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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Adrenalin und Blutdruck



xtra13
13.08.2011, 13:56
Hallo,
ich hab gerad gelesen, dass adrenalin den peripheren gesamtwiderstand SENKT.

aber ich weiß auch dass adrenalin den blutdruck steigert, dadurch das eine periphere vasokonstriktion stattfindet (also kleine arterien, arteriolen und auch venolen und venen verengen sich, dadurch steigt doch dann der widerstand?! und somit der druck. außerdem nimmt das blutvolumen im arteriellen system durch die verengung der venen zu, all das steigert den blutdruck. zusätzlich wirkt adrenalin ja auch noch positiv inotrop..). bis jetzt war mir alles klar, bin jetzt aber total verwirrt, weil adrenalin scheinbar den peripheren gesamtwiderstand verringert?! das würde ja wiederrum zu einer blutdrucksenkung führen?:-?
wer kann mir das erklären?
danke!
mfg

Alcumotativ
14.08.2011, 16:48
Adrenalin verengt die Gefäße der Haut und Schleimhäute. Jedoch erweitert es die Gefäße der Muskulatur und Herz. Somit wird der periphere Widerstand gesenkt zwar gesenkt, aber der RR steigt an. Es stellt die Blutverteilung so ein, um in Stresssituationen für mehr Muskeldurchblutung sorgen.

bremer
14.08.2011, 17:50
Es hat sich wohl eingebürgert, von "dem Blutdruck" zu sprechen, ohne näher zu klassifizieren, was man eigentlich meint. Kein Wunder, dass es dann zu Verständnisschwierigkeiten kommt.

Adrenalin erhöht den systolischen Blutdruck, da es das Herzminutenvolumen erhöht und senkt den diastolischen Blutdruck, weil es die zuführenden Blutgefäße der Muskulatur dilatiert.

Der mittlere Blutdruck bleibt ungefähr gleich bei erhöhter Adrenalinkonzentration.

Rico
14.08.2011, 23:19
Es hat sich wohl eingebürgert, von "dem Blutdruck" zu sprechen, ohne näher zu klassifizieren, was man eigentlich meint. Kein Wunder, dass es dann zu Verständnisschwierigkeiten kommt.

Adrenalin erhöht den systolischen Blutdruck, da es das Herzminutenvolumen erhöht und senkt den diastolischen Blutdruck, weil es die zuführenden Blutgefäße der Muskulatur dilatiert.

Der mittlere Blutdruck bleibt ungefähr gleich bei erhöhter Adrenalinkonzentration.Naja, ganz so einfach ist's auch wieder nicht:
Die Adrenalinwirkung hängt v.a. von zwei Dingen ab:
1. Der Dosis. In niedriger Dosierung vorwiegend auf die beta-Rezeptoren, je höher die Dosis, desto mehr überwiegt die alpha-Aktivierung.
2. Dem Verhältnis von alpha- und beta-Rezeptoren in den verschiedenen Gefäßabschnitten. Dadurch kann Adrenalin gleichzeitig z.B. an den Intestinalgefässen vasokonstringierend wirken, aber an den Extremitätenarterien vasodilatierend.

Ein erhöhter Adrenalinspiegel führt aber zu einem erhöhten Druck, auch der MAD, weil wir den RR ja nur peripher messen und nicht intestinal.

Sahni
14.08.2011, 23:22
Ich glaub auf den wichtigsten Punkt ist hier noch keiner eingegangen.

Es geht ja um den peripheren Widerstand. Wichtig ist, das Adrenalin affin für alpha und beta rezeptoren der Blutgefäße ist. In geringen Mengen bindet Adrenalin bevorzugt an die Beta Rezeptoren. Diese sorgen für eine Dilatation in den glatten Muskelzellen der Gewäßwände. Der totalperiphere Widerstand sinkt. Dadurch natürlich auch der diastolische Blutdruck.
Wirkt dagegen sehr viel Adrenalin gegeben/ausgeschüttet, kommt es auch vermehrt zum aktivieren der alpha rezeptoren (an die jetzt adrenalin zusätzlich bindet). alpha1 rezeptoren sorgen über den PK C und IP3/DAG weg für eine Kontraktion der Gefäßmuskulatur, wodurch auch der periphere widerstand sinken kann.

