sehe aber trotzdem, daß sich vieles in der Klinik verändert. Einführung eines Schichtdienstes auf ITS, mehr Einsätze für unser NEF, Führungsstil im OP, Anschaffung neuer Geräte, zusätzliches Personal (zB. pain nurse)..... Alles mit einem sehr guten Vorsatz, aber ich habe manchmal das Gefühl, wenn man zu viel auf einmal verändern will, eckt man unwillkürlich an, was zu gewissen "Unstimmigkeiten" führen kann. Schade! :-keks

Die Niere
13.08.2011, 12:24
Ein Chefwechsel tut sicher gut, da gerade in Deutschland, wo man seine gesamte Ausbildung an nur einem Spital unter nur einem Chef machen kann, manchmal der "andere" Blickwinkel fehlt...und ein Chefwechsel zwingt einen eben dazu.

Dass nicht alle Ambitionen durchgesetzt werden können, weiss schlussendlich ja jeder, aber der Wille kann meist schon ein paar gute Dinge umsetzen. Ich glaube es gibt genausoviele Beispiel in denen ein Chefwechsel positiv wie negativ war.

lg, niere

lara162
15.08.2011, 16:05
.. Einführung eines Schichtdienstes auf ITS Wie wurde da denn vorher gearbeitet, Bereitschaftsdienst?

Moorhühnchen
15.08.2011, 16:40
Wie wurde da denn vorher gearbeitet, Bereitschaftsdienst?Jupp. Alle waren zufrieden damit, nur mit der Aufstockung der Bettenzahl von 8 auf 12 (glaube ich) ist das halt nicht mehr machbar.

stennadolny
16.08.2011, 16:23
Es geht aber auch anders: Durch eine sehr liebe Kollegin, die in einer Erwachsenenpsychiatrie in Niederbayern vor 3 Jahren einen Chefwechsel der bizarren Art mitmachen mußte, bin ich sehr skeptisch geworden. Da inzwischen zahlreiche Kollegen die Klinik verlassen haben, kann man hieraus keine Rückschlüsse auf die Person ziehen.

Der Chef kam mit seiner Frau von einer Uniklinik in Bayern mit "neutralem" Ruf (insges.) und "keinem" Ruf (psychiatrisch-wissenschaftlich). Es heißt, das politische Verbindung den Ausschlag gegeben hätten, da exzellente Bewerber auch aus MÜnchen keine Chance gehabt hätten.
Die Herzallerliebste, nicht aus der EU stammend, trotz eher "verhaltener" fachlicher und menschlicher Qualitäten grandios in Goldkäfiglaune (Oberarzt dank Mann bei extrem frischem FA....), soll mit ihrem ähnlich gelagerten Ehemann sofort, sagen wir mal, 90er Verhältnisse in jeder Hinsicht eingeführt haben.

Gutsherrenart wie im dunkelsten Medizinmittelalter, Rekrutierung von möglichst fachlich unbeleckten Ärzten, meist ohne Deutsch als Muttersprache. Abgang der Alten Garde, sehr verbesserungswürdiges Schnittstellenmanagement nach draußen (Privatpat.......), keinerlei Änderungen zum vorherigen Trott (trotz vollmundiger Ankündigungen und Pressekonferenzen), geschweige denn Verbesserungen o.Ä.. Sogar das liberale Dienstmodell sollte wieder auf 24h-Dienste und mehr zurückgefahren werden. Einzig der Ehefrau soll ein maximales "Barbiehaus" (samt Schoßhündchen, kein Scherz) in der Klinik gezimmert worden sein.

Wer örtlich oder mangels Selbstbewußtsein gebunden ist, muß bleiben. Den Rest besorgt der zweifelhafte Ruf.

Freilich soll es bereits reglmäßig vorkommen, daß Kollegen nach dem Vorstellungsgespräch das Weite suchen: Es wurde auch von der Ehefrau bestritten.......

ehem-user-02-08-2021-1033
16.08.2011, 18:55
Auch dieser superautoritäre Führungsstil hat jetzt ausgedient. Ich bin sehr gespannt.

Aber man sollte sich da nie täuschen lassen. Chef bleibt Chef.
Der alten Schule nach war es üblich, dass der (am besten cholerische) Chef einem Mitarbeiter ins Gesicht gesagt hat, dass er den Mitarbeiter für einen Idioten hält.

Heute ist die "Sozialkompetenz" der Chefs gestiegen. Der verkauft dich dann halt hinter deinem Rücken oder lässt dich einfach aus "heiterem Himmel" auflaufen.
Den wirklichen Kumpel als Chef gibt es nicht. Dafür sägen zu viele am Chefsessel und die schauen dann schon, dass sie im Sattel bleiben. :-D

Ein guter alter Choleriker ist und bleibt halt einfach besser zu durchschauen. :-))

stennadolny
16.08.2011, 23:24
So ist es.

Der "neue" Führungsstil wurde meist noch in den Ärzteschwemmezeiten sozialisiert und hat überhaupt keine Lust, seine eigene, perverse und dämliche Anpassungsleistung in der BRD auf einmal nicht mehr nach unten weiterzugeben.

Dazu kommt, daß sich kaum ein persönlichkeitsgesunder Mensch heute noch einen CA-Posten antut. Erstens aufgrund der Bezahlung, zweitens aufgrund der Allround-Verantwortung und drittens aufgrund der Verwaltungen und des Ärztemangels. Da ist man doch kolossal bescheuert, wenn man sich nochmals Probezeiten von 2 Jahren und mehr antut.....

Vernünftige Menschen gehen in die Niederlassung (falls möglich) oder ins Ausland bzw. in Alternative Berufsfelder. In den Kliniken bleibt häufig, nicht immer, der menschliche und fachliche Bodensatz.

Kenne etliche Beispiele aus dem völlig überrannten :-dance Fach Psychiatrie, wo CÄ in geistiger Umnachtung Kahlschlagmentalität und Kadavergehorsam in Kliniken einfordern, die am AdW liegen und ohnehin schon Probleme haben, Russen zu bekommen.......

IN Deutschland muß die personengebunde WB-Befugnis weg und die WB-Stellen müssen begrenzt sowie zertifiziert sein, damit die CÄ so richtig löhnen müssen bei Nicht-Ausbildung........

John Silver
30.08.2011, 01:38
Ob ein neuer Chef seine vollmundigen Ankündigungen auch durchsetzen kann, hängt sehr davon ab, ob die Verwaltung mitzieht - und das tut sie nicht immer.