Also geringe mengen Adrenalin --> vasodilatation eher...

xtra13 glaube darauf wolltest du hinaus oder? :)

tpa
15.08.2011, 00:48
Hab allerdings kürzlich erst gelesen (glaub im medi-learn Skript), dass die beta-Rezeptoren in der Muskulatur nur einen äußerst geringen Einfluss auf den Gefäßtonus hätten, und die Vasodilatation dort in erster Linie auf die lokale Anhäufung von Metaboliten zurückzuführen sei...

bremer
15.08.2011, 01:28
Naja, ganz so einfach ist's auch wieder nicht:
Die Adrenalinwirkung hängt v.a. von zwei Dingen ab:
1. Der Dosis. In niedriger Dosierung vorwiegend auf die beta-Rezeptoren, je höher die Dosis, desto mehr überwiegt die alpha-Aktivierung.
2. Dem Verhältnis von alpha- und beta-Rezeptoren in den verschiedenen Gefäßabschnitten. Dadurch kann Adrenalin gleichzeitig z.B. an den Intestinalgefässen vasokonstringierend wirken, aber an den Extremitätenarterien vasodilatierend.

Ein erhöhter Adrenalinspiegel führt aber zu einem erhöhten Druck, auch der MAD, weil wir den RR ja nur peripher messen und nicht intestinal.

Es ist so einfach, wie ich sage. Und was du sagst, steht in keinem Widerspruch zu dem, was ich gesagt habe. Dass Adrenalin an den Intestinalgefäße kontrahiert, stimmt zwar, der Einfluss ist aber relativ gering sowohl was die Verteilung des Blutes angeht als auch der Einfluss auf den TPR.

Der MAD steigt ein wenig, aber nicht in dem Maße, wie der systolische Blutdruck. Eben weil der TPR sinkt. Das ist es, was ich ausdrücken wollte.

Deine Ausführungen stimmen natürlich, mir wird aber nicht ganz klar, warum du sie geschrieben hast ;-)

bremer
15.08.2011, 01:30
Ich glaub auf den wichtigsten Punkt ist hier noch keiner eingegangen.

Es geht ja um den peripheren Widerstand. Wichtig ist, das Adrenalin affin für alpha und beta rezeptoren der Blutgefäße ist. In geringen Mengen bindet Adrenalin bevorzugt an die Beta Rezeptoren. Diese sorgen für eine Dilatation in den glatten Muskelzellen der Gewäßwände. Der totalperiphere Widerstand sinkt. Dadurch natürlich auch der diastolische Blutdruck.
Wirkt dagegen sehr viel Adrenalin gegeben/ausgeschüttet, kommt es auch vermehrt zum aktivieren der alpha rezeptoren (an die jetzt adrenalin zusätzlich bindet). alpha1 rezeptoren sorgen über den PK C und IP3/DAG weg für eine Kontraktion der Gefäßmuskulatur, wodurch auch der periphere widerstand sinken kann.

Also geringe mengen Adrenalin --> vasodilatation eher...

xtra13 glaube darauf wolltest du hinaus oder? :)

Nein, den wichtigen Punkt habe ich bereits angesprochen.
Es geht darum, zwischen systolischen und diastolischen Blutdruck zu unterscheiden.

Sahni
15.08.2011, 07:22
Warten wir doch darauf, was xtra13 antwortet.
Das du etwas wichtige angesprochen hast, sicherlich, das wichtigste kan wohl nur xtra beantworten.
Da Rico aber 3-4 Minuten schneller als ich war und ähnliches geschrieben hat, glaube ich, dass ich gar nicht so falsch liege... :)

Rico
15.08.2011, 08:14
Es ist so einfach, wie ich sage. Und was du sagst, steht in keinem Widerspruch zu dem, was ich gesagt habe. Dass Adrenalin an den Intestinalgefäße kontrahiert, stimmt zwar, der Einfluss ist aber relativ gering sowohl was die Verteilung des Blutes angeht als auch der Einfluss auf den TPR.

Der MAD steigt ein wenig, aber nicht in dem Maße, wie der systolische Blutdruck. Eben weil der TPR sinkt. Das ist es, was ich ausdrücken wollte.

Deine Ausführungen stimmen natürlich, mir wird aber nicht ganz klar, warum du sie geschrieben hast ;-)Na weil die pauschale Aussage, dass Adrenalin den MAD nicht relevant beeinflusse, da sich die Änderung des diatolischen und des systolischen Blutdrucks angeblich aufheben eben nicht grundsätzlich stimmt - das mag in einem ganz geringen Dosisfenster mal der Fall sein, wenn sich beta und alpha-Effekte die Waage halten, aber gerade in hohen Dosen ist Adrenalin der potenteste Vasopressor, den es gibt und erhöht den Blutdruck ganz massiv. Deshalb u.a. auch der Einsatz bei der Rea (neben positiv inotroper Wirkung).

bremer
15.08.2011, 08:29
Na so wie ich xtra13 verstehe, geht es ihm aber um die Wirkungen des Adrenalins in physiologischen Konzentrationen. Und physiologisch kann die Konzentration nie so hoch werden, dass alpha-Rezeptoren vermehrt aktiviert werden.

Vielleicht meldet er sich aber auch noch und klärt uns auf...

xtra13
15.08.2011, 19:16
hi,
erst mal danke für die vielen antworten!
versuchs mal einfach zu halten. hab noch ein paar fragen, diese sind fettgedruckt, alles was nicht fettgedruckt geschrieben ist, gibt alles so wieder wie ich es verstanden hab. falls ich was falsch verstanden hab, bitte sagen^^

1. also.. ich hab mich bewusst weder auf das eine noch auf das andere bezogen, wusste ja nicht das adrenalin die rezeptoren je nach konz. besetzt. dachte die höheren konz. die z.b. bei rea vorliegen, würden das gleiche bewirken wie physiologische konzentrationen, nur eben verstärkt...

2. z.b. bei der adrenalinausschütung durch den sympathicus bei stress, steigt jetzt die adrenalinkonzentration. besetzt werden alpha 1 rezeptoren, die einer periphere vasokonstriktion bewirken (was heißt hier genau peripher? haut, schleimhaut, aber doch auch an den verdauungsorganen oder?), außerdem werden beta 1 rezeptoren besetzt, dadurch wird die kontraktionskraft und die frequenz des herzens gesteigert(hzv steigt) und beta 2 rezeptoren werden ebenfalls besetzt, was eine bronchodilatation bewirkt (und auch die dilatation in den muskelgefäßen oder wird diese durch beta 1 rezeptoren bewirkt?).
der sys rr steigt, das liegt hier aber nicht an der pheripheren vasokonstriktion, da die dilatation z.b. in den muskelgefäßen überwiegt und der periphere gesamtwiderstand sinkt, sondern an dem gesteigerten hzv, korrekt? und ist es korrekt, dass der diastolische rr hierbei sinkt, weil eben die kleinen gefäße in der periphere überwiegend dilatiert sind, weswegen ja auch der periphere gesamtwiderstand geringer ist?(was genau ist peripherer gesamtwiderstand überhaupt? gleiche frage wie zu periphere vasokonstriktion, was genau bedeutet peripher, in diesem zusammenhang, immerhin spielt die durchblutung der verdauungsorgane ja auch eine rolle und die sind doch nicht peripher?!)

3. in den konzentrationen, in welchen adrenalin bei der rea vorliegt, also 1mg alle 3-5 min., überwiegt dann die periphere vasokonstriktion, das heißt also der periphere gesamtwiderstand STEIGT in diesem fall und sinkt nicht wie es in niedrigen konzentrationen der fall ist, korrekt?
frage dies nochmal nach, weil sahni schrieb, dass der periphere widerstand SINKEN kann, müsste aber doch eig. heißen, dass er steigen kann oder?



[...]alpha1 rezeptoren sorgen über den PK C und IP3/DAG weg für eine Kontraktion der Gefäßmuskulatur, wodurch auch der periphere widerstand sinken kann.

Also geringe mengen Adrenalin --> vasodilatation eher...

xtra13 glaube darauf wolltest du hinaus oder? :)

nochmals danke für eure hilfe!

bremer
15.08.2011, 20:12
Adrenalin bewirkt immer dort eine Vasokonstriktion, wo sich alpha1-rezeptoren vorliegen, an den Stellen, wo sich beta-rezeptoren befinden, eine Vasodilatation. Bei sowohl alpha als auch beta in physiologischen Konzentrationen eine Dilatation, in unphysiologisch hohen Konzentration ein Kontraktion.

TPR ist der Widerstand im gesamten Körperkreislauf (peripher musst du hier etwas großzügiger sehen).

Fragen beantwortet?

Ps.: Ja, in Sahnis Zitat müsste es steigen statt sinken heißen.

Sahni
15.08.2011, 20:23
Jap, meinte steigen. :-oopss